Freitag, 9. November 2007

Bolivien: Lake Titicaca (Copacabana, Isla del Sol)

Nach unserer letzten Übernachtung in Puno in Peru ging es weiter nach Bolivien. Unsere erste Anlaufstation war das kleine touristische Städtchen Copacabana (3800 m.ü.M.), gelegen zwischen den beiden Hügeln "Cerro Calvario" und "Niño Calvario". Nicht weil wir unbedingt die Stadt sehen wollten, mehr aus dem Grund, weil wir die Insel "Isla del Sol" auf dem Titicaca See (höchster navigierbarer See der Welt!) besuchen wollten. Gemäss der Inka Mythologie war dies die Geburtstätte der Sonne.

Aber, um überhaupt in das Städtchen Copacabana zu gelangen, musste jedermann im Bus zuerst 1 Boliviano (Bol im Weiteren) bezahlen. Daher ist es wichtig, dass man kurz nach der Grenze bereits Geld in bolivianischer Währung zur Verfügung hat. In Copacabana angekommen, haben wir gleich ein Hotel organisiert und haben uns auf den Weg gemacht, die Stadt am wunderschönen Titicaca See ein bisschen näher kennenzulernen. Das Städtchen machte für uns einen sehr friedlichen Eindruck und die Einheimischen waren freundlich, bis auf die Angestellten unseren Hotels. Wir haben nämlich im Hotel Center logiert (für US$7/beide zusammen) und hatten das Gefühl im unhöflichst geführten Hotel gelandet zu sein. Roberto hat sich sehr über den einen Angestellten aufgeregt, der uns gegenüber sehr herablassend wirkte und uns mit dem Zeigefinger drohte, wenn wir bis nicht bis um Punkt 10.00 Uhr auschecken würden, wir eine weitere Nacht bezahlen müssten. Hätte der Angestellte noch einen Ton mehr rausgelassen, hätten wir die halbe Portion mal richtig durchgeschüttelt. Aber wir wollten ja nicht schon am ersten Tag in Bolivien negativ auffallen und schon gar nicht mit der Bolivianischen Armee oder Polizei zu tun haben.

Aber zurück zu Copacabana. Um eine bessere Übersicht des Städtchens zu haben, entschieden wir den Hügel "Cerro Calvario" hinaufzuklettern. Von dort oben aus hat man eine fantastische Sicht über Copacabana. Wie wir feststellten befindet sich oben am Hügel eine Art christliche Gebets- und Heiligenstätte, wohin sich die einheimischen Pilger und Alkoholiker begeben. Was wir aber absolut nicht verstehen konnten war die Tatsache, dass der Hügel auch für die lokale Abfallentsorgung benutzt wird. Das ist wirklich ein trauriger Anblick, überall Scherben auf dem Boden, Abfall und Sonstiges. Teilweise mussten wir sogar über Abfallhaufen laufen, um weiter zu kommen (siehe auf den Fotos!). Wir machten nur kurz ein paar Fotos auf dem Hügel und liefen dann auf der anderen Seite des Hügels (ein viel einfacher Weg) hinunter. Die Landschaft um Copacabana (Richtung Yampupata) ist weltklasse. Wären wir an jenem Tag nicht so müde gewesen wären wir die Strasse Richtung Yampupata entlang gelaufen. Dort ist man zudem frei von anderen Touristen.

Am zweiten Tag haben wir uns entschlossen, die Insel "Isla del Sol" zu besuchen. Die Bootsfahrt dauert ca. 2 h (hin; retour nur 1,5 h). Wir wurden im Norden der Insel in Cha'llapampa abgeladen und hatten die Möglichkeit in den Süden zu laufen, wo wir dann abgeholt werden würden, oder den Norden kurz zu entdecken und später mit dem Boot in den südlichen Teil zu fahren. Wir haben uns natürlich dazu entschieden den dreistündigen Trekking-Trip in den Süden zu machen. Aber vorher wollten wir uns noch die labyrinthartigen Chincana Ruinen (Eintrittskarten sind bei der Ankunft zu kaufen, direkt neben dem Museum; 10 Bol. / pro Person) ansehen und haben die Dienstleistung eines 11-jährigen "Reiseführers" in Anspruch genommen. Roberto hat ihm 3 Bol. angeboten, wenn er uns zu den Ruinen führt (natürlich hätten wir den Weg selbst zu den Ruinen gefunden, es war mehr aus Goodwill unsererseits). Zu unserer Überraschung wusste der Junge, also unser Reiseführer, sehr viel über die Geschichte der Insel. Er führte uns ehrenvoll durch das Labyrinth mit immer wieder einkehrenden Stopps zur genaueren Erläuterung der Funktionen der einzelnen Ruinen.


Nun nach diesem Vorfall machten wir uns auf den Weg in den Süden. Die kleine Wanderung hat sich auf jeden Fall gelohnt, da die Umgebung und die Sicht auf den Titicaca See wirklich herrlich waren.


Nach der Kontrolle war es dann noch ein einstündiger Marsch bis wir am kleinen Hafen ankamen, wo unser Boot bereits wartete. Wir hatten noch ca. 1h Zeit bis wir definitiv abfuhren und haben uns dort auf die Wiese gelegt und uns bis zur Abfahrt ausgeruht. Während der Rückfahrt sind wir wieder auf zwei Schweizer gestossen und haben Tipps und unsere bisherigen Erlebnisse ausgetauscht. Die beiden (leider können wir uns nicht mehr an deren Namen erinnern; sie hiess Pascale, aber seinen Namen wissen wir nicht mehr) reisen während fünf Monaten hinauf nach Peru, Ecuador, Costa Rica, Nicaragua, etc. bis nach Kuba.

Am Abend haben wir uns dann noch auf die Suche nach einem guten Restaurant begeben und sind auf das "Puerto oder Porto del Sol" gestossen. Das gehört sicher zu einem der besseren Restaurants in Copacabana und ist sehr empfehlenswert (zumindest unser Nachtessen war gut zubereitet). Das Morgenessen jedoch wird einem praktisch kalt serviert; zumindest für den kleinen Motzi Roberto ist das ein grosser negativer Aspekt an diesem Restaurant.

Am dritten Tag in Bolivien machten wir uns auf den Weg nach La Paz. Wir hatten unsere Tickets bereits in Puno organisiert und erwarteten eigentlich keine Komplikationen, da wir am Vortag eine Reservation gemacht haben. Kurz gesagt: Sie wollten uns wegen Roberto's Surfbrett nicht mitnehmen. Das hörten wir bis anhin während unserer Südamerikareise das erste Mal und konnten den Typen gar nicht ernst nehmen. Nach einigen eingehenden & heftigen Diskussionen haben sie das Brett doch noch missmutig auf das Dach geladen und uns mitgenommen.

So haben wir in den ersten Tagen in Bolivien nicht gerade die schönsten und besten Erfahrungen mit einigen Leuten gemacht. Aber in La Paz sieht die Sache schon ganz anders aus; mehr dazu in unserem nächsten Bericht.

Mehr Fotos über die Umgebung bei Lake Titicaca:

Nach ca. zwei Stunden Marsch sind wir auf eine Kontrollperson geraten, die unsere Tickets sehen wollte. Natürlich zeigten wir ihr unsere Tickets und haben uns natürlich nichts dabei gedacht. So wurde uns dann mitgeteilt, dass unsere Tickets nur für den nördlichen Teil der Insel gültig seien. Wenn wir hier passieren wollen, müssten wir separate Tickets für nochmals 10 Bol. / pro Person kaufen, um in den Süden zu gelangen. Natürlich hatten wir keine andere Möglichkeit (theoretisch kann man um den Hügel rum laufen und sich die Ausgabe so sparen, aber das dürfte ein ziemlich mühsamer Weg sein) als diese Tickets zu kaufen, aber man hätte uns das auch vorher mitteilen können. Auf diese Weise kommt man sich leider ziemlich verarscht wohl. Für was das Geld schlussendlich gebraucht wird, bleibt für uns wohl ein Geheimnis.
Nachdem wir die Ruinen besichtigt haben, machten wir uns auf unsere kleine Trekkingtour über die hügelige Landschaft der Insel (man kann den Weg nicht verfehlen). Unser Reiseführer bot uns an uns noch ein Stückchen zu begleiten, da er denselben Heimweg hatte. Da wir wirklich begeistert waren vom kleinen Sprössling, wollten wir ihm 7 Bol. (= fast 1 CHF) anstatt den 3 Bol. geben. Aber leider nahm die ganze Angelegenheit eine andere unerfreuliche Form an. Der Junge wollte sage und schreibe 30 Bol. von uns, da er meinte, dass seine Freunde auch so viel kriegen würden. Roberto hat mit dem Kleinen sodann ein Wörtchen gesprochen und ihm klar gemacht, dass er das mit den Touristen nicht machen könne. Wenn er 30 Bol. wolle, solle er den Leuten das von Anfang an klar machen. Nun schlussendlich gaben wir ihm 10 Bol. aber leider zeigte er sich überhaupt nicht dankbar. Für einen kleinen Jungen sollten 10 Bol. mehr als genug sein, aber er hat das nicht zu schätzen gewusst. Die Kinder in Bolivien (man darf nicht vergessen, dass Bolivien noch als Drittweltland gilt) werden teilweise ganz anders erzogen und wachsen damit auf, bei den Touristen Geld zu erbetteln. Natürlich beziehe ich mich hier auf die unterste Schicht der bolivianischen Bevölkerung. Was hier auch oft anzutreffen ist, sind Kinder, die uns ansprechen und Fotos machen wollen und später Geld dafür verlangen. Natürlich gehen wir nicht darauf ein und geben einem Kind lieber einmal Süssigkeiten. Die einen freuen sich die anderen weniger. Leider gibt es halt immer wieder Touristen, die den Kindern bzw. den Bettelnden mehr als genug an Geld geben. So haben die Leute das Gefühl, dass jeder Tourist gleich sei. Auf jeden Fall fanden wir es wirklich sehr schade, dass eben unser kleiner junger und intelligenter Reiseführer sich überhaupt nicht zufrieden gab und keine Dankbarkeit zeigte.