Wir haben uns entschieden wieder einmal etwas länger als vier Tage an einem Ort zu bleiben und entschlossen uns Weihnachten und Neujahr in dieser grossen Stadt zu verbringen. Gleichzeitig wollten wir Neujahr nicht wie ansonsten üblich in einer billigen Absteige verbringen, sondern gönnten uns für die drei Tage über Neujahr eine Suite mit Jacuzzi (Sprudelbad, mas o menos) in einem 3-Sterne Hotel (Hotel A&B Internacional, Calle Montevideo 248); nobel muss die Welt untergehen (Kostenpunkt: 120 CHF pro Nacht). So zügelten wir am 30. Dezember in unsere neue Behausung, eine Art Wohnung mit King-Size Bett, einem kleinen Raum, um allfällige Streitereien auszutragen und einem riesengrossen wunderschönen Bad mit eingebautem Jacuzzi.
[Bild von Behausung]
Natürlich gehört hier in Argentinien für das Neujahrfest eine Reservation in einem guten Restaurant zum guten Ton und wir wurden auch Tage vorher auf diesen Brauch aufmerksam gemacht. Bei unseren täglichen Spaziergängen durch verschiedene Stadtviertel von Buenos Aires sind wir immer wieder auf interessant aussehende und bezahlbare Lokale gestossen. Eines hat uns jedoch besonders zugesagt, weil uns die Pasta unglaublich schmeckte. Es heisst "Il Gatto" und ist eine Art Restaurantkette mit etwa 7 Restaurants verteilt über die Stadt. Der Anlass, welcher aus Unterhaltungsmusik von einem DJ, einem 3-4 Gang Menü und so viel Alkohol, wie man trinken kann, besteht, kostete uns zusammen 150 CHF. Das war für uns bei der Reservation ein grosser Schock, aber wie es sich später herausstellte, war dies noch ein moderater Preis für ein Neujahrsessen in Buenos Aires. Man kann sich vorstellen, wie teuer der Anlass sein würde, wenn zum Beispiel noch eine Tangoshow (welche das Portemonnaie alleine über die Festtage um mindestens 100 CHF erleichtert) angeboten würde.
Die Reservierung war gemacht, was noch fehlte war eine adäquate Bekleidung für uns beide. Also machten wir uns auf den Weg Richtung der berühmten Shoppingmeile an den Strassen Florida und Santa Fe: hier schlägt das Herz jeder Frau höher. Für Sebnem haben wir ein wunderschönes goldiges Abendkleid gefunden, das perfekt zu den in Chile (auf Vorrat, man kann ja nie wissen, wenn man ein goldiges Kleid kauft) gekauften goldigen Schuhen passte. Für Roberto gab's neue Jeans, denn seine alten haben ein klaffendes Riesenloch zwischen den Beinen im Genitalbereich (keine weiteren Hinweise).
Natürlich wollten wir es nicht missen, es uns im Hotelzimmer etwas romantisch zu machen und kauften Champagnergläser und Fresito (ein süssliches Himbeer-Alkohol Gemisch) und im Shoppingmall Galerias Pacifico an der Florida Strasse fanden wir einen Laden, welcher sich auf Badezubehör spezialisierte und fein duftende Schaumbadflaschen offerierte. Sebnem sagte schon beim Einzug, dass sie mindestens zwei Mal pro Tag in der Jacuzzi verschwinden würde, um zu relaxen.
Am 31sten gingen wir beide noch zum Coiffeur und verpassten uns einen dem Anlass entsprechenden Look. Danach hiess es warten und warten auf den Abend, ohne sich die Frisur kaputt zu machen. Das war für Sebnem etwas schwierig, da sie doch so müde war und gerne ein Nickerchen gemacht hätte. Etwas Erholung vor der Party gab's dann doch noch und so machten wir uns gegen 21.30 Uhr startklar für den Abschied des Jahres. Sebnem sah einfach nur bezaubernd aus, Roberto natürlich gut wie immer. Doch sieht selbst:
[Sebnem & evt. Roberto]
Das kleine Dilemma fing damit an, dass wir es offensichtlich verpasst hatten, uns ein Taxi vorzureservieren. Nach 20 Uhr fahren nämlich nur noch sehr sporadisch Taxis herum und diese werden von vielen Touristen, welche das gleiche Schicksal getroffen haben wie wir, belagert. Da Sebnem mit Schuhen mit hohen Absätzen unterwegs war und wir zusätzlich so gegen 22 Uhr eine Reservation hatten, konnten wir die Strecke zum Restaurant nicht laufen. Zudem war es ziemlich warm. Glücklicherweise fuhren die Busse noch und so stiegen wir elegant gekleidet in einen Buenos Aires Bus und fuhren zum Plaza Mayo. Von dort aus mussten wir noch gut einen Kilometer einer viel befahrenen Strasse entlang spazieren Richtung Puerto Madeiro. Wir kamen jedoch rechtzeitig an und wurden herzlich begrüsst und zum Tisch 32 geführt.
Entgegen unserer Annahme war das Essen leider nicht so schmackhaft. Dafür war der Wein umso besser und erst noch gratis. Sebnem hat sich mit einem Chardonnay begnügt und Roberto kippte eine Flasche Malbec 2007 in sich hinein. So gegen 24 Uhr gingen die Leute nach draussen, um anzustossen. So genau wussten wir nicht, wann das neue Jahr begann, so haben wir halt einfach jede Minute einmal angestossen und den Champagner auch noch gekippt. Es gab sogar ein kleines Feuerwerk, welches aber nicht mit dem in Zürich oder Sydney oder New York oder ähnlich verglichen werden kann.
Danach ging's wieder ins Restaurant um die zweite Flasche Wein zu kippen und den Dessert zu geniessen. Mittlerweilen war die Hälfte der Gäste auf der improvisierten Tanzfläche heftig das Tanzbein am schwingen. Sogar Roberto wagte sich auf die Bühne und zeigte den jungen Leuten, wie richtig getanzt wird J, sehr zum Amüsement von Sebnem; die Weinflaschen machten sich offensichtlich bei ihm bemerkbar. Wir sind also gut und fröhlich ins neue Jahr gerutscht und auch irgendwie wieder ins Hotel gekommen. Dort angelangt fiel Roberto wie so üblich nach dem Trinken innerhalb Sekunden ins Koma, währenddessen Sebnem einer Reihe für Männer unverständlicher Dinge nachging.
Happy New Year and here are the pics: