Um den Daintree Nationalpark auf der Seite von Cape Tribulation zu besuchen, muss man vorerst den Daintree River mit einer Fähre überqueren (AUD $ pro Weg). Dieser 140 km lange Fluss ist das Zuhause von Salzwasserkrokodilen und es werden Flusstouren für die Neugierigen angeboten, bei welchen man Krokodile in ihrem natürlichen Habitat beobachten kann.
Nach der Überquerung fährt man einer wunderschönen durch den Regenwald führenden Strecke entlang. Dieser Strassenabschnitt ist ohne Probleme befahrbar, jedoch nur bis nach Cape Tribulation. Weiter kommt man ohne einen Vierradantriebwagen eher nicht. Cape Tribulaton ist ein kleines im Daintree Nationalpark liegendes Dörfchen und eine beliebte Touristendestination. Hier treffen der Regenwald und der Great Barrier Reef zusammen. Die Stadt wird mit dem Slogan "where the rainforests meets the reef" vermarktet und ist tatsächlich sehr beeindruckend. Cape Tribulaton, oft auch verkürzt Cape Trib genannt, ist ein kleines Dörfchen, welches seine Grösse über die Jahre hinaus behalten hat. Natürlich dürfen Tourangebote (welche sogar in der Pharmazie bei Kelly gebucht werden können) für die Touristen auch hier nicht fehlen: von Canopy-, über Kanu- bis zu Night-Walkingtouren. Eine "Night-Walkingtour" hört sich interessant an und wir waren uns nicht sicher, ob es sich lohnen würde, sich einer Tourmasse anzuschliessen. Die Idee mit einer Touristenkolonne durch den Regenwald zu trampeln, hat uns nicht zu 100 % überzeugt. Viel lieber hätten wir einen Einheimischen gefunden, der uns eine private Tour angeboten hätte. Leider müsste man ein solches Arrangement über einige Barbesuche organisieren und so viel Zeit und Geld hatten wir nicht.
Für den Abend war es geplant im Campingplatz von Noah zu übernachten. Dort angelangt wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass man ohne Vorbuchung in diesem Campingplatz nicht übernachten darf. Was für ein Witz! Unser Mobiltelefon hatte wieder mal keine Netzverbindung und somit mussten wir in das nächstgelegene Tourbüro fahren, um uns über die Campingmöglichkeit zu informieren. Uns wurde sodann harsch mitgeteilt, dass dieser Campground bereits voll sei (obwohl bei unserer Ankunft mindestens die Hälfte der Plätze noch frei waren). Der Dunkelheitseinbruch machte sich bemerkbar und wir waren auf der Suche nach einer Schlafmöglichkeit. Wir informierten uns beim örtlichen Caravanpark über die Preise, jedoch wollten wir den horrenden Preis von AUD $ 30.00 für eine "unpowered-site" nicht bezahlen.
So kam Roberto noch in den Sinn, jemanden in Cape Tribulation zu kennen. Vielleicht könnt ihr Euch noch an Marty aus Brisbane erinnern. Er hat einen Onkel namens Sean in Cape Tribulation, der seit über 18 Jahren dort lebt und sich hier eine Existenz aufgebaut hat. Marty hat uns gegenüber mehrmals erwähnt, wir sollen ihn kontaktieren, sobald wir in Cape Trib angelangen, da wir mit grösster Wahrscheinlichkeit bei seinem Onkel Sean übernachten könnten. Nach ein paar Telefonanrufen hatten wir Sean am Telefon und versuchten herauszufinden, was für ein Typ er ist, und ob wir bei ihm campen können. Es stellte sich heraus, dass er gerade Besuch aus Neuseeland hatte und uns wir uns gerne am nächsten Tag auf seinem Grundstück begeben können.
Da es sowieso schon dunkel war, entschieden wir uns auf dem 150 Meter entfernten Parkgelände zu übernachten. Den Tipp bekamen wir von Kelly von der Pharmazie. Natürlich war es nicht erlaubt hier zu campen, aber wir nahmen das Risiko auf uns. Im Verlauf des begab sich noch ein kleiner Mietcaravan auf das Gelände, deren Insassen auch die Entscheidung getroffen hatten, hier zu übernachten. Was uns aber nicht bewusst war, war die Tatsache, dass zwischen und Uhr die täglichen Nachtouren über das Parkgelände führten. Die Leute haben sich aber an uns nicht gestört und liefen mit ihren Taschenlampen in der Dunkelheit fröhlich auf ihrer Entdeckungsreise weiter.
Am nächsten Morgen sind wir früh aufgestanden und haben uns den wunderschönen Sonnenaufgang am Strand zu Gemüte geführt. Auf dem Rückweg sind wir via dem "Dubuji Boardwalk", einem vorgefertigten Track durch einen Teil des Regenwaldes, gelaufen. Viel Neues haben wir hier nicht gesehen, die Vegetation ist dieselbe wie wir sie in Mission Beach bereits gesehen haben. Abgesehen von diesem Track, gibt es noch weitere interessante "Walks" im Daintree Nationalpark. Der Daintree Nationalpark 80km nördlich von Cairns gelegen wird als eines der biologisch diversesten Gebiete der Welt angeschaut und ist das Zuhause vieler antiken und raren Arten von Lebewesen (zum Beispiel das "Bennett's Tree Känguru" oder das "Daintree River Ringtail Possum"), welche nirgendwo sonst gefunden werden. Er ist der älteste Regenwald der Welt und hier herrscht das feuchteste Klima Australiens (Sean, der seit 17 Jahren in diesem Gebiet wohnt, erwähnte, dass es gut einmal einen Monat durch regnen kann); bis zu 6 Meter Regen fallen pro Jahr. Die Kuku Yalanji sind die traditionellen Besitzer und Bewohner des Gebietes, welches sich von nahezu Cooktown bis südlich nach Mossman und westlich zum Palmer Fluss erstreckt. Zudem besitzen viele Teile der Landschaft eine spirituelle Bedeutung.
So machten wir uns am Morgen nach einer Dusche bei PK's (Hotelanlage direkt im Zentrum) auf den Weg zu Sean. Es stellte sich hinaus, dass Sean und sein Freund aus den Jugendzeiten im Prinzip – abgesehen von der Sauferei – lustige Zeitgenossen sind. Sean meinte, wir können gerne auf seinem Grundstück campen und ein Feuer machen. Er war anfangs wohl ein bisschen skeptisch, was für Leute Marty zu ihm sendet. Er hat vor nicht all zu langer Zeit einer Horde von jungen Leuten auf seinem Grundstück erlaubt, die Nacht zu verbringen. Es handelte sich dabei um Jungs, welche anlässlich des Tods einer ihrer Kumpel hier zusammenkamen. Die Treffen artete nach viel Alkohol mit einem gefährlichen Axtwerfen aus. Sean musste hier eingreifen und dafür sorgen, dass es keinen weiteren Todesfall gibt. Aber mit uns beiden musste er sich keine Sorgen machen:). Wir verbrachten mehr oder weniger den Tag bzw. den Abend mit den beiden älteren Herren und bekamen lustige Geschichten erzählt und wurden Zeugen, wie sich zwei Herren ein Bier nach dem anderen kippten und sich zum Affen machten. Sean meinte, dass er eigentlich nicht viel trinke, aber durch den Umstand des Besuchs seines Kollegen, mit ihm trinke. Irgendwann schafften wir es, uns vom Saufgelage zu entfernen, ohne unhöflich zu sein und wurden mit einem Gejohle von den beiden, die im Duett Jonny Cash's "Ring of Fire" sangen, in die Dunkelheit verabschiedet.
Sean wohnt seit über 18 Jahren in Cape Tribulation und gehört wohl zu der Gruppe, der am längsten hier lebenden Leute. Sein Grundstück und die Lage sind einfach herrlich! Vom palmenreichen Garten aus ist man in ein paar wenigen Schritten am Meer. Man hat hier seine absolute Ruhe und muss sich nicht über lärmende Nachbarn aufregen. Nur das Wetter ist in der Nasssaison doch sehr feucht. Sean erzählte uns noch einiges über die Vergangenheit des Dörfchens und meinte, dass der Tourismus erst vor ein paar Jahren richtig ausgebrochen sei. Lange Zeit sei die Strecke von Cape Trib zum Daintree River nicht mit einem 2WD erreichbar gewesen. Seit diese Strecke geteert wurde, tummeln sich Jahr für Jahr immer mehr Touristen hier ein. Früher seien es nur die Israelis, die Briten und die Deutschen gewesen, die den Weg nach Cape Trib gefunden hätten.
Uns hat das Gebiet um und in Cape Trib ausserordentlich gut gefallen. Wir wären gerne noch ein paar Tage bei Sean geblieben, mussten jedoch weiter, da wir in den kommenden 10 Tagen noch 3'000 km vor uns hatten. Irgendwann auf dem Weg in den Norden hatten wir uns entschieden, nun doch nach Darwin zu fahren, ein Unterfangen, welches sich als etwas diffizil herausstellen würde.