Mittwoch, 30. Januar 2008

Argentinien: Buenos Aires

Buenos Aires war für uns so eine Art Hafen für weitere Reisen in den Süden Argentiniens, dem Strand entlang, nach Uruguay und auch der Ort, an welchem wir Weihnachten und Neujahr verbrachten. Den Neujahrsbericht [LINK] haben wir vor Längerem geschrieben und veröffentlicht. Die Stadt an sich bietet viele interessante Orte, die man entdecken kann, aber während unseren Aufenthalten fanden wir selten etwas, was uns wirklich aus den Socken haute. Da sind für mich zumindest Städte wie Santiago de Chile oder Lima in Peru um einiges Interessanter.

Den ersten Aufenthalt in Buenos Aires verbrachten wir in der zweiten Dezemberwoche, nachdem wir uns früher als geplant von Chile verabschiedeten; wetterbedingt muss man hier anfügen. Da wir uns sofort nach einem Auto umgeschaut hatten und auch ein akzeptables Angebot fanden, führten wir den Roadtrip der Atlantikküste Argentiniens [LINK] entlang durch. Während dieser Zeit logierten wir, wir auch die anderen Tage (ausser über Neujahr), im sehr empfehlens- und preiswerten Gran Hotel Oriental, einen Quader vom Kongressgebäude entfernt. Telefon, Kabelfernseher, Heizung, inkl. Frühstück, an der Bartolomé Mitre 1840 situiert, Tel 4951-6427, ghoriental@hotmail.com, $30 USD pro Nacht ein Doppelzimmer.

Wir lernten die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Angestellten zu schätzen und freundeten uns sofort mit ihnen an. Dies ermöglichte uns einige zusätzliche Goodies, welche andere Gäste nicht hatten: Beliebig viele Medialunas (die argentinische Version eines Croissants), das schönste und neuste Zimmer mit der Nummer 309 ganz hintern am Flur im zweiten Stock mit sporadischem Wifi-Internetanschluss und sofortige Unterstützung, falls wir etwas gebrauchten. Leider kennen sich die Angestellten nicht so gut aus in Buenos Aires und somit waren wir schon bald die Anlaufsstelle für Fragen bezüglich Sehenswürdigkeiten, wenn neue Touristen ankamen. Zusätzlich konnten wir Englisch-Spanisch-Deutsch übersetzen und organisierten dem Hotel einige Stadtkarten. In den ersten drei Tagen unseres Aufenthalts besuchten wir nur die nähere Umgebung und suchten uns die besten Orte für Internet, Food, Wäscherei und Lebensmittel aus. Wir würden ja bald wieder zurückkehren.

In unserem Stadtviertel (Centro oder Congresso) gibt es folgende Empfehlungen: Das Restaurant Cervantes einen Block weiter um die Ecke, um leckere nicht zu bewältigende Mahle zu sich zu nehmen. Nebenbei sind die Preise sehr fair. Ein weiteres Lokal, welches halb Fastfood halb Restaurant ist, ist das Restaurant Americana. Dieses Lokal wurde mein persönlicher Favorit bezüglich der Pizzas (besonders die Napoletana Completa). Die Pizzas gehören wirklich zu den besten, die ich je gegessen habe und dementsprechend haben wir während unseren Aufenthalten in Buenos Aires sicher rund ein Dutzend Male eine Pizza verdrückt. Was zudem eindrücklich ist, ist die Arbeitsgeschwindigkeit der Angestellten in diesem Laden und das hektische, stets freundlich und sarkastische, überaus organisierte Treiben dieser; es wird der Vorstellung rund einem Dutzend Aldi-Kassendamen auf voller Geschwindigkeit die Artikel in der Kasse erfassend gerecht.

Und weil Moni meine Exkurse so liebt, schweifen wir hier doch gleich ein bisschen ab, damit ich den bizarren Moment beschreiben kann, in welchem wir uns bei der Erfassung dieses Artikels befinden: Rechts neben mir sitzt wie so oft Sebnem und schreibt in der von Moni liebevoll gestalteten Agenda Notizen über unseren letzten 11-tägigen Aufenthalt hier auf der Insel Florianopolis. Die Dame links neben mir ist soeben erleichtert aufgestanden, weil es im Warteraum nur zwei Fernseher gibt und der eine genau über ihrem Kopf hängt und der andere wohl zu weit weg war für ihre zarten Augen. Sie sitzt jetzt gegenüber von mir und starrt gebannt auf die Flimmerkiste und verfolgt eine brasilianische Soap-opera wie die anderen 30 Wartenden. Nichts kann diese Leute aus ihrem Bann bringen, so versessen scheinen die hier auf Fernsehen zu sein. Aber das ist nicht nur eine Krankheit der Brasilianer, nein, beide Amerikas scheinen dem Bann dieser Shows verfallen zu sein. In Nordamerika wenigstens scheinen sicher weniger Leute wegen eines obligatorischen Kaufs des Fernsehers in Schulden zu stürzen als in Südamerika. Der Kauf eines Autos und einer Flimmerkiste ist ein Statussymbol der meisten Südamerikaner. 20:05, letzter Aufruf für den Bus der Gesellschaft Catarinense nach Sao Paulo. Einige Leute können sich losreissen und spurten dem Ausgang entgegen. Schräg gegenüber sitzt ein junger Typ mit lustigen Krausen und versucht den Rubikwürfel zu bezwingen, ziemlich erfolglos wie ich anmerken möchte. Die Leute hier in Brasilien reisen allgemein mit sehr wenig Gepäck, anders als in anderen Ländern Südamerikas und so erstaunt es nicht, dass wir etwas verwundert angeglotzt werden. Unser Bus ist hier, somit schweife ich wieder zurück zum Buenos Aires Bericht.

Möchte man Buenos Aires mit dem Fahrrad erkunden, kann das sehr teuer ausfallen, ausser man bequemt sich ins Stadtviertel Palermo, wo sich der Milenium Bike (Bonpland 2215, Palermo, Cap. Fed.) Shop befindet. Diese netten Leute bieten einem gute Preise, vor allem, wenn man sich entscheidet für mehrere Tage ein Vehikel zu mieten.

Was wäre Buenos Aires ohne den Besuch einer Tangoshow. Buenos Aires strotzt gerade von Angeboten dieses Genres und brüstet sich die Metropole und die Wurzelstadt des Tangos zu sein; letzteres dürfte gemäss einigen Historikern jedoch eher Montevideo sein. Da wir bei Fernem Tango-Experten sind, können wir das nicht beurteilen. Falls man sich in den verschiedenen Tangostilen auskennt, dann kann man sicherlich in den unterschiedlichen Stadtvierteln, wo sich Tangoschulen mit verschiedenen Stilen etabliert haben, genau das Richtige für einen buchen. Ein Beispiel sei hier erwähnt:

Die Tangoshow am Astor Piazzolla Theater ("Piazzolla Tango", http://www.piazzollatango.com/). Die Show kostet mit Essen pro Person $80 USD, ohne Essen $60 USD. Sie beherbergt einen luxuriösen Raum, offeriert gutes Essen und natürlich eine Show mit Tango-Tänzern und professionellen Sängern. Zu finden zentral an der Florida 165 / San Martin 170, Galeria Güemes.

Wir haben uns an unseren letzten Tagen des letzten Aufenthalts in Buenoes Aires um den Besuch einer solchen Tangoshow gekümmert und nach einigem Herumirren und Umherfragen bei der lokalen Jugend wurden wir mehrheitlich auf die erschwingliche und sehr traditionelle Tangoshow im berühmten und nostalgischen Cafe Tortaloni aufmerksam gemacht und entschlossen uns kurzerhand so eine Show zu reservieren. Die Reservation sollte genügend früh gemacht werden. Die Show läuft jeden Tag, aber die Unmenge an Touristen, welche das gleiche Ziel haben ist überraschend, wenn es um Reservationen geht. Am besten reserviert man sich gute Plätze (vorne an der Bühne im unteren Saal, man kann sich die Sitzverteilung anzeigen lassen) mindestens einen Tag vorher. Der Preis liegt bei rund $??? USD. Das Geld ist es allemal wert. Die Tangoshow liefert einem ein farbenfrohes Potpourri aus Gesang, Tangotanz, abwechslungsreicher melancholisch, tragisch und komödiantisch vorgetragener Schauspielkunst, welche die geschichtliche Entwicklung des Tangos in einem typischen Stadtviertel um die letzte Jahrhundertwende herum in Buenos Aires aufzeigt. Untermalt wird das ganze musisch von einem professionellen Quartett (Viola, Kontrabass, Klavier und Ziehharmonika) der lokalen Tangoschule. Die Show dauert ungefähr 90 Minuten und verlangt von den Künstlern einiges ab und bietet noch einige Schmankerl zwischendrin, welche ich an dieser Stelle nicht preisgeben möchte. Ich war zuerst sehr skeptisch der Show gegenüber, aber Sebnem hat mich eines Besseren belehrt und ich bin ihr sehr dankbar dafür, dass sie so stur auf den Besuch beharrte.

Grosse Städte sind logischerweise in Stadtviertel eingeteilt; das ist in Buenos Aires natürlich auch der Fall und da wir ja so oft und relativ lange in dieser Stadt verweilt haben, hatten wir auch eine bessere Möglichkeit, einige Stadtviertel zu Fuss zu erkunden. Buenos Aires ist je nach Ansicht und Ort eine relativ sichere Stadt. Wie in jeder Grossstadt gibt es immer irgendwo Delinquenten und potentielle Gefahren. Hält man sich aber an die Grundregeln der sicheren Fortbewegung von Touristen in fremden Städten, sollte einem eigentlich nichts passieren. Für uns definitiv sehenswerte und auch sehr sichere Stadtviertel waren in Buenos Aires: Centro, Palermo, Recoleta, Once, San Telmo und Puerto Madrino (das Reichenviertel).

Im Centro kann man einige historische Gebäude betrachten. Zudem befindet sich dort die Shoppingmeile Florida und ein sehr grosses Bankenviertel. Das Stadtviertel San Telmo, welches viele Tangoschulen und dementsprechend Tangoshows bietet, ist gut zu Fuss zu erreichen und bildet die Brücke zum Puerto Madrino, wo die Reichen und (eventuell) Schönen der Stadt ihre Behausungen haben. Die Wolkenkratzer und Loft-Wohnungen sind rund um das Hafengelände situiert und top-modern gestaltet. Man kann den Reichtum der dort wohnenden Menschen sehr gut vorstellen. Der Loft-Baustil ist ähnlich zu Stadtvierteln wie zum Beispiel Zürich Kreis 5 oder zu Portland, Oregon, wo alte Backsteinfabriken, Bierbrauereien oder Giessereien halb abgebrochen und in Lofts umfunktioniert werden. Wer sich kulinarisch verwöhnen lassen will, der kann entlang der sündhaft teuren Lofts in Puerto Madrino in eines der Schickimicki Lokale eintreten und sich mondän kulturell den Bauch voll schlagen. Eine interessante kulinarische Alternative bietet jedoch das entfernte Stadtviertel Palermo, welches sehr gute (und viele italienische) Restaurants besitzt. Leider fehlte uns die Gelegenheit, einmal in diesem Stadtviertel essen zu gehen. Prinzipiell steigt man bei der Plaza Italia aus und läuft südwestlich. Nicht zu verpassen dort angegliedert befinden sich der wunderschöne botanische Garten mit Dutzenden von Katzen (wie man auf der Bilderreihe bei uns sehen kann, gibt es sogar halbe Tiger) und der kleinere der beiden Zoos von Buenos Aires.

An einem Tag entschieden wir uns noch den beeindruckenden und riesigen (man könnte sich vermutlich darin verirren) Friedhof mit prunkvollen meterhohen Grabstätten im Stadtviertel Recoleta zu besuchen. Was auch noch sehr interessant ist, ist ein Besuch im Palacio de las Aguas Corrientes (Palace of Running Waters). Das Gebäude ist insofern imposant, als dass es im letzten Jahrhundert als zentraler Wasserspeicher für die ganze Stadt diente. Ein Museumsbesuch mit exzellenter mehrsprachiger Führung ist möglich, wenn man fragt. Mehr Informationen findet man unter http://www.aysa.com.ar/.

Wir haben in Buenos Aires sehr viele Dinge für unsere Weiterreise organisiert und waren auch sehr oft unterwegs, um ein neues Stadtviertel zu erkunden. Ein letzter Hinweis für einen sicheren und guten Transfer zwischen der Stadt und dem Flughafen: Manuel (Tel.: 15-5060-4727). Ein junger tüchtiger und sehr netter Typ.

Wir würden vermutlich nicht mehr so schnell wieder nach Buenos Aires zurückkehren, ausser um gute Verbindungen in benachbarte Länder zu haben oder um einen weiteren Besuch in Argentinien durch zu führen. Die Stadt wirkt nur in wenigen Teilen optimal gestaltet und organisiert. Es gibt etliche Parks, diese sind jedoch meiner Meinung nach nur durchschnittlich unterhalten. Nach Städten wie Santiago de Chile, Lima oder Medellin fehlt mir das Grüne ganzer Alleen. Die Leute in Buenos Aires sind nach unserer Erfahrung fast ausschliesslich sehr hilfsbereite, arbeitswillige und lustige Leute, so wie in ganz Argentinien. Leider scheint das schöne Land etwas Pech mit der Regierung zu haben und man hüte sich die falschen Leute in Buenos Aires auf die Regierung anzusprechen; die Diskussion kann sehr schnell in ein Wortgefecht hitziger Argumente ausarten. Die Leute der Arbeiterschicht (vor der Deevaluierung des Pesos im 2000 zur oberen Mittelschicht gehörend) sind verständlicherweise sehr verbittert über die situationsbedingte Regierung der Familie Kirchner. Überall hört man die gleichen Geschichten: Über Nacht wurde der Dollar zum Peso auf 1:1 gesetzt und hat somit Tausende von Familien in Argentinien unter die Armutsgrenze geschickt.

Was die Leute zusätzlich verärgert scheint die Tatsache zu sein, dass zwei Monate vor dieser Deevaluierung die Reichen Familien in Argentinien gewarnt wurden uns somit die Möglichkeit hatten den Kursverlust durch temporäres Abstossen der landeseigenen Währung und späteren Rückkauf elegant zu überbrücken. Das Trauerspiel sieht man jede Nacht in ganz Buenos Aires. Überall liegen Heimatlose herum, unzählige Leute durchwühlen den Abfall der Gesellschaft, nicht jedoch auf Essen, sondern auf alles, was recycelt werden kann: Pet-Flaschen, Glas, Karton und Metall. Bezahlt wird pro Kilo getrenntem Müll, die Leute sind flink wie die Wiesel und sehr organisiert. Einige Strassenhelfer gehen voraus und sammeln die zu verwertenden Objekte in grosse Kulis, Kollegen fahren sporadisch mit dem Lastwagen vorbei und laden den Müll auf, um ihn bei einer der städtischen Recycling-Anlage auf der Waage gegen Geld einzutauschen.

Wie fast überall in Südamerika in der Arbeiterschicht genügt es nicht, dass beide Elternteile einen Job haben, irgendein einem Nebenverdienst gehen die meisten nach und das Sammeln von wieder verwertbarem Müll scheint lukrativ genug zu sein. Im Morgengrauen, wenn der Abfall durch das Durchwühlen der Menschen und in zweiter Instanz den herrenlosen Tieren schön gleichmässig auf den Strassen Buenos Aires verteilt ist, öffnen die Zeitungskioske ihre Türen und auf dem Titelbild sieht man die frisch gekürte Präsidentin Kristina Kirchner, wie sie das Amtszepter vom alten Präsidenten, ihrem Mann, feierlich übernimmt und eine für die Politiker Südamerikas typische alles verbessernde Rede hält. Unten rechts auf der zweiten Seite sieht man dann den chronologischen Ablauf der nahen Besuche und Reisen der Staatsfrau in andere Länder, um mit den anderen mehr oder minder gleich gesinnten Staatsoberhäuptern über irgendwelche futuristische Ideen zu diskutieren.

Samstag, 26. Januar 2008

Reise nach Patagonien (El Calafate) Tag 3

Unsere Reise führte uns heute nochmals in den Nationalpark Los Glaciares zum imposanten  Gletscher Perito Moreno. Dieser ist über 30 km lang, besitzt eine Oberfläche von 195km2 und ist zudem der sehenswürdigste und berühmteste Gletscher im oben erwähnten Nationalpark. So wurden wir am Morgen von der gleichen  Reisegesellschaft wie am Vortag vor dem Hotel abgeholt und nach Puerto de Bajo de las Sombras gefahren.

An der Exkursion nahm ebenfalls eine kanadische Familie teil, die im gleichen Hotel logierte. Während der Exkursion haben wir sie aber leider kaum zu Gesicht bekommen. Ein tieferes Gespräch erfolgte am Abend in der Lobby. So haben wir erfahren, dass der Familienvater  kanadischer Konsul ist und er im letzten Herbst nach Buenos Aires versetzt wurde. Sie haben die Sommerferien der Kinder also genutzt, um eine kleine Erkundungstour durch den Süden Argentiniens zu machen. Die Familie war sehr offenherzig und es war interessant zu hören, wo sie auf der Welt bereits gewohnt hatten aufgrund des Jobs von Steven. Es muss sicherlich sehr interessant für die Kinder sein, bereits im jungen Alter so viele Kulturen und Länder kennen lernen zu dürfen.

Zurück zu unserm TagesausflugJ: Nach 1.5h Fahrt im Omnibus kamen wir im Nationalpark an und wurden aufgefordert in ein bereits startbereites Boot umzusteigen, welches uns auf die andere Seeuferseite fahren würde. Nach nur ca. 10 Minuten Fahrt auf dem See, konnten wir bereits einen Blick auf einen weissen Brocken, den Gletscher Perito Moreno, erhaschen. Die Übergangsfahrt dauerte ungefähr 25-30 Min. Bei der Ankunft wurden wir von Angestellten des Nationalparks höflich empfangen und schnellstens in eine spanisch und englisch sprechende Gruppe eingeteilt. Wir schlossen uns der spanisch sprechenden Gruppe an und folgten unserem Guide. Bevor es jedoch Richtung Gletscher ging, gab es eine kleine Einführung und wir hatten die Möglichkeit unnötiges Gepäck in ein dafür gemachtes Häuschen zu deponieren.

Wir hatten an diesem Tag ebenfalls sehr viel Glück mit dem Wetter. Anscheinend seien Temperaturen über 18° sehr ungewöhnlich für dieses Gebiet.

Weiter führte uns die Exkursion nach einem 20-minütigen Marsch zum Fusse des Gletschers, wo wir spezielles Schuhwerk (Touristensteigeisen, um genau zu sein) an unsere Schuhe montiert bekamen. Natürlich wurde uns vor dem Minitrekking auf dem Gletscher noch beigebracht, wie man korrekt zu laufen hat. Es gibt nämlich spezielle Methoden zu beachten, wenn man hinauf- bzw. hinabsteigen möchte. Danach fing das rund 1 ½ Stunden dauernde Minitrekking endlich los. Wir liefen auf der Oberfläche des Gletschers auf und ab und bestaunten seine Grösse und Formation. In unserer Gruppe war Roberto nebst den beiden Guides der einzige, der es von Anfang an im Griff hatte. Wie ihr Roberto kennt, wollte er einen der herausragenden Gletscherzipfel besteigen und versuchte alles Mögliche den Guide davon zu überzeugen. Die lassen aber nicht mit sich reden und so musste Roberto sich nur mit dem Minitrekking zufrieden geben. Gemäss unserem Guide gäbe es keine Touren, die Robertos Träume betreffend dem Gletscher erfüllen würden. Der Hintergrund ist, dass Roberto als Amateurkletterer auch schon in der Schweiz einige Male im Eis klettern war und sich natürlich die potentielle Möglichkeit nicht entgehen lassen wollten, in Patagonien einer durch Reibung und unterschiedlicher Flussgeschwindigkeit entstehenden Gletscherwand empor zu kraxeln.

Das Minitrekking an sich war nicht sehr anstrengend und man hat das Laufen auf dem Gletscher schnell im Griff. Die 1 ½ Stunden waren gerade ausreichend um das Gefühl für das Ganze zu entwickeln. Für diejenigen die nicht genug bekommen, gibt es eine alternative Gletschertour, welche 4-5 Stunden dauert.

Diese Exkursion ist wirklich einmalig und jedem Argentinienbesucher wärmstens zu empfehlen. Zugleich konnte man das Wasser vom Gletscher direkt trinken; so haben wir die Gelegenheit gepackt und unsere Wasserflaschen mit dem frischen Gletscherwasser nachgefüllt. Dabei wurde uns auch gesagt, dass gemäss unterschiedlichen Forschern, welche die Luftqualität messen, in Patagonien die sauberste Luft auf der Welt zu finden sei.

Nach dem Minitrekking hatten wir ca. 2 h zur freien Nutzung, welche wir auf einem Steinbrocken mit hervorragender Sicht auf den Gletscher, verbrachten. Wir machten hier ein Picknick und genossen die warmen Sonnenstrahlen. Natürlich durfte eine Siesta an so einem wunderschönen Ort nicht fehlen.

Um ca. 15.15 Uhr mussten wir uns am Seeufer eintreffen um das Boot zurück auf die andere Seite zu nehmen, wo wir bereits vom Bus erwartet wurden. Wir wurden nicht wie erwartet zurück ins Hotel gefahren, sondern zu einem wunderschönen Aussichtspunkt über den Gletscher Perito Moreno; dieses Mal sahen wir die offene Front des Gletschers und konnten Zeugen eines unglaublich imposanten Naturschauspiels werden: dem tosenden und krachenden Abbrechen tonnenschwerer Eisklumpen von der Front des Gletschers in den hellblauen See, begleitet von einer grösseren Welle und Sekunden später dem Einklatschgetöse. Hier hatten wir wieder eine Stunde Zeit um die Ortschaft zu erkunden oder ein Häppchen einzunehmen. Wir nutzten die Zeit und gingen auf Erforschungstour und schossen Fotos der Gletscherstirn aus verschiedenen Blickwinkeln.  
Nach diesem Sightseeing ging es endlich (wir waren ziemlich erschöpft von so einem ereignisreichen Tag) weiter Richtung Hotel.

Im Hotel angekommen, sind wir wie oben bereits erwähnt mit der kanadischen Familie ins Gespräch gekommen und daraus hat sich dann eine Billardpartie zwischen Steven und Roberto ergeben, wo sich beide gut geschlagen haben, oder besser gesagt, es steht im Moment 1:1 und die Partie wird irgendwann irgendwo auf dieser Welt fortgesetzt. Auch hier musste Roberto zugeben, dass Steven ein sehr guter Billardspieler ist.

Unsere Fotos vom Gletscher Perito Moreno findet Ihr hier:

Freitag, 25. Januar 2008

Reise nach Patagonien (El Calafate) Tag 2

Unser heutiger Ausflug führte uns in den Nationalpark Los Glaciares (Info: dieser wurde von Unesco im Jahre 1981 in die Welterbeliste aufgenommen), welcher sich ca. 50 km von dem kleinen Städtchen El Calafate befindet. Wir wurden heute Morgen mit ca. 30 Minuten Verspätung von derselben Agentur wie in Ushuaia, der Rumbo Sur, in einem Minibus abgeholt (leider musste während der Fahrt ein älter Herr erbrechen und somit war die Fahrt nicht gerade sehr angenehm; niemand hat sich wirklich um ihn gekümmert und er sass auf seinem Platz in seiner eigenen Kotze) und zur Puerto de la Cruz in Punta Bandera gefahren, wo wir dann unsere Eintrittstickets für den Nationalpark kauften, das Transportmittel wechselten und uns in einen der fünf Katamarane begaben.

Das Eintrittsticket ist nur einen Tag gültig und beträgt sofern man keine argentinische Staatsbürgerschaft besitzt oder Student im Lande ist, satte CHF 13.00. Dieser Preis wäre unserer Meinung nach gerechtfertig, wenn das Eintrittsticket für zwei oder drei Eintritte gültig wäre, denn am darauf folgenden Tagen werden wir wieder eine Exkursion in den Nationalpark machen und nochmals denselben Preis bezahlen müssen. Es gibt nämlich zwei berühmte und gut "verkaufte" Exkursionen, welche in den Nationalpark führen. Einerseits ist eine der Touren die ganztägige Tour auf einem Katamaran, wo man zu verschiedenen Gletschern hingefahren wird und andererseits gibt es noch eine Exkursionsmöglichkeit zu dem berühmten Gletscher Moreno, worauf man gleichwohl eine kleine (1.5h) oder grosse (4h) Trekkingtour machen kann.

Gemäss Auskunft unseres Guides navigieren täglich 5 Katamaran-Schiffe mit je über 200 Sitzplatzmöglichkeiten durch den Lago Argentino und den einmündenden Kanälen. Da hier in Argentinien in den Monaten Januar und Februar Hochsaison herrscht, waren alle Katamarane voll mit Touristen besetzt, welche sich um einen guten Platz im Boot bemühten. Alle hatten natürlich die gleichen Ziele, die Eisberge und Gletscher aus einem guten Winkel zu sehen und ein paar gute Fotos zu schiessen. Unserer Meinung waren eindeutig zu viele Leute auf dem Katamaran, aber wir haben uns gut durchgekämpft und gute Plätze ergattert.

Die Fahrt bis zum ersten Gletscher Spegazzini dauerte ca. 1:45 h und die Ansicht war einfach atemberaubend, vor allem weil ich bis anhin noch keine Gletscher live gesehen habe; ich habe mir jedoch vorgenommen, wenn wir zurück in der Schweiz sind, auch die hiesigen Gletscher zu besuchenJ. Während der Fahrt durch den Lago Argentino konnte man immer wieder kleine Eisberge vorbeitreiben sehen unter anderem auch grössere Brocken, die im türkisfarbenen See trieben. Zu unserem Glück hatten wir blauen Himmel mit einzelnen Wolken, was uns die Fahrt auf dem Deck ein bisschen erleichterte.

Wir machten also ca. einen 10-minütigen Halt beim Gletscher, so dass ihn alle zur Ansicht bekamen. Natürlich musste man schon vorher auf dem Deck sein, wenn man einen guten Platz ergattern wollte, um gute Fotos ohne Passagiere darauf machen wollte. So gingen wir ca. eine halbe Stünde früher auf Deck und hielten Ausschau nach Eisbergen und dem Gletscher.

Zurück zum Gletscher Spagazzini: gemäss unserem Infobüchlein des Nationalparks ist dieser der höchste im Nationalpark (130 Meter). Unsere Weiterfahrt führte uns danach  zwischen grossen Eisbergen in den Brazo Upsala zum bis ca. 10 km breiten Gletscher Upsala, dem grössten Gletscher im Nationalpark Los Glaciares. Vom Upsala Gletscher aus fuhren wir sodann weiter in die Onelli Bucht zu einer Anlegestelle. Hier hatten die Passagiere die Möglichkeit auszusteigen und einen kleinen Spaziergang durch einen Wald bis zum Onelli-See gegenüber dem Onelli-Gletscher zu machen (ca. 800 Meter). Die Aussicht auf den Onelli-See mit den vielen kleinen Eisbrocken in seinem Wasser ist ebenfalls atemberaubend und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Hier hatten wir die Möglichkeit während ca. 1 ½ Stunden die Küste des Onelli-Sees auszukunden und eventuell ein Häppchen einzunehmen. Natürlich war der begehbare Weg für die Touristen limitiert und man konnte nur bis zu einem gewissen Punkt laufen. Von diesem Punkt der Insel hatten wir zusätzlich Aussicht auf die Bolado und Agassiz-Gletscher.

Wir genossen also den Ausblick auf die Gletscher bevor es wieder mit dem Katamaran zum Hafen in Punta Bandera ging. Dort wurden wir bereits von unserem Fahrer erwartet und zurück ins Städtchen gefahren.

Hier noch die vielen Fotos von den Gletschern:

Donnerstag, 24. Januar 2008

Reise nach Patagonien (El Calafate) Tag 1

Heute standen keine speziellen Aktivitäten auf unserem Reiseprogramm. Das einzige was einzuhalten war, war unser Flug um 15.00 Uhr mit der Fluglinie Aerolinia Argentina. So nahmen wir es sehr gemütlich und hielten uns in der Lobby unseres Hotels auf bis wir von der Reiseagentur Rumbo Sur abgeholt und in den Flughafen transferiert wurden. Die Lobby des Hotels Ushuaia ist wirklich sehr gemütlich gestaltet und man hat mehr oder weniger seine Ruhe. Auch hatten wir hier gute Wifi-Verbindung, so dass wir in aller Ruhe alles ein bisschen aktualisieren konnten, was unsere Fotos und Blog anbetrifft.

Um ca. 13.30 Uhr ging es dann Richtung Flughafen, wo natürlich bereits eine Horde von Touristen auf deren Flüge wartete. Auch an diesem Flughafen muss man zusätzlich zum Ticketpreis eine Flughafentaxe bezahlen. In Ushuaia beträgt sie nur ca. CHF 5.00. Wenn man aber all die Flughafentaxen summiert, welche man schlussendlich für eine Reise durch Argentinien bezahlen muss, kommt man am Ende auf einen stolzen Preis. Natürlich wurden wir auch nicht im Voraus über diese zusätzlichen Kosten informiert.

Unser Flug startete mehr oder weniger pünktlich und wir flogen weiter in den Norden von Patagonien nach El Calafate. Auch an diesem Flughafen wurden wir von den freundlichen Angestellten der Rumbo Sur Reiseagentur abgeholt und in das über 20 km entfernte Städtchen gefahren. Wir waren sehr überrascht, dass der Flughafen so weit ausserhalb des Städtchens liegt. Es ist also sehr zu empfehlen im Voraus einen Transfer ins Zentrum zu organisierenJ.

In El Calafate logieren wir im 4-Sterne Hotel Elan, von wo aus man eine hervorragende Aussicht auf den See (wo man sogar Flamingos beobachten kann) hat. Das Hotel ist wirklich eine super Anlage mit eigenem Fitnesstudio und bietet einen super Komfort, zusätzlich scheint das Hotel stets voll zu sein. Wie wir festgestellt haben, haben wir einen sehr viel günstigeren Preis für ein Doppelzimmer bezahlt als in der Rezeption angegeben. Dies aus dem Grund, weil wir über das Reisebüro Fuera de Ruta in Buenos Aires die komplette Tour gebucht haben.

Wir haben anfangs Abend noch einen kleinen Spaziergang am See entlang gemacht und die Aussicht genossen. Auch hier in El Calafate beträgt die Sonnenstundenanzahl pro Tag über 16 Stunden. Im Moment ist es 22:30 Uhr und man hat das Gefühlt es sei erst SpätnachmittagJ. Es ist auch hier unüblich warm für die Jahreszeit. Der Schnitt sei hier nach Angaben von Guides zwischen 7-10 Grad und es müssen bei unserer Ankunft wohl sicher 20 Grad gewesen sein; sehr zur Freude von Roberto.

Hier noch ein paar wenige Fotos unseres 4. Tages im Süden von Argentinien:

Mittwoch, 23. Januar 2008

Reise ans Ende der Welt (Ushuaia) Tag 3

Heute wurden wir pünktlich um 8.oo Uhr vor unserem Hotel von einem der vielen Omnibusse der Reiseagentur Rumbo Sur abgeholt. Die Rumbo Sur bietet in Patagonien viele Touren an, leider liegt die Anzahl der jeweils Teilnehmenden im etwas grösseren Rahmen als erwünscht. Wir waren uns von Anfang an bewusst, dass dies auf uns zukommen würde. Diejenigen unter Euch, die unseren Blog kontinuierlich mitverfolgen, wissen, dass wir nicht viel von dem ganzen Touristengetümmel und Pauschalreisen halten. Heute war also so ein Tag, wo wir mit dem ganzen Touristenstrom mitflossen.

Zuerst wurden alle Passagiere persönlich vom Hotel abgeholt (wir waren mitunter die jüngsten Teilnehmer), und wir waren natürlich die ersten am Morgen, die abgeholt wurden. So kurvten wir zuerst 30 Min. im kleinen Städtchen Ushuaia herum, bis alle eingeladen und startbereit waren. Unsere Reiseleiterin Mariela, die auch schon eine Zeit lang in der Schweiz gearbeitet hat, hat einen super Job gemacht und uns über alles genaustes informiert und uns auch in die Geschichte von Ushuaia eingeführt. Auch hatten wir extrem Glück mit dem Wetter, die Sonne zeigte sich nämlich den ganzen Tag hinüber von ihrer besten Seite.

Unser erster Stopp war bei der Station "Ferrocarril Austral Fueguino", welches sich im Nationalpark Tierra del Fuego 11 km ausserhalb der Stadt Ushuaia befindet. Hier finden sich alle Touristen ein, um mit dem berühmten "Tren del Fin del Mundo" durch den Nationalpark zu fahren und die wunderschöne und abwechslungsreiche Landschaft zu bestaunen. An diesem Morgen hatte es insgesamt 3 Züge, die mit Touristen voll besetzt waren und im Viertelstunden-Takt abfuhren. Wir wurden in den Zug Nr. 3 verwiesen und teilten uns unseren Wagonabteil zuerst mit zwei sehr amüsanten Argentiniern aus Cordoba. Die Restlichen Leute in unserem Wagon waren Reisende aus Spanien. Natürlich war bei denen von Anfang an Fiesta angesagt und sie unterhielten sich in einer Lautstärke, dass man die Ansage aus den Mikrophonen nicht mehr hörte. Einigen Leuten (darunter zwei ältere Amerikanerinnen) passte das überhaupt nicht und so fragten sie den Kondukteur an, ob sie nicht in einen anderen Wagon versetzt werden könnten, da die lustigen Spanier und Argentinier einen enormen Lärm machen würden. Nach einem kurzen Hin- und Her hat man andere Plätze für die 4 sich durch den Lärm gestört gefühlten Passagiere gefunden. Somit konnten Roberto und ich deren Wagenabteil für uns zwei alleine in Anspruch nehmen. Während der ganzen Fahrt hat man sich dann noch über diese 4 Passagiere amüsiert und über sie Witze gerissenJ. Man legt sich also lieber nicht mit Spaniern an…

Einst hat diese Bahn die sich gut behehmenden Häftlinge zum Bäumefällen in den Wald transportiert; damals war der Zug jedoch ohne Fenster und es muss dementsprechend eine eisige 7km Fahrt zum Baumschlag gewesen sein. Die Stadt Ushuaia war nämlich gemäss Aussagen unseres Guides ursprünglich eine Gefängnisstadt. Das Gefängnis wurde aber ca. um 1950 geschlossen. Die Zugstrecke wurde von einem Argentinier mit viel Liebe zum Detail nachgebaut und man fühlt sich demnach sofort authentisch-nostalgisch in die damalige Zeit versetzt.

Die Fahrt dauert ungefähr 1 ½ Stunden und beinhaltet einen 15-minütigen Stopp bei der Estación Cascada de la Macarena, wo man den Macarena Wasserfall besichtigen und die Aussicht in Form von Fotos festhalten kann. Danach führte uns unser Weg durch einen "sub-antarktischen" Wald entlang des Flusses Pipo. Ebenfalls befinden sich im Nationalpark einige archäologische Ruinen der Yámana -Einheimischen.

Die Fahrt endet sodann an der Estación del Parque. Von hier aus hat man die Möglichkeit wieder mit der Bahn zurück an den Ausgangspunkt zu fahren oder mit einer vororganisierter Tour weitere Teile des Nationalparks zu entdecken. Hinweis: der Preis für die Fahrt in einer der wohl berühmtesten Bahnen beträgt übrigens satte CHF 21 (Hinweg) und ca. CHF 23.00 (Hin- und Zurück). Wir wurden an der Endstation auch bereits von unserem Guide Mariela mit einem freundlichen Lächeln erwartet. So fuhren wir weiter durch den dicht-besiedelten Wald und erhielten eine Lektion über die Vegetation und die Plagen der Umgebung. Im Wald des Nationalparks seien hauptsächlich verschiedene Arten von Buchen anzutreffen. Die Plagen seien die Hasen, Nagetiere (Biber) und noch ein Tier, dessen Namen wir nicht kannten auf Spanisch. Während der Fahrt und unseren Wanderungen haben wir dementsprechend auch viele Hasen auf saftigen Wiesen und Waldlichtungen angetroffen, jedoch sind diese schnell wieder davon gehoppeltJ.

Unsere nächste Station war in der Zone Lago Roca. An diesem Punkt hat man einen beeindruckenden Blick auf den Cerro Cóndor, auf dessen Spitze die Grenze nach Chile verläuft. Für diejenigen, denen die Kälte nichts ausmacht, bietet diese Zone sogar CampingmöglichkeitenJ. Von dem Lago Roca aus starteten wir einen kleinen Marsch bis zum Zentrum der Campinganlage. Hier hatten wir die Möglichkeit einen kleinen Snack einzunehmen. Danach ging es weiter zur berühmten Bucht von Lapataia. Hier endet nämlich die Nationalroute N°3 (sie befindet sich im Nationalpark) oder auch Panamericana genannt und startet mehr oder weniger offiziell in Alaska, eigentlich Prudhoe Bay. Von hier aus kann man die Lagunen Verde und Negra bewundern.

Dieser Aussichtspunkt ist - wie man sich vorstellen kann - von Touristen aller Art überlaufen. Ich selber habe heute die Erfahrung gemacht, dass eher die älteren Touristen ungeduldig waren und sich mehrheitlich vordrängelten, wenn es etwas zu sehen gab. Ein Beispiel: Wir liefen mit unserer Truppe zu einem Aussichtspunkt hinauf, wo wir glücklicherweise eine Falkenart auf der Wiese herumlaufend gesehen haben. Nicht eine Sekunde verging, bis sich alle sofort vordrängelten und herumschubsten. Das gab mir ehrlich gesagt ziemlich zu denken. Schlussendlich war es ja nur ein Vogel und nicht Britney Spears. Und derjenige Herr, der sich so bemüht hat, ganz nach vorne zu kommen, hatte eine Einmal-Gebrauch-Kamera von Konica dabei. Er wird sicher die besten Fotos geschossen haben
J. Roberto und ich gingen die Sache eher locker an und amüsieren uns auf die Kosten anderer. Ich verstehe auch nicht, was sich die Leute davon versprechen, wenn rund 30 Menschen in einem sich schliessenden Halbkreis mit erhöhter Lautstärke Richtung Wildtier vorpreschen, um es zu fotografieren.

Nach dem Rundgang im Nationalpark führte uns die Fahrt zurück ins Zentrum von Ushuaia bzw. an den Hafen "Don Eduardo Arturo Brisighelli". Nach einer einstündigen Pause startete hier nämlich unsere 2. Tour des Tages. Hier ist noch zu bemerken, dass wir mit der Reiseagentur Rumbo Sur eine Rundfahrt auf einem Katamaran durch den Beagle Kanal zu den Seelöwen-Inseln gebucht hatten. Wie wir aber später herausgefunden haben, bestünde auch die Möglichkeit eine längere (4 1/2-stündige) Tour zu besuchen, in welcher man zusätzlich Magellan-Pinguin Kolonien auf entfernter liegenden Inseln beobachten kann. Natürlich war der Reiz da, unsere Rute umzuändern, um auch die Pinguine zu sehen, aber schlussendlich haben wir uns wegen zwei Gründen dagegen entschieden: Leider fühlte sich heute Roberto nicht gut und die Tabletten haben ihm nicht sehr geholfen und zudem hätten wir je CHF 20.00 mehr bezahlen müssen. Wir waren uns sodann einig, dass wir die im Voraus gebuchte Tour zu den Seelöwen machen und nichts in unserem Reiseprogramm ändern. Wir werden bestimmt anderswo die Möglichkeit haben, Pinguine beobachten zu können. So startete unsere Tour auf dem Beagle Kanal pünktlich um 15.00 Uhr. Roberto und ich durften als Passagiere den Katamaran als erste betreten und somit hatten wir den besten Platz im Katamaran, wo sich Roberto zum Schlafen hinlegen konnte. Er hat leider nicht sehr viel von unserer kleinen Rundreise mitbekommen, was mir natürlich sehr Leid tat. Schlussendlich nehme ich an, dass er nur wegen mir auf die Tour mitgekommen ist, auch wenn er das verneintJ. Vom Katamaran aus hatte man eine wunderschöne Panoramaaussicht auf die kleine Stadt Ushuaia. Nach ca. 1h Schiffsfahrt kamen wir am Leuchtturm Les Eclaireurs, den Inseln "de los Lobos" (Seelöwen) und "los Pájeros" (Vögel) an. Hier hatten wir die Möglichkeit die Seelöwen und die Vögel (mehrheitlich Kormorane, die mir von Weitem sehr einem Pinguin ähnelten) von Nahem zu beobachten. An jeder der Inseln machten wir ca. 10 Minuten Halt, damit auch alle Leute genügend Zeit hatten, einige Schnappschüsse zu machen.

Während der Rückfahrt hatte man eine ausgezeichnete Sicht auf die Bergkette Martial und seinem gleichnamigen Gletscher. Wir haben noch viele andere mit Schnee bedeckten Bergspitzen auf der chilenischen Seite gesehen, aber die Namen jener sind uns leider entfallen.

Unsere Tour endete sodann bereits um 17.30 Uhr (ich hätte noch Stunden auf dem Katamaran bleiben können um die vielen Inseln zu besuchen und seine Bewohner zu observieren). Wir hatten an diesem Nachmittag auch Glück im Unglück. Gerade als wir die Seelöwen Insel erreicht hatten, zeigte sich der Batteriestatus auf unserer Kamera sehr niedrig. Somit mussten wir immer schnell ein Foto machen und die Kamera sofort ausschalten. Leider gab die Kamera dann aber doch noch den Geist auf. Glücklicherweise erst nachdem wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten gesehen hattenJ

In Ushuaia angekommen machten wir uns auf den Weg zurück ins Hotel. Roberto legte sich sodann gleich hin, leider ging es ihm während des Abends nicht sehr gut. Er hatte sich in diesem kalten Wetter erkältet.

Hier noch die Fotos unseres abendteuerreichen Tages:

Dienstag, 22. Januar 2008

Reise ans Ende der Welt (Ushuaia) Tag 2

Nach einem super leckeren Frühstück (Auswahl am Frühstücksbuffet) wurden wir um 9.00 Uhr von der Nunatak Adventure vor dem Hotel abgeholt. Wie der Name des Veranstalters bereits aussagt, hatten wir einen abendteuerreichen Tag in einem 4x4 Geländewagen vor uns. Wir waren die letzten zwei Passagiere nebst sechs Brasilianern und somit mussten wir uns mit einem Platz hinten im Wagen begnügen. Unser Fahrer, der zugleich unser Guide war, war ziemlich wortkarg. Wahrscheinlich lag es daran, dass ihn die Brasilianer nicht verstanden haben und er die Brasilianer nichtJ. Unser erster Halt unseres Ganztagesausfluges war an einem Panoramapunkt, wo man eine einzigartige Aussicht über die Seen Escondido und Fagnano hatte. Von hier aus begann unser Off-Road Abenteuer. Der Land Rover entführte uns in eine unvergessliche Fahrt durch atemberaubende Wälder, tiefe Schlammbecken und entlang der steinigen Küste des Sees Fagnano. Wir entdeckten Landschaften, die ohne einen 4x4 Geländewagen und der dementsprechenden Fahrkenntnis nicht möglich wären. Die Fahrt durch die Schlammlöcher war sehr abenteuerlich. An einem Punkt der Strecke blieb unser Wagen im Schlamm stecken und musste mit Hilfe eines an einem Baum angebunden Seils herausgezogen werden. Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob das alles nur Show für die Touristen war, denn der zweite Wagen hinter uns fuhr fast ohne Probleme durch den Morast. Vielleicht hat das auch mit dem Talent des Fahrers zu tunJ.

Während der Fahrt durch den Wald machte sich das Ausmass der Zerstörung einer riesigen Biberpopulation bemerkbar. Wir hatten die Möglichkeit auszusteigen und über einige Baumstämme zu klettern und uns den von den Bibern zerstörten Wald näher anzuschauen. Gemäss unserem Guide wollten die Einheimischen früher den Biber im Feuerland züchten wegen des Felles. Leider entpuppte sich die Fellqualität nicht als eine der besten Sorten und somit hat man die Biberpärchen in Ruhe gelassen. Heute sind natürlich mehr als nur ein paar Pärchen vorhanden und vermehren sich ungehindert und zerstören mit ihrem Treiben die Wälder; zudem haben die Biber keine natürlichen Feinde, was den Einheimischen wohl grosse Sorge bereiten muss. Schlussendlich sind die Menschen selbst Schuld an dieser Tatsache, da die kanadischen Biber in das Feuerland von Menschen eingebracht wurden, wie übrigens auch der Hase und die Ratte. Das erklärt dann wiederum auch, weshalb man bei der Einreise nach Patagonien auch vom Inland her, relativ rigoros auf illegale Objekte, wie Tiere und Obst kontrolliert wird.

An der Küste des Sees Fagnano legten wir am Mittag Pause ein und konnten die Küste entlang laufen, während die Guides (unser Guide und ein zusätzlicher von einer anderen Truppe) Mittagessen vorbereiteten. Wir haben selbstverständlich das Gebiet näher angeschaut und Roberto hat seine Füsse in den See Fagnano eingetaucht, aber ihm war die Temperatur des Wassers eindeutig zu kalt, um eine Runde im See zu schwimmen. Wir machten uns danach zurück zu unserem Ausgangspunkt und wurden mit einem Barbecue begrüsst bzw. überrascht. Wir waren insgesamt ca. 12 Leute und sassen auf Holzstämmen, welche um das Lagefeuer aufgestellt waren. Auf dem Grill gab es nebst dem bekannten Choripan-Würstchen richtiges argentinisches Steak. Der Choripan ist übrigens eine sehr populäre Sandwichart in Argentinien. Der Name kommt von der Kombination der Zutaten: ein grillierter Chorizo (Paprikawurst) eingeklemmt in ein Brot (span.: pan). Zudem wurden Salatteller aufgetischt, wo man sich selbst bedienen konnte. Einen feinen Malbec Wein und eine lecker Vorspeise gingen dem Festschmaus voraus. Wir waren wirklich sehr positiv überrascht, da wir nicht einmal mit einem Mittagessen gerechnet haben. Das Essen war sehr schmackhaft und das Ambiente zwischen den Leuten im Wald stimmte. Schlussendlich wurden wir zusätzlich noch mit einem Dessert, Tee und Kaffee überrascht. Von Vorspeise bis Dessert, an alles wurde gedacht. Hier ist noch zu erwähnen, dass man natürlich auch ein Vegi-Menü haben kann, man muss aber den Touroperator vorher informieren.

Der Guide der anderen Truppe war ein Brasilianer, der uns stets zum Lachen brachte und viel über die Fauna zu erzählen hatte. Ihm merkte man an, dass im die Arbeit sehr viel Spass bereitete, während unser Guide sich immer noch sehr wortkarg gab.

Nachdem wir unsere Bäuche voll geschlagen und neue Energie aufgetankt hatten, ging es im Land Rover weiter der Küste entlang zum Escondido See, wo uns eine Kanufahrt erwartete. Der See war ziemlich ruhig mit einer kleinen Strömung. Roberto und ich waren die ersten, die sich ein Kanu geschnappt haben und auf dem See herumgefahren sind. Roberto hatte bereits Erfahrung mit Kanu fahren und somit hat er mich kurz instruiert und wir sind dann wie eine Rakete abgezischt und haben unsere Truppe weit hinter uns gelassenJ. Wir fuhren langsam die Küste entlang (einen Bogen) und warteten auf unsere Gruppe, die im Schneckentempo sich zu uns gesellte. Nach ca. 40 Minuten mussten wir uns leider auf den Rückweg machen und ein wenig gegen die Strömung ankämpfen. Wir wurden bei der Ankunft dann als das Winning Schweizer Team bezeichnetJ.

Kurz darauf machten wir uns wieder auf den Weg nach Ushuaia. Die Rückfahrt dauerte ca. 1h und wir waren am Ende des Tages sehr müde. Der heutige Ausflug hat uns sehr viel Spass bereitet und wir haben wieder Mal einiges hinzugelernt. Eine Tour mit einem 4x4 Geländewagen ist wirklich sehr empfehlenswert, da man an Orte herankommt, die man alleine nicht erreichen könnte.

Die Fotos unserer Tour mit einem 4x4 Land Rover findet ihr hier:

Montag, 21. Januar 2008

Reise ans Ende der Welt (Ushuaia) Tag 1

Irgendwann Ende Dezember entschieden Sebnem und ich, dass wir, trotz der erhöhten finanziellen Belastung, eine kleine Reise in den Süden Argentiniens nach Feuerland machen. Wir (eigentlich ausschliesslich Sebnem) begaben uns auf die Suche nach einem geeigneten Angebot und fanden dann einen vertrauenserweckenden Reiseorganisator namens Fuera de Routa, ähnlich dem Globetrotter in der Schweiz. Wir wurden sehr freundlich und sofort willkommen geheissen, aber nicht auf die Art, wo man sofort merkt, dass die Leute nur so lange nett sind, bis sie ihr billiges Angebot an den Mann gebracht haben. Die Reiseagentur ist auf Argentinienreisen und speziell Patagonien spezialisiert. Wir wurden ausserordentlich gut beraten und bekamen nach rund einer halben Stunde Gespräch ein auf uns zugeschnittenes 7-tägiges drei Seiten starkes ausführliches Reiseprogramm ausgedruckt. Nachdem wir noch ein paar weitere Anbieter angefragt hatten, merkten wir wieder einmal, wie unglaublich riesige Unterschiede es doch bei den Reiseveranstaltern gibt bezüglich des "customer relationship managements", der Informationen die man erhält und der Freundlichkeit und dem nötigen Respekt mit welchen man behandelt wird. Da ich fern von einem Spezialisten bezüglich Pauschalreisen buchen bin, kann ich diese Diskrepanz welche hier in Südamerika teilweise herrscht nicht vergleichen mit Reiseveranstaltern in der Schweiz.

Ein Sprung nach vorne bringt uns an den Sonntag vor dem Abflug Richtung Ushuaia. Sebnem und ich, komplett unvorbereitet und noch nichts gepackt, loggen uns noch einmal ins System ein, welches online alle unsere Informationen inklusive Reiseprogramm offeriert. Die Fuera de Ruta Reisegesellschaft ist sogar so modern, dass sie dem Reisenden eine Art normalsterblich-lesbare Version der Amadeus Flugreservierungssoftware zur Verfügung stellt.

Exkurs für Interessierte, andere überspringen einfach diesen Absatz: Für diejenigen unter den Lesern, die nicht so viel reisen oder in einer Reisegesellschaft oder Flughafen arbeiten: Es gibt eigentlich zwei grosse Anbieter von Buchungssoftware für Reisegesellschaften, eines ist das Galileo und das andere das Amadeus. Diese Software erlaubt es Reisegesellschaften auf sehr speditive und sichere Art direkt auf die Flugbesetzung einzelner Airlines zuzugreifen und Flüge zu buchen. Es sind dies einige der wenigen Programme, die heute noch per Terminal (Emulation in der heutigen Windows-verseuchten Welt) Eingabe funktionieren und mnemonische Kommandos zur Steuerung benutzen (ähnlich dem ehemaligen von der ETH entwickelten FLINTE System des Schweizer Militärs zur Kommunikation in Kriegsfällen oder Steuerungssysteme in der Maschinen- und Metallindustrie). Man gibt so einen mnemonischen Befehl ein und erhält für nicht versierte Leute komplett kryptische Ausgaben, welche zur Buchung und Information für den Agenten dienen. Ein guter alter "Hacker"-Freund von mir (M. Lorenzi), der mich schon im zarten Kindesalter ins Programmieren eingeführt hatte, schrieb in den Spät-80ern anfangs 90er genau so ein Buchungsprogramm (wenn ich mich nicht komplett irre in der Sprach Clipper) und war sehr erfolgreich damit; er hat mir sehr vieles von der dahinter liegenden Technologie erklärt.

Und wieder einmal bin ich abgeschweift. Kurs nach Feuerland, por favor. Aber zuerst noch unser Dilemma am Abend vor dem Abflug: Wir gucken also eifrig in das Amadeus und stellen fest, dass es eine Flugverschiebung gegeben hat, wieso auch immer. Der neue Zeitpunkt war mit 11.30 angegeben. Na wunderbar, wir können ausschlafen, denn mit 45 Minuten Fahrt muss man schon rechnen, wenn man zum Ezeiza Flughafen in Buenos Aires muss; hinzu kommen noch die 1.5 bis 2 Stunden, welche man vor Abflug einrechnen muss. Unser Flug war ursprünglich auf 08.25 angekündigt. Hätten wir an diesem Punkt unsere Sachen zusammengepackt und wären schlafen gegangen, hätte unser Tagesbeginn anders ausgesehen. Sebnem jedoch, in ihrer Natur, welche geradlinig dem dritten thermonuklearen Hauptsatz folgt (für nicht-Physiker: der absolute Ruhezustand oder Relaxfaktor eines Elements kann nicht erreicht werden), wollte die Qualität der Aussage fundieren. Also ging sie auf die Suche nach einer online Flughafenabfluginformation im Internet und wurde natürlich auch fündig. Das Dilemma war jetzt, dass dort immer noch stand, dass unser Flug AR1868 um 08.25 losgehen würde. Es gab zwar ein kleiner Hinweis, dass die dort dargestellte Information nach besten Wissen und Gewissen erfolgt, Fehler aber sehr gut möglich sind. Super, wie sollen wir uns da entscheiden. Tendenziell wollten wir schon ausschlafen, aber den ersten Flug der Reise zu verpassen, weil wir uns einem online System anvertrauten, war nach unseren Erlebnissen in Südamerika auch nicht eine Option. Schlaumeier bemerken hier, dass man vielleicht die Airline anrufen sollte. Das ist korrekt, jedoch gibt es da ein paar Hindernisse: Erstens findet man praktisch nur Gratisnummern (zumindest für die 7/24 Hotline) und die gehen weder vom Hotel aus, noch mit einer Prepaid-Karte am öffentlichen Telefon noch mit Skype. Alle nicht-Gratisnummern haben Servicezeiten wie die Post in der Schweiz. Man kann somit nicht so trivial am Samstag oder Sonntag Informationen über den Flugstatus erhalten bei Aerolineas Argentina.

So standen wir am Montagmorgen um 4.40 nach knapp 3.5 Stunden Schlaf auf (wir mussten ja noch packen). Um 5.30 Uhr ging es los, ohne grosse Pläne bezüglich des Transportmittels geschmiedet zu haben. Es gibt einen Bus Nummer 86, der ab Congresso oder Plaza de Mayo zum Flughafen fährt. Die Dauer schwankt je nach Aussage zwischen einer und zwei Stunden, der Preis dürfte die zwei Pesos nicht überschreiten. Ein Taxi oder VIP-Shuttle Service sind die anderen Methoden, welche einen sicher ans Ziel bringen. Das Taxi kostet ab 2008 rund 70 argentinische Pesos (vorher 55), was rund $23 USD bedeutet. Wir versuchten es mit dem Bus. Leider ist es nicht so offensichtlich, wo der Bus genau hält (ja ja, im Gegensatz zum nördlichen Südamerika, kann man in Argentinien nicht einfach beliebig an jeder Strassenecke den Bus anhalten und aufsteigen) und so verpassten wir den Bus, welcher einfach an uns vorbeibrauste und 200 Meter weiter vorne Halt machte. Wir liefen zurück zum Hotel und baten den netten Nachtportier uns ein Taxi zu rufen. So fuhren wir mit dem Taxi zum Flughafen. Der Taxifahrer war ein sehr laut artikulierender Mensch und auch ziemlich extrem in seinen Ansichten, wie so viele hart arbeitende Bürger in Buenos Aires, die nicht so einverstanden sind mit der Regierung in ihrem Land (also Vorsicht, wenn ihr in Argentinien seid und die Politik anspricht; man sollte gut vorbereitet sein). Er erzählte uns zudem, dass er auch gerne so reisen würde wie wir, er dies aber nicht mehr könne, da seine Frau vor rund einem halben Jahr durch ein Nierenversagen an eine Dialyse gebunden ist. Er ärgert sich sehr über diesen Zustand.

Wir kamen rund 45 Minuten nach Abfahrt am Flughafen an und zielten schnurstracks Richtung Check-in der Aerolineas Argentina. Zum Glück waren wir schon um diese Zeit dort, denn nach dem einchecken hatte es eine 150 Meter Schlange von Reisenden. Natürlich hätten wir ausschlafen können, denn der Flug wurde tatsächlich aus uns bis zum heutigen Tage nicht erfindlichen Grunde gestrichen und wir wurden auf den 11.30 Uhr Flug gebucht. Ich muss an dieser Stelle den "Ghetto-style" der Aerolineas Argentina erwähnen, welcher uns schon an verschiedensten Orten in Argentinien und Uruguay bestätigt wurde. Manchmal werden die Flüge willkürlich verschoben, manchmal gestrichen und manchmal wird man auf eine andere Fluggesellschaft gebucht. Das passiert einem auch bei anderen Fluggesellschaften, aber wenigstens geben die einem eine Information, damit man den Umstand besser verstehen kann und eventuell noch eine Vergünstigung auf einen weiteren Flug der betroffenen Airline; und es kommt nicht so oft vor, dass es hervorstechen würde als eine typische Eigenschaft der Airline. Aerolineas Argentina ist zu vergleichen mit einigen Bahnen der British Railway Corporation. Nie pünktlich, keine Information und monopolistisches Verhalten dem Kunden gegenüber. Der Flughafen Ezeiza ist auch nicht optimal organisiert: Die Fluganzeigen inklusive der online-Version der Fluganzeigen sind schlichtweg nicht ausreichend und teilweise falsch und es gibt keine Instanz am Flughafen, die einem mit Fluginformationen behilflich sein würde.

Wir lungerten wie halbtote Fliegen am Flughafen rum, da sie einem für "domestic flights" erst so ab 10.00 Uhr in den Wartesaal mit bequemen Teppichboden lassen. Bei Sebnem meldete sich ein Wolfshunger aber ich vertröstete sie auf das leckere Essen, das wir auf dem Flug kriegen würden. Weit gefehlt! Es wurde uns ein halb vertrocknetes Käse-Schinken Sandwich (und Roggenbrot kann wirklich trocken sein) serviert. So ist es halt im Leben. Dafür wurden wir in Ushuaia von zwei Repräsentanten der Rumba Sur Abenteuerreisen Agentur freundlich abgeholt und ins 4-Sterne Hotel Ushuaia gefahren, ein sehr schönes Hotel auf dem Hügel mit Blick über halb Ushuaia und dessen imposanten Hafen, wo an diesem Tag gleich drei riesen Kreuzfahrtschiffe ankerten. Praktisch alle Schiffe, die Antarktisreisen durchführen ankern in Ushuaia. Für diejenigen unter Euch die es interessiert: Vermutlich der beste Anbieter solcher Antarktisreisen dürfte Quark Expeditions sein. Mit Preisen (je nach Route und Luxus) ab rund $5000 USD bis gut $40000 USD pro Person muss man schon rechnen.

Wir haben noch einen Spaziergang ins Dorf gemacht und einen überteuerten Burger verdrückt und dann wohl die teuerste Schokolade in unserem Leben gekauft bei der Laguna Negra Chocolate Artesanial. Und wir wurden beklaut, man wird es kaum glauben. Unser vom Hotel gesponsorter kaputte Regenschirm wechselte den Besitzer, als wir die teure Schokolade einkauften. Auch die Angestellten im Hotel konnten es kaum glauben, denn wer stiehlt an einem so touristischen Ort schon einen kaputten Regenschirm? Es musste wohl ein verzweifelter israelischer Tourist (siehe Blogeintrag über Bolivien) gewesen sein.

Es ist jetzt nach 22.00 Uhr abends, die Sonne hat die Wolken verdrängt und scheint in voller Kraft auf das liebliche Städtchen Ushuaia, hier am südlichsten (gut erreichbaren) Ort Südamerikas. In dieser Zeit begünstigen Wendekreise, die geographische Deklination (Richtungsstellung der Erde) und der Sonnenstand zu gegebener Zeit (mitunter bestimmend für die Jahreszeiten) das bekannte Phänomen, dass mit steigendem Breitengrad auch die Sonnenscheindauer steigt. Für interessierte Leute ein etwas ungenauer aber ausreichend erklärender Artikel auf Wikipedia zu Sonnenstrahlung. Gemäss dieser Seite beträgt in heute in Ushuaia die Sonnenscheindauer 16 Stunden und 20 Minuten, die Deklination -19.77°. Wir befinden uns auf dem Breitengrad (DMS): 54° 49' 0 S und auf dem Längengrad (DMS): 68° 16' 0 W. Am Ende der Reise werden wir jeden Längengrad überquert und mindestens 100 Breitengrade bereist haben (Zürich rund auf dem 47° N und Ushuaia auf dem 54° S). Was erstaunen mag, ist die Tatsache, dass zum Beispiel nur schon Moskau mit 56° N weiter weg vom Äquator liegt, als Ushuaia. Für mich war das nördlichste was ich je besucht hatte Reykjavik (Island) auf 64° N. So, nun habe ich sicher alle Leser schön in den Schlaft gewiegt mit meinen Ausführungen.

Gute Nacht und hier noch die wenigen Bilder des heutigen Tages:

Dienstag, 8. Januar 2008

Uruguay: Punta del Diablo und La Coronilla

Wir sind am 7. Januar 2008 anfangs Nachmittag in Punta del Diablo, einem kleinen mit Touristen überfüllten Dörfchen im Norden von Uruguay, angekommen. Wir haben uns für dieses Dörfchen entschieden, weil die Angaben unseres Lonely Planets Guides sehr verlockend klangen: ein ruhiges Fischerstädtchen an der Atlantikküste, wo man seine Ruhe finden kann und praktisch ungestört sei. Gleichzeitig hat Roberto herausgefunden, dass man in Punta del Diablo surfen kann. Von dem Moment an war es für uns beide klar, dass unsere nächste Destination in Uruguay Punta del Diablo sein würde. Zudem wollten wir ein wenig weg von der Masse höher in den Norden Uruguays und auch besser an der Atlantikküste positioniert sein. Nun hiess es nur noch schnell eine Unterkunft zu finden (da wir uns im Moment in der Hochsaison befinden, ist eine Reservation vor allem an den Küstengebieten unabdingbar). Die Geschichte dazu könnt Ihr weiter unten in unserem Reisebericht Montevideo nachlesen.

Zurück zu unserer Ankunft in Punta del Diablo. Leider zeichnete sich keine grosse Freude bei uns beiden ab, als wir aus dem Bus hinausgestiegen sind. Unser erster Gedanke war: Oh mein Gott, wo sind wir hier gelandet und wo ist das kleine ruhige Fischerstädtchen, von dem uns der Lonely Planet vorgeschwärmt hat. Das Dörfchen hat wohl seit der Ausgabe unseres Guides eine massive Änderung durchgemacht. Punta del Diablo ist nämlich während den Monaten Januar und Februar komplett überfüllt und es gibt nur eine Strasse, der man entlang fahren kann und von wo aus man in die entsprechenden Einstellplätze der Hotels oder Cabañas hineinfahren kann. Es sind überall vorüberwiegend hässliche Cabañas erbaut worden, um dem Touristenstrom gerecht zu werden. Punta del Diablo hat uns also von erster Sekunde an nicht zugesagt und für uns war klar, dass wir uns nach etwas anderem umschauen würden. Das ist natürlich nur unsere Meinung. Diejenigen, denen ein Überlauf von Touristen nichts ausmacht und das Partyleben gefällt, werden sich höchstwahrscheinlich in Punta Del Diablo sehr wohl fühlen.

Anmerkung von Roberto: Es fahren mehrere Busse pro Tag nach und von Mar de Plata (dem Reich der Schönen und Reichen) und Montevideo und transportieren Touristen, wir uns, nach Punta del Diablo. Somit steht man nach dem Aussteigen in diesem einst Fischerdorf in einer Masse von Hunderten von Leuten, die entweder gerade von einer Party zurück kommen, an den Strand wollen oder ihre Heimreise antreten; ein Basar in Marrakech wäre im Vergleich eine Oase der Ruhe. Mar de Plata ist dann noch um einige Grössenordnungen hektischer, aber dafür wurden in Mar de Plata wenigstens ein Umgebungsplaner und staatlich regulierte Bauvorschriften eingesetzt. Mar de Plata ist gemäss Aussagen unterschiedlicher Personen die sommerliche Residenz des südamerikanischen Who-is-who. Antonio Banderas, Giselle Bündchen, Shakira und zahlreiche Politiker, die ansonsten seitenweise negativ und fragwürdig die Politiksparten in Zeitungen füllen, sonnen sich zusammen mit Persönlichkeiten aus aller Welt, wie zum Beispiel der angolanische Präsident Jose Eduardo Dos Santos und Robert de Niro. Sebnem wäre sicher gerne mit Shakira zusammen gesessen und ich hätte mich ganz gerne einmal mit dem brillianten Robert de Niro unterhalten. Aber man darf natürlich nicht vergessen, dass die Promoters solcher Orte manchmal auch etwas übertreiben mit den internationalen Stars und vermutlich nur die Hälfte der oben genannten Berühmtheiten wirklich in Mar de Plata waren. Was jedenfalls erstaunt ist, dass wir bis anhin noch nichts von diesem Ort gehört hatten. Zurück zu Sebnems Ausführungen:

So sassen wir mit unserem Gepäck im Zentrum von Punta del Diablo bis wir von einem Mitarbeiter des Hostels International (wie und ob das Hostel dieses Qualitätszertifikat wirklich verdient hat, bleibt uns ein Rätsel) abgeholt wurden. Wir staunten nicht schlecht darüber, dass das Hostel ziemlich weit vom Zentrum und vom Strand entfernt war und gaben unser bestens unsere Zeit zusammen zu geniessen. Das Mädchenzimmer, wo ich hingewiesen wurde, war zum Glück in Ordnung. Roberto musste da leider eher unten durch, da er ein Zimmer mit 19 weiteren Jungs teilen musste, die ausschliesslich nur Party im Kopf hatten.

Nicht 5 Minuten sind vergangen, wo ein Zimmergenosse das Gepäck von Roberto wortwörtlich begutachtet hat. Das Hostel International in Punta del Diablo war in einer sehr schlechten Kondition: es war hoffnungslos überfüllt und zudem haben viele ihre Zelte im Garten des Hostels aufgeschlagen (so konnte der Inhaber natürlich mehr Einnahmen erzielen), die Küche und die Bäder waren dreckig, die Fahrräder nicht mehr funktionstüchtig, sie hatten genau nur einen Ventilator in einem Zimmer für mehr als 12 Leute, die Leute waren uns teilweise ziemlich suspekt, usw. So schlossen wir unseren Wertsachen in einem Schliessfach im Hostel ab und machten uns auf den Weg ins Zentrum mit den kaputten Fahrrädern, deren Bremsen überhaupt nicht mehr funktionierten.

Wir haben uns über andere Orte unweit von Punta del Diablo informiert. Uns wurde gesagt, wir sollen uns Mal im nächstgelegenen Dörfchen "La Coronilla" umschauen, da es dort ziemlich ruhig sein solle. Wir schenkten dieser Aussage glauben und kauften uns Bustickets nach La Coronilla (etwa 25 Minuten von Punta del Diablo entfernt). Natürlich, wie im ganzen Resten Südamerikas, hatte der Bus 1h Verspätung und die wartenden Leute wurden ziemlich ungeduldig. An Geldzurückgabe ist schon gar nicht zu denken und somit war Warten angesagt. Währenddessen hat Roberto einen Uruguayer gleichen Alters namens Dario kennengelernt, der sich ebenfalls auf den Weg nach La Coronilla machte; der Beginn einer weiteren guten Freundschaft in Südamerika wie es sich später herausstellte. Auch er bestätigte uns, dass La Coronilla das Gegenteil von Punta del Diablo sei. Dario war sehr hilfsbereit und hatte absolutes Verständnis für unsere Lage und versuchte sogar uns über ein paar Anrufe eine Unterkunft in La Coronilla zu organisieren.

Dort angekommen, wurde Dario von seiner Ehefrau Fernanda abgeholt und sie boten uns an, uns im Dörfchen ein bisschen herumzufahren und ein paar Cabañas anzuschauen, was wir natürlich sehr zu schätzen wussten und das Angebot gerne annahmen. Die ersten zwei Versuche etwas zu finden scheiterten, beim dritten jedoch hatten wir Glück. Die Dame der Mancora Pension hatte eine Cabaña (oben befand sich das Schlafzimmer, unten die Küche, das Bad und das Wohnzimmer) frei und wir hätten per sofort in das Häuschen umziehen können. Dank Dario und Fernanda haben wir zudem einen Speziellpreis offeriert bekommen von CHF 30 / pro Nacht. Wir waren überglücklich mit diesem Angebot und mit der Tatsache, dass wir am drauffolgenden Tag bereits unser eigenes Häuschen für die nächsten 9 Tage haben würden. Wir waren Dario und Fernanda überaus dankbar für ihre Hilfsbereitschaft. So machten wir uns nach dem Deal auf den Weg nach Punta del Diablo und harrten den Abend im Hostel bis zum kommenden Morgen, welcher übrigens mein Geburtstag war, aus.

Am darauf folgenden Tag machten wir uns früh startbereit um den Bus nach La Coronilla rechtzeitig zu erwischen. Wir waren pünktlich an der Haltestation, mussten jedoch ca. 1 h auf den Bus warten und wir hatten bereits den Verdacht den Bus verpasst zu haben, da dieser eventuell früher losfuhr. Wie üblich, ist der Bus doch noch angefahren gekommenJ. Die Fahrt an sich dauerte ca. 20 Minuten und wir wurden in La Coronilla von Fernanda mit dem Auto erwartet. Sie hat uns am Vortag freundlicherweise angeboten uns an der Haltestation abzuholen und uns mit unserem schweren Gepäck in die Cabaña zu fahren. Während der Fahrt machten wir noch kurz Halt im Supermarkt und deckten uns mit dem Nötigsten ein. Leider hatte Fernanda an diesem Tag noch anderes vor, so lud sie uns in unserer Cabaña aus und ging ihren Tagesablauf weiter. Wir richteten uns erst Mal gemütlich ein und machten uns später schnellstens auf den Weg zum Strand, welcher zu Fuss in ca. 10 Minuten zu erreichen war. Der Strand hier in La Coronilla ist um einiges schöner und ruhiger als der in Punta del Diablo und man konnte sogar für sich alleine sein, wenn man ein Weilchen am Strand entlang lief. Wir waren sehr froh um diesen Umstand und fühlten uns in dieser Umgebung schnell pudelwohl. Hier haben wir das angetroffen, was wir im Prinzip von Punta del Diablo erwartet hatten.

Am Abend wurde ich zudem noch mit einem Schokoladenkuchen überrascht, welcher in unser Häuschen geliefert wurde. Mein Geburtstag war einfach perfekt, da auch viele daran gedacht haben und ich viele liebe Anrufe und E-Mails erhalten habe. Ich war wirklich sehr gerührt darüber!!! Auch, dass Roberto mir einen Schokoladenkuchen organisiert hat, damit hätte ich nicht gerechnet, so war die Überraschung umso grösser.

La Coronilla ist wie bereits erwähnt ein kleines Dörfchen, wo sich alle zu kennen scheinen. Hier gibt es 2-3 kleinere Supermärkte (mehr Tante Emma Läden), 2 Bäckereien, ein paar wenige Restaurants (die nie geöffnet zu sein scheinen) und Internetzugang gibt es im Cyber, welcher sich am Eingang des Dorfes befindet und zugleich eine Apotheke ist.

Während den nächsten 9 Tagen sind wir sicherlich jeden Tagen einmal an den Strand gegangen und haben Sonne getankt. An manchen Tagen hatte Roberto sogar die Möglichkeit zu surfen, zwar leider nicht immer unter den besten Bedingungen. Er hat bei Punta de Roca (welches zu Fuss ca. in 40 Minuten von uns aus zu erreichen war)  noch weitere Surfer kennen gelernt, welche einen sehr netten Eindruck machten. Der Eine von ihnen möchte nächstes Jahr nach Costa Rica umziehen, da er dort besseres Klima sowie bessere Wellen zum Surfen habe. So haben Roberto und er ein paar Informationen ausgetauscht, dies aus dem Grund, da Roberto sich schon sehr gut in Costa Rica auskennt (er war 3 Monate in CR).

Da weit und breit kein Schatten am Strand zu finden war, konnte ich jeweils nur einen halben Tag am Strand herumhocken, da sie Sonne ziemlich stark war und wir doch aufpassen mussten, nicht all zu viel Sonne abzubekommen. Wir verbrachten die restliche Zeit oft mit Gamen (wir haben uns in Montevideo ein Gamepad gekauft und per Zufall sind wir auf ein äusserst witziges Computerspiel gestossen, das wir beide sehr mochten, wir gleichzeitig und kooperativ spielen konnten und uns sehr forderte: Platypus), Kochen, Kartenspielen, Relaxen, etc. Dies war eine willkommene Abwechslung zu unseren sonstigen Tagesabläufen.

Während unseres Aufenthaltes haben wir auch viel mit Dario, Fernanda und dem Ehemann  von Fernanda's Schwester und seinem Hund (eine Huskyhündin) Bonga verbracht. Das sind wirklich super nette lokale Leute, die uns ein bisschen näher an die Kultur der Uruguayer gebracht haben und uns auch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in und um La Coronilla gezeigt haben. So besuchten wir z.B. an einem Sonntagnachmittag den Nationalpark Santa Teresa, welcher übrigens nur 5 km von Punta del Diablo entfernt ist, und die sich dort befindende Festung La Fortaleza de Santa Teresa, welche von den Portugiesen im 17ten Jahrhundert erbaut wurde, später aber von den Spaniern erobert wurde. Die Festung ist nun aber vollkommen neu restauriert und ist einer der Hauptattraktionen im Park. Hier befinden sich zudem mehrere Campingplatzmöglichkeiten, wo man günstig sein Zelt aufschlagen kann. Santa Teresa ist eine populäre Destination für jüngere Leute und Surfer, aber auch für uruguayische Familien die einige Tage kostengünstig an der schönen Atlantikküste von Uruguay verbringen möchten.

Nach der Festungs-Besichtung ging es weiter zu den verschieden Stränden im Nationalpark (Playa Grande, Playa de Barco, etc.). Der Vorteil, wenn man mit einem Auto unterwegs ist, ist, dass man auch an die abgelegenen Strände kommt. So wie auch z.B. Playa las Achiras, wo wir fast alleine am Strand waren. Wir fuhren jeweils von einem Strand zum anderen in der Hoffnung irgendwo für Roberto Wellen zu finden, die surfbar waren. Leider hatte Roberto kein Glück an diesem Tag. Gegen den späteren Nachmittag besuchten wir noch einen botanischen Garten in Santa Teresa und machten uns von da aus zur Laguna Negra. Bei der Laguna Negra machten wir nur kurz Halt und fuhren dann zurück nach La Coronilla.

An einem anderen Abend wurden wir von Dario und Fernanda noch zum Abendessen eingeladen. Wir staunten nicht schlecht, als wir vor ihrer Haustür standen und uns 7-8 junge verspielte aber dennoch sehr kräftige Bulldoggen begrüssten. Das war wirklich unglaublich. Die Hunde waren in der ganzen Wohnung verstreut und schienen grosse Freude am Besuch zu haben (Roberto fühlte sich nicht so wohl, denn der Hund ist für ihn ziemlich das einzige Tier, das er fürchtet oder sich zumindest unwohl fühlt in seiner Nähe). Der Abend verlief sehr friedlich und wie wir erfuhren, planen die beiden Paare im Sommer 2008 nach Quebec in Kanada auszuwandern. Sie haben bereits alle nötigen Dokumente eingereicht, fleissig französisch gelernt und es stehe gemäss ihren Aussagen nichts mehr im Wege. Die beiden möchten hinaus aus Uruguay und ein neues Leben irgendwo auf der Welt anfangen, wo sie für ihren Traum arbeiten würden. Sie möchten beide unheimlich gerne wie wir es im Moment tun, die Welt bereisen. In Uruguay hätten sie einfach keine Chance, da "genügend Geld am Ende des Monats zu haben" ein Fremdwort sei. Ich finde es super, dass die beiden einen Neuanfang versuchen und so viel in das ganze Prozedere stecken. Ich hoffe, dass wir die beiden eines Tages wieder treffen werden und uns revanchieren können.

Ein weiterer Ausflug führte Roberto und mich an einem anderen Tag nach Chuy (die Fahrt von La Coronilla aus dauert ungefähr 30 Minuten und kostet ca. 1.10 CHF / Person). Chuy ist eine hektische und hässliche Grenzstadt zu Brasilien. Wie wir später herausgefunden haben, gehört die Hälfte der Stadt Chuy zu Uruguay, die andere Hälfte zu Brasilien. Es gibt eine Hauptstrasse in Chuy, die Stadt sozusagen aufteilt. Die ganze Stadt ist Duty Free und aus diesem Grund findet man überall Geschäfte die alles Mögliche im Sortiment haben und gut von den Brasilianern besucht sind. Anscheinend sei Uruguay für die Brasilianer ein Einkaufsmekka und somit sind in Chuy mehrheitlich Brasilianer anzutreffen. Wir müssen zugeben, dass wir uns auch mit ein paar Sachen in Chuy eingedeckt haben, wie z.B. Haarshampoo und verschiedenen DVD's. Brasiliens durchschnittlicher Wohlstand (man wagt es angesichts der Reportagen in Europa über die Armut in Brasilien kaum zu glauben) sei ungemein gestiegen im Vergleich zu seinen Nachbarländern seit 2002 und somit haben die Brasilianer in Südamerika fast die höchste Kaufkraft auf diesem Kontinent. Das gilt natürlich nicht für alle und wir haben auch keine demographische Vermögensverteilung gesehen. Der Umstand jedoch, dass wir um Neujahr herum und im Januar in Argentinien und später hier in Uruguay so viele Brasilianer getroffen haben, die in die "billigen" Nachbarsländer reisen, um Ferien zu machen, scheint diese finanzielle Tendenz zu bekräftigen. Einige der Brasilianer haben uns auch schon vor den hohen Preisen in Brasilien gewarnt, aber bewaffnet mit einem alten Lonely Planet und der blauäugiger Meinung Brasilien sei ein superarmes Land, schenkten wir diesem Umstand keinen Glauben.

Zurück zu unserem Ausflug. Da in La Coronilla und Punta del Diablo keine Bankautomaten vorhanden waren, war unsere einzige Möglichkeit Geld abzuheben in Chuy. In Chuy aber bildete sich eine riesen Schlange vor dem einzigen Bankautomaten in der Stadt auf der uruguayischen Landesseite. Wir hatten zum Glück noch eine andere Möglichkeit um an Pesos heranzukommen, indem wir unseren Dollar in der Wechselstube wechselten. Da das Anstehen vor der Bank nicht unsere Priorität war, wechselten wir unseren Dollar. Mit dem mussten wir die nächsten Tage auskommenJ. Und am Ende hatten wir wirklich nur noch genau ca. CHF 5.- übrig, ähnlich wie dazumal auf unserer Reise zur Isla Grande in Panama, für diejenigen, die sich noch an die Reise erinnern können.

Leider waren die 9 Tage in La Coronilla schneller vorbei als gewünscht. Am letzten Abend luden wir noch Dario und Fernanda zum Abendessen ein und wir bereiteten Pasta mit einer leckeren Sauce vor und als Vorspeise gab es Bruschette. Leider sind die Teigwaren, welche man in den kleinen Supermärkten kaufen kann, nicht immer gerade von bester Qualität, so ist uns an jenem Abend die Pasta leider nicht sehr gelungen. Wenigstens ist uns die Sauce gelungen und somit war das Dilemma nicht all zu gross. Der Abend verlief wie im Fluge und gegen 24.00 machten sich die beiden auf ihren Fahrrädern auf den Heimweg und Roberto und ich fielen nur noch totmüde ins BettJ.

Fazit: Diejenigen die gerade in Urugay Ferien machen und nach Ruhe suchen, ist La Coronilla absolut empfehlenswert. Diejenigen, denen ein Überlauf von Touristen angenehm ist und eine gute Partyzeit haben möchten, ist Punta del Diablo oder das prunkvolle Mar de Plata bestimmt der richtige Ort. Jeder hat andere Präferenzen und unsere war in diesem Fall La Coronilla.

Die Fotos findet Ihr wie immer hier:

Freitag, 4. Januar 2008

Montevideo

Wir sind mit der Turil Busgesellschaft von Colonial de Sacramento nach Montevideo gekommen, da diese die einzigen waren, die nicht gleich mit Kanonen auf uns schossen, als wir das Surfbrett erwähnten. Endlich war ich in dieser Stadt, welche mich schon als Kind fasziniert hatte.

Das Busterminal von Montevideo ist sehr übersichtlich und man kann sehr gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (Bus) in die Stadt fahren, Taxi ist nicht notwendig. Alles und alle sind sehr relaxt in der Stadt auf den ersten Blick. Niemand flucht, rotzt, pfeift uns nach, versucht Dich anzusprechen und Dir einen Deal anzudrehen, als ob Du den ersten Tag in Südamerika wärst, und alle gehen geordnet ihrer Wege.

Sebnem hatte uns mit grossem Aufwand eine Unterkunft gesucht und gebucht für $20 USD das Doppelzimmer (ohne Frühstück) und zwar im

Hotel Arapey Ltda. Av. Uruguay 925, http://www.arapey.com.uy/

Am darauf folgenden Tag machten wir einen Riesenmarsch Richtung Altstadt, Rambla und dann unten am Hafen vorbei alles dem Ufer des Rio Plata entlang bis zum ersten grösseren Strand, beim grossen Biotop um die Felsen bis hin zu Kilometermarke 7.5 und dann in das Einkaufszentrum J. Alles in allem sind wir sicher mehr als 10km durch die Stadt geschlendert. Montevideo ist entgegen meiner Erwartungen nicht eine unbedingt sehenswerte Stadt. Der Hafen ist nicht sehr interessant und für Touristen abgesperrt, die Altstadt bietet nur wenige interessante Bauten, der Weg entlang dem Ufer ist sehr offen gestaltet aber bei Weitem keine Schönheit. Erwähnenswert ist die botanische Anlage mit grossem Biotop folgend dem ersten Strand in der Stadt vom Hafen her.

Da wir wieder etwas mehr sparen wollten, entschieden wir uns eine Salatschüssel zu kaufen und am Abend uns einen Salat zuzubereiten im Hotelzimmer. Für rund $3.50 USD fanden wir eine grosse Plastikschüssel, welche ihren Zweck auf unserer Reise in Uruguay erfüllen würde.

Den darauf folgenden Tag verbrachten wir am Morgen mit der mühsamen und endlos erscheinenden Suche nach einer Schlafmöglichkeit in Punta del Diablo. Von vielen Leuten als ruhiger und guter Ort zum Surfen empfohlen, wollten wir dort hin fahren. Der eigentliche Ort, wo sich die Creme de la Creme von Südamerika aufhält, inklusive ein paar Hollywood Schauspieler und der Präsident von Angola, wäre natürlich Punta del Este. Das günstigste Angebot für eine Übernachtung dort haben wir mit $50 USD gefunden, welches absolut nicht in unserer Preislage liegt. Etwas Weiteres war noch hinderlich: gemäss Fernsehberichten, Zeitungsberichten und nach einigen erfolglosen Telefonaten stellte sich heraus, dass der Badeort Punte del Este in Uruguay zu 100% ausgebucht ist. Wir dachten zuerst, dass dies ein Witz sei; wie kann ein Ort zu 100% ausgebucht sein. Das geht doch nicht. Die Realität erzählt uns jedoch eine andere Geschichte: Punta del Este war zu 100% ausgebucht, es gab keinen einzigen Schlafplatz mehr. Nun gut, wir wollten ja sowieso nach Punta del Diablo mehr im Norden, wo auch eher Wellen zu finden sind. Nach unzähligen Seitenbesuchen im Internet und einigen Anrufen meinerseits fanden wir heraus, dass Punta del Diablo auch zu 100% ausgebucht war. Das konnte doch nicht sein und wir versuchten dem einen Hostel anzurufen, bei welchem ab dem dritten Tag nach unserer Ankunft noch etwas frei wäre, um eventuell eine Hängematte zu ergattern. Jetzt kommt's: Nachdem ich sagte, dass wir gedenken eine Woche zu bleiben, sagte mir die amerikanische Dame (die kein Wort Spanisch sprach) am anderen Ende des Telefons, dass sie uns folgendes Angebot unterbreiten könne: Sebnem geht in ein Frauendormitorium und ich schlafe auf einer Hängematte. Der Preis: $20 USD für das Dorm und $12 USD wollte sie von mir wenn ich auf der Hängematte schlief. Aber sonst geht's noch? dachten wir uns. Ich wollte alles zuerst mit Sebnem besprechen und sagte der hochnäsigen Frau am Telefon, dass ich sie in spätestens einer halben Stunde zurückrufen würde. Nach 20 Minuten rief ich sie wieder an und da sagte sie mir, dass sie den letzten Platz im Frauendorm schon jemandem anders offeriert hatte. Sie gab mir noch eine Telefonnummer eines weiteren Hostels, welches sie aber nicht empfehlen würde, da es katastrophal sei. Da wir schon ein Busticket nach Punta del Diablo gekauft hatten und uns entschieden hatten, komme was wolle, dorthin zu fahren um ein bisschen Strand, Sonne, Meer und Wellen zu geniessen, rief ich dem Typen an. Und siehe da, er hatte noch Platz, für $10 USD pro Person im Dormitorium; Sebnem im 12-er Damendormitorium und ich im 20-er Herrendormitorium. Über diese Übernachtung und was mit Punta del Diablo los ist, könnt ihr im folgenden Bericht noch ein paar Zeilen lesen.

Den Nachmittag verbrachten wir am grossen Strand von Montevideo, wo praktisch nur Jugendliche mit Bierflaschen in der Hand rumhängen. Was es auch oft zu bestaunen gibt, sind so Selbstdarsteller, die um alles in der Welt versuchen um ihre Gunst zu buhlen, in dem sie sich speziell grässlich kleiden und äusserst interessante Laute von sich geben und dann noch wie Pfaue herumstolzieren. Ich erwarte mehr Tiere dieser Sorte in Brasilien; jaja, die Männerwelt im südlichen Teil Südamerikas ist schon etwas Eigenartiges.

Am nächsten Tag fuhren wir schon los mit dem Bus Richtung dem 4.5 Stunden entfernten und berüchtigen Punta del Diablo.

Hier noch die Bilder von Montevideo: