Wir waren glücklich auf der Fahrt von La Paz nach Santa Cruz, da wir endlich wieder in wärmeres Wetter stossen würden. Santa Cruz liegt auf etwa 400 M.ü.M und befindet sich grenzlich tropisch/subtropisch bezüglich des Klimas. Schon bei der Anfahrt wurde uns wieder wärmer, da wir aber noch in unseren Winterkleidern steckten, war dies jedoch nicht erstaunlich. Als mir in La Paz die Leute noch sagten, dass es in Santa Cruz angenehm war, glaubte ich es nicht; es schien so unglaublich, gar unvorstellbar, dass es irgendwo in Bolivien warm sein könnte. Fakt war jedoch, dass wir in 30 Grad Celsius warmes und wunderschönes wetter fuhren. Ich war überglücklich, jedoch immer noch mit einem Thermoleibchen, einem kurzen Leibchen und einem langen dicken Pullover bekleidet, Sebnem in ähnlicher Konstellation. Die Leute schauten uns etwas verdutzt an, realisierten jedoch bald, dass wir aus Santa Cruz kommen mussten.
Ein weiterer Grund, weshalb ich unbedingt nach Santa Cruz wollte, war dass zwei ehemalige ehrenwerte Studienkollegen vor mir sich entschieden hatten, eine Softwarefirma in Santa Cruz zu eröffnen. Zugegeben, vermutlich dient das als Frontschild verdeckter Drogenschmuggel Aktionen J. Auf jeden Fall wussten wir nicht einmal, wo die Herren Marius mit seiner bezaubernden Frau Suelen Kimberley und Ranjan sich aufhielten, geschweige dann wohnen. Ich hatte jedoch eine Telefonnummer und wir schrieben ihnen noch, dass wir dann an diesem besagten Tag ankommen würden. Dummerweise hatte der Bus einige Stunden Verspätung und so verpassten wir meine Kollegen, welche sich extra ein paar Stunden frei genommen hatten, um uns vom Busbahnhof abzuholen. Sie entschieden sich jedoch nach meinem Telefonanruf, nochmals zurückzukehren und uns abzuholen.
Es war schon witzig die beiden Bleichgesichter wieder einmal zu sehen, für einmal nicht die Schulbank drückend oder an der Kletterwand, nein, in Bolivien. Bei Marius wusste ich immer, dass er einmal etwas in Bolivien beginnen würde, Ranjan jedoch hatte mich mit seiner Entscheidung, in einem so fremden Land etwas Neues aufzubauen, erstaunt. Doch wie es sich herausstellte mauserten sich die beiden bestens, wenn auch mit beträchtlicher Hilfe von Suelen und ihrer Familie, welche Bolivianer sind. Suelen selbst, die fast perfekt Deutsch spricht und sogar Schweizerdeutsch versteht, wäre lieber in der Schweiz geblieben, hat jedoch die Chance gepackt und in Santa Cruz den ersten und besten Kebab Laden eröffnet: Kimberleys Kebab, … (Adresse). Wenn ihr also einmal unterwegs in Bolivien und Santa Cruz seid, Lust auf ausgezeichnete Küche (nebst dem täglichen bolivianischen Menu, gibt’s Quiches und Kebabs und einiges mehr) habt und dazu noch eine hübsche Bolivianerin Schweizerdeutsch sprechen hören wollt, dann geht zu Kimberleys Kebab.
Es war interessant mit meinen Kollegen über die Probleme einer Firmengründung in Bolivien zu sprechen, etwas Simples wie ein Bankkonto dauert halt so seine Weile. Die Jungs haben echt Gas gegeben und innerhalb kürzester Zeit eine Lokalität im Zentrum der Stadt gefunden, Computer organisiert und Büromöbel installiert. Sie arbeiten zu viert, Marius und Ranjan als Firmengründer ein weiterer geselliger Schweizer, dessen Namen uns wieder einmal entfallen ist (nennen wir ihn einmal Felix) und ein talentierter bolivianischer Programmierer, dessen Namen wir nicht einmal versucht haben uns zu merken J.
Der Tag verging wie im Fluge und am Abend trafen sich alle bei Kimberley's Kebab. Es ist vor allem am Wochenende ein Treffpunkt für Freunde und Bekannte aus der näheren Umgebung. So auch diesen Abend, an welchem ein paar Freundinnen von Suelen eintrafen und schon bald für latinamerikanische Stimmung sorgten. Da wir schon etwas müde waren von der Reise, entschieden wir uns für die langweilige Tour und gingen schlafen, währenddessen die sich die heitere Truppe tanzend Richtung Ausgang bewegte.
Vom nächsten Tag gibt's eigentlich nicht vieles zu berichten, es war einer dieser Tage, auf die man als Paar beim Reisen nach längerer Zeit unweigerlich trifft. Viele Leute schreiben uns immer wieder, dass wir sehr glücklich auf den Fotos aussehen. Das stimmt auch, denn wir schiessen je keine Fotos, wenn wir streiten, aber man soll ja nicht glauben, das komme nicht vor. Viele Worte möchte ich eigentlich nicht verlieren, aber trotzdem möchte ich einmal erwähnen, wie schwierig das Reisen als Paar manchmal auch sein kann. Auch wenn man es nicht glauben mag, man trifft auf Konfliktsituationen, auf welche man im täglichen Leben in einer Partnerschaft vermutlich weniger trifft. In der gewohnten Umgebung kann man sich dann zur Not verdrücken, entweder in seinen eigenen Raum oder in die Arbeit oder man wendet sich an Freunde. Das funktioniert beim Reisen einfach nicht ganz so einfach. Nichts, was man besucht, bedeutet einem die gleiche gewohnte Umgebung, in welcher man sich auch ohne Partner wohlfühlen und abschalten kann; man sitzt sprichwörtlich aufeinander, 24/7. So geschehen auch an diesem Tag, wo wieder einmal eine Kleinigkeit durch Hartnäckigkeit auf beiden Seiten zu einem deftigen Streit führte. Wir schreiben dies nicht zur Selbstheilung oder zur Psychoanalyse, sondern wollen einfach einmal auch unterstreichen, dass nicht immer alles in bester Ordnung ist. Diejenigen Leser unter Euch, welchen schon mehrere Jahre mehr oder weniger erfolgreich in einer Paarbeziehung leben/dahinvegetieren kennen das ja bestens und brauchen von uns Jungen sicherlich keinen Rat mehr. Rat gibt es sowieso nicht, sich zusammenreissen und zusammenraufen heisst die Devise und meiner Meinung nach auch der nötige Respekt seinem Partner gegenüber.
An diesem Tag flog auch Corina, Ranjan's bessere Hälfte, ein. Ranjan und Corina kennen sich schon sehr lange, waren aber nie ein Paar, bis kurz vor Abreise von Ranjan nach Bolivien. Kurzer- oder auch längerer Hand hat sich Corina entschieden, dem Abenteurer Ranjan nach Bolivien zu folgen. Aber es ist nicht so, wie viele gerade denken werden: die beiden sind genug alt, diese Entscheidung mit all ihren Konsequenzen zu tragen und sie passen bestens zueinander. Man hat das Gefühl, die beiden sind schon seit ihrer Geburt füreinander bestimmt.
Wir haben uns am darauf folgenden Tag entschieden einen Ausflug nach Espejillos zu machen mit Marius' Wagen. Die Fahrt dorthin dauert ungefähr eine Stunde, wobei der letzte Teil der Strecke nur mit einem 4WD zu bewältigen ist. Espejillos ist im Prinzip eine Art Erholungsoase an einem Fluss mit überwachtem Parking. Der Fluss bietet verschiedene natürliche Schwimmbecken, welche über Jahrhunderte hinweg durch das fliessende Wasser entstanden sind. Zudem sind einige kleine Wasserfälle entstanden, die man hochkraxeln kann. Folgt man dem Wasserlauf, befindet sich oben eine kleine Lagune, welche durch den grossen Wasserfall am selben Ort entstanden ist. Beim grossen Wasserfall sollte man nicht hinunterspringen; bei einer Höhe von sicher 20 Metern trifft man dann auf etwa 2 Meter tiefes Wasserbecken gleich einen Meter neben der Eintrittsstelle des herunterfallenden Wassers. Dummerweise steht einem jedoch noch ein unter Wasser stehender Felsbrocken im Weg und den sieht man nicht beim springen. Trifft man auf diesen auf, sieht's düster aus. Der beste kleine Wasserfall, den man hinterspringen kann ist derjenige, wo sich auch die aus Beton gebaute Plattform mit herausstehenden Armierungseisen befindet. Von dort aus kann man ins tiefe schmale Becken springen (nicht zu weit nach vorne, da es wieder einen Felsvorsprung unter Wasser hat) oder wer den Mut besitzt springt über den nächsten Wasserfall ins nächst tiefer gelegene Becken. Das Problem dort ist, dass es knapp 1.5 Meter tief ist und man somit nur bäuchlings reinspringen kann. Auch so trifft man noch auf dem Boden auf, aber sanft. Für Leute, die sich mit Turm- oder Felsenspringen nicht auskennen, ist dieser Sprung nicht empfehlenswert. Vorallem aber sollte man sich zwei Mal vergewissern, wie tief das zweite Becken ist, bevor man dann hochklettert und springt.
Nach dem Badespass kann man sich an einem der an der Strasse zum Parking entlang stehenden Foodhütten verpflegen mit "empanadas rellenas de queso" (mit Käse gefüllte Teigtaschen). Wir fuhren zurück und erledigten noch ein paar kleinere Einkäufe und legten uns schlafen. Sebnem uns ich wieder ins gleiche Bett, aber nur für ein Weilchen, denn Sebnem war es zu warm im Zimmer. Sie entschied sich draussen in der Hängematte zu schlafen, natürlich mit leicht fatalen Ergebnis: sie wurde regelrecht von den Mücken verstochen. Mein Mitleid hielt sich in Grenzen J.
Wir entschieden uns den neuen Tag im vielversprechenden Aqualand zu verbringen. So simpel die Entscheidung, so interessant ist meistens auch dann der Weg ans gewünschte Ziel. Ganz nach südamerikanischer Manier: "Ja, ja, das liegt da Richtung Flughafen. Brauchst nur den Bus x Richtung Jesus zu nehmen, dann einen weiten Bus Richtung Flughafen und dann läufst Du halt noch ein Weilchen." Si, claro, machen wir doch jeden Tag. Wir fuhren mit dem einen Bus, liefen ein Stückchen und fuhren mit dem anderen Bus und liefen ein Stückchen und landeten im Flughafengelände. Dann nahmen wir uns ein Taxi, welches uns zum Aqualand brachte. Kostete uns alles 20 Bolivianos (3 Franken). Der Eintritt schläg einem unter der Woche bis und mit Donnerstag mit 30 Bolivianos und am Wochenende mit 60 Bolivianos pro Person zu buche. Es gibt zwei Wasser Vergnügungsparks nahe beieinander, aber wir entschieden uns für den grösseren.
Das Preis/Leistungs Verhältnis beim Aqualand stimmt nicht unbedingt. Es gibt zwei grössere Rutschbahnen, wobei die eine für etwa 15 Meter fast vertikal (etwa 80° Neigung) ist und dann in einer langen Gerade endet. Die anderen Rutschbahnen sind äusserst klein, aber trotzdem bieten sie gerade für kleinere Kinder, wie mich, den nötigen Spass. Als Vollblut Wasserrutschbahn Profi wollte ich natürlich sofort die einzig interessante Rutschbahn runterrutschen, aber die war leider nicht in Betrieb. Sofort fing ich an mich durchzufragen bei den Dutzenden von Lifeguards, die den Rundumkanal beobachteten, bis ich beim Verantwortlichen der Anlage angelangte. Ich bat ihn um eine Erklärung, aber da wir in Bolivien waren, erwartete ich nichts Konkretes und so wertvoll war dann auch seine Antwort. Er versicherte mir aber, dass er die Rutsche so gegen 13.00 Uhr nachmittags in Betrieb nehmen würde. Also vertrieben wir unsere Zeit mit einem Rundgang durch die Anlage, welcher ziemlich kurz ausfällt. Es gibt noch so ein Pseudowellenbad, das jedoch nicht wirklich interessante Wellen erzeugt (die Form des Bassins ist äusserst suboptimal gebaut, so dass kein guter Swell entstehen kann). Lustigerweise erklärten mir die Angestellten der Anlage, dass es 3 Meter Wellen sind. Da Bolivien ja bekanntlich nicht am Meer liegt (oder nicht mehr; man darf nämlich wissen, dass die Gegend um Salar de Uyuni herum früher vor 15'000 Jahren mit dem Ozean verbunden war – deshalb auch der übergrosse Salzsee, welche jetzt von den Kordilleren eingekesselt ist), entschuldigte ich ihnen diesen Lapsus und erklärte den Leuten, dass wenn es wirklich 3 Meter Wellen wären, nicht mehr allzu viele Leute daran Spass hätten; geschweige dann ihre Kleinkinder zum Plantschen in das Wellenbad reinsetzen würden.
Es wurde Zeit für die interessante Wasserrutsche und allmählich bewegte sich etwas an jenem Ende des Parks. Sebnem und ich liefen im Stechschritt Richtung Turm, den man erklimmen muss, um sich dann ins Vergnügen zu befördern. Ich war der erste J. Viele Bolivianer sind nicht nur ziemlich träge, wenn es ums Arbeiten geht, sie sind auch nicht gerade die schnellsten (oder kümmern sich zu wenig darum), wenn es bergauf geht. Einzige Ausnahme sind natürlich die Schlangenbildungen um 5 Uhr morgens vor der Bank, um die Pension zu kassieren oder seinen Zahltag zu beziehen. Nicht nur, dass ich der erste war, ich blieb auch am längsten auf der Rutschbahn; wie bereits gesagt, das grösste Kleinkind im Bad. Ich habe mir auch schon überlegt, in Zukunft meine Profession zu wechseln und professionell Wasserrutschen zu testen.
So langsam wurde es Zeit zu gehen, denn wir langweilten uns ein wenig. Witzigerweise kam gerade als wir aufbrachen die Sonne hervor und lachte uns ins Gesicht. Die Rückfahrt war um einiges einfacher. Man kann nämlich einfach an die Hauptstrasse stehen und auf einen der Micros warten, die vorbeibrausen und für 2 Bolivianos pro Person ist man dabei. Dummerweise fahren die Micros nie dorthin, wo man eigentlich hinmöchte und Santa Cruz ist nicht gerade klein oder übersichtlich. So fuhren und fuhren wir an unglaublich interessanten Gegenden vorbei, bis wir einmal wagten den Chauffeur zu fragen, wohin der denn fahre. Witzigerweise wusste es im Bus niemand, aber alle wussten, wo sie aussteigen müssen. Das ist auch ziemlich typisch für das zentrale und nördliche Südamerika: alle wissen ungefähr was sie brauchen und wohin sie wollen, für mehr Informationen reicht es nicht. Notgedrungen stiegen wir aus, da die Strassennamen, welche an uns vorbeiflitzten schon bald nicht mehr auf unserer Stadtkarte ersichtlich waren. Somit hiess es für uns back tracken. Dank Sebnems ausgezeichneten Navigierfähigkeiten kamen wir dann doch noch im Zentrum und bei Kimberley's Kebab, dem universalen Treffpunkt der Stadt, an.
Am Abend entschieden wir uns alle zusammen Essen zu gehen und zwar gut bürgerlich in ein mit Schweizer Management versehenes Restaurant (NAME?). Ranjan, Corina, Marius, Suelen, Sebnem und ich. Vorweg genommen, das Restaurant wird seinem Ruf gerecht. Die Preise sind gesalzen, vor allem für bolivianische Verhältnisse, aber die Qualität des Essens ist top. Fast alle bestellten "s'Züri-Gschnetzlets" (keine Ahnung, wie man das auf Deutsch übersetzen würde). Das war wahrhaftig ein Festmahl erster Güte. Zufrieden und mit vollem Bauch machten wir uns auf den Rückweg und machten noch kurz halt in einer der vielen Bars an der Ausgehmeile von Santa Cruz, welche gemäss Marius am Wochenende dem Ocean Drive in Miami gleichen soll (was ich persönlich etwas bezweifeln mag, da ich Miami sehr gut kenne und weiss, wie wild die Parties dort sein können; ist einfach eine Frage der finanziellen Kraft der Partyveranstalter und –gänger, welche in Miami ungeschlagen ist)
Am nächsten Tag entschieden sich die Girls (Corina, Suelen, Sebnem) und ich, dass wir nach Las Cabañas fahren würden, um uns die Zeit mit Quad fahren um die Ohren zu schlagen. Der Ort ist sehr beliebt unter den lokalen Leuten, da es einer der grossen Freizeittreffpunkte ist. Was ihn unter anderem speziell macht, sind die unzähligen Esslokale, welche mit typisch bolivianischen Spezialitäten preisen.
Wir versuchten unser Glück beim ersten und zu diesem Zeitpunkt einzigen Anbieter von Quads und trotz der Tatsache, dass wir mit Suelen nicht nur eine Bolivianerin sondern auch noch eine lokale Persönlichkeit aus Santa Cruz dabei hatten, schienen die Jungs vom Quadverleih keinerlei Interesse am Geschäft zu haben und verharrten auf ihren hohen Preisen und schlechten Quads. Die meisten Quads, die ich gesehen habe, sind eher von schlechter Qualität, aber ich wurde in Costa Rica ja auch verwöhnt mit dem besten vom besten. Wir entschieden uns, ins nahegelegene Restaurant zu gehen und etwas zu trinken und abzuwarten. Das war definitiv eine weise Entscheidung, denn als wir aufbrechen wollten, sahen wir, dass ein zweiter und dritter Anbieter ihre Tore öffneten und die Quads parat machten. Diese waren um einiges kooperativer und so mieteten wir uns 4 Quads für ungefähr 7 CHF für 40 Minuten. Nach zwei drei Proberunden auf einer präparierten Piste konnte es losgehen Richtung Freiheit. An dieser Stelle muss ich vielleicht etwas zu Corina sagen: Kampfsau im Quadrat. Ich habe in Costa Rica oft den Ladies zugegzuckt, wie sie sich halb zögerlich halb ungeschickt in die Strassengräben beförderten. Nicht so meine Ladies an diesem Tag und schon gar nicht Corina, welche Ranjan vermutlich Konkurrenz gemacht hätte. Wir hatten einen Riesenspass und rasten am Flussufer entlang, fingen an kleine Sprünge über Erhebungen zu machen und schossen einige Fotos. Leider waren die 40 Minuten zu schnell vorbei, denn die Zeit zählt natürlich auch schon auf dem Übungstrack retour.
Nach dem Spass gingen wir in ein Restaurant, welches eines der traditionellen Gerichte aus Cochabamba anbot: Pique Machu (das wir noch einmal auf 4500 M.ü.M im Gebirge um Uyuni herum aufgetischt bekamen). Wir fuhren nach Hause und relaxten noch ein wenig und Suelen ging wieder nach dem Besten schauen in ihrem Lokal. Leider muss man in Bolivien und auch anderen Ländern mit arbeitscheuen Angestellten und komplizierter Bürokratie immer nach dem Rechten schauen. Bei Suelen geschah während unseres Aufenthaltes wirklich jeden Tag etwas Neues, auf das sie sich einstellen musste. Einmal vergass die eine Angestellte den Lokalschlüssel, meldete sich aber nicht bei Suelen, sondern wartete einfach vor dem Laden. Ein anderes Mal kamen die Mitarbeiter nicht zur Arbeit, eine war soweit ich mich erinnerte krank und die andere an einer Beerdigung ihres Grossvaters. Aber natürlich rief niemand an, um Suelen die Chance zu geben Ersatzleute zu organisieren oder überhaupt zu planen. Ein anderes Mal stellten irgendwelche Leute die Wasserzufuhr (aus Versehen oder Desinteresse) ab und bis man in Bolivien einen Verantwortlichen für einen Defekt findet, können Zeiten vergehen. Das ist meiner Meinung nach generell ein grosses Problem in Ländern, wie Ecuador, Peru und Bolivien: die Leute möchten keine Verantwortung übernehmen, keine Qualitätsverbesserung erreichen und hoffen immer darauf, dass der Staat ihnen hilft und sind dann betroffen, wenn die Regierung andere Pläne hat. Das ist in Ländern wie Chile, Kolumbien und Argentinien schon etwas anders, die Leute haben gelernt zu arbeiten und bei der Arbeit mitzudenken. Es sind zugleich diese Länder, wo ich zum Beispiel ein dediziertes Arbeitsgericht gesehen hatte. Doch hinsichtlich Geschäftsführung und Business allgemein in Südamerika werde ich in einem separaten Blog sicher noch ein paar Worte loswerden.
Am Abend kochten Sebnem und ich noch für alle und zwar ein typisches italienisches Gericht: Überbackene Teigwaren an einer Tomatensauce mit Saisongemüse. Dazu gab's als Beilagen Baguettebrötchen mit Guacamole und Bruschette. Die Leute assen es J.
Am darauf folgenden Tag war nur relaxen und chillen (ich bin ein NBC: natural born chiller) angesagt und wir planten ein wenig die Reise nach Sucre, der konstitutionellen Hauptstadt Boliviens. Suelen war an diesem Tag ziemlich krank, wahrscheinlich wegen Überarbeitung und Stress und dem vergangenen Wochenende. Also schauten wir auch ein wenig nach Suelen, die aber nichts weiter als Schlaft benötigte. Wir faulenzten, schrieben unsere Berichte fertig, damit ihr was zum Lesen habt und wir unsere Erinnerungen nicht verlieren und am Abend gingen wir noch ins Kino, um den Film Invasion mit Nicole Kidman zu gucken; ein etwas langweiliger Film.
Am nächsten Tag hiess es schon Abschied nehmen von meinen Kollegen, der schönen Stadt Santa Cruz, der Wärme und den sehr freundlichen Leuten. Für single Männer hier noch ein kleiner Wink: das Verhältnis Frau zu Mann wird auf 6:1 geschätzt, die Frauen sind im Allgemeinen sehr offenherzig und nett und im Vergleich zum Rest von Bolivien um ein Vielfaches ansehnlicher (ich muss hier politisch korrekt schreiben, um mich nicht in die Nesseln zu setzen, zusätzlich habe ich ja schon die schönste Frau auf Erden). Zurück zur Abreise: Ich habe entschieden, dass wir den nächsten Teil der Reise nach Sucre mit dem Flugzeug zu bestreiten. Es gab eigentlich 3 Gründe dafür. Erstens war es genügend billig (USD 60$ pro Person), zweitens bedeutend schneller (35 Minuten Flug versus 15 Stunden Busfahrt) und drittens hatte ich ein wenig genug vom Bus fahren. Unser Tag begann mit dem Versuch, die traditionellen Salteñas (warme und meist pikante mit Fleisch oder Geflügel gefüllte Teigtaschen) zu essen, welche vor allem in Cochabamba zum Frühstück verspeist werden. Eine Salteñeria fanden wir auch, aber gemäss unseren bolivianischen Freunden waren es nicht die echten Salteñas. Danach fuhren wir zum Flughafen und verabschiedeten uns. Kurz darauf lief ich zum TAM (militärische Airline) Ticketoffice und fragte nach ihren Preisen nach Sucre: USD 50$ pro Person. Tja, man kann nicht immer gewinnen J. Die Leute haben uns auch gesagt, dass die TAM nicht so zuverlässig sei, wie die AeroSur. Lustigerweise war es an diesem Tag irgendwie nicht der Fall und wir mussten eine Stunde auf das Flugzeug warten. Der Flug war angenehm kurz und wir kamen sicher und erholt in der Hauptstadt Boliviens an.
Für mich ist es klar, weshalb sich Marius und Ranjan in Santa Cruz niedergelassen haben, es scheint wirklich die einzige Grossstadt in Bolivien zu sein, welche eine funktionierende Industrie besitzt. Das Klima ist das Jahr hindurch angenehm warm mit ein paar heissen Sommermonaten, die Leute scheinen im Durchschnitt eine höhere Schulausbildung genossen zu haben als in anderen Städten Boliviens, aber das mag sehr wohl auch ein falscher Eindruck sein. Alles in allem ist Santa Cruz für uns die einzige Stadt in welcher wir uns überhaupt vorstellen könnten zu wohnen, wenn wir aus irgendwelchen Gründen uns in Bolivien niederlassen würden; was wir aber ziemlich sicher nicht machen werden.