Spontan haben wir uns in Blenheim entschieden, Richtung Kaikoura zu fahren und nicht wie im Voraus geplant Richtung Nelson. Ob wir nun rechts oder links um die Insel fahren, spielte in diesem Moment keine grosse Rolle für uns. Anmerkung von Roberto: Es spielt schon etwas eine Rolle. Der Punkt ist nämlich, dass wir auf der linken Strassenseite fahren und man somit besser im Uhrzeigersinn um eine Insel fährt, damit man näher beim Strand fahren kann als umgekehrt.
Da wir sowieso von Picton aus schon Richtung Süden gefahren sind, dachten wir uns, dass wir zuerst die Ostküste Neuseelands entdecken. Die Landschaft hat uns sehr gut gefallen, vor allem aber die Umgebung kurz vor Kaikoura. Man fährt an schwarzen Lavasteinen vorbei, wo man die eindrücklichen Seerobben in ihrem natürlichen Umfeld beobachten kann. Da nirgends ein Verbotsschild an den Strassen angebracht war, haben wir uns ein bisschen den Seerobben genähert; da ich zumindest sehr viel Respekt von diesen Kreaturen habe, habe ich mich doch eher abseits gehalten. Roberto jedoch startete den Versuch sich mit einem Seerobben anzufreunden; das aber war dem müden Robben gar nicht Geheuer. Er fauchte Roberto ein paar Mal an und gab uns zu wissen, ihn alleine zu lassenJ. Roberto hat versucht mit dem Seelöwen zu kommunizieren und diese Sprache beherrscht er bestens: ein Gemisch aus Furcht erregendem Rülpsen und Verziehen der Gesichtsmuskulatur, um dem entweichendem Luftstrom aus seinem Mund möglichst viele unterschiedliche Laute abzuverlangen. Für Roberto sind solche Momente die einzige Möglichkeit unerhört grässlich zu Rülpsen, ohne dass ich ihn des Anstands ermahnen muss. Auch das hat den Seelöwen wenig interessiert.
Wir beobachten die Seerobben noch für eine Weile vom Aussichtspunkt aus und haben uns an die wunderschöne Zeit in Galapagos mit all den Seelöwen erinnert. Des Weiteren haben wir während der Fahrt von Blenheim nach Kaikoura eine wunderschöne Bed&Breakfast Unterkunft gefunden (namens Clematis Grove), welches von Ken & Margaret Hamilton geführt wird. Die Behausung liegt ca. 20 km nördlich von Kaikoura zwischen dem Waipapa Bay und Mangamaunu in den Bergen bzw. im Blue Duck Valley. Wir haben die Bed&Breakfast Unterkunft per Zufall gefunden; da wir sowieso noch eine Unterkunft für die Nacht brauchten, sind wir Wundernasen aus Neugier einmal dem B&B-Zeichen am Strassenrand gefolgt. An der Endstation wurden wir herzlichst von Margaret und ihrem Ehemann begrüsst und direkt zum "Tee" eingeladen. Die Anlage ist wirklich wunderschön, aber leider nicht in unserer Preisklasse. Eine Übernachtung kostet NZ $ 150.00 inkl. Frühstück. Margaret hat uns das Zimmer sogar für NZ $ 110.00 angeboten, aber wir wollten zuerst andere günstigere Unterkünfte ansehen. Zur Info: Die Unterkünfte bei Margaret & Ken sind jeweils für mehrere Personen gedacht und man kann es fast schon als Apartment betrachten; ausgestattet von einer Waschmaschine bis hin zu einer Mikrowelle.
Wir machten uns nach der Teepause weiter auf den Weg und sind auf ein paar super Surfspots gestossen. Unter anderem dem berühmten Meatworks spot und den anliegenden Orten.
Nach immer wieder kurzen Stopps an diversen Surfspots sind wir doch noch erfolgreich in Kaikoura angekommen und machten uns direkt auf den Weg in das Informationszentrum. Dies aus dem folgenden Grund: Während er Fahrt habe ich zweifelsohne versucht bei diversen Hostels ein Zimmer für die Übernachtung zu reservieren, aber ich wurde immer mit der Antwort vertröstet, dass sie total ausgebucht seien; dabei haben wir nicht mal spezifisch nach einem Doppelzimmer gefragt. Daher kamen wir schon mit gemischten Gefühlen in Kaikoura an. Wir wussten, dass uns ein absolutes Touristendörfchen in der absoluten Hochsaison Ostern erwarten würde und wir nun da hindurch müssen. Wie schon die Nacht zuvor, waren wir uns dem Phänomen Ostern in Neuseeland (Roberto würde es mit dem Karneval in Rio de Janeiro vergleichen) nicht bewusst oder verdrängten es einfach. Im Prinzip kann ich mir vorstellen, wieso alles ausgebucht war. Der eine Grund ist die Osterzeit; so trifft man zusätzlich zu all den Touristen auch auf Einheimische, die Ferien machen. Der zweite Grund ist sicher auch derjenige, dass die Surfsaison ihr Hoch hat und die Prognose gute Wellen für das Wochenende lieferte. Viele Surfer schlagen ihre Zelte direkt vor den Spots auf und so sind die Surfspots sehr leicht zu erkennen: eine Riesenkarawane mit Zelten und halb verhungerten Burschen, die sehnsüchtig Ausschau auf den Ozean halten.
Zurück zum Informationszentrum: Die Angestellten waren sehr hilfsbereit und haben sich die grösste Mühe gegeben uns in der fast aussichtlosen Lage unter die Arme zu greifen. Unter NZ $ 100.00 war in der ganzen Stadt nichts mehr zu bekommen. Nun standen wir wieder vor der Frage, ob wir Gebrauch unseres Zeltes machen wollen. Man darf natürlich nicht vergessen, dass hier in Neuseeland in der Nacht sehr kalte Temperaturen herrschen und zudem war für diese Nacht ein Sturm mit heftigem Gewitter angesagt. Nach eingehender Diskussion war das doch keine zufrieden stellende Lösung und wir entschieden uns für ein NZ $ 110.00 teures Bed&Breakfast namens Coastal Retreat (1 Bullens Road, Peketa, Tel. +64 (0) 3 319 69 60) ca. 8km. ausserhalb des Dörfchens. Als wir in die Einfahrt hinein fuhren, wurden wir bereits mit einem Lächeln von Marg erwartet. Sie zeigte uns unser Zimmer und führte uns durch Ihre Wohnung hindurch und zeigte uns, wo das Frühstück stattfinden würde. Wir fühlten uns schnell bei der Familie gut aufgehoben und hatten einen super schönen ersten Eindruck. Zudem befindet sich im Hintergarten ein Paradies an Früchten und Gemüse. Marg und ihr Ehemann haben mit jahrelanger Arbeit das ganze Haus und den Garten in Vordermann gebracht und sie können wirklich stolz auf sich sein. Marg forderte uns sogar auf, uns im Garten zu bedienen.
Anmerkung von Roberto bezüglich des Gartens: Sie benutzen getrocknetes Seetang als Erde und haben sich über die Jahre hinweg zusammen mit Kompost eine äusserst fruchtbare Erde geschaffen. Was uns auch sehr erstaunt hat, ist dass es gegeben durch sehr wenige Frosttage und ziemlich mildem Klima möglich ist viele subtropische Pflanzen zu kultivieren und was noch erstaunlicher ist: man kann praktisch das ganze Jahr hindurch ernten: Grapefruit, Zitrone, Kiwifrucht, Salate, Ananas, Tomaten, Weintrauben ... . Es erstaunt umso mehr (auch die Bewohner Neuseelands), dass Neuseeland zum Beispiel Zitronen und Trauben oder Tomaten und Kartoffeln importieren, währenddessen sie diese Produkte im Überfluss anpflanzen können. Aber in der Schweiz importieren wir ja auch einige Produkte, welche sich bestens in der Schweiz kultivieren liessen.
Was man absolut nicht vergessen darf zu erwähnen, ist das Frühstück. Von Müsli, Toast, verschiedenen hausgemachten Konfitüren, Speck, Spiegeleiern, etc. wurde uns alles aufgetischt.
Gegen Abend machten wir uns auf den Weg zu einem wunderschönen Aussichtspunkt und waren vom Sonnenuntergang und der Sicht über die Stadt sehr begeistert. Danach fuhren wir der Esplanade Strasse entlang und trafen weitere Seerobben-Kolonien an. Zudem hat man hier die Möglichkeit ein Picknick zu machen (Tische vorhanden) oder eine Wandertour namens "Clifftop Walk" zu starten.
Wie bereits erwähnt, war das Dörfchen überlaufen mit Touristen. Eine für uns interessant erscheinende Tour kam gar nicht in Frage, da (fast!) alles über die Ostertage hinaus ausgebucht war. In Kaikoura gibt es für jedermann etwas Interessantes. Sei es nun, eine Wanderung zu machen, Delphine oder Wale zu beobachten, Vögel zu observieren, mit Delphinen im Ozean zu schnorcheln, zu Tauchen, Kayak zu fahren, etc.
Uns interessierten in erster Linie einen Tauchgang zu machen oder mit Delphinen zu schnorcheln, aber leider waren beide Aktivitäten für die nächsten Tagen ausgebucht. Eine Wal-Beobachtungstour war für uns eher weniger interessant, da wir von mehreren Seiten negatives Feedback erhalten haben (eventuell kommt eine Besichtung vom Flugzeug aus für manche Leute in Frage; für unser Budget war das leider nicht drin). Je mehr ich über das Delphin-Schwimmen nachdenke, desto mehr muss ich mich von dieser Idee abneigen. Eine Tour besteht zwischen Min. 2 und Max. 50 Leuten. Man muss sich nun also vorstellen, 50 Leute, die sich ins ohne Rücksicht ins Wasser begeben und mit Delphinen schwimmen möchten. Das klang für uns im Nachhinein doch eher als eine Abzockerei (NZ $ 130.00/Person). Wir gaben uns damit zufrieden, irgendwo anders einmal die Gelegenheit zu packen die Delphine im Ozean zu besuchenJ. In erster Linie möchten wir nicht mit 50 anderen Leuten unterwegs sein und zweitens muss das Preis- Leistungsverhältnis stimmen. Was eine andere interessante Option ist, ist die Kayakmiete. Wenn man Glück hat und die Delphine Nahe der Küste entlang schwimmen, kann man sogar mit einem Kayak hinauspaddeln und die Delphine in aller Ruhe beobachtenJ. Wir haben uns über diese Möglichkeit natürlich informiert, aber an den beiden Tagen, die wir in Kaikoura verbracht haben, waren die Delphine ziemlich weit weg von der Küste – so wurde uns das auf jeden Fall geäussert.
Anmerkung von Roberto: Man hätte noch die Möglichkeit, ein Flugzeug zu fliegen für NZ $ 120.00 und kann dies beim Flughafen in Kaikoura buchen. Der Flug dauert rund 20 Minuten und man wir vorher etwas instruiert über das Fliegen. Leider wird man weder Start noch Landung selbst durchführen können und das wäre halt das gewesen, was mich interessiert. Ich werde wohl mein Flugbrevet in Australien machen müssen J. Zurück zu Sebnem.
So machten wir uns auf den Weg zu den Surfspots, welche wir am Vortrag gefunden hatten. Dort angekommen befand sich die örtliche "Surfschule". Drei Girls aus Schottland bereiteten sich in jenem Moment vor, ihre erste Surflektion anzutreten. Gleichzeitig fragte mich Roberto, ob ich nicht mit ihnen eine Surflektion erhalten möchte, wenn eine Möglichkeit bestünde. Ohne bejaht zu haben, ging Roberto auf den Surflehrer zu und fragte ihn direkt nach dem Stand. Wie wir bereits immer wieder mit der Lockerheit der Neuseeländer konfrontiert worden sind, sagte der Surflehrer sofort zu und meinte ich solle doch mitkommen. Tja, spontan sagte zu und im nächsten Moment versuchte ich mich bereits in einen Wetsuit hinein zu würgenJ. Dass die Wassertemperatur nur 13° Grad ist, hat man mir im Voraus natürlich nicht gesagt. Nach einer kurzen Einwärmungsrunde und ein paar Trockenübungen auf der Wiese, packten wir die Surfbretter und machten uns in das Wasser. Zuerst lernten wir, wie wir das Brett im Wasser zu halten haben und der zweite Schritt war es gegen die Strömung und die Wellen hinaus zu paddeln und das Brett unter Kontrolle zu haben. Unser Surflehrer hat uns sodann erklärt, wie wir unsere Trockenübungen nun umsetzen können und die Welle "reiten" können. Es brauchte nicht viele Versuche und ich stand endlich auf dem Brett und das war einfach ein echt geiles Gefühl. Ich schaute hinüber zu Roberto und sah, wie er sich mit mir freute und das war das Highlight des Tages für mich (ach das Highlight der WocheJ). Ich schaffte es ein paar Mal auf dem Brett zu stehen und war hingerissen von meinem kleinen ErfolgJ. Klar bin ich noch weit davon weg, mich im Wasser perfekt zu bewegen, aber das war schon mal ein AnfangJ. Übrigens hat mir die Wassertemperatur lange nichts ausgemacht, aber nach einer Stunde im Wasser musste ich doch aufgeben und mich in warme Kleidung stecken.
Das Surfen hat mir sehr viel Spass gemacht und ich hoffe natürlich, dass Roberto mit mir in Zukunft noch üben kommt und ein bisschen Geduld aufbringtJ.
Anmerkung von Roberto: Als wir zurück kamen trafen wir auf die Neuankömmlinge im B&B, zwei Neuseeländer aus Dunedin. Er war ein begeisterter Surfer so um die 50 Jahre alt und schnell kamen er und ich, Roberto, ins Surffieber und tauschten Surferfahrungen und Räubergeschichten über weisse Haie und Riesenkraken aus. Als wir am nächsten Morgen zusammen mit dem älteren Päärchen Morgen assen entfachten witzige Diskussionen über Neuseeland und seine Kulturen, mitunter dem "hangi", was ganz kurz erklärt dem Kochen eines Schafes in der Erde bedeutet und gut und gerne 6 – 8 Stunden Zubereitungszeit benötigt. Es ist eine Tradition, welche von den Maori überliefert wurde; jedenfalls erzählte und das der ältere Herr. Der ältere (soweit ich mich erinnere war er 74 oder 78 Jahre alt und mit seiner Frau Helen unterwegs an ein Familientreffen) aber sehr vife Herr erlaubt es mir auch an dieser Stelle eine kleine Anekdote zu erläutern. Irgendwie kamen wir auf Roadtrips und Surfen und am Esstisch sitzen ziemlich genau nach Alter drei Generationen an Päärchen. Ich erwähne fast fragend, wo es in Kaikoura und weiter südlich noch gute Surfspots gibt und der 50 jährige erzählt mir von einem etwa 15km südlich von Kaikoura und einem guten in Christchurch. Wir rätseln über die besten Tideverhältnisse zum Surfen der Spots, da war der ältere Herr vollends in seinem Element und belehrt uns: "Hey, at low tide you surf Kaikoura, drive down to Christchurch and by the time you're hitting the spot there, it's bloody high tide; just perfect to surf in Christchurch!". Wir von der jüngeren Generation schauten uns und beide halb fragend halb erstaunt an und konnten dem alten Männlein in seiner Surfweisheit nur zustimmen. Die Neuseeländer sind einfach unglaublich witzig und bleiben fit und jung bis ins hohe Alter. Wir haben das nicht nur in dieser Angelegenheit bemerkt. Aber zurück zu Sebnem.
Ausser dem Surfen sind wir also keiner anderen Aktivität in Kaikoura nachgegangen. Da hier sowieso alles ausgebucht zu erschienen schien, machten wir uns nach nur zwei Nächten in Kaikoura auf den Weg Richtung Hanmer Springs, das bekannt für seine Thermalbäder ist. Wir lassen uns überraschen …
Die Fotos von Kaikoura & Umgebung kann man hier betrachten: