Samstag, 29. März 2008

Auf Pinguinsuche zwischen Akaroa und Dunedin

Die Strecke von Akaroa bis zur Hauptstrasse 1 ist sehr interessant. Man kann auch über die Summit Road zur Hauptstrasse 1 gelangen, was wir auch einmal versucht haben. Ansonsten ist die Strecke ziemlich langweilig bis nach Oamaru. Heute wollten wir wieder einmal unser Glück mit dem Suchen von Pinguinen testen. Ein Ort zwischen Akaroa und Dunedin, welcher bekannt für die Pinguinkolonien ist, ist Oamaru, welchen wir als erstes anpeilten.

Bei Oamaru angekommen sind wir natürlich sofort ins Informationszentrum gegangen und haben uns über Pinguine informiert; vor allem wo sie zu sehen sind. In Neuseeland sind leider schon so viele rücksichtlose Touristen durchgereist, dass man natürlich nur noch die Plätze mitgeteilt bekommt, wo Hinz und Kunz hingeht und alles schön asphaltiert und beschriftet ist und ja niemand die Pinguine stören könnte. Das ist für uns Naturliebhaber sehr ärgerlich aber auch verständlich. Nicht selten wünschten wir uns, mit einer Expedition von National Geographic auf Erkundung und Wissenssammlung unserer Tierwelt zu sein. Dann könnte man die Tiere wenigstens so sehen, wie wir es uns wünschen, mit Respekt aber trotzdem in freier Wildbahn fernab vom Massentourismus. Nach einem sinnlosen Gespräch mit der Dame im Informationszentrum, haben wir uns entschieden, uns selbst auf Pinguinsuche zu begeben.

Zuerst sind wir an den Strand bei Oamaru gefahren und haben schon gegen Uhr einen vereinsamten und vermutlich etwas verwirrten yellow-eye Pinguin gesehen. Normalerweise kommen diese etwas später vom Fischen zurück und übernachten dann am Strand. Sebnem war natürlich überglücklich so einen witzigen Pinguin in freier Wildbahn zu sehen aber zugleich etwas enttäuscht, dass wir nicht nahe genug an ihn herangehen konnten, um gute Bilder zu schiessen.

Wir sind sodann zu einem den etwas unbekannteren Steinformationen, den Moeraki Boulders, gefahren. Diese rundlichen Steine waren für mich schon etwas Faszinierendes und nachdem ich sie von Nahmen gesehen hatte, wollte ich natürlich genau wissen, weshalb denn ein Stein dieser Grösse überhaupt in solch einer Form und Konsistenz entstehen konnte. Die Erklärung:

Die Moeraki Boulders sind fast runde und sehr harte Steinformationen, welche ihren Ursprung rund vor 60 Millionen Jahren haben. Sie besitzen einen organischen Kern, welcher aus sedimentierten Tieren (Mollusken, Fischen, Seesternen, Marinewürmer) und Muschelstücken besteht. Darum herum kristallisierte sich innerhalb des nassen Sediments der mineralische Kalkspat graduell und formte sphärische Nadeln. Ein grosser ballförmiger Stein von rund 2 Metern Durchmesser benötigte etwa 4 Millionen Jahre, um auf diese Weise zu seiner Grösse zu wachsen. Mein ehemaliger Geographielehrer aus dem Gymnasium (Gruss an dieser Stelle an Peter Staub, der es geschafft hatte mich wenigstens für ein paar Lektionen vom Herausstaunen aus dem Fenster ins nahe liegende Biotop oder dem kontinuierlichen Flirten mit meiner damaligen Banknachbarin fernzuhalten) dürfte hier ziemlich stolz auf mich sein :). Okay, zugegeben, ich wusste das alles nicht und wir haben uns aus Interesse so ein Informationsprospekt gekauft, welcher das Prozedere erklärt. Nach etwa sechsmaligem Lesen des Ursprungs und Formation der Steine hatten wir es dann so halbwegs begriffen. Nur etwas fehlte mir im Bericht; und zwar die Erklärung, weshalb es denn runde Steine sind, wieso die Kristallisation konzentrisch erfolgte und nicht beeinflusst wurde durch Druck- und Wärmeverhältnisse, Schwerkraft und Spannung, was man ansonsten immer sehr gut in der Geologie beobachten und zum Erklären benutzen kann.

Niemand konnte mir das erklären, bis wir später bei einem Kayakingausflug in den Doubtful Sound per Zufall eine Geologin trafen und ich ihr mein Dilemma erklärte. Ihre kurze aber einleuchtende Erklärung: Van der Waals Kräfte; hätte ich ja auch selbst drauf kommen können :).

Interessant ist auch, dass es für viele natürliche Phänomene in Neuseeland meistens auch eine Erklärung der Maori gibt, welche überhaupt nicht wissenschaftlicher Natur ist. Dabei muss man wissen, dass bei den Maori viele Objekte ihrer Kultur und Geschichte eine viel grössere Dimension annehmen. In dieser Sache überliefern die Maori, dass die Moeraki Boulders die Überbleibsel eines Schiffwracks sind, genauer gesagt sind die ganz runden Steine Kalebassen, welche gebraucht wurden, um auf langen Seefahrten das Wasser zu transportieren; die etwas weniger runden Steine sind Kumara (süsse Kartoffel). Das gekenterte Schiff ist heute noch dort in Form von Hügeln und Riffen entlang des Strandes um Shag Point herum. Einige der Hügel in der näheren Umgebung tragen die Namen der Crew, welche damals auf tragische Weise durch das Kentern des Kanus von hohen Wellen (wiederum repräsentiert durch grosse Hügel in der Umgebung) ihr Leben gaben.

Nach dem Geologieausflug sind wir auf die Suche nach der Lighthouse Road gegangen, welche nach ca. 7km auftauchte und sind der Strasse bis zu ihrem Ende gefolgt, einem Leuchtturm. Von dort aus sind wir zum Observationshaus gelaufen und hatten die Möglichkeit die Pinguine in ihrem natürlichen Habitat zu beobachten. Dem schützenden Drahtzahn entlang auf dem Rückweg entdeckten wir dann glücklicherweise zwei einsame Pinguine welche gerade beim "moulting" (die Entfederung des jungen Pinguins) waren. Wir pirschten uns lautlos, barfuss und gegen den Wind mit unserer Kamera an die putzigen Tiere heran und konnten endlich die lang ersehnten Nahaufnahmen der Pinguine machen.

Da es schon ziemlich dunkel wurde und andere Touristen uns lautstark folgten zogen wir des Weges; wieder einmal waren wir Zeugen der Unachtsamkeit anderer Touristen, welche laut artikulierend mit einer Parfümfahne gegen den Wind durch die Natur stampfen und sich beklagen, dass man keine Tiere sehen kann.

Unser nächster und letzter Halt für heute war Shag Point, wo man wieder einmal Seelöwen sehen konnte und, wie der Name andeutet, auch die so genannten Shag Vögel. Danach entschieden wir uns definitiv nach Dunedin zu fahren, obwohl man in Palmerston auch noch hätte Pinguine beobachten können. Sebnem kriegt nie genug von den Pinguinen J.