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Donnerstag, 8. November 2007

Peru: Cusco nach Puno

Wir haben uns am 8. November 2007 definitiv entschieden Richtung Bolivien zu fahren mit vorherigem Halt in Puno (Stadt am Titicaca See). Von Cusco aus hat man eine grosse Auswahl an Bussen, die Fahrtgelegenheiten bis Puno bieten (ca. US$ 5.00 – 7.00 / Person; Fahrt ca. 6-7 h). So sind wir an jenem Morgen spontan mit dem Taxi zum Busterminal Terreste in Cusco gefahren und haben uns da Tickets für die Fahrt organisiert. Natürlich fuhr der Bus mit 1 h Verspätung ab. Das ist der Preis den man zahlen muss, wenn man "günstig" reisen möchte. Nun ja, wir sind uns das ja bereits gewohnt, dass die Busse meistens erst dann abfahren, wenn genügend Leute an Bord sind.

Die Busfahrt an sich war in Ordnung, aber nicht direkt wie uns beim Ticketverkauf bestätigt wurde. Wir machten in jedem kleinen Dörfchen Halt um irgendwelche Passagiere aufzuladen. Eine siebenstündige Busfahrt ist für uns bereits ein "Piece of Cake". Interessant zu wissen ist auch, dass man als Autofahrer einiges an "Strassengebühren" (für die Benutzung der Panamericana) bezahlen muss. Das haben wir am eigenen Leib erlebt, als wir in Lima für eine Woche ein Auto gemietet haben.

In Puno angekommen wurden wir mit Taxi- und Hotelangeboten überhäuft. Wie immer haben wir alle Angebote ignoriert und haben es uns erstmal im Busterminal bequem gemacht und die Leute beobachtet. Kurz daraufhin kam eine nette Dame auf uns zu und unterbreitete uns ein Angebot, welches wir – nach Besichtigung des Hotelzimmers –  angenommen haben: Eine Übernachtung im Hotel Kantuta (E-Mail: hkantutapuno@hotmail.com) für US$ 6.00 für beide zusammen. Kaum zu glauben, aber wir hatten sogar Wifi-Connection im Zimmer (es scheint so zu sein, dass die Telefonica Gesellschaft an gewissen Orten Perus Wireless Zugang offen hält, eventuell für Servicetechniker oder dergleichen; dies hält uns jedoch nicht davon ab, dieses Netz auch zu gebrauchen). Wenn man also nicht gerade in der Hochsaison in Peru herumreist, ist es sehr empfehlenswert nicht im Voraus ein Hotelzimmer zu buchen. Ich habe nämlich am Vorabend noch im Internet die Hotelpreise in Puno ausgecheckt und war ziemlich erstaunt darüber, dass alle so im US$ 20.00 Bereich lagen. Momentan herrscht Niedersaison und die Hotels konkurrieren ziemlich um die Touristen, was sich natürlich positiv für uns auswirkt.

In Puno sind wir nur einen Tag geblieben, da wir schnell nach Bolivien gelangen wollten. Natürlich dürfen der Plaza de Armas und eine Kathedrale auch in Puno nicht fehlen. Die Stadt selbst bietet viele Übernachtungs-, Ess- und Ausgehmöglichkeiten. Sie ist schon ziemlich für den Tourismus ausgerichtet und zudem wurde anscheinend – gemäss Auskunft des Taxi-Chaffeurs – eine Petition eingereicht, in welcher gefordert wird, dass der Lake Titicaca in die Liste der Weltwunder aufgenommen wird. Wie bereits erwähnt ist Puno eine weitere kleine Touristenstadt und dient unserer Meinung nach nur als Notfallübernachtung, wenn man auf der Durchfahrt ist oder die Inseln auf dem Lake Titicaca in Peru besuchen möchte.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich natürlich noch erwähnen, dass mit diesem Trip ein Traum für Roberto in Erfüllung gegangen ist. Seit über 20 Jahren war es ein grosser Traum von ihm den Lake Titicaca zu besuchen. Als kleiner Bube hat er immer die "Guinness World Record" Bücher gewälzt und darin natürlich auch den Titicaca See entdeckt, der ihn schon damals faszinierte. Zudem spielten er und seine Familie zu Hause immer Wortspiele, wie Scrabble, und da kam ein so interessantes Word wie Titicaca öfter vor.

Hier noch ein paar wenige Fotos von Puno:

Samstag, 3. November 2007

Cuzco

Wer Richtung Machu Picchu geht, wird unweigerlich an der Stadt Cusco vorbeikommen. Für die meisten Leute dürfte dies eine interessante Erfahrung sein und vor allem junge Reisende werden sich dem Partyleben nicht entziehen können. Cusco und seine Umgebung haben sehr vieles zu bieten und sind absolut einen Besuch wert. Jedoch muss man sich auf die Abzockerei gefasst machen. Peru scheint unserer Meinung nach die beste Unterstützung und das beste Marketing im Bereich Tourismus zu betreiben, jedoch ist es den Leuten in und um Cusco herum in den Kopf gestiegen und man beginnt europäische Preise zu verlangen. Was uns sehr verärgert hatte, war die Tatsache, dass man einfach als Prinzip als reicher Tourist angeschaut wurde und keine Klassendifferenzierung mehr stattgefunden hat, hinsichtlich der touristischen Angebote.

Wenn man in Südamerika herumreist, kann man im Normalfall die Ausgaben sehr gut  steuern; es gibt meistens Preise für Einheimische, dann Preise für Israelis, dann Preise für gut Spanisch sprechende Leute, dann Preise für English sprechende Leute und dann Preise für Leute, denen es einfach egal ist, wie viel es kostet.

In Cusco scheint es diese Preisdifferenzierung einfach nicht für alle Angebote zu geben und was sich für uns sehr negativ ausgewirkt hat, ist die Tatsache, dass die Leute auch nicht mit sich verhandeln lassen; im Gegenteil, sie werden noch wütend oder frech, wenn man ihnen erklärt, dass man halt nicht einfach beliebig Geld bezahlen kann. Ein Beispiel ist das sogenannte "boleto turistico", welches 70 Soles kostest und einem erlaubt verschiedene archeologische Sites zu besuchen, die man natürlich auch fast nur mit einer kostenspieligen Tour erreichen kann (die Alternative mit Bussen dahin zu kommen ist äusserst zeitintensiv und nervenraubend). Für 40 Soles kann man sich das halbe Ticket kaufen, welches einem Zutritt zu vier verschiedenen Sites gewährt aber nur ein Tag gültig ist. Da wir nur eine Site oberhalb Cusco besuchen wollten, hatten wir überhaupt keine Lust so ein Ticket zu kaufen. Interessanterweise wurde uns gesagt, dass man vor Ort für 5 Soles so ein Eintrittsticket bekommt, also sind wir halt an einem Tag da hinauf gelaufen. Leider war dies wieder so eine Falschinformation und sie wollten und partout kein Eintrittsticket verkaufen, nur das "boleto turistico", welches wir uns partout weigerten zu kaufen. IPeru, die unabhängige Anlaufsstelle für Touristeninformationen, hatte ein Gehör für unsere Anliegen und die Leute erzählten uns, dass sie schon öfters Reklamationen von Rucksacktouristen bekommen hätten, welche auch nicht bereit gewesen wären diesen Betrag hinzublättern, nur damit man Inkaruinen oder ähnliches aus der Geschichte sehen konnte. Die Regierung um Machu Picchu herum hat da aber andere Pläne; und seien wir einmal ehrlich, wieso sollten die auch anders denken. 99% der Leute, die nach Cusco oder Machu Picchu kommen, ist es so lang wie breit, wie viel sie bezahlen müssen … zumindest erscheint es einem so.

Es ist ja eigentlich unsere Schuld, dass wir uns so verarschen lassen, aber irgendwie hat das ganze Desaster schon beim Flughafen begonnen. Anstatt, dass wir einfach in die Stadt gefahren wären und uns eines der Hunderten von billigeren Hotels (in Cusco scheint jedes Haus ein Hotel oder ein Restaurant zu sein) genommen hätten, organisierte Roberto am Flughafen bei einer nett lächelnden Dame einen Transfer inklusive Hotelunterkunft; für $30 USD im Hotel Monarca im San Blas Viertel. Angefangen hatte der Preis bei 70 Dollar und ging dann runter, nachdem Roberto ihr gesagt hatte, dass $30 USD das Maximum sei, was wir bezahlen können. Wir fuhren sodann mit dem Taxi, dessen Chauffeur ein Kollege von der Dame war, zum besagten Hotel Monarca. Unterwegs laberte uns die nette Dame voll mit den möglichen Optionen Geld für Touristenattraktionen loszuwerden. Das "boleto turistico" wurde auch immer wieder erwähnt und gegen Ende der Fahrt, war es für sie schon klar, dass wir je ein solches "boleto turistico" kaufen und natürlich auch 2-3 ihrer Offerten für Tagestouren buchen. Nach dem Einchecken wurden wir mit Mate (Tee aus Kokablättern) begrüsst, damit wir uns besser an die Höhe gewöhnen können. Während dem Teeschlürfen in der Hotellobby erzählte sie uns nochmals von ihren Optionen bezüglich der Tagesausflüge. Je länger wir ihr jedoch zuhörten, desto weniger fanden wir ihre Angebote toll. Um das Gespräch nicht all zu sehr in die Länge zu sehen haben wir uns entschieden selbst die Stadt ein bisschen zu erkunden und sie bei Bedarf zu kontaktieren. Ehrlich gesagt, wurde die Dame gegen das Ende hin sehr aufdringlich, wogegen wir beide ziemlich "allergisch" sind. Wir haben sie während unseres Aufenthaltes in Cusco auch nicht mehr kontaktiert.

Natürlich haben wir dann auch bald erfahren, dass wir viel zu viel bezahlt haben für eine Unterkunft, aber wir genossen den kleinen "Luxus" eines Hotelzimmers inklusive Frühstück. Zudem hatten wir die Möglichkeit unsere Sachen während dem Besuch des Machu Picchu's sicher zu lagern. Und gegen Ende bezahlten wir sogar nur noch 25 Dollar für die Nacht. Wir hatten zudem sporadisch Internetanschluss via Wifi; in einer Ecke des Zimmers musste es frei von Stahlträgern gewesen sein, denn wir konnten uns mit dem ominösen Telefonica Accesspoint verbinden.

Da wir im San Blas Viertel logierten, statteten wir diesen natürlich auch einen Besuch ab. Es ist das Arbeiterviertel, in welchem man klassische Manufakturen findet und sich auch ein mittelgrosser Lebensmittelmarkt inklusive Restaurantnischen befinden.

 Vom San Blas Viertel ins Zentrum benötigt man ungefähr 10 Minuten zu Fuss. Die Stadt hat architektonischeiniges zu bieten und die Plaza de Armas ist wohl der Höhepunkt der Baukunst.
Verbunden sind die einzelnen Bauwerke durch enge labyrinth-artige Gassen; für uns jedoch unverständlich, dass die zentrale Zone in Cusco nicht autofrei ist. Die Taxis rasen teilweise dermassen schnell und gefährlich durch die engen Gassen, dass es ein Wunder ist, dass nicht mehr passiert. Der Tourismus ist in Cusco so fortgeschritten wie nirgends sonst in Peru, jedoch offensichtlich sehr einseitig. Auf der Strecke bleiben meistens die Natur, die Einheimischen und Kontinuität. Die Tourismusentwicklung in Südamerika beschränkt sich generell nur auf möglichst schnelle und effiziente Bereicherung einiger Individuen, selten fliesst Geld in die nachhaltige Entwicklung gesunder Prozesse oder in die Unterstützung minderbemittelter Menschen und Agrikultur. Das bedeutet unweigerlich, dass die Tourismusbranche sehr inflexibel ist bezüglich Kompromisshandel; man schröpft den Touristen nur einmal dafür jedoch so heftig wie möglich. Zurück bleibt für uns jedoch der bitter Nachgeschmack der Abzockerei (für Machu Picchu verstärkt sich das Problem noch) gepaart mit wunderschönen Momenten der einzigartigen Landschaft aus Geschichte und Kultur.

Genug gemotzt, wie schon eben angetönt, genossen wir die kulturellen Angebote der Stadt und ihrer Umgebung. Dazu gehörte unter anderem eine Manifestation der Unabhängigkeit Peru's mit militärischer Zeremonie und lautstarkter Proklamation der Freiheit unter der Flagge Peru. Auf dem Plaza de Armas stand alles was Rang und Namen hatte in der Region, zusammen mit einigen Kompanien aus Polizeischule und Militär.
   
Was man in Cusco reichlich finden kann, sind Pizzerias. Es gibt zwei Gründe, dies hier zu erwähnen. Der erste ist wohl, dass wir auf der Reise bis nach Cusco das erste Mal wieder auf italienisches Essen trafen und der zweite Grund ist, dass wir zudem eine ausgezeichnete Trattoria fanden: die Nonna Trattoria, geführt von G. Orieta Valdivia de Sota in San Augustin 298, die das Restaurant nach Tradition ihrer italienischen Grossmutter weiterführt. Fast jedes Mahl auf der reichhaltigen Menükarte wird im Holzofen mit Eukalyptusholz zubereitet. Roberto hat hier eine der besten Lasagne in seinem Leben gegessen (geschlagen nur noch von der Lasagne seiner Freundin Sebnem, seiner Mutter, derjenigen von Moni und einer ganz speziellen Lasagne, welche man in einem kleinen Lokal in Cefalu in Sizilien bekommt ;)).

So nun geht es Richtung Machu Picchu, welches Roberto schon länger ein Dorn im Auge ist. Aber wir freuen uns trotzdem unglaublich auf diese Erfahrung. Alles Weitere liest ihr am besten im

Samstag, 27. Oktober 2007

Peru: Nazca Linien, Pampa Galeras und die Sierra

Bewaffnet mit einer 1:2'200'000 Strassenkarte von Peru (das beste, was wir kriegen konnten in Lima) machten wir uns also frühmorgens los vom Nationalpark Paracas (Pisco) Richtung Nazca (220km) auf dem Panamericana Highway, welcher sich von Nazca über 1000km weiter südlich durch eine bizarre Wüstenlandschaft nach Chile erstreckt. In Nazca angekommen, wollten wir natürlich die berühmten Nazca Linien betrachten, welche auch ausgiebig von Maria Reiche studiert wurden. Wir haben uns entschieden keinen 30 Minuten Flug über diese Landschaft zu buchen (Kostenpunkt, je nach Tourist und Saison $30 – 70 USD pro Person). Also haben wir beim stählernen Aussichtsturm an der Panamericana (Km 421) Halt gemacht, um uns die Figuren anzugucken. Zugegeben, es hat uns nicht gerade den Atem geraubt. Wir hätten uns die Figuren um einiges grösser erwartet. Man kann vom Aussichtsturm aus zwei Figuren erkennen. Weiter vorne kann man dann noch so einen kleinen Hügel besteigen, von welchem aus man sprichwörtlich Linien quer durch die Landschaft gezogen sieht. Alles in allem finden wir diese Sehenswürdigkeit nicht notwendigerweise „a must“. Wir können uns vorstellen, dass es mit dem Flieger um einiges imposanter sein muss. Das Problem mit dem Flieger ist jedoch, dass man erstens einen guten Tag erwischen muss ohne Dunst und zweitens muss man im Flieger durch die Scheiben fotografieren.

Wir sind dann in die Stadt Nazca gefahren, um etwas zu essen und eventuell eine Unterkunft zu finden. Gegessen haben wir in der Gosse, aber da uns die Stadt nicht sonderbar gut gefallen hatte, entschieden wir uns weiter Richtung Puquio (155km entfernt) durch die Pampas Galeras die Sierra hoch zu fahren. Auf dem Weg dorthin wollten wir uns noch eine der grössten Sanddünen der Welt, Cerro Blanco, angucken. Die Idee war vom Prinzip her gut, die Ausführung, sprich, mit dem Auto da hin zu fahren, selten dämlich. Roberto dachte, dass der Fiat auf magische Weise vielleicht seine bis anhin unbekannte 4WD Fähigkeit entfalten könnte und uns sicher zum Fuss der Sanddüne bringen könnte. Weit gefehlt: das einzige, was wir stolz entfalteten, waren Sandwolken die von allen vier Rädern unseres Automobils hervorsprühten und das arme Ding vollends in Feinstaub (Staub daher, da der Sand auf der Sandstrasse so fein war, dass man in der Schweiz vermutlich schon Feinstaubalarm geschlagen hätte) einwickelten. Zudem sind wir dann noch kurz stecken geblieben, da sich die Räder tief in den Sand gegraben hatten und den weiteren Dienst verweigerten. Das Resultat sieht dann in etwa so aus:
                                      
Die Pampa Galeras beinhaltet die Vicuña Reservation, in welcher man offensichtlich Vicuñas antreffen kann. Gemäss dem „The rough Guide to Peru“ Buch sind diese jedoch schwierig zu finden, da sie sehr scheue Tiere sind. Wir hatten jedoch Glück, sehr viel Glück, wenn man dem Buch Glauben schenken will, denn wir haben auf dem Weg nach Puquio Dutzende von Vicuñas gesehen. Diese Llama-ähnlichen Tiere leben hier schon seit Jahrhunderten, und die Sierra ist ihr natürliches Habitat.

Puquio ist ein auf rund 3000 Metern über Meer liegendes kleines Dörfchen, in welches sich nur äusserst selten Touristen verirren. Dementsprechend sind wir natürlich sofort aufgefallen. Wir haben uns entschieden dort zu übernachten und haben dann auch bald eines der wenigen Hostals gefunden. Wie schon vorher erwähnt, sind sich die Leute hier oben in der Sierra keine Touristen gewöhnt, daher sind wir auf eher prüde Art behandelt worden. Nichtsdestotrotz haben wir eine weitere Nacht in einem stinkenden Bett mit kalter Dusche und was sonst so zum Backpackerleben gehörende Ambiente verbracht. Vor dem Einschlafen guckten wir uns noch den Hostel 2 Film an; da Sebnem nach solchen Filmen meistens nicht so gut schlafen kann, haben wir uns dann noch den „The Simpsons“ Film nachgeschoben. So nebenbei, das schönste an diesem Ort Puquio war, wie so oft, der „Plaza de Armas“ Platz.

Am folgenden Tag kauften wir uns bei der „Ferreteria“ einen 5 Gallonen Plastikkanister und beim Trödelladen gegenüber einen übergrossen Trichter. Der Grundgedanke dahinter war, dass wir vermutlich auf der uns bevorstehenden Reise tiefer in die Berggegend hinein keine Tankstelle mehr finden würden und auch nicht genau wussten, wie viele Kilometer wir schlussendlich fahren würden, bevor wir die Schleife über die Sierra zum Meer und zurück zu Nazca schliessen konnten. Also sind wir schnell zur Tankstelle zurückgefahren und haben uns mit reichlich Benzin (Gasolina 90) eingedeckt. Im gleichen Zug haben wir versucht unser Auto ein wenig zu reinigen, damit man auch wieder durch die Fensterscheiben gucken konnte.

Die Fahrt durch das Hochgebirge bis hin zur Laguna Parinacochas führte durch eine unglaublich schöne und abwechslungsreiche Landschaft. Gesäumt von Pflanzen in allen Formen und Farben, getränkt in gelblichen, rötlichen, bräunlichen, grünlichen Steinformationen durch Täler und Höhen, kleinen Gebirgsbächen, einigen fast verlassenen Weiler, deren Häuser aus Lehm (Adobe) gefertigt sind, Äcker und Weiden mit Schafen, Ziegen, Pferden, Kühen und Eseln.

Hier bei den Hochlandleuten (Bauern, welche direkte Verwandte der Inkas sind) ist man immer willkommen. Es sind überaus hart arbeitende, freundliche, wissensbegierige und lustige Leute. Wir waren am Sonntag unterwegs und wie es so Brauch ist in Südamerika, wird am Sonntag (oder meist auch an jedem anderen Tag) Fussball gespielt. Dabei kommt es nicht draufan, ob man über 3000 Meter über Meer ist und nicht einmal Grass wächst. Das einzige was man braucht ist ein Ball und einen Haufen enthusiastischer Leute und schon gibt’s ein halbes Volksfest. Was erstaunt, ist die Tatsache, dass die Leute eine herbe Kondition an den Tag legen, denn wenn wir nur schon 100 Meter den Berg hinauflaufen, atmen wir wie kurz vor dem Erstickungstod; die spielen Fussball auf dieser Höhe!

Etwa 60 Kilometer nach Coracora eröffnet sich eine Sicht auf den See Parinacochas, welcher nach den vielen Flamingos, die dort leben, benannt ist. Die Strasse führt nicht direkt an den See. Man trifft weiter oben auf eine Verzweigung, bei welcher man links (praktisch gerade aus, gesehen aus Coracora) Richtung Incuyo fährt und rechts Richtung Pullo, bei welcher man am besten links fährt, um ein paar Kilometer weiter unten auf einen kleinen Weiler (der Name dieses Ortes fängt mit Ul… an) direkt am See zu gelangen. Dort angekommen trafen wir auf einen netten alten Einheimischen bei der Arbeit, bei welchem wir uns bezüglich des Weges Richtung See erkundigten. Er war sehr freundlich und erlaubte uns über sein Land bis hin zum See Parinacochas zu laufen. Er bot uns zusätzlich an, auf seinem Land zu campen. Für Flamingo-Begeisterte ist dies ein Paradies auf Erden. Hunderte von Flamingos, wohin man auch schaut. Leider sind die Tiere sehr scheu, weshalb wir sie nur von weitem beobachten und mit unserer limitierten Kamera auch keine guten Bilder schiessen konnten. Macht Euch selbst ein Bild von der Schönheit dieses Sees und der umgebenden Landschaft:
Weiter ging es nach Pullo, einem kleinen Dorf, bei welchem wir unerwartet übernachteten. Die Unterkunft war ein Loch mit drei Betten und die schlimmste Bleibe, in welcher Sebnem in ihrem Leben je übernachtet hatte. Sie kroch sofort in ihren Schlafsack und kam bis am nächsten Morgen nicht mehr hervor J. Es gab ein provisorisches Bad und keine Dusche, dafür war es billig ($5 USD für beide zusammen). Die Leute waren ausserordentlich nett dort und Roberto unterhielt sich noch eine Weile mit den Dorfleuten. Es war sehr lustig, vor allem weil sie ihm die ganze Zeit eine Frau andrehen wollten (una paysana). Sebnem war ihnen für ihre Verhältnisse viel zu dünn. Als unsere Gastgeberin Sebnem das erste Mal sah, fragte sie ganz erschreckt, ob sie denn krank sei J. Roberto hat ihr dann erklärt, dass wir nur einmal pro Woche essen.

Am nächsten Tag standen wir um 5.15 Uhr auf, um möglichst früh auf der Piste zu sein. Nach einem warmen Kaffe mit Brot und Ziegenkäse machten wir uns auf den Weg Richtung Chala, welches sich am Meer befindet. Leider hatten wir an diesem Tag etwas Pech. Nur fünf Minuten nach der Abfahrt kam uns auf der schmalen Bergstrasse ein kleiner Bus mit hohem Tempo entgegen und Roberto konnte nur noch Richtung Felsen ausweichen, welcher sich schmiegsam in der seitlichen Autotür verewigte. Auf der anderen Seite wäre es ein paar Hundert Meter den Berg hinunter gegangen. Wir waren sonst eigentlich immer alleine unterwegs, begleitet von Sonnenschein und einer wunderschönen Landschaft. Manchmal traf man Einheimische bei der Arbeit; Freuen, die Kleider im Bach wuschen oder auf dem Feld arbeiteten, Männer, die die härtere Ackerarbeit verrichteten. Aber morgens um 6.00 Uhr trafen wir auf diesen blöden Bus. Nun, ausser ein paar Kratzer im Blech war ja nichts geschehen. Das Glück blieb uns diesen Tag aber etwas ferner als sonst. Irgendwie hatten wir es geschafft, irgendwo falsch abzuzweigen und landeten so auf einer Strasse, die zwar auch nach Chala führte, aber viel länger war und vor allem viel steiniger. Das Auto litt stark und der Auspuff wurde ziemlich zerwurstelt. Wir hoffen auf Kulanz und unsere zusätzliche Versicherung die wir vertraglich abgeschlossen haben.

Nach einer langen und eher mühsamen Fahrt sind wir dann dennoch in Chala angelangt und wurden sogleich wieder enttäuscht. Die Stadt ist potthässlich und dient eigentlich nur der Bleibe der Mineros (Leute, die in den verschiedenen Minen hier arbeiten und Gold, Silber, Zink und Kupfer befördern). Wir haben uns entschieden weiter nach Puerto Inca zu fahren. Dieser Ort wurde schlichtwegs für den Tourismus errichtet. Es gibt ein überteuertes Hotel direkt am sehr schönen Strand und hinter dem Hotel den Berg hinauf liegen die Überbleibsel und Ruinen eines Inkadorfes. Das perfide am Ganzen ist, dass man an diesem archeologischen Ort überall hintrampeln kann, oder so zumindest suggerieren es die unzähligen Fussabdrücke, welche sich überall wieder finden. Da wir kein Geld mehr hatten (wir hatten nicht damit gerechnet, dass es keine ATMs gibt oder diejenigen, die es gibt, kein Geld hatten) entschieden wir uns, weiter nach Nazca zu fahren. Dort angekommen, kurz Geld abgehoben, fuhren wir weiter zurück zur Oase Huacachina. Der Grund dafür war, dass wir wussten, dass man da billig und gut übernachten kann, wir nochmals Sandboarden und mit den Tieren spielen können. So sind wir dann so gegen fünf Uhr abends bei der Oase angekommen und haben prompt das gleiche Zimmer bekommen. Hier noch die Bildergalerie dieser unvergesslichen Fahrt:


Donnerstag, 25. Oktober 2007

Peru: Paracas Nationalpark & Huacachina (Ica)

Während unseres Aufenthaltes in Lima haben wir uns entschlossen ein Auto für eine Woche zu mieten, um in den Süden des Landes zu fahren. So haben wir die Preise bei Hertz und Budget Car verglichen und haben uns schlussendlich für einen Fiat (billigste Variante) bei Budget Car entschieden. Endlich wieder ein Roadtrip!!! Die Automiete hier in Peru ist etwas speziell hinsichtlich der Anzahl Kilometer, welche man franko kriegt und hinsichtlich des Abgabeortes, wenn dieser nicht gleich dem Ursprungsort ist. Unlimited milage gibt es nur gegen einen heftigen Aufpreis pro Tag, sonst gilt die 200km/Tag Limite. Den Grund dafür konnte mir keiner nennen, der Repräsentant von Budget jedoch erzählte uns, dass es früher nicht so war; einmal hätten sie ein Auto einem Peruaner für einen Monat ausgeliehen und der hatte sich entschieden eine Südamerika Rundreise über fast alle Länder zu machen. Als das Auto und der nette Mann zurückkehrten, war das Auto zumindest nicht mehr erkennbar als Fahrzeug. Eventuell ein Hinweis dafür, dass die Anzahl Kilometer beschränkt wurden. Bezüglich des Abgabeortes gilt folgendes: Wenn der Ursprungsort nicht gleich dem Ababeort ist, kann einem dies mit mindestens $300 USD zu buche schlagen; mehr als unsere Miete für eine Woche kostete.

So fuhren wir am 25. Oktober 2007 am frühen Nachmittag mit dem gemieteten Auto los Richtung Pisco. Bereits nach ca. 15. Min. hatten wir unsere erste Panne mit dem Auto und ein Techniker der Budget Car Agency musste die kaputte Autobatterie auswechseln. Die Fahrt nach Pisco dauerte ca. drei Stunden. Wir waren uns nicht mehr ganz so bewusst, wie schwerwiegend das Erdbeben vor zwei Monaten rund um dieses Gebiet war. Als wir in Pisco ankamen sahen wir erst, was das Erdbeben für viele Einheimische auslöste. Die Stadt ist fast im Erdboden gleich gemacht und die Leute leben vorübergehend in „gesponsorten“ Zelten. So änderte sich auch unsere Planung bezüglich Übernachtung in Pisco. Wir fuhren weiter bis nach Paracas (kurz vor dem Nationalpark) und machten hier Halt für eine Nacht. Auch in Paracas zeigten sich Spuren des Erdbebens, jedoch glücklicherweise nicht auf die gleiche tragische Art wie in Pisco.

Am nächsten Morgen stand der Nationalpark Paracas auf unserem Plan. Ich habe mich riesig auf den Nationalpark und die sich im Nationalpark befindenden Tiere und Strände gefreut. Am Eingang zum Park wurde uns jedoch mitgeteilt, dass der Nationalpark mehrheitlich wegen des Erdbebens gesperrt sei und man nur diverse Strassen entlang fahren durfte (dafür war der Eintritt gratis). Nächsten Monat (ab Mitte November 2007) soll der Park wieder offen für alle sein. Natürlich war ich anfangs enttäuscht darüber, aber schlussendlich befindet sich der Park im Wiederaufbau und man kann solche Sachen nicht im Voraus erahnen. Natürlich haben wir die Gelegenheit genutzt und sind ein bisschen im Nationalpark von Paracas herumgefahren und waren sehr von der Landschaft begeistert.

Auch gäbe es hier die Möglichkeit eine Bootsfahrt um die Ballestas Inseln zu machen, wo man Seelöwen, Pinguine, etc. beobachten kann. Wir haben uns jedoch dagegen entschieden, weil wir ja kurz vorher auf den Galapagos Inseln waren und das ganze viel intensiver erleben durften.

So machten wir uns nach dem Museumsbesuch vom Paracas Nationalpark auf den Weg weiter in den Süden und zwar zur Oase Huacachina bei Ica. Auf der Fahrt wurden wir mit weiteren Resultaten des Erdbebens konfrontiert: Zerstörte Häuser & kaputte Strassen. Das waren nicht gerade Bilder, die man hätte sehen wollen …

In Huacachina angekommen haben wir auch gleich ein nettes Hostel namens „Rocha“ (Familienbetrieb) gefunden. Im Hinterhof befinden sich zusätzlich ein Swimmingpool und ein kleines Paradies mit einem Äffchen, 6 Papageien und 2 Kätzchen. Da wir Tiere sehr gerne haben, war das natürlich eine grosse Freude und wir haben sicherlich ein paar Stunden spielend mit den Tieren verbracht. Der Affe ist einfach der Hit und sehr sehr sehr hinterlistig. Man fragt sich eventuell wieso man einen Affen in einem Hinterhof hält … der Grund dafür ist gemäss Aussagen eines italienisch-abstämmigen Peruaner, welcher das vermeindlich beste Italo-Restaurant führt, folgender: Es ist leider Tatsache, dass Affen und Papageien en masse gefangen werden und für was für Zwecke auch immer äusserst billig an Käufer abgetreten werden. Die Tiere werden unter schlimmsten Bedingungen gehalten und sterben meistens in den ersten Wochen der Gefangenschaft. Die besagte Familie hat sich also entschieden, ein Paar Papageien (werden als Babies in Schuhschachteln eingequetscht am Markt angeboten) und einen Affen zu kaufen und diese im Garten unter weit besseren Bedingungen zu halten. Leider müssen sie den Affen anbinden und die Papageien über die Nacht in Käfigen im Haus halten, da es scheinbar Leute gibt, die diese Tiere klauen. Traurig aber so ist die Welt hier in Südamerika; die Armut führt augenscheinlich zur Kleptomanie.

Huacachina wurde glücklicherweise „fast“ vom Erdbeben verschont. Hie und Da sieht man ein paar Arbeiter die kleinere Schäden des Erdbebens beheben. Huacachina hat uns jedoch vom ersten Moment an sehr gut gefallen. Inmitten des Dörfchens liegt eine Lagune, welche von Palmen und Sanddünen umgeben ist; sozusagen eine kleine, wunderschöne Oase, die einem sofort in ihren Bann zieht.  

Nach einer kleinen Tour durch das Dörfchen haben wir zwei Sandboards vom Hostel ausgeliehen und haben uns auf die benachbarte Sanddüne begeben. Auf dem Sand den Hang hinauf zu laufen ist nicht gerade einfach und es hat eine Weile gedauert bis wir oben angelangt sind und den Ausblick geniessen konnten. Aber nun ging es ran an die Sache: Sandboarding!!! Ich hatte total Panik den Hang mit dem Board hinunter zu gleiten, doch die Angst löste sich, als ich die ersten Meter hinter mir hatte (es dauerte eine Weile, bis ich mich dazu überwunden habe). Das war einfach geil! Das Gefühl auf dem Board zu stehen und die Düne hinunter zu fahren war für mich eine fesselnde Erfahrung. Ab dem Moment wollte ich natürlich mehr … Für Roberto hingegen war die Fahrt viel zu langsam und wir haben für ihn für die weiteren „Abgänge“ auf den Sanddünen einen Snowboard gemietet, damit er ein bisschen schneller unterwegs sein konnte. Snowboards werden an diversen Ständen direkt neben der Lagune für Abenteuersuchende vermietet; Sandboards hingegen bekommt man gratis vom Hotel (in unserem Fall) zur Verfügung gestellt.
Um die Gegend noch besser zu erkunden haben wir uns entschieden, am späteren Nachmittag eine Buggy-Tour durch die Dünen zu machen, bei welcher auch Sandboarding-Tours integriert waren. Solche Touren kann man überall im Dörfchen buchen; wir haben ein spezielles Angebot von unserem Hostel in welchem wir übernachteten erhalten und somit eine Tour mit Kike (Fahrer des Buggy’s) und fünf weiteren Touristen gebucht. Die Buggy-Tour war einfach herrlich und ist absolut für jedermann empfehlenswert. Die Strecke führt über unendlich weite Sanddünen und beinhaltet ca. 6-7 „Sandboarding-Fahrten“. Diese waren für uns natürlich das Highlight der ganzen Tour.
 
Zurück im Hostel angelangt konnten wir uns sodann endlich von unseren Kleidern befreien; man ist nach so einer Tour überall mit Sand bis unter die Unterhosen eingedeckt. Sogar nach dem Duschen hat man teilweise noch das Gefühl, Sand am Körper zu spüren. Aber die ganze Sache hat sich definitiv gelohnt (Kostenpunkt: $12-15 USD pro Person für rund 2 Stunden).

Hier noch mehr Fotos von unserem Trip nach Paracas & Huacachina:





Sonntag, 21. Oktober 2007

Serpost oder über die Privatisierung einer Post

Serpost ist der Name der privatisierten Poststelle in Peru. Eigentlich müsste man an dieser Stelle nicht mehr weiter schreiben, aber lassen wir uns einmal einige Fakts auf der Zunge zergehen. Diese Ausgeburt von Institution kann es sich leisten, für Postsendungen ausserhalb des Landes Peru exorbitante Preise zu verlangen. Eines schönen Morgens entschieden Sebnem und ich, einige Postkarten zu verschicken, was wir ja sonst nicht so fleissig machen. Nebst dem Preis der Postkarte schlägt einem der Versand dieser mit $2.20 USD zu buche (der Preis ist mit 7 Soles in die ganze Welt uniform). Mit diesem Betrag kriegen wir ein Mittagessen auf der Strasse. Ungeschickterweise mussten wir auch einige andere Dinge in die Schweiz verfrachten und kamen auf fünf Pakete, die wir verschicken wollten, mit rund 1.5 kg Gesamtgewicht. Als sie uns den Preis nannten rastete ich fast aus J: Die Habaschen wollten doch wirklich $80USD für fünf lausige Pakete. Nach hitzigen Diskussionen erklärten sie uns, dass wir ja vier Pakete in eines packen könnten (gleicher Adressat) und wir so $15 USD sparen. So haben wir also fünf Pakete für $65 USD verschickt. Wir wollten diese Fracht nicht noch zusätzlich nach Bolivien mitschleppen, um dies dann dort zu verschiffen. Für andere Leute, die am Reisen sind in Südamerika, lasst Euch dies eine Warnung sein. Relativ günstig Postsendungen verschicken kann man in Bolivien, Ecuador und Costa Rica, den Rest kennen wir noch nicht so gut oder haben noch nichts Konkretes gehört.


Samstag, 20. Oktober 2007

Adieu Lima

Nach unserem Roadtrip in die Pampa sind wir wieder zurück in das gleiche Hotel in Schell gefahren. Wir kamen einen Tag früher als geplant zurück nach Lima; einerseits zog es uns wieder in die Zivilisation, andererseits war unser Auto heftig beschädigt. Nebst dem kleinen Zwischenfall in den Bergen hatten wir zusätzlich einen ziemlich beschädigten Auspuff und als wir kurz vor Lima waren, fiel ein Stück Eisen von einem vor uns fahrenden Lastwagen und ich fuhr prompt darüber. Das linke Vorderrad war danach stark lädiert, jedoch konnten wir noch sicher nach Lima fahren. Ich bin ja schon in einigen Ländern und Städten dieser Welt Auto gefahren, aber Lima stellte eine neue Herausforderung dar, da wir mitten in die Rush Hour kamen, nicht wussten, wohin wir fahren sollten (die Panamericana umschliesst Lima, und wir mussten ja in den Stadtteil Miraflores, welcher einige Kilometer von der Panamericana entfernt war) und die Autofahrer in Lima Palermo en gros gleichen. Irgendwann hat dann Sebnem doch noch eine Stadtkarte gefunden (der Innenraum eines Fiats kann erstaunlich gross sein) und wir konnten den Stadtteil Miraflores einkreisend erreichen; natürlich nicht bevor wir noch ein halbes Dutzend Male in die falsche Richtung gefahren sind. Wenn man einmal in Miraflores ist, so scheint es mir, dass es ziemlich einfach ist, sich zu orientieren, da dieser Stadtteil ans Meer angrenzt und man ihn als Tourist sicherlich am besten kennt. Trotzdem ist die Einbahnsituation etwas tricky. Wir konnten ins gleiche Hostal zurück, in welchem wir schon vor einer Woche logiert hatten. Als wir das Auto abgaben, staunten die nicht schlecht über den Zustand des Autos, aber wie es sich später herausstellte, mussten wir nichts für den Schaden bezahlen, wurden jedoch auf spezielle Art „über den Tisch gezogen“: Wir hatten ein Angebot 5 für 7, was bedeutete, dass wir 5 Tage bezahlen und das Auto 7 Tage fahren können. Jeden Tag darf man 200km fahren (ist so in Peru, wenn man ein Auto mietet) und somit dachten wir, dass wir 1400km franko hatten. Tja, was wir aber nicht beachteten, war die Tatsache, dass weil wir das Auto am sechsten Tag zurückbrachten, wir nur 1200km gut geschrieben bekamen und den Rest teuer bezahlen. Wir wussten, dass wir 0.26 cents pro km bezahlen mussten, aber mit 200km mehr auf dem Konto. Nun gut, wir bezahlten dann etwa $65 USD mehr, dafür mussten wir für den Schaden nicht aufkommen.

Zurück zum eigentlichen Grund dieses Blogeintrages. Wir werden Lima sehr vermissen, da wir uns unglaublich wohl gefühlt haben in dieser Stadt. Der Grund dafür war einerseits die Schönheit des Stadtteils Miraflores mit dessen Anbindung an das Meer und dem einmaligen Shopping Mall Larcomar und andererseits das Essen. Es gibt nämlich in Miraflores den Vivanda Einkaufladen, welcher in etwa mit dem Globus Delikatessenladen zu Migrospreisen zu vergleichen ist. Die Selektion an Produkten (vor allem bezüglich Fleisch und Käse) und deren Qualität aus aller Welt ist unglaublich. Hier sieht man einmal, dass der Import nicht so wie in Europa oder den USA mit so hohen Margen belegt sein muss.

Was auch sehr speziell in grösseren Städten Südamerikas (nicht so sehr in Zentralamerika und schon gar nicht im etwas unter entwickelten Costa Rica) und vor allem in Lima ist, sind die Angebote im Bereich Unterhaltungselektronik und der Service bezüglich Elektronik. In Lima gibt es in dieser Einkaufssparte eigentlich nur einen Ort, wo man hin will: Compuplaza im Lima Centro. Da findet man die Sortimente von Brack, COS, Digitec und Interdiscount zusammen in einem Riesenkomplex von hunderten von feilschenden Händlern. Nun kommt dem bewussten Schweizer Einkäufer natürlich sofort der Zweifel der Qualität: Richtig, wenn man nichts von Elektronik versteht, sollte man dort auch nicht einkaufen gehen. Die Preise sind bei Qualitätsware etwas über den Preisen der billigsten Elektronikanbieter auf dieser Erde: USA, Japan, Korea und der Schweiz (soweit ich zu vergleichen vermag). Wir haben uns prompt entschieden unserem kleinen Laptop etwas Feuer unter dem Arsch zu machen und haben ihm zwei brandneue Kingston 1GB Speichermodule für $140 USD vermacht. Damit können wir jetzt besser mit dem Word arbeiten J (für unsere technisch versierten Leser: Wir arbeiten mit der Adobe Produktepalette, haben Videokonvertierungsjobs am Laufen und parallel läuft eine VMWare Linux Instanz mit 1GB Speicherzuordnung). Vor dem Kauf konnten wir die Module ausgiebig testen (Cpu-Z und Latenzmessungen bezüglich FSB-Synchronisation) und uns von der Echtheit der Speichersteine persönlich überzeugen. Nichts gegen Digitec, aber versucht mal bei einer Filiale euren Laptop aufzuschrauben, um die RAMs zu testen. Des Weiteren hatten wir wieder einmal Lust auf ein paar Filme in DVD Qualität. Nichts leichter als das. Für rund $1 USD bekommt man einen Film auf DVD, wenn man handeln kann, ein paar Prozente billiger, je nach dem wie viele man kauft. Es ist interessant und traurig zugleich zu sehen, dass die MPAA in Südamerika absolut keinen Einfluss auf das Tagesgeschäft der Raubkopierer hat. Das Raubkopieren in Südamerika hat solche Ausmasse an Vernetzung und Korruption angenommen, wie sie zu den guten 70er und 80er Zeiten im Kokaingeschäft zu sehen war (der Dank gebührt hier Captain John, der mich mit den fehlenden Details beliefert hat). Wir waren einen Tag vor dem Besuch im Compuplaza im Kino am Larcomar und sahen uns die Premiere von Resident Evil 3 an. Wie gesagt waren wir am folgenden Tag in diesem Unterhaltungselektronik Shoppingkomplex und konnten schon perfekte DVD Kopien dieses Films auf einigen LCD-Leinwänden erblicken; zu kaufen natürlich für $1 USD mit zwei Tonspuren, 5.1 Dolby English und 2.0 Stereo Spanish, englischen und spanischen Untertiteln in perfekter DVD-5 MPEG2 Qualität (VBR 6500-8500kbit/s Streamrate); zum Vergleich: Der günstigste Kinoeintritt im Larcomar Kino wäre dienstags und kostet umgerechnet $2.80 USD pro Person. Es ist also kein Wunder, dass die Kinosäle die meiste Zeit leer sind in Südamerika. Bezüglich Kinos wollte ich sowieso noch etwas loswerden, für die Leute, die bis anhin nur in der Schweiz im Kino waren. Man kann im Ausland einen Film in kompletter Länge geniessen und es wird nicht für eine behinderte Pinkelpause und obligatorischem Glaceverkauf unterbrochen. Für Kino-Puristen wie mich (fragt Sebnem, wie schnell es für mich nicht mehr in Ordnung ist, einen Film zu schauen) ist das Kino in der Schweiz meistens eine Qual. Da können die einen Film wie Starwars oder Lord of the Rings mitten drin einfach unterbrechen und die Leute beklagen sich nicht einmal, sondern gehen raus und rauchen oder pinkeln oder kaufen sich Esswaren ein, die man vorher schon hätte einkaufen können. Wer ein renales Problem hat, sollte sich einen Katheter (habe da ja schon etwas Erfahrung) stecken oder nichts trinken J. Zurück zum DVD-Raubkopieren: Wie ich mutmassen kann, funktioniert das hier so, wie halt fast alles funktioniert, wenn es flexibel, schnell und mit gewinnbringendem Ausmass erledigt werden muss, der Korruption. Dies sieht dann in etwa so aus, dass die Kinobetreiber, welche die Filmspulen legal von der MPAA oder anderen Institutionen erwerben, diese gleich auch den professionellen Videogangs zum Kopieren zur Verfügung stellen; ich kann mir sogar vorstellen, dass letztere das notwendige Geld zum Einkauf dieser Spulen zur Verfügung stellen. Die DVDs werden über Nacht gepresst und sogleich an die Händler vertrieben. Wir konnten Zeugen dieses Teils der supply chain in Guayaquil werden, als am Morgen am helllichten Tag ein grosser LKW an einer stark befahrenen Strasse hielt und mehrer Packleute handliche 100-er Packungen mit DVD-Raubkopien in eine kleine Nebengasse schleppten. Langer Rede kurzer Sinn: Es interessiert hier absolut niemanden, das die Filme in Form von Raubkopien kommen, das einzig was zählt ist der Preis und der stimmt; so auch für uns und wir haben uns mit einigen Neuheiten eingedeckt. Interessanterweise gilt es noch zu erwähnen, dass einige Filme doch sehr schwierig in DVD Qualität zu erwerben sind, wie zum Beispiel Pirates of the Caribbean Teil 3, welchen wir erst seit wir in Peru sind in guter Qualität sehen konnten – im Kino läuft er schon lange nicht mehr oder ist „doblado“, was zu gut Deutsch ??? heisst.

Wir kehrten zufrieden zurück zum Hotel, um zu packen, da unser Flug (jaja, nobel muss die Welt zu Grunde gehen) nach Cuzco schon um 08.30 war und wir 2 Stunden vorher am Flughafen sein sollten. Ich muss an dieser Stelle mein grosses Lob an Sebnem richten, die wirklich knallhart jeder Shopping-Gelegenheit aus dem Weg geht, damit wir uns dem schnell nähernden Nullstand auf unseren Konti etwas entfliehen können. In Lima wurden wir jedoch schwach und haben uns einige Kleinigkeiten gekauft, wie zum Beispiel Unterhosen, einen neuen Regenschutz und eine kostbare Sonnenbrille. Dazu muss wieder einmal erwähnt werden, dass man in Südamerika eigentlich jeden Monat um ein paar Kleidungsstücke erleichtert wird, ohne dass man gross Einfluss darauf hätte. Vorallem auf Sebnem’s und meine Unterhosen haben es die Leute hier abgesehen. Dabei sind sie natürlich sehr selektiv und behalten nur meine Calida Unterwäsche, die $2 USD Target (eine etwas umstrittene Einkaufkette im südlichen Nordamerika angesiedelt) Unterhosen wollen die hier nicht.

Wir lieben Lima auch wegen der Leute, die wir kennen gelernt haben. Hart arbeitende Hostelmitarbeiter (24h Präsenzzeit sind keine Ausnahmen), die einem wirklich den Aufenthalt so weit wie möglich vereinfachen wollen. So auch Jayme vom K’usillu’s Hostel, in welchem wir uns vor dem Roadtrip aufhielten und welchen wir per Zufall bei der Wäscherei um die Ecke wieder trafen. Er hatte eine riesen Freude uns wieder zu sehen und machte fast Luftsprünge, das obwohl er vermutlich schon 48 Stunden Präsenzzeit im Hostel hatte. Wenn er diesen Laden schmeissen würde, anstatt dem 29-jährigen Semisurfer und Partygott, dem er gehört und welcher immer alle Reservationen per Internet verpasst, dann sähe es ganz anders aus im K’usillu’s. Jedenfalls bot er uns sofort an, ein Taxi für uns um 5.30 Uhr am Morgen zu organisieren, das sicher und zugleich kostengünstig wäre. Gesagt getan, um Punkt 5.30 Uhr stand der Taxifahrer vor unserem Hostel und wartete auf uns; begleitet von Jayme, welcher sich extra die Mühe genommen hat, um uns zu verabschieden und nach dem Rechten zu schauen. Jayme, wie auch viele andere Peruaner, welche wir kennen und schätzen gelernt haben, gehören für uns zum Inbegriff der Freundlichkeit und Offenheit, die dieses Land zu bieten hat.

Am Flughafen wurden wir wieder einmal nett behandelt und mussten (vermutlich weil wir ausreichend gut Spanisch reden und auch immer freundlich sind) nichts für das Surfbrett bezahlen, was ansonsten $11 USD gekostet hätte. Was uns schon ein ziemliches Grauen bereitete, vor allem mir, waren die Horden von Touristen, welche auf dem gleichen Flug nach Cuzco waren. Wir sind bis anhin praktisch frei von Touristen gereist und haben diese meistens in den Ballungszentren der einzelnen Länder gesehen, aber hier unten im Süden Peru scheint es einem fast schon als Pilgerfahrt der Weissstämmigen. Wir können eigentlich nur noch den Kopf schütteln über die verschiedenen Verhaltensweisen der Touristen, welche halt wirklich für ein paar Tausend Dollar nach Peru reisen, nur um Machu Picchu zu sehen. Die Lust darauf ist mir persönlich schon gehörig vergangen und wie es sich dann herausstellte, wurde es in Cuzco nur noch schlimmer – dies aber sparen wir Euch für einen weiteren Bericht aus Cuzco direkt auf.