Samstag, 24. November 2007

Bolivien: Potosi

Immer noch im Gedanken möglichst bald nach Uyuni und Chile zu gelangen, versuchten wir heute unser Glück, von Sucre via Potosi nach Uyuni zu fahren. Das Problem war natürlich immer noch die andauernden Proteste der Bevölkerung in Sucre, welche unter anderem die Strassen für einkommende und ausgehende Fahrzeuge sperrten.

Wir machten uns daher um 6.30 Uhr am 24. November (die Wahrscheinlichkeit, dass die Strassen so früh schon blockiert waren, schien klein zu sein) auf den Weg zum Busterminal. Wie immer wurden wir, kaum aus dem Taxi ausgestiegen, von Busticketverkäufern empfangen, welche um unsere Gunst buhlten. Nach kurzer Verhandlung konnten wir uns einen Platz auf dem nächsten Bus (6 de Octubre) ergattern und zudem noch zu einem Preis, der niedriger war, als die Lokalen bezahlten (1.60 CHF / Person für 3.5 Stunden Fahrt).

Die Busfahrt war alles andere als angenehm und Roberto würde sagen, dass es die schlimmste Busfahrt bis jetzt war. Die lokalen Hochländer, die auch mit dem Bus mitfuhren, stanken dermassen, dass Roberto fast kotzen musste. Er hat sich aber gut gehalten, da wir noch ein Flakon Parfüm griffbereit hatten und dies auf die Jacke sprühen konnten. Somit konnte Roberto die Fahrt an seiner Jacke schnüffelnd überleben. Man ist ja nicht zimperlich, aber der Gestank, der von diesen Leuten in diesem besagtem Bus ausging, sprengt alle Vorstellungen: die Hände stanken nach altem Ziegenkäse, der Mundgeruch nach Fäulnis (man stellt sich am besten vor, jemand kaut auf einer verwesenden Ratte rum, die sicher schon zwei Wochen im Mund gewesen sein muss), die Kleider je nach Anatomie nach Scheisse und Pisse (WC-Papier ist für die Hochländer gänzlich ein Fremdwort und dementsprechend bleibt halt immer was hängen; die älteren Herren müssen ihr Ding wohl vor dem Beenden des Urinierens versorgen, vermutlich wegen der Kälte im Hochland).

In Potosi angekommen wurde uns vermittelt, dass der Bus, den wir am Mittag Richtung Uyuni nehmen wollten, nicht fuhr. Die Gründe reichten von Blockade bis hin zu Defekt des Busses; der wahre Grund jedoch war vermutlich, dass sie einfach nicht fahren wollten, da es nicht genügend Passagiere hatte. Die nächste Fahrgelegenheit war gemäss der alternativen Anbieter erst um 19.00 Uhr abends. Das hiess für uns, 6 Stunden in der hässlichen Stadt zu verweilen. Nicht nur das war übel, nein, als Roberto 'mal kurz Früchte einkaufen ging, wurde Sebnem prompt auf die Probe gestellt: Es kam ein Typ vorbei, der fadenscheinig ein Busticket verkaufen wollte und Sebnem ein paar Fragen stellte. Unterdessen kam von hinten ein älterer Mann daher, der sich mit unserem wichtigsten Rucksack vom Acker machte. Dank Sebnems Instinkten und guter Reaktion befand sich der Mann jedoch alsbald in der Situation eines Verfolgten, denn Sebnem rannte ihm kurzerhand nach J. Der Mann musste wohl realisieren, dass mit Sebnem nicht zu spassen ist (sie spielt immerhin 2. Liga Basketball) und liess den Rucksack auf die Strasse fallen, um den Vorsprung nicht zu verlieren (auf 4000 M.ü.M muss man mit seinen Reserven haushalten bei Verfolgungsjagden). Mittlerweilen war Roberto auch alarmiert worden und überprüfte das Geschehen mit Verwunderung, da er dachte, Sebnem hätte nun doch einen Bus gefunden, der nach Uyuni fährt und wollte sich beeilen, diesen zu erwischen. Einerseits dank der Reaktion von Sebnem aber andererseits auch mit riesem Glück können wir den Rucksack wieder unser Eigen nennen; hätte Sebnem ein paar Sekunden mehr gezögert, wäre der Mann auf Nimmerwiedersehen weg gewesen. Kurz darauf erschien auch die Polizei, welche einen Amerikaner nach genau diesem Mann befragte, der anscheinend schon öfters in diesem Gebiet die Touristen um ihr Gepäck erleichtert hatte.

Wir taten uns kurzerhand mit dem freundlichen und vielgereisten Amerikaner zusammen und gingen ins einzig gute Kaffee in Potosi, am Hauptplatz von Potosi, wo wir auf alle anderen Touristen, welche sich in dieser Stadt befanden, traffen. Tip(p): Nehmt keinen der alkoholischen Kaffeegetränke, der Rum, den sie einem einschenken ist von der billigsten Sorte. Dafür ist die heisse Schokolade empfehlenswert. Ansonsten ist zu sagen, dass ausser dem Hauptplatz in Potosi, nichts wirklich sehenswert ist. In Potosi macht man nur Halt, um entweder nach Uyuni weiterzufahren oder die bekannte Silbermine zu besuchen. Wir entschieden uns so gegen 17.30 Uhr zurück an die Busstation (es gibt zwei Bussstationen, die schöne gelbe, wo die Busse aus Sucre und Cochabamba ankommen und dann diejenige, wo die Busse Richtung Uyuni fahren; die letztere ist keine Busstation im eigentlichen Sinne, mehr eine lebendige Strasse mit vielen Busgesellschaften) zu kehren und standen wieder vor einem neuen Problem: Anscheinend kamen wir zu spät an, denn die Busgesellschaften waren schon alle voll besetzt mit Passagieren Richtung Uyuni und keiner wollte mehr uns ein Ticket verkaufen. Der Amerikaner und Roberto fingen an die Busgesellschaften zu bearbeiten, dass sie doch einen grösseren Bus schicken sollten und sie für mehr Passagiere auf der Strasse werben würden. Nach langem Hin- und Her und fruchtlosen Flirtversuchen mit der hauptverantwortlichen Dame (welche ihren Säugling an der Brust hatte und es uns Männern nicht erleichterte, rational zu diskutieren) der einen Busgesellschaft schien es plötzlich doch noch zu klappen. Wir hatten vier Passagiere mehr gefunden, welche nach Uyuni wollten und bezahlten auch rund einen 1.50 CHF (soviel wie uns die Fahrt von Sucre nach Potosi gekostet hatte) mehr als es eigentlich kosten würde. So kam der Bus und er füllte sich und füllte sich und es nahm kein Ende mehr. Der Bus war komplett überfüllt und es mussten etwa 10 natürlich heftigst stinkende Passagiere im Mittelgang stehen; zum Glück hatten wir unsere Plätze, denn die Fahrt dauerte wieder einmal nicht wie ursprünglich gesagt 5 Stunden, sondern 6.5 Stunden. Somit kamen wir erst um 2 Uhr morgens in Uyuni an, ohne ein Hostel gebucht oder die leiseste Ahnung von einer Unterkunft überhaupt zu haben. Wir folgten zwei Schweizern, welche (wie könnte es anders sein) schon alles perfekt organisiert hatten und fanden prompt eine Bleibe im selben Hotel Avenida für $7 USD zusammen.

Gute Nacht und die wenigen Bilder könnt Ihr hier begutachten: