Mittwoch, 28. November 2007

Calama und San Pedro

Endlich sind wir in Chile angekommen und zwar für ein paar Stunden in San Pedro, dem Grenzstädtchen zu Bolivien. Nach der sehr unterhaltsamen und wunderschönen Fahrt durch das Uyuni Gebiet und dem vulkanischen Altiplano Boliviens versuchten wir direkt weiter nach Calama zu kommen. Was uns natürlich sofort auffiel, waren die exorbitanten Preise in allem, was man gegen Entgelt bekommen konnte: Chile schien dem Ruf eines sehr teuren Landes gerecht zu werden. Dafür offeriert Chile einem auch die Qualität, welche man sich in Europa gewohnt ist; und dies in fast allen belangen, was wir bis jetzt erfahren haben.

Angefangen hat dies schon einmal beim Kauf des Bustickets nach Calama. Oh Schock, es gibt eine offizielle Verkaufsstelle mit Leuten, die sogar für die Busfirma arbeiten und so gekennzeichnet sind. Kreditkarten werden so nebenbei auch akzeptiert. Wir sind gleich ein wenig verwirrt und suchen noch etwas nach einer Falschinformation oder einer Abzockerei, doch irgendwie scheinen die Chilenen diese Phase der Evolution überwunden zu haben. San Pedro selbst mag für einige Touristen sehenswert sein, wir können es nicht beurteilen, aber bei unseren Gängen durch die Strassen des Dorfes ist uns nur aufgefallen, dass sich die Leute in San Pedro auf Tourismus spezialisiert haben. Wie wir auch später erfahren haben, muss der Norden Chiles noch um einiges teurer sein, als der Süden. Dies rührt daher, dass im nördlichen Chile zur Grenze Boliviens einige Minen zu finden sind (Kupfer, Silber und Nitrat). San Pedro, wie auch Calama, sind eigentlich schon fast Erzgräberstädtchen.

Die Fahrt nach Calama war sehr angenehm und obwohl wir einfach den erst besten Bus genommen hatten (bei der "Tur-Bus" Firma), hatten wir den weitaus höheren Komfort als denjenigen, welchen wir mit der besten Busgesellschaft je hatten in Bolivien. Die 90 Minuten Fahrt kostete uns zusammen etwa $6.50 USD. Wie gesagt, die Preise hier in Chile sind im Schnitt etwa 4 Mal so hoch wie in Bolivien. Der Busbegleiter war sehr kommunikativ und natürlich, wie auch der Fahrer, mit Hemd und Kravatte bekleidet.

Endlich kamen wir in Calama an: 27° Celsius Aussentemperatur und eine wunderschöne (im Vergleich zu anderen Ländern Südamerikas) Busendstation. Unser erster Gehversuch startete mit dem Auffinden eines Taxichauffeurs, welcher bereit war, uns mit unserem dreckigen Gepäck mitzunehmen. Man muss sich vorstellen, dass die Taxis (eigentlich alle Fahrzeuge) hier in Calama einfach im besten Zustand sind und förmlich vor Sauberkeit glänzen. Das letzte Mal haben wir so etwas in der Schweiz gesehen.

Die Taxichauffeure machten keine Anstalten für ihre Dienste zu werben, sie schauten uns nur verdutzt an und dachten wahrscheinlich, wo zum Kuckuck diese Verbrecher abgehauen sein müssen. Nach einer kurzen Verhandlung und der Versicherung, dass Robertos Surfbrett wirklich "chico" (klein) ist, luden wir alles ein und fuhren Richtung Stadtzentrum, um ein Hotel zu finden.

Die Suche nach einem Hotel gestaltete sich als etwas mühsam und zugleich demotivierend. Grund dafür war, dass es in Calama scheinbar keine wirklich günstigen Unterkünfte gibt. Unser Ziel ist es, im Prinzip zusammen nicht mehr als $30 USD pro Nacht auszugeben und wenn möglich immer ein Doppelzimmer mit eigenem Bad kriegen. In Chile ist dieses Unterfangen jedoch stark gefährdet. Wir fanden zwei Hostels, welche Zimmer in unserer Preisklasse anboten, das "El Loa" (Lonely Planet Hinweis), welches komplett ausgebucht war und das "Residencial Casa de Huespedes", welches uns für $16 USD zusammen pro Nacht ein Dreierzimmer anbot mit separatem Bad und Dusche. Es blieb uns nichts Weiteres übrig und so nahmen wir das Zimmer.
Auf den ersten Blick war das Zimmer mit den drei Betten unterer Standard, aber nachdem man es sich etwas gemütlich macht und die Matratzen auf den Boden schmeisst, kriegt man ein herrliches Doppelbett in einem tief angesiedelten Rotlichtmilieu erscheinendem Ambiente.

In Calama gibt es eigentlich nichts zu sehen, ausser der Silbermine. Die haben wir uns aber nicht angesehen, sondern haben die restlichen vier Tage vor dem Flug nach Santiago im leicht ausserhalb der Stadt gelegenen Einkaufszentrum verbracht. Der Tagesablauf war eigentlich sehr simpel: Ausschlafen, bis die Sonne uns im Gesicht kitzelte, ab zur "Panaderia Alemania" (Bäckerei) und uns ein superfettes Schinken-Käse Sandwich mit Kaffee und Tee bestellt. Dann machten wir uns so gegen 11 Uhr auf den Weg Richtung Mall, entweder per Taxi colectivo für 80 Rappen oder mit dem Bus für 60 Rappen. Die eine Busfahrt war für Roberto der Hit, da der Busfahrer ein ACDC Fan war und während der ganzen Fahrt ein Best-of Album laufen liess. Im Shopping Center angekommen, besuchten wir immer zuerst den "Maui and Sons" Surfladen und kauften etwas Neues und dann versuchten wir irgendwo gratis Wireless Internet zu kriegen. Der beste Ort, den wir empfehlen können, ist zweifelsohne die Bühne mit den Tischen beim Eingang zum Kinokomplex im zweiten Stock. Man hat gratis Wifi und Strom, kriegt um die Ecke günstig Eis und Getränke und die Leute stören einen nicht. Der zweitbeste Platz ist das sehr teure Gatsby Restaurant, welches einem kulinarisch zu verwöhnen weiss (vor allem der Schokolade-Nuss Cheesecake ist der Hammer). So haben wir wirklich drei volle Tage im Shopping Center verbracht, von morgens bis abends. Kein Witz!

Wer das jetzt gelesen hat, denkt wohl, dass wir nicht mehr alle Tassen im Schrank haben. Da sind die Leute auf einer Weltreise und vertreiben ihre Zeit in einem Shopping Mall. Ja, das mag wohl sein, aber wir hatten im Moment einfach wieder einmal den Drang nach geordneter Zivilisation und wollten uns auch mit neuen Kleidern und Surfutensilien eindecken. Roberto hat sich einen 3.2 Wetsuit und ein neue Badehose geleistet, Sebnem hat auch eine sexy Surfbadehose gekriegt, eine schöne Maui Mütze und einen Pullover. Zudem kaufte sich Roberto endlich einmal eine Sonnenbrille, die theoretisch zumindest länger als zwei Wochen halten sollte. Ausserdem gab es in Calama wirklich nichts zu sehen und wir konnten den Flug nicht mehr vorverschieben (die Geschichte ersparen wir Euch, sonst kocht Sebnem wieder vor Wut; sie kreiert definitiv neue Wortformationen zur Beschreibung weiblicher LAN Chile Angestellter, wobei Schlampe noch zum gesitteten Vokabular gehört). Wir wollten auch nicht mehr zurück nach Bolivien; die einzige Stadt, in welche wir hätten gehen wollen, wäre sowieso Santa Cruz gewesen und diese ist etwa 1500km von Calama entfernt.

Wir haben uns aber prächtig amüsiert im Mall und immer wieder neue Dinge entdeckt und neue Accesspoints gefunden. Bei einem konnten wir am Schluss sogar den Router direkt konfigurieren, ein Servicetechniker oder ähnlich kam dann am letzten Tag vorbei und versuchte uns vergeblich aus dem System auszuschliessen, in dem er den DNS abschaltete. Glücklicherweise gibt es in Südamerika nicht viele Leute, die fundiert etwas über Netzwerktechnologie verstehen J.

Montag, 26. November 2007

Bolivien: Salar de Uyuni Tour und San Pedro, Chile

Nun, ausschlafen konnten wir ja nicht richtig in Uyuni, da wir gleich am nächsten Morgen eine Tour durch den Salar de Uyuni und die "Wüste" starten wollten. Aber zuerst mussten wir noch einen Reiseveranstalter finden, der freie Plätze in einem der Jeeps hatte. Uns wurde von zwei Schweizern die Oasis Tour empfohlen und aus diesem Grund sind wir gleich ohne andere Angebote wahrzunehmen direkt zu der Oasis Tour (direkt im Zentrum). Wir hatten Glück und konnten die "bekannte" Tour für $100 USD/Person für 3 Tage und 2 Nächte inkl. Mahlzeiten buchen. Wie wir aber später festgestellt haben, haben wir eindeutig zu viel bezahlt für die Tour, auch wenn es in unseren Augen bereits günstig erscheint. Wir haben nämlich von einem Einheimischen gesagt bekommen, dass die "Uyuni-Tour" höchstens $90 USD kostet und von anderen Touristen erfahren, dass Einzelne sogar nur $ 70 USD bezahlt haben. Man stellt sich das Mal vor, $ 70USD für 3 Tage, 2 Übernachtungen, leckere Mahlzeiten (welche von unserer eigenen Köchin Nena zubereitet wurden) und den Chauffeur als Guide mit einberechnet. Dementsprechend verdienen die Mitarbeiter (Chauffeure, Köche, etc.) leider auch nicht viel (ca. $ 6-7 USD/ pro Tag).

Um 10.30 Uhr sollte die Tour starten, doch natürlich war niemand zu diesem Zeitpunkt vor Ort. Nach mehrmaligen Abklärungen wurde uns mitgeteilt, dass wir "umgebucht" wurden und mit der Desert Tours die Tour starten würden. Nun ja, im Prinzip war uns das sehr willkommen, da wir eine super Truppe bildeten: Wir, die zwei Australier Jonathan & Matthew und die zwei sich immer zankenden und neckenden Kanadier Julien (Französisch-Kanadier) & Joseph (aus BC).

Alle Gepäcke auf dem Dach des Jeeps aufgeladen, ging es gegen 11.15 Uhr endlich los. Auf Robertos Wunsch hin besuchten wir zuerst den "Cementerio de Trenes", den Zugfriedhof. Anscheinend war es geplant diese Sehenswürdigkeit erst am Schluss ins Programm einzubinden. Da wir aber die Tour nicht vollständig beenden würden (da wir am 3. Tag direkt mit dem Bus nach Chile transferiert werden und nicht nach Uyuni zurückkehren) haben alle dem Wunsch von Roberto zugestimmt. Beim Cementerio de Trenes hat sich Roberto in seine Kinderjahre versetzt gefühlt und ist zusammen mit den anderen Jungs auf den alten & rostigen Zügen herumgeklettert.
Nach viertelstündigem Herumtrollen ging es weiter Richtung Salar de Uyuni, der eigentlichen Salzwüste. Ich selbst konnte es kaum erwarten endlich in der Salzwüste anzukommen; wir haben schon so viele Fotos betrachtet und wussten, dass dies ebenfalls zu einem der einmaligen Erlebnisse unserer Reise gehören würde. Dem war wirklich so: wir waren absolut fasziniert von der Salzwüste und der Grösse des Salars de Uyuni. Sie ist mit über 10'000  km² die grösste Salzwüste der Welt. Während der Fahrt über die Salzwüste machten wir Halt im "Hotel de Sal" (Hotel aus Salz) und auf der Isla Pescado. Das Hotel hat seit Kurzem seine Pforten geschlossen und leider gab es keine Möglichkeit das Hotel von Innen her zu betrachten. Nach dem kurzem Stopp ging es wie oben erwähnt weiter nach Isla Pescado, wo wir einen längeren Halt machten, um unsere Mägen vollzuschlagen. Diese Gegend ist wirklich auch sehr beeindruckend: meterhohe Kaktusbäume (ein Kaktus wächst pro Jahr 1 cm) auf einem kleinen Hügel umgeben von weit und breit nur der Salzwüste. Nach einem kleinen Rundgang wurde uns von unserer Köchin Nena ein super Mahl hergerichtet: Steak, Reis (spezielle Art), Salat und Dessert. Wir hatten wirklich Glück, was das Essen betraf. Nena gab sich stets grosse Mühe und überraschte uns immer wieder auf der dreitägigen Tour. Gemäss diversen Aussagen von einigen Leuten, die wir getroffen haben, war die Qualität bezüglich des Essens zwischen: Scheisse (nur Sandwichs, Haare im Essen) und sehr gut. Ein Tipp also von unsererseits: Informiert Euch bezüglich des Essen vorab!

Danach machten wir noch einen kurzen Abstecher in die Galaxias (eine Höhle, welche erst vor ein paar Jahren von zwei Einheimischen entdeckt wurde und im Moment von italienischen Forschern bezüglich des Alters, etc. studiert wird). Es kann also gut sein, dass diese Sehenswürdigkeit in ein paar Jahren zum Boom wird. Neben der Galaxias Cristal befindet sich sogleich das "Cementerio de las Chullpas" und die "Cueva del Diablo", wo man auf diverse Knochenreste, etc. stösst. Dazu gibt es eine nette Anekdote, welche man sich am besten in der Höhle in Mitten der Skelette anhört. Wer abergläubisch ist, den wird es gruseln.

Später machten wir uns auf den Weg nach San Juan (ein kleines Dörfchen im Nirgendwo) und übernachteten im "Hospedaje Lipena". Hier hatten wir sogar den Luxus warmen Wassers (für knapp 1 CHF pro Person für die Gaskosten) und DoppelzimmernJ.

Hier die Fotos von unserem ersten Tag:

Am nächsten Morgen ging es dann weiter Richtung Süden. Unser erster Halt war auf einem steinigen nicht all zu sehenswertem Aussichtspunkt über die Landschaft. Unsere weitere Fahrt führte uns an vielen Lagunen vorbei, bewohnt von hunderten von Flamingos und ebenso passierten wir einige Llamas, Vicuñas und Alpacas, die leider immer verängstigt davonrannten, wenn wir uns ihnen näherten. Nach ein paar Zwischenstopps bei den verschiedenen Lagunen machten wir am Mittag Halt bei der Laguna Hedionda, wo alle anderen Touristen natürlich auch ihren Mittagsstopp einlegten. Leider führen – so wie wir es erlebt haben – die Tourveranstalter alle dieselbe Tour durch und haben dementsprechend dieselbe Route. Das ist das einzig Negative an der ganzen Sache. Man kann bestimmt auch individuelle Touren buchen aber dafür muss man tiefer ins Portemonnaie greifen.

Danach ging es weiter zum berühmten Arbol de Piedra. In diesem von Steingebilden überhäuften Gebiet fühlten sich die Jungs alle sehr wohl, allen voran Roberto. Hier konnte er die Steine hinaufklettern und waghalsige Sprünge vorzeigen, was natürlich allen imponierte
und ich mit einem Auge mitanguckte.
Unser Guide und Fahrer wollte ein bisschen vorwärts machen und rief uns nach ca. einer halben Stunde zusammen um weiterzufahren. Wir verstanden die ganze Hektik anfangs nicht. Wie sich aber später herausstellte, läuft es mit den Übernachtungsmöglichkeiten bei der Laguna Colorada so ab: First come first serve. Das erste Hostel war bereits ausgebucht, Glück hatten wir mit dem 2. Versuch. Hier muss man sich leider mit einem Zimmer zufrieden geben, welches von insgesamt 6 Personen behaust wird. Von den WC-Anlagen möchte ich lieber kein Wort verlieren. Duschen hat es keine.

Das Hostel befindet sich auf ca. 4'200 M.ü.M. und ca. 100 Meter nach dem Eintritt in den Nationalpark "Reserva Nacional de Fauna Andina Colorado Abaroa" (Eintrittspreis stolze 30 Bolivianos/Person), wo sich die berühmte und wunderschöne teilweise rot-gefärbte Laguna Colorada befindet. Zur Lagune direkt bzw. zum Aussichtspunkt muss man ca. 20 Minuten marschieren. Der Fussmarsch lohnt sich allemal; zudem schlendert man, wenn man Glück hat, an Vicuñas vorbei. Die Tiere sind wie ja bereits erwähnt sehr ängstlich und Roberto hatte sich in dem Moment gerade nach einem Rennen mit einem Vicuña gefühlt. Sie musste nämlich unseren Weg kreuzen, um der Truppe nachzukommen. Roberto wollte sie ein bisschen necken und versperrte ihr rennend den Weg. Die Vicuña ist natürlich viel schneller als Roberto und hat also das Rennen gewonnenJ.

Zurück zur Laguna Colorada: Am Aussichtspunkt angelangt, konnte man gar nicht mehr aufhören zu staunen. Die Landschaft ist herrlich und das Panorama mit der roten Lagune mit den tausenden von Flamingos ist einfach einmalig. Man kann von da oben aus dann einem Weg hinunter zur Lagune entlanglaufen und sich die Lagune näher anschauen. Roberto, Jonathan und Matthew haben es sogar gewagt sich ins Wasser zu begeben, jedoch nur bis zu den Knien (es war nicht tief genug zum Schwimmen). Sie haben sich im warmen Wasser (heisse Quellen aus dem vulkanischen Gebirge fliessen in die Lagune) herumgeschlichen und haben – aus meiner Perspektive – versucht, den Flamingos ein bisschen näher zu kommen, jedoch nicht mit all zu grossem Erfolg. Sie hatten auf jeden Fall eine menge Spass und konnten wenigsten die Füsse ein bisschen im Wasser aufwärmen, denn es war an jenem Tag wirklich kühl bzw. es herrschte eine frische Brise.

Der Fussmarsch zurück ins Hostel gestaltete sich ein bisschen schwieriger, da wir gegen den Wind laufen mussten, der mich wirklich fast einfrieren liess, auch wenn es auf den Fotos nicht so aussieht. Zum Glück haben wir uns in Peru & Bolivien mit Kappen, Handschuhen, etc. eingedeckt Diese waren nämlich während des Uyuni Trips sehr hilfreich. Man befindet sich nämlich stets auf 4000+ M.ü.M, da sind kalte Nächte nichts Aussergewöhnliches.

Im Hostel fix und fertig angekommen wurden mit Mate-Tee und verschiedenen Keksen sozusagen belohnt. Man kann sich also vorstellen, wie gut so ein Tee sich auf den Körper auswirken kannJ. Nach einer kleinen Teerunde hat Matthew den Vorschlag eines Kartenspiels vorgebracht. Da wir ja in dem Hostel und in der Kälte draussen sowieso nichts Besseres vorhatten, haben dem Kartenspiel alle sehr begeistert zugesagt. Wir spielten ein Kartenspiel namens Arschloch, das wir zuvor nicht kannten. Komischerweise hatte Roberto 90% der Spiele gewonnen und war somit mehrheitlich der "Präsident" der Runde, jaja was er wieder für Tricks angewendet hat …

Das Abendessen war eine nette Überraschung von Nena, denn sie hat sich die Mühe gemacht uns ein "Pique Macho" vorzubereiten. Ich & Roberto haben dieses Gericht sehr gerne, aber für den Rest unserer Truppe gehörte dieses Gericht nicht zu deren Favouriten. Besser für unsJ. Da es das letzte gemeinsame Abendessen war, wurde sogar Wein eingeschenkt.
Nach dem Essen spielten wir noch ein paar Runden desselben Kartenspiels und ich war leider eher das "Arschloch" am Schluss. Leider hatte ich kein Glück im Spiel, aber glücklicherweise Glück in der LiebeJ.

Hier noch die Fotos von unserem 2 abenteuerreichen Tag:

Am nächsten Morgen hiess es bereits um 4.00 Uhr morgens aufstehen, da wir uns am 4.30 Uhr auf den Weg Richtung "Hot Springs" machen wollten. Da ich mich im 6er Zimmer nicht ganz wohl fühlte und somit auch nicht richtig schlafen konnte, war ich die Erste nebst Matthew am Morgen, die sich die Mühe machte, pünktlich zu sein. Es hiess also sich kurz umziehen, sich die Zähne zu putzen, zu packen und weiterzuziehenJ. Wir waren nicht mal so schlecht im Timing, aber auch nicht die Besten. Die andere Truppe im Hostel machte sich in 0,0 Sek. vom Acker.

So früh aufzustehen bringt den grossen Vorteil mit sich, den Sonnenaufgang erleben zu dürfen während man durch die steinige, sandige Landschaft fährt, wo man das Gefühl hat, auf einem anderen Planeten zu sein. Müde kamen wir an der ersten Sehenswürdigkeit des Tages an und zwar war das eine Art Vulkangebiet (Michina Geysers), wo man sehr vorsichtig sein muss. An diversen Stellen schoss meterhoher Dampf aus dem Boden, an welchem man sich die Hände aufwärmen konnte.    

Nach dieser Erfahrung ging es weiter Richtung Hot Springs (Warme Quellen). Dort angekommen waren bereits – wie auch nicht anders erwartet – schon ein halbes Dutzend Autos vor uns angekommen und die Leute haben sich in ihren Badehosen in die Schlange gestellt, um sich in der einen künstlich gebauten warmen Quelle aufzuwärmen bzw. zu chillen. Ihr könnt Euch ja wahrscheinlich bestens vorstellen, dass wir uns nicht einfach der Warteschlange anschlossen sondern uns auf die Suche einer anderen Quelle machten. Gemäss unserem Guide nämlich hätte es weiter vorne entlang der Lagune weitere kleinere Quellen, wo man sich hineinlegen könne. Das liessen sich die Jungs nicht zwei Mal sagen und schon waren Matthew, Jonathan und Roberto weg die Lage auskunden. Es dauerte keine 10 Minuten bis sie auf eine kleine, stinkende Quelle stiessen, in welche ca. 4 Personen passten. So befreiten sich die drei von ihren Kleidern und begaben sich vorsichtig in die Quelle. Ich hätte sehr gerne an diesem Plausch im Wasser teilgehabt, für mich war die Aussentemparatur aber einfach zu niedrig. Sicherlich hätte man sich im Wasser aufwärmen können, das Problem ist dann aber, dass man sich den Arsch danach abfriertJ. So blieb ich an jenem Morgen zusammen mit Joseph nur Beobachterin.

Nach der Erfrischung frühmorgens wurden wir mit einem sehr leckeren Frühstück bedient. Danach ging es weiter zu einer weiteren Lagune und zwar war das die Laguna Verde, eine Arsen-haltige Lagune (baden ist aus gesundheitlichen Gründen nicht zu empfehlen). Je nach Windstärke ändert sich der Farbton der Lagune, von hellgrün/grau bis dunkelgrün. Der Ausblick hinab auf die Lagune war natürlich wie schon bei den anderen Lagunen wunderschön.

Das war auch unsere letzte Station, zumindest für uns beide. Wir haben die Tour nämlich nicht ganz fertig gemacht und wurden nach dem Halt bei der Lagune Verde an die Grenze zu Chile gefahren, wo wir dann abgeholt werden würden. Zuerst hiess es aber von der Truppe Abschied nehmen und E-Mail-Adressen austauschen. Drei Tage in diesem Jeep haben uns wirklich genügt. Den soviel Innenplatz bietet es im Prinzip nicht und man sitzt doch die ganze Zeit sehr eng zusammen und hat kaum Beinfreiheit, was eher für die Jungs ein Problem war.

So, nun hiess es eigentlich nur noch abzuwarten bis der Bus startbereit war, um uns und die restlichen Touristen nach San Pedro, Chile zu transportieren. Nur kam ein kleines Problem für uns dazwischen: Sie wollten uns wieder einmal nicht mitnehmen wegen des Surfboardes. Der Fahrer des Busses war sehr unfreundlich und meinte wir sollten auf den nächsten Bus warten. Schön und gut, aber wie wir erfahren haben, gab es keinen anderen Bus an jenem besagten Tag. Roberto und der echt ecklige Busfahrer konnten sich gegenseitig wirklich nicht riechen. Roberto wurde nämlich sehr unsanft vom Busfahrer auf die Seite gestossen, als dieser in den Bus einsteigen wollte. Auch wollte der Busfahrer uns partout kein Ticket geben, solange wir darauf bestünden unser Surfbrett mitzunehmen.

Ich habe dem Fahrer sodann nochmals klar gemacht, dass wir mit diesem Bus mitfahren müssten, da wir noch einen Flug in Calama zu erreichen hätten (was natürlich so nicht stimmte, aber wir haben in Südamerika gelernt, Geschichtchen zu unserem Vorteil zu erfinden). Der Busfahrer schmollte vor sich hin und für die nächsten 30 Minuten war keine weitere Aktion seinerseits zu sehen (alle im Bus bereits wartend). Roberto nahm sich die Zeit und ging beim Zoll zu einem bolivianischen Polizisten und erläuterte ihm die Geschichte, in der Hoffnung, dass er gute Verbündete mit der Polizei und dem Militär machte im Fall eines Falles. Nun, vielleicht hat der Busfahrer dies beobachtet, denn auf einmal konnten wir doch mitfahren, obwohl er sich wirklich sehr dagegen sträubte; er war auch Chilene auf bolivianischem Boden und ich nehme an, dass sich dieser nicht mit der bolivianischen Autorität anlegen wollte. Das war somit unsere erste Erfahrung mit einem Chilenen.

Die Fahrt auf üblen Strassen endete damit, dass wir auf der chilenischen Seite nach 20 Minuten Talfahrt auf eine perfekt geteerte Strasse stiessen. Hätte man versucht den umgekehrten Weg zu fahren, wäre man vermutlich niemals im Leben dort abgebogen. In San Pedro de Atacama in Chile angekommen, wurden wir alle ausgeladen, um unseren Einreisestempel für Chile einzuholen. Was uns schon auffiel war, dass alles sehr geordnet zu und her ging. Hier ist noch zu erwähnen, dass wir unseren Austrittsstempel von Bolivien bereits in Uyuni geholt haben, da dies uns so empfohlen wurde. In San Pedro wurden wir alle eingehend kontrolliert inkl. unserer Gepäcke. Es ist nämlich absolut verboten Früchte, Fleisch, etc. mitzunehmen.

Aus unerklärlichen Gründen tauchte jedoch im Bus eine etwas kaputte Tasche mit diversen Früchten auf, die aber niemandem zu gehören schienJ. Natürlich versuchten die Zollbeamten den Besitzer der Tasche ausfindig zu machen, aber leider waren sie nicht ganz so erfolgreich. Roberto erinnerte sich dann plötzlich daran, dass wir auch noch einen Apfel im Rucksack hatten und wollte ihn loswerden (auf die hohe Busse waren wir nicht scharf). So nahm er ihn heraus und lief schnurstracks zur bösen Zollbeamtin mit der vorhin erwähnten Tasche und händigte ihr den Apfel aus mit den Worten, dass er diesen auch noch zwischen den Sitzen gefunden hätte und er wohl auch von der Tasche sein musste. Nach ersten Unglauben ihrerseits und nachhaken von Roberto schien die Zollbeamtin diese Geschichte dann doch zu glauben und wir kamen mit einem blauen Auge davon; einen ähnlichen Spass erlaubten wir uns dann beim Überqueren der Grenze nach Chile.

Uns selbst gefiel San Pedro de Atacama nicht so sehr, zu touristisch und so entschieden wir uns möglichst schnell von diesem überteuerten Ort zu fliehen. Nach dem Geldwechsel (verhandeln kann sich lohnen, vor allem wenn man Bolivianos in chilenischen Peso wechseln möchte) kauften wir unsere Tickets nach Calama. Noch einmal machten wir unfreiwillig einen Rundgang mit unserem Gepäck durch San Pedro auf der Suche nach der Busstation, welche sich eigentlich gerade vor der Billetverkaufsstelle befand. Als der Bus vorfuhr, fielen uns fast die Augen aus dem Kopf. Nach einem Monat Bolivien und einigen Busfahrten, kam da aus dem Nichts ein super komfortabler Bus um die Ecke, moderner als der beste Bus in Bolivien. Natürlich darf eine Diskussionsrunde mit dem Chauffeur bezüglich des Surfbrettes nicht fehlen und da wir schon warm waren an diesem Tag mit argumentieren, hatte letzterer auch keine grosse Chance. Roberto bot ihm 1000 Pesos (2 CHF), welcher dieser sich in die persönliche Tasche steckte und das Surfbrett wurde anstandslos eingeladen; sogar in einen separaten Laderaum. Kurz bevor wir losfahren wollten, stiessen noch ein paar Radfahrer zum Bus und wollten samt den Rädern mitfahren. Das ging dem Busveranstalter etwas zu weit. Für Roberto war es klar, dass dies nur Schweizer sein konnten und das war auch der Fall. Nur Schweizern kommt es in den Sinn, wie die behinderten durch 30 Grad warme Sandwüsten mit dem Fahrrad zu radeln; man sieht diesen Wahnsinn jeden Sommer in der Schweiz. Man könnte den Schweizern vermutlich alles wegnehmen, nur das geliebte Fahrrad nicht; dabei gäbe es echt gesunde sportliche Alternativen, aber die Schweizer haben einfach eine masochistische Ader. Was für nicht so bereiste Schweizer auch typisch ist, ist die Tatsache, dass sie für den Transport der Räder rund USD 30$ pro Person bezahlten und sich noch glücklich dafür bedankten. Als wir in den Bus einstiegen konnten wir von vorne und hinten noch mehr schweizerdeutsch vernehmen; wo's richtig kostet trifft man sie wieder, die reichen Schweizer J.

Es ist generell unglaublich zu sehen, wie viele Schweizer und Deutsche in Südamerika herumreisen. Teilweise hat man das Gefühl, man könnte geradeso gut Deutsch sprechen. Gegen den Sommeranfang hier in Chile und Argentinien hin, wird's vermutlich noch extremer werden. Zeit, Reißaus zu nehmen und sich wieder an Orte begeben, wo's friedlich ist und man Kultur erleben kann.

Unsere ersten Eindrücke von Chile: geordnet, super teuer und sehr sehr europäisch orientiert. Das Land hat nicht mehr viel mit dem Rest Südamerikas zu tun.
Hier noch die Fotos vom dritten Tag:

Samstag, 24. November 2007

Bolivien: Potosi

Immer noch im Gedanken möglichst bald nach Uyuni und Chile zu gelangen, versuchten wir heute unser Glück, von Sucre via Potosi nach Uyuni zu fahren. Das Problem war natürlich immer noch die andauernden Proteste der Bevölkerung in Sucre, welche unter anderem die Strassen für einkommende und ausgehende Fahrzeuge sperrten.

Wir machten uns daher um 6.30 Uhr am 24. November (die Wahrscheinlichkeit, dass die Strassen so früh schon blockiert waren, schien klein zu sein) auf den Weg zum Busterminal. Wie immer wurden wir, kaum aus dem Taxi ausgestiegen, von Busticketverkäufern empfangen, welche um unsere Gunst buhlten. Nach kurzer Verhandlung konnten wir uns einen Platz auf dem nächsten Bus (6 de Octubre) ergattern und zudem noch zu einem Preis, der niedriger war, als die Lokalen bezahlten (1.60 CHF / Person für 3.5 Stunden Fahrt).

Die Busfahrt war alles andere als angenehm und Roberto würde sagen, dass es die schlimmste Busfahrt bis jetzt war. Die lokalen Hochländer, die auch mit dem Bus mitfuhren, stanken dermassen, dass Roberto fast kotzen musste. Er hat sich aber gut gehalten, da wir noch ein Flakon Parfüm griffbereit hatten und dies auf die Jacke sprühen konnten. Somit konnte Roberto die Fahrt an seiner Jacke schnüffelnd überleben. Man ist ja nicht zimperlich, aber der Gestank, der von diesen Leuten in diesem besagtem Bus ausging, sprengt alle Vorstellungen: die Hände stanken nach altem Ziegenkäse, der Mundgeruch nach Fäulnis (man stellt sich am besten vor, jemand kaut auf einer verwesenden Ratte rum, die sicher schon zwei Wochen im Mund gewesen sein muss), die Kleider je nach Anatomie nach Scheisse und Pisse (WC-Papier ist für die Hochländer gänzlich ein Fremdwort und dementsprechend bleibt halt immer was hängen; die älteren Herren müssen ihr Ding wohl vor dem Beenden des Urinierens versorgen, vermutlich wegen der Kälte im Hochland).

In Potosi angekommen wurde uns vermittelt, dass der Bus, den wir am Mittag Richtung Uyuni nehmen wollten, nicht fuhr. Die Gründe reichten von Blockade bis hin zu Defekt des Busses; der wahre Grund jedoch war vermutlich, dass sie einfach nicht fahren wollten, da es nicht genügend Passagiere hatte. Die nächste Fahrgelegenheit war gemäss der alternativen Anbieter erst um 19.00 Uhr abends. Das hiess für uns, 6 Stunden in der hässlichen Stadt zu verweilen. Nicht nur das war übel, nein, als Roberto 'mal kurz Früchte einkaufen ging, wurde Sebnem prompt auf die Probe gestellt: Es kam ein Typ vorbei, der fadenscheinig ein Busticket verkaufen wollte und Sebnem ein paar Fragen stellte. Unterdessen kam von hinten ein älterer Mann daher, der sich mit unserem wichtigsten Rucksack vom Acker machte. Dank Sebnems Instinkten und guter Reaktion befand sich der Mann jedoch alsbald in der Situation eines Verfolgten, denn Sebnem rannte ihm kurzerhand nach J. Der Mann musste wohl realisieren, dass mit Sebnem nicht zu spassen ist (sie spielt immerhin 2. Liga Basketball) und liess den Rucksack auf die Strasse fallen, um den Vorsprung nicht zu verlieren (auf 4000 M.ü.M muss man mit seinen Reserven haushalten bei Verfolgungsjagden). Mittlerweilen war Roberto auch alarmiert worden und überprüfte das Geschehen mit Verwunderung, da er dachte, Sebnem hätte nun doch einen Bus gefunden, der nach Uyuni fährt und wollte sich beeilen, diesen zu erwischen. Einerseits dank der Reaktion von Sebnem aber andererseits auch mit riesem Glück können wir den Rucksack wieder unser Eigen nennen; hätte Sebnem ein paar Sekunden mehr gezögert, wäre der Mann auf Nimmerwiedersehen weg gewesen. Kurz darauf erschien auch die Polizei, welche einen Amerikaner nach genau diesem Mann befragte, der anscheinend schon öfters in diesem Gebiet die Touristen um ihr Gepäck erleichtert hatte.

Wir taten uns kurzerhand mit dem freundlichen und vielgereisten Amerikaner zusammen und gingen ins einzig gute Kaffee in Potosi, am Hauptplatz von Potosi, wo wir auf alle anderen Touristen, welche sich in dieser Stadt befanden, traffen. Tip(p): Nehmt keinen der alkoholischen Kaffeegetränke, der Rum, den sie einem einschenken ist von der billigsten Sorte. Dafür ist die heisse Schokolade empfehlenswert. Ansonsten ist zu sagen, dass ausser dem Hauptplatz in Potosi, nichts wirklich sehenswert ist. In Potosi macht man nur Halt, um entweder nach Uyuni weiterzufahren oder die bekannte Silbermine zu besuchen. Wir entschieden uns so gegen 17.30 Uhr zurück an die Busstation (es gibt zwei Bussstationen, die schöne gelbe, wo die Busse aus Sucre und Cochabamba ankommen und dann diejenige, wo die Busse Richtung Uyuni fahren; die letztere ist keine Busstation im eigentlichen Sinne, mehr eine lebendige Strasse mit vielen Busgesellschaften) zu kehren und standen wieder vor einem neuen Problem: Anscheinend kamen wir zu spät an, denn die Busgesellschaften waren schon alle voll besetzt mit Passagieren Richtung Uyuni und keiner wollte mehr uns ein Ticket verkaufen. Der Amerikaner und Roberto fingen an die Busgesellschaften zu bearbeiten, dass sie doch einen grösseren Bus schicken sollten und sie für mehr Passagiere auf der Strasse werben würden. Nach langem Hin- und Her und fruchtlosen Flirtversuchen mit der hauptverantwortlichen Dame (welche ihren Säugling an der Brust hatte und es uns Männern nicht erleichterte, rational zu diskutieren) der einen Busgesellschaft schien es plötzlich doch noch zu klappen. Wir hatten vier Passagiere mehr gefunden, welche nach Uyuni wollten und bezahlten auch rund einen 1.50 CHF (soviel wie uns die Fahrt von Sucre nach Potosi gekostet hatte) mehr als es eigentlich kosten würde. So kam der Bus und er füllte sich und füllte sich und es nahm kein Ende mehr. Der Bus war komplett überfüllt und es mussten etwa 10 natürlich heftigst stinkende Passagiere im Mittelgang stehen; zum Glück hatten wir unsere Plätze, denn die Fahrt dauerte wieder einmal nicht wie ursprünglich gesagt 5 Stunden, sondern 6.5 Stunden. Somit kamen wir erst um 2 Uhr morgens in Uyuni an, ohne ein Hostel gebucht oder die leiseste Ahnung von einer Unterkunft überhaupt zu haben. Wir folgten zwei Schweizern, welche (wie könnte es anders sein) schon alles perfekt organisiert hatten und fanden prompt eine Bleibe im selben Hotel Avenida für $7 USD zusammen.

Gute Nacht und die wenigen Bilder könnt Ihr hier begutachten:

Donnerstag, 22. November 2007

Bolivien: Sucre

Wir sind am 22. November 2007 in Boliviens Hauptstadt Sucre, welche sich auf 2790 M.ü.M befindet, angekommen. Auf Robertos Wunsch hin haben wir den Flieger von Santa Cruz aus genommen und sparten uns so eine lange Busfahrt über die hügelige Landschaft. Zu unserem Glück schien die Sonne bei unserer Ankunft. Wieder einmal kamen wir am Flughafen an ohne irgendwelche Pläne gemacht zu haben; so nahmen wir ein Taxi ins Zentrum und fanden mit Hilfe des Taxichauffeurs ein familienbetriebenes Hostel ca. 4 Blöcke vom Hauptplatz entfernt. Das Hostel "Pachamama" ist absolut empfehlenswert (grosse Zimmer, eigenes Bad, warme Dusche, günstiges Frühstück, sehr nette Mitarbeiter) und kostet pro Nacht ca. 10.00 CHF für beide zusammen.

Nach dem Check-In sind wir noch in Sucre herumgelaufen und haben uns die historische "weisse" Stadt näher betrachtet.

Die Stadt ist nicht all zu gross und man findet sich schnell zurecht. Wir sind zudem auf einen Markt mitten in der Stadt gestossen mit riesigen Frucht- und Gemüseständen, Fleischangeboten, etc.

Überall findet man Internetcafés, Bars und Restaurants mit exotischen Menüs. Sucre ist die wichtigste historische Stadt Boliviens; hier wurde auch im Jahre 1825 die Unabhängigkeit Boliviens erklärt. Viele Museen haben in Sucre ihren Standort; wir aber müssen zugeben, dass wir kein einziges davon besucht haben. Vielleicht ergibt sich das irgendwann mal mit dem Alter, dass man "Museumsgänger" wird J. Wir geniessen es mehr durch die Strassen zu schlendern, uns im Park zu erholen und die Leute zu beobachten und zu kritisieren.

Die Stadt selbst ist wiederum ganz anders als La Paz, die Leute, deren Kleidung, die Strassen, die Häuser. Bis anhin waren wir immer der Meinung, dass La Paz die Hauptstadt Boliviens sei, doch wurden wir diesbezüglich eines Besseres belehrt. In La Paz finden sich lediglich die Regierung und die Behörde wider, in Sucre allerdings befindet sich das Obergericht. (Nachlesen in Wikipedia). Sucre ist die konstitutionelle Hauptstadt mit der kompletten Legislative, die Exekutive liegt in La Paz. Dieser Umstand ist logischerweise auch ein Grund für die immer wieder aufkommenden Unruhen in Sucre, welche an diesem Wochenende mit einer heftigen Auseinandersetzung zwischen der Bevölkerung und der Polizei begann.

Wir Wundernassen haben uns natürlich für die Demonstration interessiert und sind deshalb frühmorgens losgewandert Richtung Hauptplatz, wo sich schon einige Hundert lautstarke Demonstranten befanden und mit Parolen gegen Evo Morales (gegenwärtiger umstrittener Präsident von Bolivien, auch weniger liebevoll "Ego Morales" genannt) um sich warfen.

Was anfangs sehr friedlich aussah, endete schlussendlich in einer bitteren Strassenschlacht zwischen hauptsächlich jungen Studenten und der Polizei, welche alsbald nicht mehr zögerte und die jungen steinwerfenden und Dynamit-sprengenden Studenten mit Tränengas bewarf. Wir Unschuldigen, natürlich durch unsere Neugierde selbst schuld, sind da irgendwie hineingeraten (wir wurden auf einmal mit einer Horde sich zurückrennender Demonstranten überrascht, die mit Tränengas angegriffen wurden). Roberto kannte sich mit dem Tränengas bereits aus, ich jedoch wurde das erste Mal mit Tränengas konfrontiert und war doch schockiert, wie sich das im Rachen und in den Augen (zum Glück hatte ich eine Sonnenbrille an) auswirkte. Natürlich machten wir uns sofort davon und machten einen grossen Umweg um die Demonstranten. Auf dem Rückweg zu unserem Hotel wurden wieder Opfer dieser Tränengas-Attacke. Dieses Mal wurden wir richtig damit eingedeckt und natürlich unfreiwillig. Die Leute spuckten nur noch herum und husteten wie wild, die Augen tränten aufs Heftigste. Schlussendlich machten wir einen "riesen-Umweg" um das Zentrum und kamen doch noch heil im Hotel an. Den Leuten schien die ganze Sache sehr Ernst zu sein. Die Schlacht dauerte noch bis spät in die Nacht an. Die Stadt wurde im Zentrum zum Kriegsfeld: brennende Autoreifen (um die Wirkung des Tränengases zu vermindern), wüst zugerichtete junge Leute und wütende und weinende Frauen J, welche aber keine Sekunde zögerten die jungen Leute anzuspornen und gratis mit den nötigen Kampfutensilien (Essig gegen das Tränengas, Mundschutz und Steinschleudern) zu versorgen.

Am Tag danach waren die Zeitungen des Landes voll mit Artikeln wie diesem (Ausschnitte):

Calles de Sucre se convirten en un gran campo de batalla

"Sucre vivio ayer un 'viernes negro' por la represion de la Policia, que no midio nada a lanzar gases lacrimogenos y balines contra cientos y hasta miles de ciudadanos"

"Pero mientras se leian las ultimas conclusiones del cabildo, a las 12:45, la Policia comenzo a reprimir a un grupo de jovenes que se habia dirigido en marcha al Teatro Gran Mariscal. Desde temprano, el control en esa zona era inexplicablemente estricto y con el choque, los efectivos ocuparon momentaneamente el sector. Con gases y golpes echaron del lugar a los manifestantes, pese a la respuesta incresante de estos con piedras. En medio del enfrentamiento, varias granadas fueron dirigidas contra viviendas particulares, provocando temor e indignacion entre sus habitantes. En pocos minutos, la gasificacion se expandio a todas las calles proximas al teatro, donde ciculaba gente de toda edad, lo que llevo a los vecinos a sumarse a la 'batalla', sacando agua en baldes y mangueras para apagar las granadas de gas, mientras los manifestantes encendian fogatas con llantas y todo lo que podian encontrar."

"Jovenes y hombres y mujeres adultos entraban por turno a la 'batalla' con los policias, que estaban bien armados con gases y balines. Mientras el cielo se ennegrecia por los gases y el hollin de las llantas quemadas, la pelea continuaba; la lluvia tambien se sumo y se convirtio en la casual aliada de los manifestantes, apagando los gases de la Policia."

"La noche no trajo la calma. El casco viejo de la ciudad parecia un campo de batalla con piedras, palos y vidrios regados por sus calles, y varios graffitis en contra del Gobierno pintados en edificios."

"Hay mas de 150 heridos. Algunos de ellos recibieron atencion medica por traumatismo encefalo craneano (TEC), otros por politraumatismos y contusiones en el rostro y proximidades de los ojos, y la mayoria por intoxicacion con gas lacrimogeno."

Was ich jedoch fast am Schlimmsten fand, war die Tatsache, dass sich die Zeitungen sehr politisch gaben und sich 100% hinter die jugendlichen Studenten stellten, welche den Hauptanteil der Unruhen verursachten (angefeuert und unterstützt vom Rest der Bevölkerung). Die Zeitungen im Lande liessen es aussehen, als ob die Polizei die Übeltäter waren, obwohl sich diese ganz augenscheinlich (wir waren dabei) ab einem gewissen Punkte wehren musste. Ob die drastische Massnahme mit Tränengas notwendig war, bleibt dahin gestellt (die Diskussion führen wir in der Schweiz am 2. Mai auch ad absurdum), aber wieder einmal haben es die Medien in Bolivien geschafft, die minder Bemittelten und Leute der unteren sozialen Schicht mit gering fundierter Schulausbildung mit ihrer Propaganda zu täuschen. Kein Wunder, die Exekutive sitzt in La Paz und dieser Umstand scheint offensichtlich sogar den meisten Zeitungsverlegern ein Dorn im Auge zu sein. Wieder einmal bin ich froh in einem Land aufgewachsen zu sein, wo die Neutralität und offene Meinungsfreiheit zum obersten Gebot gehört. Den Vorteil mehrere Sprachen ausreichend gut zu beherrschen, erlaubt es mir im Notfall auch Zeitungen aus anderen Ländern als das gerade betroffene zu lesen, um mir eine zweite Meinung zu bilden. In Südamerika wird generell wenig Zeitung gelesen, der Bildungsstand ist wie in Nordamerika in der breiten Masse eher im unteren Segment anzusiedeln (das heisst nicht, dass es nicht einen signifikanten Teil an brillianten Leuten gäbe) und daraus ergeben sich natürlich auch leicht zu steuernde Generationen.

Den Rest der Bilder wie immer hier:

Freitag, 16. November 2007

Bolivien: Santa Cruz

Wir waren glücklich auf der Fahrt von La Paz nach Santa Cruz, da wir endlich wieder in wärmeres Wetter stossen würden. Santa Cruz liegt auf etwa 400 M.ü.M und befindet sich grenzlich tropisch/subtropisch bezüglich des Klimas. Schon bei der Anfahrt wurde uns wieder wärmer, da wir aber noch in unseren Winterkleidern steckten, war dies jedoch nicht erstaunlich. Als mir in La Paz die Leute noch sagten, dass es in Santa Cruz angenehm war, glaubte ich es nicht; es schien so unglaublich, gar unvorstellbar, dass es irgendwo in Bolivien warm sein könnte. Fakt war jedoch, dass wir in 30 Grad Celsius warmes und wunderschönes wetter fuhren. Ich war überglücklich, jedoch immer noch mit einem Thermoleibchen, einem kurzen Leibchen und einem langen dicken Pullover bekleidet, Sebnem in ähnlicher Konstellation. Die Leute schauten uns etwas verdutzt an, realisierten jedoch bald, dass wir aus Santa Cruz kommen mussten.

Ein weiterer Grund, weshalb ich unbedingt nach Santa Cruz wollte, war dass zwei ehemalige ehrenwerte Studienkollegen vor mir sich entschieden hatten, eine Softwarefirma in Santa Cruz zu eröffnen. Zugegeben, vermutlich dient das als Frontschild verdeckter Drogenschmuggel Aktionen J. Auf jeden Fall wussten wir nicht einmal, wo die Herren Marius mit seiner bezaubernden Frau Suelen Kimberley und Ranjan sich aufhielten, geschweige dann wohnen. Ich hatte jedoch eine Telefonnummer und wir schrieben ihnen noch, dass wir dann an diesem besagten Tag ankommen würden. Dummerweise hatte der Bus einige Stunden Verspätung und so verpassten wir meine Kollegen, welche sich extra ein paar Stunden frei genommen hatten, um uns vom Busbahnhof abzuholen. Sie entschieden sich jedoch nach meinem Telefonanruf, nochmals zurückzukehren und uns abzuholen.

Es war schon witzig die beiden Bleichgesichter wieder einmal zu sehen, für einmal nicht die Schulbank drückend oder an der Kletterwand, nein, in Bolivien. Bei Marius wusste ich immer, dass er einmal etwas in Bolivien beginnen würde, Ranjan jedoch hatte mich mit seiner Entscheidung, in einem so fremden Land etwas Neues aufzubauen, erstaunt. Doch wie es sich herausstellte mauserten sich die beiden bestens, wenn auch mit beträchtlicher Hilfe von Suelen und ihrer Familie, welche Bolivianer sind. Suelen selbst, die fast perfekt Deutsch spricht und sogar Schweizerdeutsch versteht, wäre lieber in der Schweiz geblieben, hat jedoch die Chance gepackt und in Santa Cruz den ersten und besten Kebab Laden eröffnet: Kimberleys Kebab, … (Adresse). Wenn ihr also einmal unterwegs in Bolivien und Santa Cruz seid, Lust auf ausgezeichnete Küche (nebst dem täglichen bolivianischen Menu, gibt’s Quiches und Kebabs und einiges mehr) habt und dazu noch eine hübsche Bolivianerin Schweizerdeutsch sprechen hören wollt, dann geht zu Kimberleys Kebab.

Es war interessant mit meinen Kollegen über die Probleme einer Firmengründung in Bolivien zu sprechen, etwas Simples wie ein Bankkonto dauert halt so seine Weile. Die Jungs haben echt Gas gegeben und innerhalb kürzester Zeit eine Lokalität im Zentrum der Stadt gefunden, Computer organisiert und Büromöbel installiert. Sie arbeiten zu viert, Marius und Ranjan als Firmengründer ein weiterer geselliger Schweizer, dessen Namen uns wieder einmal entfallen ist (nennen wir ihn einmal Felix) und ein talentierter bolivianischer Programmierer, dessen Namen wir nicht einmal versucht haben uns zu merken J.

Der Tag verging wie im Fluge und am Abend trafen sich alle bei Kimberley's Kebab. Es ist vor allem am Wochenende ein Treffpunkt für Freunde und Bekannte aus der näheren Umgebung. So auch diesen Abend, an welchem ein paar Freundinnen von Suelen eintrafen und schon bald für latinamerikanische Stimmung sorgten. Da wir schon etwas müde waren von der Reise, entschieden wir uns für die langweilige Tour und gingen schlafen, währenddessen die sich die heitere Truppe tanzend Richtung Ausgang bewegte.

Vom nächsten Tag gibt's eigentlich nicht vieles zu berichten, es war einer dieser Tage, auf die man als Paar beim Reisen nach längerer Zeit unweigerlich trifft. Viele Leute schreiben uns immer wieder, dass wir sehr glücklich auf den Fotos aussehen. Das stimmt auch, denn wir schiessen je keine Fotos, wenn wir streiten, aber man soll ja nicht glauben, das komme nicht vor. Viele Worte möchte ich eigentlich nicht verlieren, aber trotzdem möchte ich einmal erwähnen, wie schwierig das Reisen als Paar manchmal auch sein kann. Auch wenn man es nicht glauben mag, man trifft auf Konfliktsituationen, auf welche man im täglichen Leben in einer Partnerschaft vermutlich weniger trifft. In der gewohnten Umgebung kann man sich dann zur Not verdrücken, entweder in seinen eigenen Raum oder in die Arbeit oder man wendet sich an Freunde. Das funktioniert beim Reisen einfach nicht ganz so einfach. Nichts, was man besucht, bedeutet einem die gleiche gewohnte Umgebung, in welcher man sich auch ohne Partner wohlfühlen und abschalten kann; man sitzt sprichwörtlich aufeinander, 24/7. So geschehen auch an diesem Tag, wo wieder einmal eine Kleinigkeit durch Hartnäckigkeit auf beiden Seiten zu einem deftigen Streit führte. Wir schreiben dies nicht zur Selbstheilung oder zur Psychoanalyse, sondern wollen einfach einmal auch unterstreichen, dass nicht immer alles in bester Ordnung ist. Diejenigen Leser unter Euch, welchen schon mehrere Jahre mehr oder weniger erfolgreich in einer Paarbeziehung leben/dahinvegetieren kennen das ja bestens und brauchen von uns Jungen sicherlich keinen Rat mehr. Rat gibt es sowieso nicht, sich zusammenreissen und zusammenraufen heisst die Devise und meiner Meinung nach auch der nötige Respekt seinem Partner gegenüber.

An diesem Tag flog auch Corina, Ranjan's bessere Hälfte, ein. Ranjan und Corina kennen sich schon sehr lange, waren aber nie ein Paar, bis kurz vor Abreise von Ranjan nach Bolivien. Kurzer- oder auch längerer Hand hat sich Corina entschieden, dem Abenteurer Ranjan nach Bolivien zu folgen. Aber es ist nicht so, wie viele gerade denken werden: die beiden sind genug alt, diese Entscheidung mit all ihren Konsequenzen zu tragen und sie passen bestens zueinander. Man hat das Gefühl, die beiden sind schon seit ihrer Geburt füreinander bestimmt.

Wir haben uns am darauf folgenden Tag entschieden einen Ausflug nach Espejillos zu machen mit Marius' Wagen. Die Fahrt dorthin dauert ungefähr eine Stunde, wobei der letzte Teil der Strecke nur mit einem 4WD zu bewältigen ist. Espejillos ist im Prinzip eine Art Erholungsoase an einem Fluss mit überwachtem Parking. Der Fluss bietet verschiedene natürliche Schwimmbecken, welche über Jahrhunderte hinweg durch das fliessende Wasser entstanden sind. Zudem sind einige kleine Wasserfälle entstanden, die man hochkraxeln kann. Folgt man dem Wasserlauf, befindet sich oben eine kleine Lagune, welche durch den grossen Wasserfall am selben Ort entstanden ist. Beim grossen Wasserfall sollte man nicht hinunterspringen; bei einer Höhe von sicher 20 Metern trifft man dann auf etwa 2 Meter tiefes Wasserbecken gleich einen Meter neben der Eintrittsstelle des herunterfallenden Wassers. Dummerweise steht einem jedoch noch ein unter Wasser stehender Felsbrocken im Weg und den sieht man nicht beim springen. Trifft man auf diesen auf, sieht's düster aus. Der beste kleine Wasserfall, den man hinterspringen kann ist derjenige, wo sich auch die aus Beton gebaute Plattform mit herausstehenden Armierungseisen befindet. Von dort aus kann man ins tiefe schmale Becken springen (nicht zu weit nach vorne, da es wieder einen Felsvorsprung unter Wasser hat) oder wer den Mut besitzt springt über den nächsten Wasserfall ins nächst tiefer gelegene Becken. Das Problem dort ist, dass es knapp 1.5 Meter tief ist und man somit nur bäuchlings reinspringen kann. Auch so trifft man noch auf dem Boden auf, aber sanft. Für Leute, die sich mit Turm- oder Felsenspringen nicht auskennen, ist dieser Sprung nicht empfehlenswert. Vorallem aber sollte man sich zwei Mal vergewissern, wie tief das zweite Becken ist, bevor man dann hochklettert und springt.

Nach dem Badespass kann man sich an einem der an der Strasse zum Parking entlang stehenden Foodhütten verpflegen mit "empanadas rellenas de queso" (mit Käse gefüllte Teigtaschen). Wir fuhren zurück und erledigten noch ein paar kleinere Einkäufe und legten uns schlafen. Sebnem uns ich wieder ins gleiche Bett, aber nur für ein Weilchen, denn Sebnem war es zu warm im Zimmer. Sie entschied sich draussen in der Hängematte zu schlafen, natürlich mit leicht fatalen Ergebnis: sie wurde regelrecht von den Mücken verstochen. Mein Mitleid hielt sich in Grenzen J.

Wir entschieden uns den neuen Tag im vielversprechenden Aqualand zu verbringen. So simpel die Entscheidung, so interessant ist meistens auch dann der Weg ans gewünschte Ziel. Ganz nach südamerikanischer Manier: "Ja, ja, das liegt da Richtung Flughafen. Brauchst nur den Bus x Richtung Jesus zu nehmen, dann einen weiten Bus Richtung Flughafen und dann läufst Du halt noch ein Weilchen." Si, claro, machen wir doch jeden Tag. Wir fuhren mit dem einen Bus, liefen ein Stückchen und fuhren mit dem anderen Bus und liefen ein Stückchen und landeten im Flughafengelände. Dann nahmen wir uns ein Taxi, welches uns zum Aqualand brachte. Kostete uns alles 20 Bolivianos (3 Franken). Der Eintritt schläg einem unter der Woche bis und mit Donnerstag mit 30 Bolivianos und am Wochenende mit 60 Bolivianos pro Person zu buche. Es gibt zwei Wasser Vergnügungsparks nahe beieinander, aber wir entschieden uns für den grösseren.

Das Preis/Leistungs Verhältnis beim Aqualand stimmt nicht unbedingt. Es gibt zwei grössere Rutschbahnen, wobei die eine für etwa 15 Meter fast vertikal (etwa 80° Neigung) ist und dann in einer langen Gerade endet. Die anderen Rutschbahnen sind äusserst klein, aber trotzdem bieten sie gerade für kleinere Kinder, wie mich, den nötigen Spass. Als Vollblut Wasserrutschbahn Profi wollte ich natürlich sofort die einzig interessante Rutschbahn runterrutschen, aber die war leider nicht in Betrieb. Sofort fing ich an mich durchzufragen bei den Dutzenden von Lifeguards, die den Rundumkanal beobachteten, bis ich beim Verantwortlichen der Anlage angelangte. Ich bat ihn um eine Erklärung, aber da wir in Bolivien waren, erwartete ich nichts Konkretes und so wertvoll war dann auch seine Antwort. Er versicherte mir aber, dass er die Rutsche so gegen 13.00 Uhr nachmittags in Betrieb nehmen würde. Also vertrieben wir unsere Zeit mit einem Rundgang durch die Anlage, welcher ziemlich kurz ausfällt. Es gibt noch so ein Pseudowellenbad, das jedoch nicht wirklich interessante Wellen erzeugt (die Form des Bassins ist äusserst suboptimal gebaut, so dass kein guter Swell entstehen kann). Lustigerweise erklärten mir die Angestellten der Anlage, dass es 3 Meter Wellen sind. Da Bolivien ja bekanntlich nicht am Meer liegt (oder nicht mehr; man darf nämlich wissen, dass die Gegend um Salar de Uyuni herum früher vor 15'000 Jahren mit dem Ozean verbunden war – deshalb auch der übergrosse Salzsee, welche jetzt von den Kordilleren eingekesselt ist), entschuldigte ich ihnen diesen Lapsus und erklärte den Leuten, dass wenn es wirklich 3 Meter Wellen wären, nicht mehr allzu viele Leute daran Spass hätten; geschweige dann ihre Kleinkinder zum Plantschen in das Wellenbad reinsetzen würden.

Es wurde Zeit für die interessante Wasserrutsche und allmählich bewegte sich etwas an jenem Ende des Parks. Sebnem und ich liefen im Stechschritt Richtung Turm, den man erklimmen muss, um sich dann ins Vergnügen zu befördern. Ich war der erste J. Viele Bolivianer sind nicht nur ziemlich träge, wenn es ums Arbeiten geht, sie sind auch nicht gerade die schnellsten (oder kümmern sich zu wenig darum), wenn es bergauf geht. Einzige Ausnahme sind natürlich die Schlangenbildungen um 5 Uhr morgens vor der Bank, um die Pension zu kassieren oder seinen Zahltag zu beziehen. Nicht nur, dass ich der erste war, ich blieb auch am längsten auf der Rutschbahn; wie bereits gesagt, das grösste Kleinkind im Bad. Ich habe mir auch schon überlegt, in Zukunft meine Profession zu wechseln und professionell Wasserrutschen zu testen.

So langsam wurde es Zeit zu gehen, denn wir langweilten uns ein wenig. Witzigerweise kam gerade als wir aufbrachen die Sonne hervor und lachte uns ins Gesicht. Die Rückfahrt war um einiges einfacher. Man kann nämlich einfach an die Hauptstrasse stehen und auf einen der Micros warten, die vorbeibrausen und für 2 Bolivianos pro Person ist man dabei. Dummerweise fahren die Micros nie dorthin, wo man eigentlich hinmöchte und Santa Cruz ist nicht gerade klein oder übersichtlich. So fuhren und fuhren wir an unglaublich interessanten Gegenden vorbei, bis wir einmal wagten den Chauffeur zu fragen, wohin der denn fahre. Witzigerweise wusste es im Bus niemand, aber alle wussten, wo sie aussteigen müssen. Das ist auch ziemlich typisch für das zentrale und nördliche Südamerika: alle wissen ungefähr was sie brauchen und wohin sie wollen, für mehr Informationen reicht es nicht. Notgedrungen stiegen wir aus, da die Strassennamen, welche an uns vorbeiflitzten schon bald nicht mehr auf unserer Stadtkarte ersichtlich waren. Somit hiess es für uns back tracken. Dank Sebnems ausgezeichneten Navigierfähigkeiten kamen wir dann doch noch im Zentrum und bei Kimberley's Kebab, dem universalen Treffpunkt der Stadt, an.

Am Abend entschieden wir uns alle zusammen Essen zu gehen und zwar gut bürgerlich in ein mit Schweizer Management versehenes Restaurant (NAME?). Ranjan, Corina, Marius, Suelen, Sebnem und ich. Vorweg genommen, das Restaurant wird seinem Ruf gerecht. Die Preise sind gesalzen, vor allem für bolivianische Verhältnisse, aber die Qualität des Essens ist top. Fast alle bestellten "s'Züri-Gschnetzlets" (keine Ahnung, wie man das auf Deutsch übersetzen würde). Das war wahrhaftig ein Festmahl erster Güte. Zufrieden und mit vollem Bauch machten wir uns auf den Rückweg und machten noch kurz halt in einer der vielen Bars an der Ausgehmeile von Santa Cruz, welche gemäss Marius am Wochenende dem Ocean Drive in Miami gleichen soll (was ich persönlich etwas bezweifeln mag, da ich Miami sehr gut kenne und weiss, wie wild die Parties dort sein können; ist einfach eine Frage der finanziellen Kraft der Partyveranstalter und –gänger, welche in Miami ungeschlagen ist)

Am nächsten Tag entschieden sich die Girls (Corina, Suelen, Sebnem) und ich, dass wir nach Las Cabañas fahren würden, um uns die Zeit mit Quad fahren um die Ohren zu schlagen. Der Ort ist sehr beliebt unter den lokalen Leuten, da es einer der grossen Freizeittreffpunkte ist. Was ihn unter anderem speziell macht, sind die unzähligen Esslokale, welche mit typisch bolivianischen Spezialitäten preisen.

Wir versuchten unser Glück beim ersten und zu diesem Zeitpunkt einzigen Anbieter von Quads und trotz der Tatsache, dass wir mit Suelen nicht nur eine Bolivianerin sondern auch noch eine lokale Persönlichkeit aus Santa Cruz dabei hatten, schienen die Jungs vom Quadverleih keinerlei Interesse am Geschäft zu haben und verharrten auf ihren hohen Preisen und schlechten Quads. Die meisten Quads, die ich gesehen habe, sind eher von schlechter Qualität, aber ich wurde in Costa Rica ja auch verwöhnt mit dem besten vom besten. Wir entschieden uns, ins nahegelegene Restaurant zu gehen und etwas zu trinken und abzuwarten. Das war definitiv eine weise Entscheidung, denn als wir aufbrechen wollten, sahen wir, dass ein zweiter und dritter Anbieter ihre Tore öffneten und die Quads parat machten. Diese waren um einiges kooperativer und so mieteten wir uns 4 Quads für ungefähr 7 CHF für 40 Minuten. Nach zwei drei Proberunden auf einer präparierten Piste konnte es losgehen Richtung Freiheit. An dieser Stelle muss ich vielleicht etwas zu Corina sagen: Kampfsau im Quadrat. Ich habe in Costa Rica oft den Ladies zugegzuckt, wie sie sich halb zögerlich halb ungeschickt in die Strassengräben beförderten. Nicht so meine Ladies an diesem Tag und schon gar nicht Corina, welche Ranjan vermutlich Konkurrenz gemacht hätte. Wir hatten einen Riesenspass und rasten am Flussufer entlang, fingen an kleine Sprünge über Erhebungen zu machen und schossen einige Fotos. Leider waren die 40 Minuten zu schnell vorbei, denn die Zeit zählt natürlich auch schon auf dem Übungstrack retour.

Nach dem Spass gingen wir in ein Restaurant, welches eines der traditionellen Gerichte aus Cochabamba anbot: Pique Machu (das wir noch einmal auf 4500 M.ü.M im Gebirge um Uyuni herum aufgetischt bekamen). Wir fuhren nach Hause und relaxten noch ein wenig und Suelen ging wieder nach dem Besten schauen in ihrem Lokal. Leider muss man in Bolivien und auch anderen Ländern mit arbeitscheuen Angestellten und komplizierter Bürokratie immer nach dem Rechten schauen. Bei Suelen geschah während unseres Aufenthaltes wirklich jeden Tag etwas Neues, auf das sie sich einstellen musste. Einmal vergass die eine Angestellte den Lokalschlüssel, meldete sich aber nicht bei Suelen, sondern wartete einfach vor dem Laden. Ein anderes Mal kamen die Mitarbeiter nicht zur Arbeit, eine war soweit ich mich erinnerte krank und die andere an einer Beerdigung ihres Grossvaters. Aber natürlich rief  niemand an, um Suelen die Chance zu geben Ersatzleute zu organisieren oder überhaupt zu planen. Ein anderes Mal stellten irgendwelche Leute die Wasserzufuhr (aus Versehen oder Desinteresse) ab und bis man in Bolivien einen Verantwortlichen für einen Defekt findet, können Zeiten vergehen. Das ist meiner Meinung nach generell ein grosses Problem in Ländern, wie Ecuador, Peru und Bolivien: die Leute möchten keine Verantwortung übernehmen, keine Qualitätsverbesserung erreichen und hoffen immer darauf, dass der Staat ihnen hilft und sind dann betroffen, wenn die Regierung andere Pläne hat. Das ist in Ländern wie Chile, Kolumbien und Argentinien schon etwas anders, die Leute haben gelernt zu arbeiten und bei der Arbeit mitzudenken. Es sind zugleich diese Länder, wo ich zum Beispiel ein dediziertes Arbeitsgericht gesehen hatte. Doch hinsichtlich Geschäftsführung und Business allgemein in Südamerika werde ich in einem separaten Blog sicher noch ein paar Worte loswerden.

Am Abend kochten Sebnem und ich noch für alle und zwar ein typisches italienisches Gericht: Überbackene Teigwaren an einer Tomatensauce mit Saisongemüse. Dazu gab's als Beilagen Baguettebrötchen mit Guacamole und Bruschette. Die Leute assen es J.

Am darauf folgenden Tag war nur relaxen und chillen (ich bin ein NBC: natural born chiller) angesagt und wir planten ein wenig die Reise nach Sucre, der konstitutionellen Hauptstadt Boliviens. Suelen war an diesem Tag ziemlich krank, wahrscheinlich wegen Überarbeitung und Stress und dem vergangenen Wochenende. Also schauten wir auch ein wenig nach Suelen, die aber nichts weiter als Schlaft benötigte. Wir faulenzten, schrieben unsere Berichte fertig, damit ihr was zum Lesen habt und wir unsere Erinnerungen nicht verlieren und am Abend gingen wir noch ins Kino, um den Film Invasion mit Nicole Kidman zu gucken; ein etwas langweiliger Film.

Am nächsten Tag hiess es schon Abschied nehmen von meinen Kollegen, der schönen Stadt Santa Cruz, der Wärme und den sehr freundlichen Leuten. Für single Männer hier noch ein kleiner Wink: das Verhältnis Frau zu Mann wird auf 6:1 geschätzt, die Frauen sind im Allgemeinen sehr offenherzig und nett und im Vergleich zum Rest von Bolivien um ein Vielfaches ansehnlicher (ich muss hier politisch korrekt schreiben, um mich nicht in die Nesseln zu setzen, zusätzlich habe ich ja schon die schönste Frau auf Erden). Zurück zur Abreise: Ich habe entschieden, dass wir den nächsten Teil der Reise nach Sucre mit dem Flugzeug zu bestreiten. Es gab eigentlich 3 Gründe dafür. Erstens war es genügend billig (USD 60$ pro Person), zweitens bedeutend schneller (35 Minuten Flug versus 15 Stunden Busfahrt) und drittens hatte ich ein wenig genug vom Bus fahren. Unser Tag begann mit dem Versuch, die traditionellen Salteñas (warme und meist pikante mit Fleisch oder Geflügel gefüllte Teigtaschen) zu essen, welche vor allem in Cochabamba zum Frühstück verspeist werden. Eine Salteñeria fanden wir auch, aber gemäss unseren bolivianischen Freunden waren es nicht die echten Salteñas. Danach fuhren wir zum Flughafen und verabschiedeten uns. Kurz darauf lief ich zum TAM (militärische Airline) Ticketoffice und fragte nach ihren Preisen nach Sucre: USD 50$ pro Person. Tja, man kann nicht immer gewinnen J. Die Leute haben uns auch gesagt, dass die TAM nicht so zuverlässig sei, wie die AeroSur. Lustigerweise war es an diesem Tag irgendwie nicht der Fall und wir mussten eine Stunde auf das Flugzeug warten. Der Flug war angenehm kurz und wir kamen sicher und erholt in der Hauptstadt Boliviens an.

Für mich ist es klar, weshalb sich Marius und Ranjan in Santa Cruz niedergelassen haben, es scheint wirklich die einzige Grossstadt in Bolivien zu sein, welche eine funktionierende Industrie besitzt. Das Klima ist das Jahr hindurch angenehm warm mit ein paar heissen Sommermonaten, die Leute scheinen im Durchschnitt eine höhere Schulausbildung genossen zu haben als in anderen Städten Boliviens, aber das mag sehr wohl auch ein falscher Eindruck sein. Alles in allem ist Santa Cruz für uns die einzige Stadt in welcher wir uns überhaupt vorstellen könnten zu wohnen, wenn wir aus irgendwelchen Gründen uns in Bolivien niederlassen würden; was wir aber ziemlich sicher nicht machen werden.

Sonntag, 11. November 2007

Bolivien: La Paz

Am 12. November 2007 sind wir in La Paz (ca. 3'200 – 4'000 M.ü.M. je nach Standort) nach einer längeren Busfahrt mit der Diana Tours angekommen.

Roberto war mittlerweile durch die andauernde Kälte (alles unter 25° Celsius ist zu kalt für ihn) und Höhe krank geworden. So krank, dass wir uns entschieden, ein Weilchen in der Stadt zu verweilen und uns auszukurieren. Das hat jedoch nicht wirklich geklappt, denn La Paz ist auch hoch in den Lüften und auch zu kalt für uns. Jedenfalls hatten wir bei der Ankunft weder grosse Lust noch einen speziellen Impuls um noch lange nach Hotels zu suchen und gingen ins erst beste billige Hotel "Maya Inn, Calle Sagamanga N° 339" gegenüber der Ankunft unseres Busses.

In La Paz haben wir krankheitsbedingt nicht so viel unternommen. Ein Highlight eines jeden Touristen hier wäre sicher mit dem Mountain Bike die Todesstrasse hinunter zu brausen, aber wir entschieden uns wegen unseres Zustands gegen diese Biketour. Stattdessen schlenderten wir ein wenig durch die Strassen und Gassen dieser moderat interessanten oder schönen Stadt. Wir besuchten den Hexenmarkt, wo unter anderem Tierembryos angeboten werden und natürlich alles Mögliche an natürlichen Viagra-Produkten. Roberto erinnerte das sofort an Afrika, wo jedes billige Kraut gegen Potenzprobleme angeboten wird; die meisten Touristen können nicht einmal Salbei von Pfefferminze unterscheiden, oder geschweige denn erkennen. Dank dem jahrelangen Gärtnerdasein seiner Eltern und dem untertänigen Mithelfen durch stundenlangem Jäten hat Roberto da einen klaren Vorteil, jedoch hat er auch keine Potenzprobleme J.

Wir passierten auch den Strassenmarkt (kurz: mercado), wo wir wieder einmal einheimisch und äusserst günstig assen (80 Rappen das Mahl). Leider bekam uns das nicht so gut und unsere Mägen revoltierten ein wenig: no risk no fun J. Die Situation änderte sich insofern, als wir uns entschieden, die Essensqualität massiv zu steigern, was sich natürlich auch im Preis niederschlug. Wir trafen um die Ecke unseres Hostels einen etwas abgedrehten Schweizer, der einen Buchladen für Touristen aufgemacht hat und dieser erklärte uns, dass es in La Paz einen Fribourger (Schweizer Kanton) gibt, der echtes Fondue anbietet. Das liess sich Sebnem nicht zweimal sagen. So marschierten wir noch am gleichen Abend in die etwas noble Gegend, wo sich das Restaurant Swiss Fondue befand.

Es ist manchmal wie verhext, aber man trifft doch wirklich immer wieder auf die gleichen Leute in Südamerika, ohne dass man es wirklich planen würde. Kaum abgesessen und ein Fondue für zwei bestellt (was im Übrigen wirklich unglaublich schmackhaft ist), kommen noch mehr Schweizer und Deutsche herein; im Verlauf des Abends füllte sich das komplette Lokal mit Deutschsprechenden. Aber nicht irgendwelche Schweizer, nein, das gleiche Paar, welches wir in Trujillo, Peru, kennen gelernt und in Huacachina und Aguas Calientes wieder gesehen haben, treffen wir in La Paz, Bolivien wieder. Auch die zwei Deutschen in ihrer Begleitung trafen wir früher schon in Peru auf einer Busfahrt von Cusco nach Puno. Man glaubt es nicht, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Aber alle, die Südamerika bereisen, werden diesem Umstand zustimmen: man trifft immer wieder die gleichen Leute. Das wohl Erstaunlichste ist, dass wir immer wieder mit dieser einen Israelin zusammentreffen. Kennen gelernt hatten wir sie in Panama, in Kolumbien trafen wir sie in Medellin wieder und dann laufen wir auf dem Machu Picchu geradewegs in sie hinein. Da sind 5000km Weg dazwischen! Wir sind überzeugt, dass wir sie in Chile, Argentinien oder Brasilien wieder treffen werden J.

Jedenfalls haben wir uns prächtig amüsiert diesen Abend und sind dann nach dem Fondueessen noch in die beiliegende Bar namens "Diesel nacional" gegangen. Diese Bar ist absolut einzigartig in ihrer Architektur: alles aus Metall gefertigt, Teile aus einem Schiffsrumpf, aus einer Lokomotive und aus einer Maschinenfabrik. In der Mitte befindet sich ein aus Metall (ein Metallkessel eines Dampfschiffes) gefertigtes Cheminée, welches die Gäste herzlich aufwärmt. Wir haben an diesem Abend unser nicht geplantes Treffen gefeiert und dementsprechend getrunken.

Am nächsten Tag wollten wir auf eine Stadtrundfahrt. Nachdem Roberto mühsam aus dem Koma erwacht war, gingen wir schnurstracks zum Busstandort. Dort stand auch schon der rote Doppeldecker Bus parat. Natürlich hatten wir für einen Moment vergessen, dass wir in Bolivien sind und Streiks und Strassenblockaden zum Alltag gehören. Bolivien ist ein Drittweltland und damit sind solche Hindernisse an der Tagesordnung. Vermutlich eine Mischung aus latenter Bedrohung der Demonstranten, welche scheinbar mit Steinschleudern die Strassen La Paz unsicher machten und der Tatsache, dass nur etwa 8 Leute die Tour an diesem Tag machen wollten, veranlasste den Veranstalter die Stadtrundfahrt abzusagen. Wir kriegten jedoch unser Geld zurück.

Was blieb uns gross übrig, als uns kulinarisch zu verwöhnen; dies versuchten wir an dem wohl berühmtesten Glace-Verkaufsstand (Eisdiele für die Deutschen) in La Paz, wovor es wirklich jeden Tag eine Schlage hat (was es ansonsten in Südamerika noch vor Banken gegen Ende des Monats zu sehen gibt). Roberto hat sogleich mit einem Bild, welches den Apfelstrudel-ähnlichen Glaceturm darstellte, geliebäugelt. Eigentlich haben wir uns schon noch kurz gewundert, wieso alle Glaces (Eis/Eiscrème für die Deutschen) so billig waren und Robertos Wunschtraum vom perfekten Apfelglace sage und schreibe $5 USD kostete. Wir haben uns auch nicht all zu viele Gedanken gemacht, obwohl die Zubereitung desselben ungefähr 10 Minuten dauerte, wobei unterdessen schon 10 weitere Kunden ihr Eis bekamen.

Nach der besagten Zeitspanne kam die Dame dann mit der Kreation zurück: dekadent! Der Glaceturm musste mit beiden Händen getragen werden und wog locker fast ein Kilogramm. Geliefert wurde das Ding in einer ansonsten für ein Familien-Mittagessen passender Styroporschachtel, aufgeklappt. Roberto traute seinen Augen nicht. Für die Leser, die Roberto nicht so gut kennen: Glace steht nicht wirklich zuoberst auf seiner Gourmetliste. Eigentlich war er nur scharf auf das mickrige Apfelküchlein, welches unter einer Tonne Eis vergraben war. Das Bild war teuflisch verwirrend gemacht und verleitete ihn zu diesem Wahnsinnskauf. Natürlich konnte er das Eis nicht fertig mampfen und beförderte es elegant in den nächst gelegenen Abfalleimer. Es vergingen etwa 30 Sekunden und schon kam ein etwas verlumpter Strassengeselle des Weges, blickte kurz in den Abfalleimer und zog sich schamlos den vorhin entsorgten Glaceturm heraus. Überglücklich fing dieser sodann an, sein Festmahl zu verspeisen, gänzlich unbekümmert unserer verdutzten Blicke. Roberto war glücklich, jemanden auf der Strasse so ein Geschenk gemacht zu haben, obwohl es weniger geplant war. Sebnem zog nach, aber das einzige was danach Interesse an ihrem fast fertig gegessenen Schokolade Eis hatte, war ein lausiger Strassenköter mit Rastalocken.

Den kulinarischen Höhepunkt hatten wir ja schon erreicht mit dem echten Schweizer Fondue, welches wir am Abend zuvor verspeist hatten, aber zu erwähnen bleiben noch zwei interessante Essmöglichkeiten: unseren Libanesen gegenüber des Hostels und die Pizzeriakette an der Querstrasse oben, welche gleich zwei identische Läden an der gleichen Strasse etwa 100 Meter voneinander entfernt anbietet. Der Libanese ist unbedingt empfehlenswert, sofern man diese Art von Küche schätzt. Kostengünstig und unglaublich vielfältig und gut gekocht. Der Zugang zum Lokal sollte einem nicht davon abschrecken, dieses doch zu besuchen. Einfach weitergehen und die Treppe hoch, auch wenn man denkt, man werde gleich überfallen. Die Pizzeria (der Name ist uns leider entfallen) ist speziell in zweierlei Hinsicht: Erstens sind die Pizzas lecker und zweitens kann man über den Preis verhandeln. So deftig sogar, dass wir zwei Pizzas fast zum Preis einer ursprünglich angepriesenen bekamen.

Zwischendurch sind wir immer wieder beim vorhin genannten Schweizer vorbeigegangen, um uns mit Kartenmaterial und Informationen einzudecken. Ein Hinweis für alle Reisenden (insbesondere aber Schweizer), welche in La Paz verweilen oder es passieren: geht bei dem Shop vorbei und wechselt ein paar Worte mit dem netten Typen, er hat ein paar lustige Stories auf Lager und holt Euch eventuell wieder auf den Boden der Tatsachen, wenn es um Planung in Bolivien geht. Zudem bietet er manchmal Flüge zu verbilligten Preisen an, da er einen speziellen Draht zu den Fluggesellschaften hat.

Da wir in La Paz wirklich nicht so fit waren, haben wir keinen chronologisch korrekten Ablauf der Dinge, welche wir erlebt haben. Jedoch gibt es noch zwei kleine Geschichtchen, die Roberto hier an dieser Stelle loswerden wollte.

Das erste betrifft den ziemlich schönen Stadtpark in La Paz, welchen man nach einem kleinen Eintrittsgeld in vollen Zügen geniessen kann. Der Park stellt den Rest der Stadt bezüglich Ordnung und Sauberkeit in den Schatten; Schlemihl's Peiniger würde da erblassen. Das Faszinierende aber an diesem Park, für Roberto zumindest (der einfach noch nicht wirklich erwachsen ist), ist die im Zentrum angesiedelte superbreite und recht lange Steinrutschbahn, welche sich sinusförmig in der sinkenden Achse in die Tiefe zieht. Das Spezielle an der Rutschbahn sind wohl die zwei π-Sinus Erhöhungen, welche, gegeben die nötige Anfangsgeschwindigkeit und der nötige Drang zur Selbstverstümmelung, eine Person locker ein paar Zentimeter oder eben auch mehr in die Höhe katapultieren lassen.

Natürlich greift die Zentripetalkraft weniger stark auf 4000 M.ü.M und eventuell hat die Höhenlage Robertos Hirn auf ein etwas vegetativeres Niveau herabgestuft. Fakt jedoch ist, dass Roberto mit optimalem Richtungsvektor und ziemlich hoher Anfangsbeschleunigung diese Rutschbahn erkundet hat. Bei der ersten Erhebung hob er ab und landete äusserst unsanft, ohne die kleinste Chance gehabt zu haben, sich in der Luft in eine bessere Position zu hieven oder drehen, teils mit dem Rücken teils mit dem Steissbein auf der zweiten Erhebung, welche sich etwa 1.5 Meter weiter vorne befindet. Den Rest der Rutschpartie wurde vom Hirn Gott sei Dank nicht mitgeschnitten, dafür hat die Kamera ein paar Schnappschüsse gemacht.

Ein normaler Mensch wäre dort geblieben, wo er nach einer solchen Fehlkalkulation gelandet wäre, Roberto hingegen (man erinnere sich der verminderten Hirnkapazität) machte sich nach einigen Minuten Wundenleckens direkt auf den Weg, den ganzen Spass nochmals zu versuchen. So eine Rutsche hinunter zu rutschen kann doch nicht so schwierig sein; immerhin meisterten es dies in der Zwischenzeit einige der sich am Unfallort versammelten kichernden Kindern mit Bravour. Wer die Jackass Serien oder die aus den Serien entstandenen Filme kennt, kennt natürlich auch den Ausgang des weiteren Versuch Robertos diese Rutschbahn physikalisch zu seinen Gunsten zu meistern. Das Hirn musste wohl gänzlich abgeschaltet haben, denn irgendwie fand er Gefallen an der Tatsache, mit überhöhter Geschwindigkeit über die erste Erhöhung und mit vollem Gewicht direkt auf die zweite zu klatschen. Es war ja auch nur eine massive Betonkonstruktion. Nachdem sich Sebnem genug gelangweilt hatte, konnten wir auch noch den Rest des Parks erkunden, welcher einem einen schönen Rundblick innerhalb der Stadt auf die Stadt selbst erlaubt.

Die zweite kleine Geschichte betrifft Sebnem's unermüdliche Planernatur. Wir dachten, es wäre sicher wieder einmal lustig und interessant, unsere Flüge zu verschieben. An diesem Tag hatten wir nichts Besseres vor und transportierten uns also zur American Airlines Filiale. Wenigstens versuchten wir es, landeten aber bei der LAN Chile Filiale (zugegeben, wir waren zuerst bei American Airlines, aber die wollten keinen Finger rühren und behaupteten immer, dass sie keinen Zugriff auf unsere Flugsegmente hätten, ohne jedoch einmal die Finger auf die Tastatur zu legen), bei welcher sich jedoch die Mitarbeiter ein Mittagsschläfchen gönnten. So gingen wir wohl den schlechtesten Hamburger der Stadt essen und kamen mit leichter Magenverstimmung zurück an den Ursprung der Verzweiflung: Reisedatum verschieben. Wer unsere Reise etwas mitverfolgt und eine Hirnleistung etwas über Robertos hat, kann sich vielleicht an die Leichtigkeit unseres ähnlichen Unterfangens in Lima erinnern. Doch aufgepasst, wir sind hier in einem neuen Land. Dass es die gleiche Fluggesellschaft ist, spielt überhaupt keine Rolle. Eigentlich wollten wir ja nur den ersten Flug um ein paar Tage verschieben, doch das endete in einem kleinen Desaster.

Die repräsentative Dame fing an irgendetwas in den Computer zu haken, obwohl wir eigentlich nur den ersten Flug verschieben wollten und schwafelte immer etwas von Diskrepanz zwischen dem, was wir in Lima geändert bestätigt hatten, und dessen, was sie vor ihrer Glotze hatte. Auch wirbelte sie furchtlos mit Wörtern umher, die nach Flugplanänderung und schon verpasster Flüge tönten. Kurzum, Sebnems kühler Kopf kontrollierte den uns neu ausgestellten Flugplan und sie kriegte schier die Krätze. Viele Flugdaten waren wieder so, wie sie vor den Änderungen in Lima waren. Nach dem ersten Herzinfarktsanfall (Dank Robertos reduzierter Hirnleistung und seinem allgemeinem Desinteresse an der Sache selbst war sein Herz weniger belastet) von Sebnem, fingen wir an die Dame zu behandeln und ihr zu erklären, dass entweder sie keine Ahnung von System hatte oder halt umgekehrt. Wir gaben ihr alle unsere Tickets und die elektronische Flugagenda und baten sie, die Ursache des Problems zu finden.

Wir schleppten uns zurück zur American Airlines Filiale, deren Mitarbeiter schon ganz gierig auf uns warteten. Nachdem Sebnem sich mit Nachdruck (drohend könnte hier als Synonym gesetzt werden) Ton verschaffte, sahen wir, dass die hübsch verschmierte Persönlichkeit hinter der sauberen American Airlines Theke doch noch Hände hatte. Sie bewegte sie sogar und erst recht noch Richtung Tastatur. Welch ein Wunder, es musste das Eis gewesen sein, dass Roberto am Tag zuvor so liebevoll gespendet hatte. Jemand hatte Erbarmen mit uns (Sebnem und ich gehören zwei verschiedenen Religionen an, darum ist das "jemand" hier adäquat genug). Vermutlich haben sie die 30 Sekunden Mehrarbeit den American Airlines Reservationscode einzutippen gänzlich aus dem Konzept gebracht und sie konnte vielleicht daher das erste Mal ihre Hände nicht bewegen, doch dieses Mal kriegten wir innerhalb 3 Minuten zwei schwarz auf weiss auf endlosem Druckpapier mit Nadeldrucker bestätigte Flugreservationen mit allen Flugsegmenten, korrekt wie nach der Änderung in Lima. Da staunten wir nicht schlecht und die nun sehr freundlich wirkende Dame von American Airlines gleich mit.

Sofort hasteten wir aus dem auf Eiszeit angepasst runter gekühlten Büro, eilten zurück zum etwas wärmeren (erhöht vermutlich die Hirnleistung einiger LAN Chile Mitarbeiter und deren von Roberto ungemein) LAN Chile Büro, welches unterdessen sehr beschäftigt aussah: 4 Repräsentanten von LAN Chile in weiblicher Form, von welcher ganz besonders und genau eine Kunden betreute; wir haben bis heute noch nicht herausgefunden, was die andern 3 Damen für eine Rolle inne hatten in diesem Büro. Eine der zufällig freien Damen dieses Trios erbarmte sich unser und bot uns aufmerksam zu ihrem Pult, wo das Chaos nicht bestätigter Flugtickets Endzeitstadium angenommen hatte. So sassen wir hin und versuchten das ganze mit kühlem Kopf (nur schon deswegen lohnt es sich kurz bei American Airlines vorbei zu schauen oder den Kopf durch die Tür zu zwängen) und mit dem frischen Flugsegment Ausdruck noch einmal von hinten her aufzuräumen.

Es verging ein Weilchen bis die zweite Dame des Trios bemerkte, dass sie eigentlich auch nichts am Erledigen war und sie klinkte sich prompt zu unser aller Erstaunen in die Problematik ein. Das Spezielle dabei war nun, dass auf ihrem Bildschirm auf wiederum magische Weise das gleiche zum Vorschein kam, wie das wir auf unserm Endlospapier schwenkten. So, das Problem war also in-house (für einmal war nicht Microsoft daran schuld). Nach heiterem Rätselraten, welches die Aufmerksamkeit der dritten Puppe im Raum weckte, bemerkte die zweite vielbeschäftigte Landsfrau, dass bei unseren Änderungen der Flugdaten in Lima eine zweite neue LAN Chile Buchungsnummer emittiert wurde und die neuen Flugdaten unter dieser gespeichert wurden. Unter der alten Nummer waren immer noch die alten Flugdaten (es ist uns an dieser Stelle lieber, wenn die Leute, vor allem Mitarbeiter von LAN Chile und American Airlines, das ganze nicht so richtig verstehen, denn dieser kleine Trick ermöglicht es uns, unser "Around-The-World" Ticket auf mehr als ein Jahr hinaus zu verlängern). Ganz geschafft von dieser Strapaze nutzten wir die Gunst der Stunde und buchten heiter unseren ersten Flug von Calama nach Santiago weiter nach hinten auf den 1. Dezember. Dies würde es uns erlauben, mehr Zeit in Bolivien zu verbringen, was wir ja dann auch taten.

Das Ende unseres unterhaltsamen Aufenthaltes bot dann die Busfahrt nach Santa Cruz, welche wir mit der "Trans Copacabana MEM I" Busgesellschaft bestritten. Für Leute, die auch mit der qualitativ besten (besten ist hier nicht das richtige Wort, aber wir wollen an dieser Stelle nicht alle Touristen verscheuchen) Busgesellschaft fahren wollen, empfehlen wir, das oben in Anführungs- und Schlusszeichen gesetzte Mahnmal exakt zu kopieren und nicht vorher die überteuerte Busstation zu verlassen, ehe sie nicht ein Ticket bei dieser Gesellschaft erworben haben. Ihr werdet es uns im Nachhinein danken!

Zynismus aussen vor, die Bilder findet ihr natürlich hier: