Wir haben uns eigentlich kurzerhand entschieden, nach Uruguay zu fahren. Jedoch für mich war es von hoher Bedeutung, da ich schon seit ich ein Kind bin nach Montevideo fahren wollte. Es gibt ein paar Orte, von denen ich schon als Kind gehört oder gelesen hatte und immer einmal hinfahren wollte. Da wir auch etwas Erholung vom immer Umherreisen brauchten und es so aussah, als ob Uruguay ein sehr friedliches Land sein würde (Lonely Planet nennt es zeitweilen auch die Schweiz Südamerikas bezüglich der Qualität, die einem in jeden Lebensbelangen angeboten wird). Wir wollten auch wieder ans Meer, es fehlte uns nach dem Roadtrip wieder, da wir ja da nicht so auf die schönen Strände getroffen waren, die wir uns erwartet hätten und die Temperaturen schienen in Uruguay auch höher zu sein. Im Norden Argentiniens und Westen von Uruguay herrscht im Moment gerade eine Hitzewelle, was mir natürlich keine Wahl mehr lässt.
Um etwas leichter zu reisen, haben wir die notwendigsten Utensilien und Kleider in einen Backpack gestopft und unsere beiden Rucksäcke sowie das Surfbrett noch geschultert und sind so losgezogen.
Das Ticket für die Überfahrt des Rio Platos von Buenos Aires nach Colonia de Sacramento hatten wir schon im Voraus im Internet (http://www.buquebus.com.ar/) gekauft. Achtung, die Seite hat ein ziemlich fatales Sicherheitsrisiko beim Kauf mit der Kreditkarte. Die Session wird eigentlich bis und mit der Eingabe der Kreditkartennummer mit SSL Verschlüsselung durchgeführt. Die E-Tickets werden dann jedoch in PDF angezeigt und per Email verschickt und beinhalten dummerweise die komplette Kreditkartennummer. Da ich mehrere Jahre im Bereich E-Business Security gearbeitet hatte, sind mir die Haare zu Berg gestanden. Aber wir haben ja im Fall der Fälle eine Versicherung. Vielleicht habe ich es schon einmal erwähnt, aber es kann nie schaden. Wir sind bei der Mobiliar mit dem Multirisk Reisepaket versichert gegen alles Mögliche, was unsere Haftpflicht und Krankenversicherung nicht deckt. Wir haben gut einen Monat nach einer optimalen Versicherung für so eine Weltreise gesucht und die Offerte von Mobiliar war mit Abstand die kompletteste bezüglich der Deckung. Wir mussten sie nach dem Karibiktörn von Panama nach Kolumbien ja schon einmal in Anspruch nehmen und es hat alles tadellos funktioniert, etwas was ich von anderen Versicherungen nicht behaupten kann.
Zurück zur Reise nach Uruguay. Die wohl meist verfolgte Route nach Uruguay für Backpacker ist die Wasserroute über den Rio Plata von Buenos Aires aus. Alternativ kann man fliegen oder man fährt mit dem Bus einen riesen Umweg über den Norden Argentiniens nach Uruguay. Wie sicher schon in anderen Berichten erwähnt ist hier in Südamerika Hauptsaison und wir zwei tragen natürlich mit unserer Wenigkeit auch noch ein wenig dazu bei, dass wir dem Klischee einer Massenverschiebung auf diesem Kontinent nachkommen. Und hier gleich eine Warnung: wer im Januar mit dem Boote nach Uruguay möchte sollte sich mindestens zwei Stunden vorher an der Ablegestelle in Puerto Madeiro einfinden. Die Schiffe sind gross (schätze etwa 300 Passagiere inklusive Autos, Lastwagen und Busse) aber die Warteschlangen vor dem Check-In noch grösser. Zum Glück entschieden wir uns sehr früh da hin zu fahren. Es gibt nur einen Ort, wo man mit dem E-Ticket einchecken kann, aber das sagt einem niemand: in der grossen Halle gegenüber der Treppe, welche in die obere Etage und dem Boarding führt. Nach rund einer Stunde Anstehen bildete sich vor der Treppe erneut eine Riesenschlange und wir ahnten Böses. Irgendwie gab es beim Zoll ein Problem und es konnten keine Passagiere mehr abgefertigt werden. 15 Minuten vor dem Ablegen wurden sicher noch 200 Leute durch den Zoll geschleust, die Kontrollen waren äusserst marginal und die Leute, welche die Gepäckstücke scannten schauten schon gar nicht mehr in den Monitor. Apropos Gepäck: Es lohnt sich das Gepäck nicht einzuchecken, denn in Colonia de Sacramento in Uruguay gibt es eine Bande, wo sich dann eine Masse Leute einfindet und wie Aasgeier auf ihre Koffer wartet. Nimmt man seine Koffer persönlich mit, dann läuft man in Colonia auch ziemlich als erster aus dem Terminal. Für diejenigen, welche einen Bustransfer nach Montevideo gebucht haben, lohnt sich diese Option wiederum nicht; ein Check-through gibt es unseres Wissens nicht.
Nach dem Scanner der Koffer kommt man an die Zollstelle, wo sich rund zwei Dutzend emsiger Beamter befinden und die Leute speditiv abarbeiten. Die Idylle ähnelt der Einreise in die Vereinigten Staaten am Flughafen von Miami; es fehlen nur noch die Drogenhunde. Zollformalitäten wie Austritts- und Eintrittsstempel werden vor Ort gemacht; der Pass wird von argentinischer Behörde per Hand an die uruguayanische Behörde gereicht, bezahlen muss man nichts.
Die ganze Überfahrt läuft sehr professionell ab. Man nimmt in einer der zwei unteren Etagen Platz in einem Sessel, der denen eines Flugzeugs sehr nahe kommt. In der oberen Etage sind die Erstklass Passagiere, den Vorteil dieser Plätze war mir nicht ganz imminent. Sobald sich alle gesetzt haben und die Anker gelichtet sind, braust das grosse Schiff davon und in der Mitte öffnen sich die eisernen Gardinen zum Shoppingtempel des onboard duty-free Einkaufsvergnügens. Und wieder einmal verstehen wir das Lamentieren der Argentinier bezüglich der ökonomischen Situation nicht, im Gegenteil, die armen Leute strömen geradezu in die Läden. Für mich die optimale Gelegenheit für einmal nicht in einer Schlange zu stehen und im oberen Deck in der Essecke zwei Riesensandwiches zu organisieren.
Nach rund einer Stunde erreichen wir Colonia de Sacramento in Uruguay, einer kleinen wunderschönen Kolonialstadt aus den Zeiten portugiesischer Hand. Wir konnten kein ausreichend günstiges Hotel im Internet finden und so entschieden wir uns vor Ort zu suchen. Das ist normalerweise auch sonst der Fall, aber in der Hochsaison in Südamerika sollte man schon vorbuchen, denn alle anderen Touristen, welche auch Europa und Amerika kommen, tun dies auch und es sind deren viele. Nach einigem Suchen fanden wir dann eine Unterkunft:
Das Hotel Posada Casa Los Pinos, Washington Barbot 191 esq. General Flores, Telefon: 00598 (52) 31470, http://www.posadacasalospinos.com/, die Nacht zu 30 USD im Doppelzimmer. Im Prinzip ziemliche Abzocke in dieser Stadt, aber so ziemlich das billigste, was man kriegt. Inklusive gratis super langsamen Wifi. Die Eigentümerin ist eine vielgereiste 33 jährige Person, die zusammen mit zwei angestellten den Laden schmeisst.
Am zweiten Tag haben wir uns ein Fahrrad für $5 USD pro Person gemietet und die Stadt (vor allem die wunderschöne Altstadt) erkundet. Es lohnt sich absolut, ein Fahrrad zu mieten in dieser kleinen Stadt. Danach sind wir aus der Stadt hinaus Richtung Strände gefahren und haben uns ein wenig gesonnt.
Natürlich funktionierten die Bankomaten wieder einmal nicht. Ein Inbegriff jedes Reisenden in Südamerika sind nicht funktionierende Bankomaten und ellenlange Menschenschlangen vor den Banken. Obwohl die Internetrevolution sichtlich auch in Südamerika eingeschlagen hat, ist Internet-Banking für die Mehrheit der Bevölkerung vermutlich noch ein Fremdwort. Und das ist auch gut so bei dem Standard der Sicherheit, auf welchen wir bis jetzt im Bereich Technologie getroffen sind. Es lohnt sich auf alle Fälle immer genug (aber nicht zu viel) Geld bei sich zu haben, wenn man gedenkt in etwas abgelegene Orte eines Landes zu fahren. Was man aber sicher immer bei sich haben sollte sind ein paar Dollar, denn die Wechselstuben funktionieren immer und haben auch normale Öffnungszeiten.
Wir entschieden nur zwei Nächte in Colonia de Sacramento zu verweilen, was im Prinzip auch genügt, um das Städtchen zu sehen. Es lohnt sich wirklich diese Stadt zu besuchen, wenn man auf dem Weg nach Montevideo ist. Es werden auch Tagesausflüge aus Buenos Aires und Montevideo angeboten.
Uruguay hat einen klaren geographischen Vorteil gegenüber anderen Ländern in Südamerika: es ist ein relativ kleines Land. Wir kauften uns ein Busticket für die 1.5 Stunden Busfahrt nach Montevideo und am nächsten Tag ging es dann schon los.
Als Badeort ist Colonia de Sacramento eher nicht zu empfehlen, da es halt am Rio Plata liegt und daher das Wasser einfach immer braun ist und dementsprechend "dreckig" scheint. Wer Ruhe sucht, ist hier am perfekten Ort. Die Leute sind äusserst friedlich und sehr hilfsbereit und die Stadt gibt den Eindruck eines kleinen sizilianischen Fischerdorfes. Generell sind die Leute in Uruguay mit einer Ruhe gesegnet, die man selten anderswo auf diesem Kontinent findet; kein Wunder bei nur rund 3.3 Millionen Einwohnern (wovon über die Hälfte in der Hauptstadt Montevideo wohnt).
Unsere Bilder des idyllischen Dörfchens findet ihr hier: