Mittwoch, 30. Juli 2008

Australien: Roadtrip Barkly Highway via Stuart Highway to Mataranka

In eisiger Kälte sind wir auf dem Restplatz auf dem Barkly Highway erwacht und bereiteten uns schnell für die Weiterfahrt Richtung Mount Isa vor. Die Stadt war glücklicherweise nicht mehr all zu weit entfernt. Sie ist umgeben von Hügeln und ihr Wahrzeichen sind zwei riesige Schornsteinkamine und die Minen. Das Städtchen hat uns nicht besonders gut gefallen, aber wenigstens konnten wir hier noch günstig Diesel tanken. Wir erkundigten uns noch über Ersatzlampen, da ja eine anlässlich des Zusammentreffens mit einem Känguru den Geist aufgegeben hatte. Neue Lampen bekommt man nur im Duopack und der geschätzte Kostenpunkt liegt bei ca. AUD $ 150.00. Da wir im Moment eher auf low-budget aus sind, entschieden wir uns bis auf Darwin abzuwarten und dort die Notwendigkeit der Ersetzung nochmals zu überdenken.

So fuhren wir gegen Uhr von Mount Isa los Richtung Three Ways, was eine Strecke von 650 km ausmacht. Der Streckenabschnitt ist anfangs noch sehr interessant, doch nach ein paar hundert Kilometern hat sich das Auge an die Vegetation gewöhnt: Unendlich sich ausbreitende Grasslandschaften, an vereinzelten Orten mit Bäumen und dann wieder übersäht mit Termiten "Moulds". Kurz nach der Durchfahrt durch Camooweal gelangt man an die Grenze von Queensland und den Northern Territories. Hier ist die Schnelligkeitslimite 130km/h und der Dieselpreis schwindelnd hoch! Bis nach Three Ways zahlt man pro Liter Diesel mindestens AUD $ 2.24! Uns wurde gesagt, dass der Dieselpreis in Darwin tiefer sei, dennoch war es hier in Three Ways, wo wir einen neuen Rekord aufstellten und für gut 81 Liter AUD $ 182.00 bezahlten. Das tat weh :). Das Problem war auch, dass wir bis zu diesem Zeitpunkt mit einem komplett verstopften Luftfilter herumfuhren und die Pumpe für den Einspritzmechanismus mit Öl verschmiertem Dreck blockiert war. Nachdem Roberto ein paar Seiten im Manuel gelesen hatte und sich noch an die Konversationen mit Mario dem Supermechaniker erinnern konnte, blies er den Luftfilter mit der Luftpumpe aus und säuberte den Pumpenmechanismus. Leider riss das bewegliche Verbindungsstück des Ansaugschlauches zwischen dem Luftfiltergehäuse und dem Turboeingang fast vollends und eine weitere Rolle Klebestreifen musste herhalten.

Nach dem Reparieren des Autos war es dann auch schon wieder Zeit, unser Lager aufzuschlagen. Wir übernachteten in Three Ways im Threeway's Roadhouse Camping Ground für AUD $ und genossen die untergehende Sonne. Obwohl wir das nicht mehr erwähnten, aber seit wir Cape Tribulation verlassen hatten, wurden wir von wolkenlosem Sonnenschein begleitet und durften die Tage im mindestens 25° warmen Wetter verbringen. Das kam uns und den Sachen auf unserem Autodach sehr gelegen. Wir kochten uns Pasta und bereiteten uns für den nächsten Jump vor, welcher dann nur noch knapp 600 Kilometer sein würde. Darwin war schon in die Nähe gerückt und nur noch 1000 Kilometer von uns entfernt. Bei Three Ways treffen die wichtigen Strassen des Barkly Highways und des Stuart Highways zusammen, welcher von Darwin über Alice Springs bis nach South Australia führt. Da wir wirklich praktisch den ganzen Tag gefahren sind, gibt es auch hier nicht viel zu erzählen, aussser, dass kein Känguru mehr dran glauben musste.

Am nächsten Morgen haben wir wieder selber Brot gebackt und sind frühmorgens losgefahren in das ca. 560 km entfernte Mataranka. Der Weg dem Stuart Highway entlang ist extrem langweilig und man zählt die Kilometer rückwärts bis man über die wenigen Städtchen in die Oase Mataranka gelangt. Hier sieht man vermehrt Aborigines. Wir wollten eigentlich noch weiter fahren Richtung Darwin, aber irgendwie blieben wir hier hängen. Es ist wirklich so eine Art Oase und der natürliche Thermalpool, welcher als eine Art Bach durch die Dschungellandschaft fliesst, hat es uns sehr angetan. Zudem ist die anliegende Campinganlage "Mataranka Homestead" sehr schön umgeben von Palmen. Wir haben uns dann irgendwann entschieden, dass es sowieso etwas zu spät ist, um weiter zu fahren und haben dann die AUD $20.00 für einen Campingplatz bezahlt. Unabhängig davon, ob man zahlender Gast ist oder nicht, kann man Gebrauch des natürlichen Thermalbades machen. Dieser Thermalpool mit kristallklarem Wasser (34°) liegt idyllisch inmitten von Palmen und ist 24 Stunden geöffnet; zwangsläufig :). Wir haben uns natürlich sofort in das Wasser begeben und sind dem Bach Richtung Weiher gefolgt, in welchem es anscheinend manchmal Krokodile drin haben soll. Mich hat das nicht so sehr aufgehalten und ein paar andere Australier auch nicht wirklich und wir schwammen ein wenig in dem Weiher umher. Die Leute der Anlage stellen immer wieder Fallen und versuchen die Krokodile vom Weiher fern zu halten und somit ist die Gefahr wirklich sehr klein, auf ein Krokodil zu treffen. Nichtsdestotrotz verirrt sich immer wieder einmal eines in den Pool; unser Vorteil ist jedoch, dass es sich um Süsswasserkrokodile handelt, welche im Vergleich zu ihren Salzwasserkollegen als eher ängstlich einzustufen sind. Sebnem blieb draussen und betrachtete das Geschehen aus sicherer Entfernung und sichtete dafür als erste eine kleine Schildkröte, die sich offensichtlich in ihrem Schönheitsschlaf gestört fühlte und mal so kurz an die Wasseroberfläche des Sees schwamm, um zu gucken, was denn ihn ihrer Umgebung Aufregendes los sei. Leider konnte ich sie nicht fangen, da diese Dinger, wenn sie klein sind, sehr scheu sind und im trüben Wasser braucht sie nicht weit zu kommen, bis ich keine Chance mehr habe, ihr zu folgen. Zudem wollte ich meine Arme und Hände aus hoffentlich verständlichen Gründen nicht zu weit in die Mangrovenwurzeln am Ufer entlang hineinstrecken.

Nachdem wir uns tüchtig gebadet und jeden Winkel erkundet hatten, wurden wir auf ein Schild mit "car wash" aufmerksam und ich fragte bei der Bar kurz nach, was es mit dem auf sich hat. Die Lady meinte nur, dass wir unser Auto waschen können und ich war etwas verdutzt, denn im Normalfall herrscht in Australien im Outback extreme Wasserknappheit. Als ich dann realisierte, dass pro Tag 10 Millionen Liter Wasser aus dieser warmen Quelle fliessen, fuhren wir schnurstracks zum Ort und fingen an unser Auto zu waschen. Wir mussten zuerst noch den Schlauch reparieren, aber wuschen sicherlich gut eine Stunde unseren Landcruiser mit konstant 34° warmen Wasser durch und durch. Nach getaner Arbeit blitzte unser Auto wieder, als ob es frisch ab Presse kommen würde; zumindest für uns.

Wir kochten uns eine Pasta und assen unser Mahl den malerischen und dramatischen Sonnenuntergang am Horizont verfolgend. Ich überredete Sebnem nochmals mit mir in den Thermalpool baden zu kommen, zumal es bei totaler Finsternis ein noch spezielleres Erlebnis ist. Sie zögerte ein wenig, kam dann doch mit und wir genossen unser Bad im warmen fliessenden Bach im Dschungel mit Blick auf einen wunderschönen klaren Sternenhimmel. Andere Pärchen werden uns vielleicht zustimmen, dass dies ein speziell guter Ort für ein wenig Zweisamkeit ist bei Nacht :).

Das Gebiet um den Pool herum ist zur Sommerzeit Brutort der "Little Red Flying Fox", eine Art fliegender Hunde. Diese kommen dann zu Hunderten und hängen sich in den Wipfeln der Bäume und Palmen und hinterlassen durch ihr Gewicht ein Bild der Zerstörung wie nach einem Taifun, da sie sämtliche Palmenwedel herunter reissen. Dies erlaubt es dem Dschungel sich zu reorganisieren und andere Pflanzenarten bekommen eine Chance zu wachsen, da nun endlich wieder Sonnenlicht auf den Boden trifft. Generell sind die Struktur und der Mechanismus des Überlebens und Zusammenlebens der Organismen eines Urwaldes höchst interessant. Ich frage mich manchmal, wie viel dieser Strukturverläufen des Urwaldes sich in unseren urbanen Sozialverhaltensweisen widerspiegeln. Eventuell gäbe es interessante Parallelen zwischen der Dynamik der soziotechnischen Elemente einer heutigen Grossstadt und der biologischen Evolution eines Urwaldverbundes. Nur so als kleines Beispiel: Im Dschungel findet man immer wieder solche Trittbrettfahrer, welche sich an einen Baum hängen und so schneller parasitär zu Sonnenlicht und Wasser gelangen oder es gibt Pflanzen, welche andere über Jahrtausende regelrecht verschlingen; in der heutigen Zeit oft bei feindlichen Firmenübernahmen zu beobachten.

Und wieder einmal bin ich sinnlos abgeschweift. Wir sind nur noch knapp 350 km von Darwin entfernt, wenn man dem Stuart Highway folgen würde. Wir haben uns jedoch entschieden es locker anzugehen und mindestens noch den Umweg durch einen der grössten Nationalparks der Welt zu gehen, den Kakadu Nationalpark. Dazu jedoch mehr im nächsten Bericht.

Die Bilder des Badespasses sind hier verewigt: