Wer Richtung Machu Picchu geht, wird unweigerlich an der Stadt Cusco vorbeikommen. Für die meisten Leute dürfte dies eine interessante Erfahrung sein und vor allem junge Reisende werden sich dem Partyleben nicht entziehen können. Cusco und seine Umgebung haben sehr vieles zu bieten und sind absolut einen Besuch wert. Jedoch muss man sich auf die Abzockerei gefasst machen. Peru scheint unserer Meinung nach die beste Unterstützung und das beste Marketing im Bereich Tourismus zu betreiben, jedoch ist es den Leuten in und um Cusco herum in den Kopf gestiegen und man beginnt europäische Preise zu verlangen. Was uns sehr verärgert hatte, war die Tatsache, dass man einfach als Prinzip als reicher Tourist angeschaut wurde und keine Klassendifferenzierung mehr stattgefunden hat, hinsichtlich der touristischen Angebote.
Wenn man in Südamerika herumreist, kann man im Normalfall die Ausgaben sehr gut steuern; es gibt meistens Preise für Einheimische, dann Preise für Israelis, dann Preise für gut Spanisch sprechende Leute, dann Preise für English sprechende Leute und dann Preise für Leute, denen es einfach egal ist, wie viel es kostet.
In Cusco scheint es diese Preisdifferenzierung einfach nicht für alle Angebote zu geben und was sich für uns sehr negativ ausgewirkt hat, ist die Tatsache, dass die Leute auch nicht mit sich verhandeln lassen; im Gegenteil, sie werden noch wütend oder frech, wenn man ihnen erklärt, dass man halt nicht einfach beliebig Geld bezahlen kann. Ein Beispiel ist das sogenannte "boleto turistico", welches 70 Soles kostest und einem erlaubt verschiedene archeologische Sites zu besuchen, die man natürlich auch fast nur mit einer kostenspieligen Tour erreichen kann (die Alternative mit Bussen dahin zu kommen ist äusserst zeitintensiv und nervenraubend). Für 40 Soles kann man sich das halbe Ticket kaufen, welches einem Zutritt zu vier verschiedenen Sites gewährt aber nur ein Tag gültig ist. Da wir nur eine Site oberhalb Cusco besuchen wollten, hatten wir überhaupt keine Lust so ein Ticket zu kaufen. Interessanterweise wurde uns gesagt, dass man vor Ort für 5 Soles so ein Eintrittsticket bekommt, also sind wir halt an einem Tag da hinauf gelaufen. Leider war dies wieder so eine Falschinformation und sie wollten und partout kein Eintrittsticket verkaufen, nur das "boleto turistico", welches wir uns partout weigerten zu kaufen. IPeru, die unabhängige Anlaufsstelle für Touristeninformationen, hatte ein Gehör für unsere Anliegen und die Leute erzählten uns, dass sie schon öfters Reklamationen von Rucksacktouristen bekommen hätten, welche auch nicht bereit gewesen wären diesen Betrag hinzublättern, nur damit man Inkaruinen oder ähnliches aus der Geschichte sehen konnte. Die Regierung um Machu Picchu herum hat da aber andere Pläne; und seien wir einmal ehrlich, wieso sollten die auch anders denken. 99% der Leute, die nach Cusco oder Machu Picchu kommen, ist es so lang wie breit, wie viel sie bezahlen müssen … zumindest erscheint es einem so.
Es ist ja eigentlich unsere Schuld, dass wir uns so verarschen lassen, aber irgendwie hat das ganze Desaster schon beim Flughafen begonnen. Anstatt, dass wir einfach in die Stadt gefahren wären und uns eines der Hunderten von billigeren Hotels (in Cusco scheint jedes Haus ein Hotel oder ein Restaurant zu sein) genommen hätten, organisierte Roberto am Flughafen bei einer nett lächelnden Dame einen Transfer inklusive Hotelunterkunft; für $30 USD im Hotel Monarca im San Blas Viertel. Angefangen hatte der Preis bei 70 Dollar und ging dann runter, nachdem Roberto ihr gesagt hatte, dass $30 USD das Maximum sei, was wir bezahlen können. Wir fuhren sodann mit dem Taxi, dessen Chauffeur ein Kollege von der Dame war, zum besagten Hotel Monarca. Unterwegs laberte uns die nette Dame voll mit den möglichen Optionen Geld für Touristenattraktionen loszuwerden. Das "boleto turistico" wurde auch immer wieder erwähnt und gegen Ende der Fahrt, war es für sie schon klar, dass wir je ein solches "boleto turistico" kaufen und natürlich auch 2-3 ihrer Offerten für Tagestouren buchen. Nach dem Einchecken wurden wir mit Mate (Tee aus Kokablättern) begrüsst, damit wir uns besser an die Höhe gewöhnen können. Während dem Teeschlürfen in der Hotellobby erzählte sie uns nochmals von ihren Optionen bezüglich der Tagesausflüge. Je länger wir ihr jedoch zuhörten, desto weniger fanden wir ihre Angebote toll. Um das Gespräch nicht all zu sehr in die Länge zu sehen haben wir uns entschieden selbst die Stadt ein bisschen zu erkunden und sie bei Bedarf zu kontaktieren. Ehrlich gesagt, wurde die Dame gegen das Ende hin sehr aufdringlich, wogegen wir beide ziemlich "allergisch" sind. Wir haben sie während unseres Aufenthaltes in Cusco auch nicht mehr kontaktiert.
Natürlich haben wir dann auch bald erfahren, dass wir viel zu viel bezahlt haben für eine Unterkunft, aber wir genossen den kleinen "Luxus" eines Hotelzimmers inklusive Frühstück. Zudem hatten wir die Möglichkeit unsere Sachen während dem Besuch des Machu Picchu's sicher zu lagern. Und gegen Ende bezahlten wir sogar nur noch 25 Dollar für die Nacht. Wir hatten zudem sporadisch Internetanschluss via Wifi; in einer Ecke des Zimmers musste es frei von Stahlträgern gewesen sein, denn wir konnten uns mit dem ominösen Telefonica Accesspoint verbinden.
Da wir im San Blas Viertel logierten, statteten wir diesen natürlich auch einen Besuch ab. Es ist das Arbeiterviertel, in welchem man klassische Manufakturen findet und sich auch ein mittelgrosser Lebensmittelmarkt inklusive Restaurantnischen befinden.
Verbunden sind die einzelnen Bauwerke durch enge labyrinth-artige Gassen; für uns jedoch unverständlich, dass die zentrale Zone in Cusco nicht autofrei ist. Die Taxis rasen teilweise dermassen schnell und gefährlich durch die engen Gassen, dass es ein Wunder ist, dass nicht mehr passiert. Der Tourismus ist in Cusco so fortgeschritten wie nirgends sonst in Peru, jedoch offensichtlich sehr einseitig. Auf der Strecke bleiben meistens die Natur, die Einheimischen und Kontinuität. Die Tourismusentwicklung in Südamerika beschränkt sich generell nur auf möglichst schnelle und effiziente Bereicherung einiger Individuen, selten fliesst Geld in die nachhaltige Entwicklung gesunder Prozesse oder in die Unterstützung minderbemittelter Menschen und Agrikultur. Das bedeutet unweigerlich, dass die Tourismusbranche sehr inflexibel ist bezüglich Kompromisshandel; man schröpft den Touristen nur einmal dafür jedoch so heftig wie möglich. Zurück bleibt für uns jedoch der bitter Nachgeschmack der Abzockerei (für Machu Picchu verstärkt sich das Problem noch) gepaart mit wunderschönen Momenten der einzigartigen Landschaft aus Geschichte und Kultur.
Genug gemotzt, wie schon eben angetönt, genossen wir die kulturellen Angebote der Stadt und ihrer Umgebung. Dazu gehörte unter anderem eine Manifestation der Unabhängigkeit Peru's mit militärischer Zeremonie und lautstarkter Proklamation der Freiheit unter der Flagge Peru. Auf dem Plaza de Armas stand alles was Rang und Namen hatte in der Region, zusammen mit einigen Kompanien aus Polizeischule und Militär.
Was man in Cusco reichlich finden kann, sind Pizzerias. Es gibt zwei Gründe, dies hier zu erwähnen. Der erste ist wohl, dass wir auf der Reise bis nach Cusco das erste Mal wieder auf italienisches Essen trafen und der zweite Grund ist, dass wir zudem eine ausgezeichnete Trattoria fanden: die Nonna Trattoria, geführt von G. Orieta Valdivia de Sota in San Augustin 298, die das Restaurant nach Tradition ihrer italienischen Grossmutter weiterführt. Fast jedes Mahl auf der reichhaltigen Menükarte wird im Holzofen mit Eukalyptusholz zubereitet. Roberto hat hier eine der besten Lasagne in seinem Leben gegessen (geschlagen nur noch von der Lasagne seiner Freundin Sebnem, seiner Mutter, derjenigen von Moni und einer ganz speziellen Lasagne, welche man in einem kleinen Lokal in Cefalu in Sizilien bekommt ;)).
So nun geht es Richtung Machu Picchu, welches Roberto schon länger ein Dorn im Auge ist. Aber wir freuen uns trotzdem unglaublich auf diese Erfahrung. Alles Weitere liest ihr am besten im