Von Clearview haben wir uns früh morgens auf den Weg Richtung Airlie Beach gemacht, die Durchgangsstadt zu den Whitsunday Inseln. Im Prinzip wollten wir noch einen Besuch im Eugnella Nationalpark ablegen, welcher 80km westlich von Mackay liegt. Leider war das Wetter auch am heutigen Tage absolut nicht zu unsern Gunsten und vermieste unsere Laune auf den Nationalpark. Der Nationalpark ist u.a. dafür bekannt, "Platypusse" observieren zu können wie auch viele Vogelarten. Da wir uns für einen Platypus interessierten, war es der Hauptgrund, wieso der Nationalpark uns ins Auge stiess.
Jedoch 80 km an einen Ort zu gelangen, wo es kalt ist und regnet, war es uns nicht wert und wir machten uns sodann definitiv Richtung Airlie Beach, wo wir auf ein bisschen Sonne hofften.
Bei Mackay haben wir uns nur noch einige Infos bezüglich der Whitsundays Inseln eingeholt, aber haben uns dann schnell dazu entschieden, nochmals bei Ankunft am Airlie Beach zu fragen. Die Leute waren nicht so informiert über die Angebote und gaben uns etwas widersprüchliche und unmögliche Antworten auf unsere Fragen.
Airlie Beach kann man nicht verfehlen. Bereits 20 km vor Erreichen des Städtchens wird man auf der Autostrasse mit zig Plakaten für Whitsunday konfrontiert. Die Stadt ist bestes Beispiel für eine absolute Touristenstadt und auf der einen Hauptstrasse finden sich ausschliesslich Reiseagenturen, die um die Touristen buhlen.
Die Whitsundays bestehen aus 74 Inseln und sind vom Great Barrier Reef geschützt, welches mit 2000 km Länge das grösste Riff der Welt ist. Jährlich besuchen 800'000 Touristen die Whitsundays und somit ist es wohl eine der Hauptdestinationen eines Australien Bereisenden. Egal ob man auf Budget oder Luxus aus ist; es gibt für jedes Portemonnaie eine Option. Die Wahl einer entsprechenden Tour ist nicht einfach. Die Whitsundays Inseln sind nämlich nur mit dem Boot oder mit dem Flugzeug erreichbar. An Bootstouren gibt es ungemein viel Auswahl. Zuerst entscheidet man sich, wie lange man auf den Inseln bleiben möchte und dann entscheidet man sich für eine entsprechende Tour. Je nach Wunsch und Ziel kann man zwischen einer Eintagestour, Mehrtagestouren (mit Schwerpunkten Sailing, Fishing, Diving, Fun) oder einem Helikopterflug über die Inseln entscheiden. Bei einer Eintagestour muss man zwischen AU $ 100 – 130 rechnen (je nach Grösse und Fahrt). Eine Mehrtagestour schlägt einem mit ca. AU $ 350 – 600 zu Buche. Der Helikopterflug, ein absolutes Highlight kostet je nach Dauer zwischen AU $ 200-700 / Person. Schlussendlich bieten die meisten Touren dasselbe Programm an: Whitehaven Beach und an einem der Reefs schnorcheln oder tauchen. Auch ist es möglich ein eigenes Boot zu mieten (Harbour Side Boat Hire, Tel: 07 4946 9330; Angebote auch für diejenigen, die keine Bootslizenz besitzen).
Wir kamen also in Airlie Beach an und versuchten uns einen Campervan Park auszusuchen. Wir hatten eine Liste der möglichen Anwärter und fuhren einfach der Hauptstrasse entlang, bis wir einige davon fanden und fragten dann einfach nach, wie viel denn die Übernachtung kosten würde und eventuell das Parkieren des Autos, im Falle einer mehrtägigen Tour. Der 4.5 Stern Camperpark verlangte satte AUD $39.00 pro Nacht für eine "powered site". Wir trauten unserem Gehör nicht recht. 39, um unseren Landcruiser zu parkieren, in welchem wir auf 2.5 Quadratmeter schlafen? Wir fuhren weiter, aber es muss hier natürlich erwähnt werden, dass nur schon der Eingang und Empfang des Campervan Parks wohl zum Edelsten zählen muss, was ich je gesehen hatte für so ein Etablissement. Danach fuhren wir in den SeaBreeze Park, welcher von einer Deutschen geführt wird, die ihn jedoch in einem Monat verkaufen wird und sich dann der Malerei widmen möchte. Sie lebt schon seit 28 Jahren in Australien, besitzt aber immer noch den typischen deutschen Akzent, den die Deutschen wohl nie wegkriegen, wenn sie Englisch sprechen. Auf all' meinen Reisen habe ich bis jetzt erst zwei deutschstämmige Damen getroffen, die absolut perfekt und akzentfrei Englisch sprechen können. Bei den meisten Deutschen oder auch Schweizer Touristen hört man ihre Herkunft schon beim ersten Satz oder wenn sie versuchen "hi!" oder "hello!" zu sagen. Anyway, ich bin wieder einmal abgeschweift: Hier beim Seabreeze Park kriegten wir eine Offerte für AUD $28.00, entschieden uns aber, dennoch weiter zu suchen. Die Suche, um es kurz zu halten, war sinnlos. Alle anderen verlangten über 30 Dollar und so entschieden wir uns zurück zu fahren zum Campervan Park Seabreeze. Wir checkten ein, bauten uns ein Vorzelt auf und machten es uns bequem in unseren Stühlen, gerade rechtzeitig als es zu regnen begann. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht erahnten, war, dass es für die nächsten 24 Stunden nicht mehr aufhören würde zu regnen. Wir haben noch reichlich Hilfe gekriegt von einem sehr netten Mann aus Victoria, der gerade auf Durchreise war und Jobsuche.
Es regnete dann die ganze Nacht durch und am Morgen regnete es immer noch. Wir entschieden uns, obwohl es uns wirklich nicht mehr wohl war auf dem Campingplatz, eine Nacht länger zu bleiben und die Tour am darauf folgenden Morgen zu buchen. Wir wollten eigentlich schon verschwinden, ohne die Whitsunday Inseln zu besuchen, denn der Touristenstrom und das Wetter waren einfach zu übel. Sebnem hat dann viel gelesen und ich habe die Zeit mit Berichteschreiben zugebracht. Fast alle Neuseelandberichte sind jetzt endlich geschrieben und müssen nur noch hoch geladen werden. Am Nachmittag fuhren wir dann noch in die Stadt, um die Tour zu buchen, welche wir telefonisch bei Simone von der Mantaray Organisation reserviert hatten. Danach entschieden wir uns, Fish'n'Chips essen zu gehen, da Sebnem, und diejenigen die sie kennen, werden es wohl kaum glauben, sicherlich zwei Male schon an diesem Tag erwähnte, wie sehr sie doch Lust hätte, Fisch zu essen. Ja ja, ihr lest richtig, Sebnem hatte unglaublich viel Lust auf einen Fisch J. Nebst anderen Dingen, die sich bei ihrer Esskultur geändert haben, ist Fisch mittlerweile auch auf ihrem Speiseplan, wo sie doch früher kaum zuschauen konnte, wenn ich Fisch ass. Unnötig zu erwähnen, dass es immer noch aus Kübeln goss. Wir schauten uns noch den australischen Film Noise an, welcher eigentlich ziemlich lustig wäre, wenn er nicht so lange Schnittsequenzen hätte, die Kunst darstellen sollten. Ein Beispiel: Es gibt ein sicherlich 15 Sekunden Pan und minimalen Zoom auf den Polizisten, welcher an Tinnitus leidet und auf dem Bett liegt, ohne Ton. Viel zu langer Schnitt und neigt für mich daher zu übertriebenem Arthouse. Aber die Dialoge sind typisch australisch und zwischendurch sehr amüsant. Die schauspielerische Leistung zeigt grosse Differenzen zwischen den einzelnen Darstellern, wobei der Protagonist seine Rolle als "versiffter" Polizist, der eigentlich keiner sein will, überzeugend spielt. Jedenfalls sind wir dann doch noch eingeschlafen, nicht aber bevor ich noch meine Finger in der Autotür einklemmte, weil ich aus Langeweile versuchte, die Autotür von innen her mit dem Fuss zuzumachen und mich dabei an der Türöffnung als Gegenhalt festhielt; ich verspürte seit langer Zeit nicht mehr so einen heftigen Schmerz und Sebnem meinte zuerst, ich hätte ein paar Finger verloren. Irgendwann hörte das Surren an den Fingerbeeren auf und ich konnte übermüde einschlafen im Takt des Regens.
Wir entschieden uns ja am Vortag für eine Eintagestour mit der Mantaray zu machen, die Whitehaven Beach anfährt (Hill Inlet Lookout) und den Mantaray Bay. Kostenpunkt: AUD $ 130.00 / Person. Zusätzlich hat man die Option zu tauchen (1 Tauchgang = AUD $ 65.00, 2 Tauchgänge = AUD $ 100.00). Als wir aufwachten, schien es wenigstens zu regnen aufgehört zu haben.
Von John, einem Niederländer wurden wir am Morgen beim Campingeingang mit einem Büschen abgeholt. Wir warteten mit zwei Holländern auf den Bus, der uns dann in die Marina brachte. Dort warteten schon die anderen 32 Leute und die Crew: Captain Splash mit: 2 Deutschen Frauen als Matrosen, Sess & noch eine (deren Namen ich nicht mehr weiss), und dann Luke, der Bootsmann und Divemaster. Die Begrüssung folgte auf dem Boot und ein Kaffee mit Kuchen wurde serviert; dann ging es los. Das Wetter war extrem verhangen, bewölkt und es schien als würde es in den nächsten Minuten losregnen. Aber es hielt.
Wir fuhren zuerst zum Whitehaven Beach, wo wir zum Lookout Punkt marschierten und die viert meist fotografierte Sehenswürdigkeit Australiens in einer Schlange stehend fotografierten von einer Plattform herab. Leider war das Wetter etwas zu wolkig, dennoch gab es interessante Fotos. Danach sind wir an den Strand gewatschelt und haben uns ein Plätzchen gesucht, weg vom Menschenstrom. Der feine weisse Sand war schon beeindruckend, aber wir haben dies schon an vielen anderen Orten so gesehen. Interessant ist jedoch, dass es Whitsunday zu so einer Touristenmaschine geschafft hat.
Wir wuschen Sebnems Ring und wateten knöcheltief bis zu der interessanten Steinformation. Dort schossen wir ein paar Modellfotos von Sebnem (sorry, die laden wir hier nicht ins Internet, zu persönlich) und warteten auf die Sonne. So langsam fing sich an ein Loch im Himmel zu öffnen und die ersten Strahlen drangen durch die Wolkendecke an den Strand. Wir schossen noch ein paar Fotos bevor wir dann schon wieder den Rückweg Richtung Boot antreten mussten, auf welchem in der Zwischenzeit das Mittagessen zubereitet wurde. Es bestand aus einem reichhaltigen Salatbüffet mit kalten Hühnchen und Brötchen und einem grosszügigen Aufschnittangebot; die Getränke wurden separat verrechnet. Wir schlugen uns die Bäuche voll und entschieden uns zu einem Tauchgang, da wir die einzigen waren, welche ein Tauchzertifikat besassen auf dem Boot. Das bedeutete, dass Sebnem und ich alleine mit einem Divemaster einen Tauchgang machen konnten. Obwohl wir erst nicht tauchen gehen wollten, aber trotzdem schon unsere Wetsuits mitgenommen hatten, entschieden wir uns dennoch zu einem Tauchgang. Das Wetter war auch noch nicht wirklich der Hammer, was der Entscheidung auch noch ein wenig nachhalf.
Beim Mantaray Bay angekommen, ankerten wir und schon sprangen Sebnem, Luke und ich ins Wasser und tauchten ab in die Unterwasserwelt. Der Tauchgang war komischerweise sehr kurz (vermutlich wegen der Kälte und einigen Bemühungen uns mit neuen Geräten auszubalancieren) aber wir sahen uns trotzdem die wunderschönen Korallenformationen an. Mehr gab es eigentlich auch nicht zu sehen, denn an Fischen war das Riff nicht so reichhaltig. Einige Anemonenfische, Wrasse und Butterfly Fische und dann vereinzelt ein paar seltenere Arten. Die Sichtweite war etwa 10-12 Meter und für uns Tahiti und Fidschi verwöhnten Taucher nicht gerade der Hammer. Auch die Wassertemperatur von 22.7° schien uns etwas zu schaffen. Für mich war es jedoch eines der schönsten Riffe, die ich je gesehen hatte, noch vielfältiger als bei den San Blas Inseln oder den Orten, wo wir in Tahiti oder Fidschi getaucht sind. Hätte die Sonne noch mehr geschienen und wäre die Sichtweite besser, wäre das eine Farbenpracht ungeahnter Ausmasse gewesen.
Die anderen Leute hatten entweder die Möglichkeit ein Schnuppertauchen zu absolvieren oder ein wenig zu schnorcheln. Die Wetsuits wurden an Board vermietet. Als wir von unserem Tauchgang zurückkehrten fing es endgültig an heiterer zu werden und die Wolken verzogen sich und bildeten Schönwetterwolken. Es wurde angenehm war und wir alle wünschten uns, dass wir dieses Wetter den ganzen Tag gehabt hätten. Jedoch habe ich noch vergessen das Highlight des Ausflugs zu erwähnen, welches die AUD $ 130.00 pro Person für uns wert gewesen sind. Wir haben nämlich tatsächlich einen Wal gesehen, als wir vom Whitehaven Beach Richtung Mantaray Bay geschippert sind. Luke erklärte Sebnem und mir gerade bei einem Briefing den bevorstehenden Tauchgang, als er wie von einer Tarantel gestochen aufsprang und aufs Meer zeigte: Wal in Sicht! Ich schnappte mir die Kamera und die grosse Linse, hechtete durch die Menschenmenge Richtung oberes Deck und rief Captain Splash zu, dass er doch das Boot anhalten solle, da ein Wal in der Nähe sei. Aber der Wal verschwand. Splash meinte, dass er noch ein Weilchen warten würde, um zu sehen, ob der Wal zurückkommen wird. Und wie er das tat. Gut 3-4 Minuten später tauchte er auf der anderen Seite auf und zeigte sich von weitem durch einen eleganten Flossenschlag abtauchend. Doch etwas war beim Abtauchen schon speziell und wir rätselten, was es wohl sein könnte, als sich vor uns plötzlich das Meer öffnete und der Wal wie durch magische Kraft in die Höhe getrieben gegen den Himmel sprang. Vor Aufregung konnte ich die Kamera nur noch in die Richtung halten, aber weder fokussieren noch zoomen, habe aber dank der Sporteinstellung trotzdem noch akzeptable Fotos von einem aus dem Wasser springendem Wal geschossen. Und so was passiert uns auf einer Whitsunday Rundfahrt, wo wir doch nicht einmal für eine Whale-watching Tour bezahlt hatten J. Wir waren alle überglücklich und da ich wohl der einzige schien, der auf dem Boot die Kamera rechtzeitig noch in die Richtung des unglaublichen Schauspiels hielt, meldeten sich gleich darauf zwei Leute, die unbedingt eine Kopie der Fotos wollten.
Für uns war dies das Highlight der Tour, denn solch weissen feinen Sandstrand hatten wir schon oft gesehen, ohne dafür bezahlen zu müssen und erst noch ungestört alleine. Die Unterwasserwelt war auch nicht gerade berauschend, abgesehen von den Korallenformationen. Dem Wetter kann man ja keine Schuld geben und das Boot und die Crew waren ansonsten auch sehr zufrieden stellend. Captain Splash vom unserem Mantaray Boot ist übrigens der Mann, welcher von allen Captains, die die Whitsunday Inseln befahren, am meisten in diesen Gewässern herumgeschippert ist. Ein sehr umgänglicher und friedlicher Mensch mit viel Sinn für Humor und einer ungebändigten Liebe für die Whitsunday Inseln.
Wir kehrten gegen Uhr zum Hafen zurück und wurden direkt von John mit seinem Büschen abgeholt und wieder zurück zu unserem Campingplatz gefahren. Wir waren sehr glücklich diese Tour gemacht zu haben, zumal wir heute seit genau einem Jahr zusammen um die Welt reisen und als kleines Dankeschön die Rarität eines aus dem Wasser springenden Humpback Wales zu sehen und erleben.
Die Bilder zeugen von einem erlebnisreichen und wunderschönen Tag: