Samstag, 26. Januar 2008

Reise nach Patagonien (El Calafate) Tag 3

Unsere Reise führte uns heute nochmals in den Nationalpark Los Glaciares zum imposanten  Gletscher Perito Moreno. Dieser ist über 30 km lang, besitzt eine Oberfläche von 195km2 und ist zudem der sehenswürdigste und berühmteste Gletscher im oben erwähnten Nationalpark. So wurden wir am Morgen von der gleichen  Reisegesellschaft wie am Vortag vor dem Hotel abgeholt und nach Puerto de Bajo de las Sombras gefahren.

An der Exkursion nahm ebenfalls eine kanadische Familie teil, die im gleichen Hotel logierte. Während der Exkursion haben wir sie aber leider kaum zu Gesicht bekommen. Ein tieferes Gespräch erfolgte am Abend in der Lobby. So haben wir erfahren, dass der Familienvater  kanadischer Konsul ist und er im letzten Herbst nach Buenos Aires versetzt wurde. Sie haben die Sommerferien der Kinder also genutzt, um eine kleine Erkundungstour durch den Süden Argentiniens zu machen. Die Familie war sehr offenherzig und es war interessant zu hören, wo sie auf der Welt bereits gewohnt hatten aufgrund des Jobs von Steven. Es muss sicherlich sehr interessant für die Kinder sein, bereits im jungen Alter so viele Kulturen und Länder kennen lernen zu dürfen.

Zurück zu unserm TagesausflugJ: Nach 1.5h Fahrt im Omnibus kamen wir im Nationalpark an und wurden aufgefordert in ein bereits startbereites Boot umzusteigen, welches uns auf die andere Seeuferseite fahren würde. Nach nur ca. 10 Minuten Fahrt auf dem See, konnten wir bereits einen Blick auf einen weissen Brocken, den Gletscher Perito Moreno, erhaschen. Die Übergangsfahrt dauerte ungefähr 25-30 Min. Bei der Ankunft wurden wir von Angestellten des Nationalparks höflich empfangen und schnellstens in eine spanisch und englisch sprechende Gruppe eingeteilt. Wir schlossen uns der spanisch sprechenden Gruppe an und folgten unserem Guide. Bevor es jedoch Richtung Gletscher ging, gab es eine kleine Einführung und wir hatten die Möglichkeit unnötiges Gepäck in ein dafür gemachtes Häuschen zu deponieren.

Wir hatten an diesem Tag ebenfalls sehr viel Glück mit dem Wetter. Anscheinend seien Temperaturen über 18° sehr ungewöhnlich für dieses Gebiet.

Weiter führte uns die Exkursion nach einem 20-minütigen Marsch zum Fusse des Gletschers, wo wir spezielles Schuhwerk (Touristensteigeisen, um genau zu sein) an unsere Schuhe montiert bekamen. Natürlich wurde uns vor dem Minitrekking auf dem Gletscher noch beigebracht, wie man korrekt zu laufen hat. Es gibt nämlich spezielle Methoden zu beachten, wenn man hinauf- bzw. hinabsteigen möchte. Danach fing das rund 1 ½ Stunden dauernde Minitrekking endlich los. Wir liefen auf der Oberfläche des Gletschers auf und ab und bestaunten seine Grösse und Formation. In unserer Gruppe war Roberto nebst den beiden Guides der einzige, der es von Anfang an im Griff hatte. Wie ihr Roberto kennt, wollte er einen der herausragenden Gletscherzipfel besteigen und versuchte alles Mögliche den Guide davon zu überzeugen. Die lassen aber nicht mit sich reden und so musste Roberto sich nur mit dem Minitrekking zufrieden geben. Gemäss unserem Guide gäbe es keine Touren, die Robertos Träume betreffend dem Gletscher erfüllen würden. Der Hintergrund ist, dass Roberto als Amateurkletterer auch schon in der Schweiz einige Male im Eis klettern war und sich natürlich die potentielle Möglichkeit nicht entgehen lassen wollten, in Patagonien einer durch Reibung und unterschiedlicher Flussgeschwindigkeit entstehenden Gletscherwand empor zu kraxeln.

Das Minitrekking an sich war nicht sehr anstrengend und man hat das Laufen auf dem Gletscher schnell im Griff. Die 1 ½ Stunden waren gerade ausreichend um das Gefühl für das Ganze zu entwickeln. Für diejenigen die nicht genug bekommen, gibt es eine alternative Gletschertour, welche 4-5 Stunden dauert.

Diese Exkursion ist wirklich einmalig und jedem Argentinienbesucher wärmstens zu empfehlen. Zugleich konnte man das Wasser vom Gletscher direkt trinken; so haben wir die Gelegenheit gepackt und unsere Wasserflaschen mit dem frischen Gletscherwasser nachgefüllt. Dabei wurde uns auch gesagt, dass gemäss unterschiedlichen Forschern, welche die Luftqualität messen, in Patagonien die sauberste Luft auf der Welt zu finden sei.

Nach dem Minitrekking hatten wir ca. 2 h zur freien Nutzung, welche wir auf einem Steinbrocken mit hervorragender Sicht auf den Gletscher, verbrachten. Wir machten hier ein Picknick und genossen die warmen Sonnenstrahlen. Natürlich durfte eine Siesta an so einem wunderschönen Ort nicht fehlen.

Um ca. 15.15 Uhr mussten wir uns am Seeufer eintreffen um das Boot zurück auf die andere Seite zu nehmen, wo wir bereits vom Bus erwartet wurden. Wir wurden nicht wie erwartet zurück ins Hotel gefahren, sondern zu einem wunderschönen Aussichtspunkt über den Gletscher Perito Moreno; dieses Mal sahen wir die offene Front des Gletschers und konnten Zeugen eines unglaublich imposanten Naturschauspiels werden: dem tosenden und krachenden Abbrechen tonnenschwerer Eisklumpen von der Front des Gletschers in den hellblauen See, begleitet von einer grösseren Welle und Sekunden später dem Einklatschgetöse. Hier hatten wir wieder eine Stunde Zeit um die Ortschaft zu erkunden oder ein Häppchen einzunehmen. Wir nutzten die Zeit und gingen auf Erforschungstour und schossen Fotos der Gletscherstirn aus verschiedenen Blickwinkeln.  
Nach diesem Sightseeing ging es endlich (wir waren ziemlich erschöpft von so einem ereignisreichen Tag) weiter Richtung Hotel.

Im Hotel angekommen, sind wir wie oben bereits erwähnt mit der kanadischen Familie ins Gespräch gekommen und daraus hat sich dann eine Billardpartie zwischen Steven und Roberto ergeben, wo sich beide gut geschlagen haben, oder besser gesagt, es steht im Moment 1:1 und die Partie wird irgendwann irgendwo auf dieser Welt fortgesetzt. Auch hier musste Roberto zugeben, dass Steven ein sehr guter Billardspieler ist.

Unsere Fotos vom Gletscher Perito Moreno findet Ihr hier: