Während unseres Aufenthaltes in Lima haben wir uns entschlossen ein Auto für eine Woche zu mieten, um in den Süden des Landes zu fahren. So haben wir die Preise bei Hertz und Budget Car verglichen und haben uns schlussendlich für einen Fiat (billigste Variante) bei Budget Car entschieden. Endlich wieder ein Roadtrip!!! Die Automiete hier in Peru ist etwas speziell hinsichtlich der Anzahl Kilometer, welche man franko kriegt und hinsichtlich des Abgabeortes, wenn dieser nicht gleich dem Ursprungsort ist. Unlimited milage gibt es nur gegen einen heftigen Aufpreis pro Tag, sonst gilt die 200km/Tag Limite. Den Grund dafür konnte mir keiner nennen, der Repräsentant von Budget jedoch erzählte uns, dass es früher nicht so war; einmal hätten sie ein Auto einem Peruaner für einen Monat ausgeliehen und der hatte sich entschieden eine Südamerika Rundreise über fast alle Länder zu machen. Als das Auto und der nette Mann zurückkehrten, war das Auto zumindest nicht mehr erkennbar als Fahrzeug. Eventuell ein Hinweis dafür, dass die Anzahl Kilometer beschränkt wurden. Bezüglich des Abgabeortes gilt folgendes: Wenn der Ursprungsort nicht gleich dem Ababeort ist, kann einem dies mit mindestens $300 USD zu buche schlagen; mehr als unsere Miete für eine Woche kostete.
So fuhren wir am 25. Oktober 2007 am frühen Nachmittag mit dem gemieteten Auto los Richtung Pisco. Bereits nach ca. 15. Min. hatten wir unsere erste Panne mit dem Auto und ein Techniker der Budget Car Agency musste die kaputte Autobatterie auswechseln. Die Fahrt nach Pisco dauerte ca. drei Stunden. Wir waren uns nicht mehr ganz so bewusst, wie schwerwiegend das Erdbeben vor zwei Monaten rund um dieses Gebiet war. Als wir in Pisco ankamen sahen wir erst, was das Erdbeben für viele Einheimische auslöste. Die Stadt ist fast im Erdboden gleich gemacht und die Leute leben vorübergehend in „gesponsorten“ Zelten. So änderte sich auch unsere Planung bezüglich Übernachtung in Pisco. Wir fuhren weiter bis nach Paracas (kurz vor dem Nationalpark) und machten hier Halt für eine Nacht. Auch in Paracas zeigten sich Spuren des Erdbebens, jedoch glücklicherweise nicht auf die gleiche tragische Art wie in Pisco.
Am nächsten Morgen stand der Nationalpark Paracas auf unserem Plan. Ich habe mich riesig auf den Nationalpark und die sich im Nationalpark befindenden Tiere und Strände gefreut. Am Eingang zum Park wurde uns jedoch mitgeteilt, dass der Nationalpark mehrheitlich wegen des Erdbebens gesperrt sei und man nur diverse Strassen entlang fahren durfte (dafür war der Eintritt gratis). Nächsten Monat (ab Mitte November 2007) soll der Park wieder offen für alle sein. Natürlich war ich anfangs enttäuscht darüber, aber schlussendlich befindet sich der Park im Wiederaufbau und man kann solche Sachen nicht im Voraus erahnen. Natürlich haben wir die Gelegenheit genutzt und sind ein bisschen im Nationalpark von Paracas herumgefahren und waren sehr von der Landschaft begeistert.
Auch gäbe es hier die Möglichkeit eine Bootsfahrt um die Ballestas Inseln zu machen, wo man Seelöwen, Pinguine, etc. beobachten kann. Wir haben uns jedoch dagegen entschieden, weil wir ja kurz vorher auf den Galapagos Inseln waren und das ganze viel intensiver erleben durften.
So machten wir uns nach dem Museumsbesuch vom Paracas Nationalpark auf den Weg weiter in den Süden und zwar zur Oase Huacachina bei Ica. Auf der Fahrt wurden wir mit weiteren Resultaten des Erdbebens konfrontiert: Zerstörte Häuser & kaputte Strassen. Das waren nicht gerade Bilder, die man hätte sehen wollen …
In Huacachina angekommen haben wir auch gleich ein nettes Hostel namens „Rocha“ (Familienbetrieb) gefunden. Im Hinterhof befinden sich zusätzlich ein Swimmingpool und ein kleines Paradies mit einem Äffchen, 6 Papageien und 2 Kätzchen. Da wir Tiere sehr gerne haben, war das natürlich eine grosse Freude und wir haben sicherlich ein paar Stunden spielend mit den Tieren verbracht. Der Affe ist einfach der Hit und sehr sehr sehr hinterlistig. Man fragt sich eventuell wieso man einen Affen in einem Hinterhof hält … der Grund dafür ist gemäss Aussagen eines italienisch-abstämmigen Peruaner, welcher das vermeindlich beste Italo-Restaurant führt, folgender: Es ist leider Tatsache, dass Affen und Papageien en masse gefangen werden und für was für Zwecke auch immer äusserst billig an Käufer abgetreten werden. Die Tiere werden unter schlimmsten Bedingungen gehalten und sterben meistens in den ersten Wochen der Gefangenschaft. Die besagte Familie hat sich also entschieden, ein Paar Papageien (werden als Babies in Schuhschachteln eingequetscht am Markt angeboten) und einen Affen zu kaufen und diese im Garten unter weit besseren Bedingungen zu halten. Leider müssen sie den Affen anbinden und die Papageien über die Nacht in Käfigen im Haus halten, da es scheinbar Leute gibt, die diese Tiere klauen. Traurig aber so ist die Welt hier in Südamerika; die Armut führt augenscheinlich zur Kleptomanie.
Huacachina wurde glücklicherweise „fast“ vom Erdbeben verschont. Hie und Da sieht man ein paar Arbeiter die kleinere Schäden des Erdbebens beheben. Huacachina hat uns jedoch vom ersten Moment an sehr gut gefallen. Inmitten des Dörfchens liegt eine Lagune, welche von Palmen und Sanddünen umgeben ist; sozusagen eine kleine, wunderschöne Oase, die einem sofort in ihren Bann zieht.
Nach einer kleinen Tour durch das Dörfchen haben wir zwei Sandboards vom Hostel ausgeliehen und haben uns auf die benachbarte Sanddüne begeben. Auf dem Sand den Hang hinauf zu laufen ist nicht gerade einfach und es hat eine Weile gedauert bis wir oben angelangt sind und den Ausblick geniessen konnten. Aber nun ging es ran an die Sache: Sandboarding!!! Ich hatte total Panik den Hang mit dem Board hinunter zu gleiten, doch die Angst löste sich, als ich die ersten Meter hinter mir hatte (es dauerte eine Weile, bis ich mich dazu überwunden habe). Das war einfach geil! Das Gefühl auf dem Board zu stehen und die Düne hinunter zu fahren war für mich eine fesselnde Erfahrung. Ab dem Moment wollte ich natürlich mehr … Für Roberto hingegen war die Fahrt viel zu langsam und wir haben für ihn für die weiteren „Abgänge“ auf den Sanddünen einen Snowboard gemietet, damit er ein bisschen schneller unterwegs sein konnte. Snowboards werden an diversen Ständen direkt neben der Lagune für Abenteuersuchende vermietet; Sandboards hingegen bekommt man gratis vom Hotel (in unserem Fall) zur Verfügung gestellt.
Um die Gegend noch besser zu erkunden haben wir uns entschieden, am späteren Nachmittag eine Buggy-Tour durch die Dünen zu machen, bei welcher auch Sandboarding-Tours integriert waren. Solche Touren kann man überall im Dörfchen buchen; wir haben ein spezielles Angebot von unserem Hostel in welchem wir übernachteten erhalten und somit eine Tour mit Kike (Fahrer des Buggy’s) und fünf weiteren Touristen gebucht. Die Buggy-Tour war einfach herrlich und ist absolut für jedermann empfehlenswert. Die Strecke führt über unendlich weite Sanddünen und beinhaltet ca. 6-7 „Sandboarding-Fahrten“. Diese waren für uns natürlich das Highlight der ganzen Tour.
Zurück im Hostel angelangt konnten wir uns sodann endlich von unseren Kleidern befreien; man ist nach so einer Tour überall mit Sand bis unter die Unterhosen eingedeckt. Sogar nach dem Duschen hat man teilweise noch das Gefühl, Sand am Körper zu spüren. Aber die ganze Sache hat sich definitiv gelohnt (Kostenpunkt: $12-15 USD pro Person für rund 2 Stunden).
Hier noch mehr Fotos von unserem Trip nach Paracas & Huacachina: