Mittwoch, 23. Januar 2008

Reise ans Ende der Welt (Ushuaia) Tag 3

Heute wurden wir pünktlich um 8.oo Uhr vor unserem Hotel von einem der vielen Omnibusse der Reiseagentur Rumbo Sur abgeholt. Die Rumbo Sur bietet in Patagonien viele Touren an, leider liegt die Anzahl der jeweils Teilnehmenden im etwas grösseren Rahmen als erwünscht. Wir waren uns von Anfang an bewusst, dass dies auf uns zukommen würde. Diejenigen unter Euch, die unseren Blog kontinuierlich mitverfolgen, wissen, dass wir nicht viel von dem ganzen Touristengetümmel und Pauschalreisen halten. Heute war also so ein Tag, wo wir mit dem ganzen Touristenstrom mitflossen.

Zuerst wurden alle Passagiere persönlich vom Hotel abgeholt (wir waren mitunter die jüngsten Teilnehmer), und wir waren natürlich die ersten am Morgen, die abgeholt wurden. So kurvten wir zuerst 30 Min. im kleinen Städtchen Ushuaia herum, bis alle eingeladen und startbereit waren. Unsere Reiseleiterin Mariela, die auch schon eine Zeit lang in der Schweiz gearbeitet hat, hat einen super Job gemacht und uns über alles genaustes informiert und uns auch in die Geschichte von Ushuaia eingeführt. Auch hatten wir extrem Glück mit dem Wetter, die Sonne zeigte sich nämlich den ganzen Tag hinüber von ihrer besten Seite.

Unser erster Stopp war bei der Station "Ferrocarril Austral Fueguino", welches sich im Nationalpark Tierra del Fuego 11 km ausserhalb der Stadt Ushuaia befindet. Hier finden sich alle Touristen ein, um mit dem berühmten "Tren del Fin del Mundo" durch den Nationalpark zu fahren und die wunderschöne und abwechslungsreiche Landschaft zu bestaunen. An diesem Morgen hatte es insgesamt 3 Züge, die mit Touristen voll besetzt waren und im Viertelstunden-Takt abfuhren. Wir wurden in den Zug Nr. 3 verwiesen und teilten uns unseren Wagonabteil zuerst mit zwei sehr amüsanten Argentiniern aus Cordoba. Die Restlichen Leute in unserem Wagon waren Reisende aus Spanien. Natürlich war bei denen von Anfang an Fiesta angesagt und sie unterhielten sich in einer Lautstärke, dass man die Ansage aus den Mikrophonen nicht mehr hörte. Einigen Leuten (darunter zwei ältere Amerikanerinnen) passte das überhaupt nicht und so fragten sie den Kondukteur an, ob sie nicht in einen anderen Wagon versetzt werden könnten, da die lustigen Spanier und Argentinier einen enormen Lärm machen würden. Nach einem kurzen Hin- und Her hat man andere Plätze für die 4 sich durch den Lärm gestört gefühlten Passagiere gefunden. Somit konnten Roberto und ich deren Wagenabteil für uns zwei alleine in Anspruch nehmen. Während der ganzen Fahrt hat man sich dann noch über diese 4 Passagiere amüsiert und über sie Witze gerissenJ. Man legt sich also lieber nicht mit Spaniern an…

Einst hat diese Bahn die sich gut behehmenden Häftlinge zum Bäumefällen in den Wald transportiert; damals war der Zug jedoch ohne Fenster und es muss dementsprechend eine eisige 7km Fahrt zum Baumschlag gewesen sein. Die Stadt Ushuaia war nämlich gemäss Aussagen unseres Guides ursprünglich eine Gefängnisstadt. Das Gefängnis wurde aber ca. um 1950 geschlossen. Die Zugstrecke wurde von einem Argentinier mit viel Liebe zum Detail nachgebaut und man fühlt sich demnach sofort authentisch-nostalgisch in die damalige Zeit versetzt.

Die Fahrt dauert ungefähr 1 ½ Stunden und beinhaltet einen 15-minütigen Stopp bei der Estación Cascada de la Macarena, wo man den Macarena Wasserfall besichtigen und die Aussicht in Form von Fotos festhalten kann. Danach führte uns unser Weg durch einen "sub-antarktischen" Wald entlang des Flusses Pipo. Ebenfalls befinden sich im Nationalpark einige archäologische Ruinen der Yámana -Einheimischen.

Die Fahrt endet sodann an der Estación del Parque. Von hier aus hat man die Möglichkeit wieder mit der Bahn zurück an den Ausgangspunkt zu fahren oder mit einer vororganisierter Tour weitere Teile des Nationalparks zu entdecken. Hinweis: der Preis für die Fahrt in einer der wohl berühmtesten Bahnen beträgt übrigens satte CHF 21 (Hinweg) und ca. CHF 23.00 (Hin- und Zurück). Wir wurden an der Endstation auch bereits von unserem Guide Mariela mit einem freundlichen Lächeln erwartet. So fuhren wir weiter durch den dicht-besiedelten Wald und erhielten eine Lektion über die Vegetation und die Plagen der Umgebung. Im Wald des Nationalparks seien hauptsächlich verschiedene Arten von Buchen anzutreffen. Die Plagen seien die Hasen, Nagetiere (Biber) und noch ein Tier, dessen Namen wir nicht kannten auf Spanisch. Während der Fahrt und unseren Wanderungen haben wir dementsprechend auch viele Hasen auf saftigen Wiesen und Waldlichtungen angetroffen, jedoch sind diese schnell wieder davon gehoppeltJ.

Unsere nächste Station war in der Zone Lago Roca. An diesem Punkt hat man einen beeindruckenden Blick auf den Cerro Cóndor, auf dessen Spitze die Grenze nach Chile verläuft. Für diejenigen, denen die Kälte nichts ausmacht, bietet diese Zone sogar CampingmöglichkeitenJ. Von dem Lago Roca aus starteten wir einen kleinen Marsch bis zum Zentrum der Campinganlage. Hier hatten wir die Möglichkeit einen kleinen Snack einzunehmen. Danach ging es weiter zur berühmten Bucht von Lapataia. Hier endet nämlich die Nationalroute N°3 (sie befindet sich im Nationalpark) oder auch Panamericana genannt und startet mehr oder weniger offiziell in Alaska, eigentlich Prudhoe Bay. Von hier aus kann man die Lagunen Verde und Negra bewundern.

Dieser Aussichtspunkt ist - wie man sich vorstellen kann - von Touristen aller Art überlaufen. Ich selber habe heute die Erfahrung gemacht, dass eher die älteren Touristen ungeduldig waren und sich mehrheitlich vordrängelten, wenn es etwas zu sehen gab. Ein Beispiel: Wir liefen mit unserer Truppe zu einem Aussichtspunkt hinauf, wo wir glücklicherweise eine Falkenart auf der Wiese herumlaufend gesehen haben. Nicht eine Sekunde verging, bis sich alle sofort vordrängelten und herumschubsten. Das gab mir ehrlich gesagt ziemlich zu denken. Schlussendlich war es ja nur ein Vogel und nicht Britney Spears. Und derjenige Herr, der sich so bemüht hat, ganz nach vorne zu kommen, hatte eine Einmal-Gebrauch-Kamera von Konica dabei. Er wird sicher die besten Fotos geschossen haben
J. Roberto und ich gingen die Sache eher locker an und amüsieren uns auf die Kosten anderer. Ich verstehe auch nicht, was sich die Leute davon versprechen, wenn rund 30 Menschen in einem sich schliessenden Halbkreis mit erhöhter Lautstärke Richtung Wildtier vorpreschen, um es zu fotografieren.

Nach dem Rundgang im Nationalpark führte uns die Fahrt zurück ins Zentrum von Ushuaia bzw. an den Hafen "Don Eduardo Arturo Brisighelli". Nach einer einstündigen Pause startete hier nämlich unsere 2. Tour des Tages. Hier ist noch zu bemerken, dass wir mit der Reiseagentur Rumbo Sur eine Rundfahrt auf einem Katamaran durch den Beagle Kanal zu den Seelöwen-Inseln gebucht hatten. Wie wir aber später herausgefunden haben, bestünde auch die Möglichkeit eine längere (4 1/2-stündige) Tour zu besuchen, in welcher man zusätzlich Magellan-Pinguin Kolonien auf entfernter liegenden Inseln beobachten kann. Natürlich war der Reiz da, unsere Rute umzuändern, um auch die Pinguine zu sehen, aber schlussendlich haben wir uns wegen zwei Gründen dagegen entschieden: Leider fühlte sich heute Roberto nicht gut und die Tabletten haben ihm nicht sehr geholfen und zudem hätten wir je CHF 20.00 mehr bezahlen müssen. Wir waren uns sodann einig, dass wir die im Voraus gebuchte Tour zu den Seelöwen machen und nichts in unserem Reiseprogramm ändern. Wir werden bestimmt anderswo die Möglichkeit haben, Pinguine beobachten zu können. So startete unsere Tour auf dem Beagle Kanal pünktlich um 15.00 Uhr. Roberto und ich durften als Passagiere den Katamaran als erste betreten und somit hatten wir den besten Platz im Katamaran, wo sich Roberto zum Schlafen hinlegen konnte. Er hat leider nicht sehr viel von unserer kleinen Rundreise mitbekommen, was mir natürlich sehr Leid tat. Schlussendlich nehme ich an, dass er nur wegen mir auf die Tour mitgekommen ist, auch wenn er das verneintJ. Vom Katamaran aus hatte man eine wunderschöne Panoramaaussicht auf die kleine Stadt Ushuaia. Nach ca. 1h Schiffsfahrt kamen wir am Leuchtturm Les Eclaireurs, den Inseln "de los Lobos" (Seelöwen) und "los Pájeros" (Vögel) an. Hier hatten wir die Möglichkeit die Seelöwen und die Vögel (mehrheitlich Kormorane, die mir von Weitem sehr einem Pinguin ähnelten) von Nahem zu beobachten. An jeder der Inseln machten wir ca. 10 Minuten Halt, damit auch alle Leute genügend Zeit hatten, einige Schnappschüsse zu machen.

Während der Rückfahrt hatte man eine ausgezeichnete Sicht auf die Bergkette Martial und seinem gleichnamigen Gletscher. Wir haben noch viele andere mit Schnee bedeckten Bergspitzen auf der chilenischen Seite gesehen, aber die Namen jener sind uns leider entfallen.

Unsere Tour endete sodann bereits um 17.30 Uhr (ich hätte noch Stunden auf dem Katamaran bleiben können um die vielen Inseln zu besuchen und seine Bewohner zu observieren). Wir hatten an diesem Nachmittag auch Glück im Unglück. Gerade als wir die Seelöwen Insel erreicht hatten, zeigte sich der Batteriestatus auf unserer Kamera sehr niedrig. Somit mussten wir immer schnell ein Foto machen und die Kamera sofort ausschalten. Leider gab die Kamera dann aber doch noch den Geist auf. Glücklicherweise erst nachdem wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten gesehen hattenJ

In Ushuaia angekommen machten wir uns auf den Weg zurück ins Hotel. Roberto legte sich sodann gleich hin, leider ging es ihm während des Abends nicht sehr gut. Er hatte sich in diesem kalten Wetter erkältet.

Hier noch die Fotos unseres abendteuerreichen Tages: