Sonntag, 20. April 2008

Neuseeland: Roadtrip Kauri Coast & The Far North (Cape Reinga)

Unser Roadtrip in den Norden der Nordinsel startete am 18. April frühmorgens in Auckland. Am Vortag ist Robertos Kollege Pat (derjenige, der uns sein Auto zur Verfügung gestellt hat) zu uns gestossen bzw. wir haben ihn am Flughafen in Auckland abgeholt. Wir haben im Vorhinein vereinbart, dass wir die Nordküste alle gemeinsam entdecken würden, wofür uns ca. 15 Tage zur Verfügung stehen würden. An jenem Morgen jedoch war sich Pat nicht mehr sicher, ob er es sich zeitlich leisten kann mit uns einen kleinen Roadtrip zu starten. Er war mit den Gedanken hin- und her gerissen, entschied sich aber doch mit uns mitzukommen.

Zudem schien Pat sein Ladegerät für sein Macbook verloren zu haben und so mussten wir zuerst einige Läden abklappern, bevor wir dann im Dick Smith einen Adapter fanden. Wir fuhren aus Auckland heraus via Helensville, Wellsford der Nationalstrasse 1 entlang nach Kaihu. Wir machten einen kurzen Halt in Dargaville bei der I-Site, um uns etwas zu informieren hinsichtlich der Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke. Danach fuhren wir weiter bis nach Kaihu. Hier fanden wir eine nette Backpacker Lodge namens "Kaihu Farm Hostel", State Highway, Tel. +64 9 439 40 04,  in einer sehr schönen Umgebung. Ein Doppelzimmer bekommt man bereits am NZ $ 50 (für BBH-Mitglieder). Von der Lodge aus kann man übrigens eine kurze Trekkingtour zu den "Glühwürmern" machen. Auch gibt es in der Nähe eine Kiwi-Spotting Station. Eine andere Möglichkeit ist  eine begleitete Kiwi Tour bei "Kiwi Treks", zu buchen. Diese führen nächtliche Kiwi-Spotting Toure in den lokalen Wäldern für ca. CHF an. Es gibt eine vorgegebene Strecke, der man entlang laufen und in aller Ruhe Kiwis suchen kann. Im Hostel haben wir sogleich die Hannah aus Deutschland kennen gelernt. Pat und Roberto dachten schon als das weisse Auto vorfuhr und die weisse Dame aus dem Auto stieg und ihre Koffer hinterher schleppte, dass es eine Deutsche sein muss J. Hannah ist eine sehr überlegte und äusserst intelligente Person, obwohl sie es natürlich nie zugeben würde. Immer noch ein Kücken im Vergleich zu den alten Herren Roberto und Pat, aber trotzdem schon sehr vif im Kopf und mit einer wunderbaren Weltanschauung. Sie versucht sich vermutlich in Deutschland mit dem Studium der Psychologie und da dies ein kleines Steckenpferd von Pat und Roberto ist, haben sie ihr ein paar hoffentlich gute Referenzen für Bücher gegeben, die sie im Voraus lesen könnte. Irgendwie war dann Hannah für die nächsten Tage einfach mit von der Partie, denn sie reiste alleine in die gleiche Richtung und Pat schien sie einfach immer mit stillem Zwang mit zu reissen J. Wir haben die Gesellschaft von Hannah sehr genossen auf dem kurzen Abschnitt, auf welchem sie uns begleitete.

Wir (hauptsächlich ich und die anderen mussten dann halt einfach mitkommen) haben uns am Abend nach dem leckeren Essen entschieden an diesen Ort zu fahren mit speziellem Rotlicht, das wir gegen wenig Entgelt bekamen. Kiwis sehen kein Rotlicht, also kann man den Busch mit roten Flutlichter durchwühlen auf der Suche nach Kiwis in der Nacht. Die Hostelbetreiber gaben uns noch eine ungefähre Erläuterung des Weges, den wir fahren mussten bis zum Rundweg und so waren wir schon weg auf Kiwisuche. Und siehe da: Auf der Kiwisuche haben wir sogar einen Kiwi entdeckt und ihn einige Minuten lang beobachten und fotografieren können. Der Kiwi hat sich eigentlich gar nicht an uns gestört, obwohl wir mit der Kamera und dem Rascheln beim Umherlaufen doch gehörig Lärm veranstalteten. Er schien schon vorsichtig aber seiner Sache sicher auf Futtersuche unbeirrt seines Weges zu gehen. Dummerweise hatten wir keine gute Kamera bei uns, sonst hätten wir vermutlich ziemlich noble Bilder eines in der Wildnis gesichteten Kiwis machen können. Glücklich über den Fund fuhren wir wieder zurück und fielen todmüde ins Bett.

Am Morgen des zweiten Tages fuhren wir mit zwei Autos (Hannah fuhr uns nach) los und sind wir zuerst die Kai Iwi Seen anschauen gegangen, bzw. den grössten davon, den Taharoa See. Nach diesem kleinen Ausflug ging's weiter bis in den Waipoua Forest, wo wir zuerst zum Lookout fuhren und uns dann die zwei grössten und gut 2000 Jahre alte Kauri Bäume anschauen gegangen sind: Tane Mahuta (The lord of the forest) mit einer Gesamthöhe von über 50m und Te Matua Ngahere (The father of the forest). Diese sind in wenigen Fussminuten von der Strasse aus zu erreichen. Dieses Gebiet ist das zuhause der Kauri Bäume.

Unsere nächste Destination war dann schon Omapere. Hier fanden wir eine wirklich wunderschöne Backpacker Unterkunft namens Globe Trekkers. Die Besitzerin ist super freundlich und hat sich mit der Gestaltung und Dekorierung des Backpacker Houses sehr viel Mühe gegeben. Wir haben uns extrem wohl gefühlt und zu unserem Glück waren wir fast die einzigen Gäste an diesem Abend. Von der Terasse aus hat man auch einen wunderschönen Blick über den Hokianga Harbour und die Sanddünen. Anscheinend seien sogar eine Woche vorher Orcas in diesen Gewässern zu sehen gewesen sein. Unglaublich! Hokianga ist übrigens das zuhause der ältesten Maori. Am Abend backten wir uns eine schmackhafte Pizza und haben einfach ein wenig relaxt, jeder für sich. Omapere fanden wir eine wunderschöne Gegend, um ein paar ruhige Tage zu verbringen. Vom Nachbardörfchen aus kann man mit einem Wassertaxi zu den gegenüberliegenden Sanddünen fahren und Sandboarden. Anscheinend gibt es ebenfalls wunderschöne Wanderwege in dieser Umgebung, unter anderem den Waiotemarama Walk mit Wasserfall Besichtigung. Wir haben uns diesbezüglich jedoch nicht näher informiert.

Am nächsten 3. Tag fuhren wir zuerst mit der stündlichen Fähre von Rawene aus über den Hokianga Harbour nach Kohukohu. Wir kamen pünktlich an und mussten nicht mal 5 Minuten warten bis die Fähre lostuckerte. Die Überfahrt kostet NZ $ 14 (ein Auto mit dem Fahrer) und NZ $ pro zusätzlichem Passagier. Danach fuhren wir über die Autostrasse 1 bis nach Kaitaia. Auch hier informierten wir uns bei der I-Site über diverse Unterkünfte und Ausflugsmöglichkeiten nach Cape Reinga, dem nördlichsten Zipfel Neuseelands. Nach langem hin und her entschieden wir uns eine organisierte Tagestour bis nach Cape Reinga zu machen (hier treffen das Tasmanische Meer und der Pazifischer Ozean zusammen). Wir entschieden uns für die ein bisschen teurere Tour "Ahipara Safari Adventures", e-mail: gumdiggerssafari@slinghsot.co.nz, welche mit NZ $ 55.00/ Person zu Buche schlug (inkl. Mittagessen). Der Grund, weshalb wir uns für diese Tour entschieden haben, ist der, dass hier maximal 20 Leute per Bus mitgenommen werden während die anderen Tourgesellschaften bis zu 45 Leute in einen Bus packen. Wir entschieden uns dann spontan eine Unterkunft am Doubtless Bay zu suchen und die nächsten zwei Nächte dort zu übernachten. Eine Unterkunft fanden die Jungs in der Rusky Lodge in Whatuwhiwhi am Doubtless Bay. Die Zimmer bzw. das Dorm sind unserer Meinung leicht überteuert und ziemlich eng. Wir haben uns dann zu viert in einen 6-Dormitorium gezwängt.

Davor waren wir aber im Gumdiggers Park, Waiharara, bzw. Hannah und ich haben den kostenpflichtigen Park besucht, währenddessen Roberto & Pat sich davon machten, um vorab nach einer Unterkunft zu suchen. Im Park selber gibt es zwei Wanderwege, einerseits den Gumdiggers Trail und anderseits den Nature Trail. Der Erstere dauert ca. 20-45 Minuten und man kann das Gumdiggers Dörfchen, einige Gumdigging Ausrüstungsteile begutachten und grosse Gum Löcher ansehen. Der Letztere dauert ungefähr 10-20 Minuten und beinhaltet mehr als 100 Jahre alte Gumfields und ein Gecko Häuschen J. Eine kleine Einleitung zur Geschichte der Gumdigger und des Kauri Waldes (Inhalt aus der Informationsbroschüre des Parkes):

"Es begann vor 220 Millionen Jahren im Zeitalter der Dinosaurier als die immer grünen Bäume der Agathis Familie das erste Mal auftauchten. Nach dem Auseinanderdriften des grossen Urkontinents Godwanaland beschränkte sich die Ausbreitung der Unterart Agathis auf das Gebiet, das zum heutigen Nordseeland wurde. Was tatsächlich zur Zerstörung des einstmals grossen Waldes zu Beginn der letzten Eiszeit vor 42000 Jahren führte, ist noch immer ein Rätsel. Kleine Teile dieses Urwaldes wurden durch die chemische Zusammensetzung in den Torf Sümpfen des Nordlands konserviert. Über Zehntausende von Jahren sind deshalb viele Bäume einschliesslich Laub und Rinde vollständig erhalten geblieben

Die Kauri Bäume wachsen nur im Norden Neuseelands in freier Natur und nirgendwo sonst auf der Welt. Wird also ein Kauri Baum verletzt, produziert er grosse Mengen von harzigem Saft um die Wunde zu schliessen und das innere Holz zu schützen. Der Saft gerinnt zu harten Klumpen und fällt zu Boden, wo er meist vom Waldboden bedeckt wird. Nach Tausenden von Jahren verhärtet sich der Saft zu versteinertem Kauri-Kopal (Bernstein).

Neuseelands erste Einwohner, die Maori, verwendeten das hochwertige Holz der Kauri-Bäume zur Herstellung ihrer Kanus und das Harz wurde als Kaugummi, für Tätowierungen sowie als Lichtquelle verwendet. Die früheren europäischen Siedler entdeckten schnell einen Markt für den reinen Kauri-Bernstein. Die am häufigsten mit den Kaurigumfeldern in Verbindung gebrachte Volksgruppe sind die aus Dalmatien stammenden Jugoslawen. Sie kamen ab 1885 nach Neuseeland und arbeiteten unermüdlich auf den Kaurigumfeldern um ihre zurückgelassenen Familien zu versorgen."

Der Name des Doubtless Bays entstand aus einem Logbucheintrag von Kapitän Cook. Anscheinend ist dieses Gebiet gut für das Fischen. Wir haben in diesem Zusammenhang dann im Hostel noch einen überaus freundlichen Maori abstämmigen Einheimischen getroffen, der extra hierher gekommen war, um zu fischen. Da er mehr fischte als er essen konnte, offerierte er uns gratis frischen Snapper, schon perfekt filetiert. Pat und Roberto konnten da nicht mehr Nein sagen und dachten sich den ganzen Tag schon mögliche Fischgerichte für eines der Abendessen aus. Am Abend sind wir dann noch kurz den Sonnenuntergang anschauen gegangen und haben uns dann etwas gekocht, bzw. hat Pat wieder ein Meisterstück geleistet mit seiner selbst gemachten KartoffelsuppeJ. Die Snapperfilets wurden auf den nächsten Tag vertröstet.

Am darauf folgenden Tag starteten wir die Tour mit der Ahipara Safari Adventures. Wir waren insgesamt 6 Leute: ich, Roberto, Pat, Hannah, einer Koreanerin und einer Thailänderin, die die Tour machten mit der Gesellschaft und somit waren wir natürlich extrem glücklich. Roberto sass ganz vorne beim sehr lustigen und interessanten Fahrer, der während der Fahrt eine Unzahl an Geschichten über die Strecke zu erzählen wusste. Ausgangspunkt war das "Ancient Kauri Kingdom". Danach machten wir Halt am Houhora Harbour. Der nächste Halt war dann: Rarawa Silica Sands (super schöner weisser Sandstrand mit Silikon), und dann kam ein sehr willkommener Halt: Der Ice Cream Shop. Unsere Tour war die erste und just zur Zeit, als wir unser Eis verschlungen hatten, kamen dann die 45 Personen Tourbusse angebraust. Zeit, die überfüllte Eisdiele zu verlassen und etwas weiter in den Norden zu fahren. Wir machten dann Halt um unseren Lunch beim Tapotupotu Bay einzunehmen. Roberto wäre fast die Wände hoch gegangen, denn die Wellen waren dort einfach perfekt und er wollte am Morgen eigentlich noch das Surfbrett mit auf die Tour nehmen, dachte aber, dass es zu viele Leute sein würden und das Surfbrett nur im Weg stehen würde. Hier am Tapotupotu Bay bei den gläsernen 2 Meter hohen Wellen hat er sich dann grün und blau geärgert. Der Bay liegt eigentlich kurz bevor die tasmanische See und der Südpazifik aufeinander treffen. Dieses Schauspiel sahen wir dann bei unserem folgenden Halt mit Besichtigung des Leuchtturmes, welche die Schiffe vor der gefährlichen Stelle warnt. Das Zusammentreffen zweier Meere ist immer wieder imposant zu sehen und heute war das Schauspiel auch nicht minder interessant. Roberto versuchte sich zu beherrschen, denn die Wellen sahen von oben einfach perfekt aus. Wir starteten den Weg Richtung Leuchtturm gemeinsam, aber Roberto und ich blieben dann auf der Strecke hängen und kamen ins Gespräch mit einer professionellen Fotografin aus Melbourne, die gerade mit ihrer Mutter auf einer kleinen Ferienrundreise in Neuseeland war. Sie gab Roberto ein paar gute Tipps bezüglich der Kamera und den zukünftigen Linsenkäufen, um optimal Wildlife zu fotografieren und eine Visitenkarte, damit wir sie in Melbourne besuchen kommen würden. Es war dann auch schon wieder Zeit weiter zu fahren und den vorletzten Stopp der Tour anzusteuern, Sand de Paki, wo man sich kurz vor dem Eintritt zum 90 Mile Beach (die Franzosen haben sich da gewaltig geirrt und der Strand ist nicht einmal 90 Kilometer lang) mit dem Sand Boarding versuchen kann. Roberto und ich waren ja schon halbe Profis seit unserer Sand Boarding Exkursion in Huacachina in Peru. Zudem war der Hügel auch nicht wirklich sehr hoch, dafür ausreichend steil für ein paar interessante Manöver. Leider kriegte man nur so eine Art Schlitten, um den Sandhügel hinunter zu rasen, aber Roberto entschied sich das Plankenstück stehen zu fahren und überbrückte auch gut 20 Meter, bevor es ihn dann in Sandwolke generierend über ein paar Salti wild durch die Luft wirbelnd an den Fuss des Sandhügels warf. Wir fuhren noch zwei Male und dann ging es los dem 90 Mile Beach entlang zurück an den Ausgangspunkt. Auf irgendeine Weise schaffte es die Thailänderin sich den Fuss ziemlich arg zu verstauchen und humpelte zurück zu unserem Vehikel. Der Fuss schien ziemlich schnell anzuschwellen und es kursierten interessante Theorien über die Ursache dieser Anschwellung. Wir genossen sichtlich müde, sandig und zufrieden die Rückfahrt im perfekten Sonnenschein mit einem exzellenten Fahrer. Die Tour war einfach klasse und hat sich auf jeden Fall gelohnt; sogar das Wetter war perfekt.

Am Schluss des Tages sahen wir uns noch ein wenig im Ancient Kauri Kingdom & Cafe um, und betrachteten unter anderem die 45'000 Jahre alte Wendeltreppe, welche durch einen Baumstrunk hindurch gedrillt wurde. Die Ausstellung zeigt wahrlich einzigartige, authentische und zeitlose in Neuseeland hergestellte Handwerkerkunst für Möbel. Die 30'000 bis 50'000 Jahre alten Kauri Bäume wuchsen in der prähistorischen Zeit nördlich des 37° Breitengrades auf der Nordinsel Neuseelands. Begraben durch Tsunamis und unerklärlichen Akten der Natur lagen diese Strunke während tausenden von Jahren luftdicht verschlossen bis sie in der Neuzeit von Gumdiggern und Holzbearbeitern wieder hervor gegraben und zu wunderschönen Möbeln verarbeitet werden. Mit einem schönen Tisch für gut 10'000 CHF haben wir schon geliebäugelt, wenn wir dann einmal nicht mehr reisen und wieder arbeiten J.

Viele Bilder gibt's hier zu betrachten: