Nach unserem Ausflug auf die Whitsundays Inseln, ging es am nächsten Morgen bereits wieder weiter in den Norden. Bevor wir aber Airlie Beach verliessen, fuhren wir noch in den Conway Nationalpark, welcher grösstenteils von Regenwald abgedeckt ist, um von dort aus zum Aussichtspunkt Mount Rooper (2.4 km) zu gelangen. Wir waren ganz alleine unterwegs und hatten vom Aussichtspunkt einen herrlichen Panoramablick über die Whitsundays Inseln. Im Übrigen wurden die Whitsundays Inseln vor Millionen vor Jahren durch vulkanische Aktivitäten geformt (während der letzen Gletscherzeit vor 3'950'000 Jahren war die Meereshöhe um einiges tiefer als heute. Dörfer und tief liegende Gebiete wurden sodann überflutet, was dazu führte, dass die hohen Bergspitzen als Inseln geformt wurden).
Nach unserem einstündigen Ausflug auf den Mount Rooper machten wir nur noch kurz Halt in einem Warenhaus und deckten uns noch mit einem speziellen Verlängerungskabel für Caravans ein (15 Ampere). Ausgerüstet und die Sonne auf uns scheinend, machten wir uns wieder mit vollem Elan Richtung Bowen. Bowen ist von Airlie Beach aus schnell erreicht und ist bekannt für seine Mangos und Tomaten. Der Grund für unseren Halt in Bowen sind in erster Linie die wunderschönen Strände, die man in allen Prospekten unter die Nase gehalten bekommt. Auch gemäss unserem Guidebook befinden sich in Bowen einige der schönsten Strände der ganzen Ostküste. Nun, natürlich wollten wir das nicht auf unserem Roadtrip missen und statteten dem kleinen Städtchen ein Besuch ab. Zuerst machten wir Halt am berühmten kleinen Horseshoe Bay, welcher einen auf eine Runde Schnorcheln einlädt. Der Der knapp weisse Sandstrand ist wirklich schön, aber für unseren Geschmack bereits zu touristisch bzw. voll mit Leuten. So liefen wir nur kurz am Strand entlang und fuhren dann zu einem nahe liegenden Beach namens Gray Bay und bräunten uns an der Sonne auf ein paar grossen Steinen liegend. Endlich haben wir es geschafft und haben gutes und schönes Wetter. Den Regen haben wir nun hoffentlich definitiv hinter uns gelassen und wollen am liebsten bis wir in der Schweiz zurück sind, nichts mehr vom Regen wissen :).
Wir haben danach noch die anderen Strände Bowens angeschaut, unter anderem die Rose Bay, welche ein Touch ruhiger ist als die Horeshore Bay. Nichts gegen Bowen, aber so beeindruckt haben uns die Strände auch wieder nicht. Wie schon öfters gesagt, sind wir nun was Strände anbelangt, viel zu verwöhnt. Zudem ist es halt schon meistens so, dass wenn alle Guidebücher erwähnen, dass man unbedingt dort hin muss, alles schon so zertrampelt und ausgebaut ist, dass es für uns kaum mehr einen Reiz birgt. Nun, zwischen Brisbane und hier sind dies wohl wirklich die ansehnlichsten Strände, aber nur schon bei low tide sehen sie überhaupt nicht mehr einladend aus, weil dann der braune weiche Gestein/Sandboden zum Vorschein kommt.
Unser Ziel ist es einfach vorwärts zu kommen, und so fuhren wir noch am selben Tag ca. 170 km und gelangten zum Bowling Green Bay Nationalpark. In der Stadt Ayr haben wir keinen Halt gemacht, obwohl es uns sehr gereizt hätte, uns dort bezüglich Tauchgänge zu informieren. Von hier aus kann man Wreck-Diving (Wrack-Tauchen) machen, bzw. zu einem der anscheinend weltbesten Wreck-Diving Spots gelangen. Es handelt sich hierbei um ein 109 Meter langes sehr gut erhaltenes Wrack namens S.S. Yongala, welches im Jahre 1911 sank. Dieses Wrack ist heute das Zuhause von vielen Meeresbewohnern. Der Kostenpunkt von AUD $ 200.00 / Person für zwei Tauchgänge hat uns dann davon abgehalten, uns diesbezüglich überhaupt zu informieren. Für Interessierte hier die Kontaktangaben des Tauchshops: Yongala Dive, Tel.: (07) 4783 1519 . Sollten wir in der Zukunft wieder an die Ostküste Australiens gelangen, würden wir diesen Tauchgang definitiv machen wollen.
Während der Fahrt sind wir zusätzlich an diversen Früchte- und Vegi-Shops vorbeigefahren. Hier in Queensland kann man nämlich sehr günstig Gemüse und Früchte einkaufen. So kauften wir einen ganzen Karton voll Peperoni für nur AUD $ Was wir alles daraus machen, werden wir noch sehen :). Zudem deckten wir uns mit Champignons und Basilikum ein. Zurück zum Bowling Green Nationalpark, wo sich im Übrigen der 1342 M. hohe Mount Elliot befindet.
Hier kann man für AUD $ 4.85 pro Person übernachten und Gebrauch von den öffentlichen Toiletten und Duschen machen. Die Umgebung bzw. der Campingplatz, welches direkt neben dem Alligator Creek liegt, ist sehr schön und ruhig. Man kann sich selbst registrieren und eine telefonische Vorbuchung war zu dieser Jahreszeit nicht notwendig. Die Leute hier waren extrem freundlich und die Atmosphäre unschlagbar. Direkt neben dem Campingplatz hoppen an den frühen Abenden oder Morgens verschiedene Wallabie-Arten, u.a. der Rock-Wallabie herum. Die "Australian Brush-Turkey" sind hier tagsüber sehr aktiv und statten bei jedem einen unwillkommenen Besuch ab auf der Suche nach etwas Essbarem. Diese Truthähne sind "ground-dwellers", fliegen aber oder bei Gefahr hoch in die Bäume. Sie kommen nur in Australien vor und halten sich mehrheitlich in der Nähe von Picknick-Gebieten und ländlichen Gärten auf. Diese australischen Truthähne werden bis zu 70 cm gross, sind schwarz, bis auf den Kopf und den Hals.
Wir haben uns sofort wohl im Park gefühlt und entschieden uns am Abend nach dem Nachtessen eine kleine Wanderung durch den lokalen Wald auf einem vordefinierten Pfad zu machen. Nun, dies hatte natürlich einen Grund. Wir, als absolute Tierliebhaber, hätten gerne mal ein Possum (zu Deutsch Opossum oder Fuchskusu) und einen Sugar Glider in der freien Natur gesehen. Diese Nachtaktiven Tiere sollen in diesem Nationalpark zu Hause sein, aber leider wurden wir in der Dunkelheit nicht fündig. Ich bewies wieder einmal, dass ich wohl bereits zu viele Horrorfilme in meinem Leben gesehen habe, da ich während unserem Verdauungsspaziergangs Schiss bekam. Die Dunkelheit gibt mir einfach ein mulmiges Gefühl, vor allem wenn man sich hinzu irgendwo in einem Wald befindet. Auch Robertos Präsenz hat meine Angst nicht vermindert und somit sind wir nach gut 20 Min. wieder zurück zum Campingplatz marschiert. Haha, jetzt wissen alle, dass ich mich vor der Dunkelheit fürchte, ich werde wohl aber nicht die Einzige mit diesem Problem sein :). Roberto scheint das nichts auszumachen, denn er scheint in der Dunkelheit immer noch ausreichend zu sehen; er muss wohl so eine Art Kater gewesen sein im früheren Leben.
Bevor wir uns aber zu Bett begaben, wurden wir auf die vor unserem Auto herumhoppelten Wallabies aufmerksam und beobachteten sie für eine Weile. Wir haben damals in Batemans Bay noch spezielles Kängurufutter gekauft und hatten noch einen ganzen Sack davon. So fütterte Roberto die vier Wallabies, welche schön aneinandergereiht vor unserem Landcruiser warteten.
Am nächsten Morgen sind wir bereits um Uhr aufgestanden und bereiteten uns auf eine kleine Wanderung vor. Vom Campingplatz aus gibt es eine 17 km lange Trekkingtour (Roundtrip), welche zu einem Wasserfall und durch einen schönen Wald führt. Die 17 km sind wir aber nicht gelaufen und sind nach ca. 3 km wieder zurück zum Campingplatz. Wir haben die Wärme (hatten zuwenig Wasser dabei) und die Moskitos unterschätzt und zudem hatte ich ein wenig – aus unerklärlichen Gründen - Schmerzen am Knöchel. Gerade als wir uns auf den Weg machen wollten, haben wir Olivia und Dale aus Brisbane kennen gelernt. Sie haben sich für sechs Monate eine Auszeit genommen und möchten in dieser Zeit ihre Heimat bereisen (wenn möglich einmal rund herum). Sie sind erst vor zwei Wochen gestartet und haben somit noch die ganze Reise vor sich. Die beiden sind wirklich super nett und vielleicht treffen wir sie auf dem Weg nach Cape Tribulation wieder, da sie bis dorthin die gleiche Route wie wir haben.
Da die Sonne sich den ganzen Morgen hindurch von ihrer schönsten Seite zeigte, haben wir uns entschieden, unsere Dach bzw. den ganzen Inhalt des Roof-Racks zu entladen, säubern und wieder zu verstauen. Da wir in den letzten Tagen den Regen nicht loswurden, wurde oben auf dem Dach alles durchnässt und die Sachen fingen an zu modern. So nahmen wir uns die Zeit dafür und kamen währenddessen mit unserem Nachbar Rod De Clerk auf dem Campingplatz ins Gespräch. Roberto verstand sich von Anhieb sehr gut mit ihm und sie plauderten über Rockmusik aus den 70 Jahren, Autos und 4WD. Wir bekamen sehr gute Tipps bezüglich der Fahrt in den Norden und Roberto und Rod plauderten über brainwave Musik, mit welcher Roberto und ein paar Kollegen vor rund 10 Jahren im Studium experimentierten. Rod konnte nicht glauben, dass diese Technologie schon so alt sei und wir sprachen über den Minimoog und den TR303 Synthesizer, mit welchen Roberto in seinem Elektrotechnik Studium früher gespielt hatte und zusammen mit einem sehr jungen Physikdozenten in bestehende Downtempo/Drum'n'Bass LPs gemixt hatten. Irgendwann erwähnte Roberto, dass er von einem guten Kollegen aus London der bei BBC Radio arbeitete vor vielen Jahren einmal eine sehr komplette Discographie der 70-er Jahre psychedelic rock bekam. BBC Radio besitzt eine der umfangreichsten und komplettesten Musikdatenbank der Welt, leider nicht öffentlich zugänglich, auch nicht per Raubkopien. Als er das erwähnte und Rockbands aus dieser Zeit nannte, die ansonsten niemand kannte, leuchteten Rod Augen und er fragte ihn, ob er die Band "The Mixtures" (hier findet man noch einen besseren Artikel) kenne. Roberto kannte sie nicht, aber als er dann erzählte, dass er in diese Band spielte Mitte bis Ende der 60-er Jahre und sie mit dem Song "The Pushbike Song" in den damaligen UK-Charts über Wochen auf Rang 2 und Rang 44 in den Billboard Hot 100 Charts in den USA lagen, staunten wir nicht schlecht. Sie spielten unter anderem mit den The Yardbirds, Roy Orbison and The Walker Brothers. Roberto ist ein absoluter Fan vieler 60-er, 70-er und 80-er Rocklegenden und teilweise unbekannten Experimentalrocker und Musik spielte immer eine grosse Rolle in seinem Leben. Noch mehr spielt sie eine Rolle für seine Schwester Graziella, welche eine Vollblutmusikerin ist, jedoch mehr den klassischen Bereich und vermutlich haufenweise Neuzeitinterpreten in ihrem Fachgebiet der grossen Musikwelt abdeckt.
Wir entschieden uns sodann noch einen Tag hier im Nationalpark zu verbringen und zu relaxen und die Sonne zu geniessen. So vertrieben wir die Zeit mit Kartenspielen und Lesen. Da wir uns für das Abendessen etwas Gutes gönnen wollten, machte sich Roberto auf den Weg in das nächstgelegene Städtchen und kaufte ein paar Zutaten ein, unter anderem ein sehr teures Fischfilet. Yammi! Kaum zu glauben, aber der Fisch war einfach lecker und ich habe gleich zwei mittelgrosse Fischfiletstücke verdrückt:).
Am Abend waren die Wallabies wieder auf dem ganzen Feld und man hörte sie herumhoppeln. Ich schaute ihnen ein wenig zu und begab mich alsbald zu Roberto in unser Bett auf vier Rädern.