Montag, 3. März 2008

Französisch Polynesien: Tahiti

Nach dem sehr schönen Aufenthalt auf der Osterinsel war es an der Zeit, zur nächsten Südseeinsel zu fliegen. Aber dieses Mal war es nicht nur ein Kulturwechsel und Sprachwechsel, sondern auch ein geographisch wichtiger Wechsel. Wir würden nämlich ins polynesische Dreieck fahren, wo zum Beispiel Neuseeland auch mit drin ist. Wir flogen nach Französisch Polynesien, genauer gesagt, auf die Insel Tahiti. Wie die Namensgebung des Terms indiziert, spricht man auf Tahiti und den umliegenden Inseln französisch, je weiter weg die Insel jedoch, desto prädominanter wird Tahiti, eine weitere der unzähligen polynesischen Sprachen und Dialekte. Blättert man in der Juni 1997 Ausgabe des National Geographic Magazins, dann stoppt man vielleicht bei folgenden Angaben: Bis Mitte der Neuzigerjahre wurden unter Chirac Nuklearbombentests auf den entfernten Atollen durchgeführt. Lange war es verboten Tahiti zu sprechen auf Französisch Polynesien. Die Sprache Tahiti besteht nur aus 13 Buchstaben. Soweit ich weiss, bestehen alle polynesischen Sprachen und Dialekte zwischen 10 und 20 Buchstaben, je nach dem, ob die Sprache zum Beispiel nur gesprochen wird oder auch geschrieben. Robert Wan ist ein Name, der zumindest in Polynesien immer wieder auftaucht. Er ist der Hauptexporteur der berühmten schwarzen Perlen. Er besitzt selbst einige Atolle und sein Perlenimperium bestand unter anderem 1997 aus rund 400 Angestellten. Er züchtet die Perlen zu Tausenden und diese kommen dann nach unzähligen Qualitätsprozessen in den Handel und Verkauf. Im Jahr 1996 wurden über eine Million Perlen für rund 140 Millionen USD exportiert, davon kamen mehr als 50% aus dem Robert Wan Imperium.

Ungeahnt dieser Tatsachen landeten wir sehr spät am Abend am Flughafen Tahiti bei der Stadt Faa'a und wurden mit einer stereotypischen Blume und gelangweilten Musikern begrüsst, die das Tahiti Feeling hätten einläuten sollen. Bei mir hat es jedenfalls nicht geklappt; das ganze war zu gestellt. Einige ältere Touristen, die sich diese Reise ihr ganzes Leben lang zusammengespart hatten, waren hin und weg von den unechten Musikern und schossen Dutzende von Fotos. Ok, ich übertreibe, aber bitteschön, an einem Flughafen, wo Hunderte von Touristen jeden Tag durchwatscheln kann doch kein authentisches Gefühl für die Kultur mehr aufkommen.

Wir hatten aus irgendeinem Grund, der mir jetzt gerade entfallen ist, noch kein Hotel gebucht, obwohl wir wussten, dass wir nach Mitternacht in einem neuen Land mit neuer Sprache und neuen Gesetzen ankommen. Wir wurden aber jedes Mal, wenn wir erwähnten, dass uns unsere Reise nach Tahiti führt vor den sündhaft hohen Preisen gewarnt. So, ich husche also kurz an den Bankomaten und entlocke dem Ding CFP 35000. Keine Ahnung, wie viel das ist, aber zwei Dinge sind mir schon aufgefallen: Es kamen nur 4 Noten aus dem Automaten, für das was sich in nicht allzu ferner Zukunft als gut CHF 400.00 herausstellte, und die Noten waren unglaublich hübsch und enorm gross J. Darin liegt auch etwas das Problem: Sie liegen dann einem so locker in der Hand. So ein kleiner CFP 10000 Schein ist schnell mal beim Einkauf übergeben, ohne dass man realisiert, dass man soeben CHF 120.00 los ist.

Sebnem und ich organisierten um halb ein Uhr morgens ein Hotel namens Heiti'are Inn, das nahe beim Flughafen lag und eines der billigeren Angebote war für CFP 7500.00 (ca. CHF 100.00). Einmal leer geschluckt und weg war der erste grüne hübsche Schein, bleiben noch 2 ganz grosse und ein mittelgrosser und das Rückgeld in Form eines CFP 2000 Scheins und einer CFP 500 Münze. Wieso erwähne ich das so umständlich und langweilig: es ist einfach Tatsache, dass Tahiti und die andern Inseln in Polynesien extrem teuer sind. Eine Unterkunft unter 60 CHF zu finden würde ich als Kunst bezeichnen. Man beachte dabei, dass es sich nicht nur um eine Hundehütte handeln darf. Die Supermärkte haben mindestens die gleichen Preise wie in der Schweiz und so fragt man sich bald einmal, wie die lokale Bevölkerung denn so lebt. Denn nach einem Staat mit lauter Millionären sieht Tahiti überhaupt nicht aus. In Tat und Wahrheit scheint es nach diversen Aussagen so zu sein, dass die meisten Tahitianer auf Pump leben und sich die vielen schönen und teuren Dinge, wie Geländewagen oder Fernseher auf praktisch lebenslangen Kredit kaufen. Hinzu kommt, dass der Zusammenhalt der Leute sehr gross zu sein scheint, denn jemandem der etwas ärmer ist, wird immer von der Gemeinschaft oder der Familie geholfen. So sieht man auch keine Bettler auf der Strasse. Aber auch wenn es nicht so scheint, sind nur die wenigsten wirklich gut betucht.

Sebnem und ich haben uns entschieden die Insel Tahiti für zwei Tage mit dem Auto zu erkunden, obwohl die Leute uns davon abgeraten haben und auch der Lonely Planet in erster Linie etwas negativ über die Hauptinsel schreibt. Kurzum, wir waren äusserst positiv überrascht von der Schönheit der Insel und wieder einmal negativ von der Formulierung des Lonely Planets und von anderen Reisenden. Man befindet sich auf einem Atoll und nur Unwissende würden Sandstrände erwarten. Die Insel birgt grosse Ähnlichkeit zu Costa Rica von der Flora und Fauna, jedoch besitzt mehr Farbenreichtum und wirkt viel gepflegter und offeriert definitiv viel bessere Strassenverhältnisse.

Wir haben uns also ein Auto für CFP 6000 pro Tag (unlimited milage) bei einem chinesisch abstämmigen Tahitianer namens Robert gemietet (Infos kriegt man im Hotel Heiti'are Inn in Faa'a). Nur schon sein heruntergekommener Laden ist ein Besuch wert. Einen Vertrag gibt es, aber der ist weniger als nur basic. Im Prinzip beschrieb mir Robert meine Pflichten wie folgt: Es gäbe nur zwei Dinge, bei welchen ich mir bezüglich eines Schadens Sorgen machen müsste. Das eine wäre, wenn ich mit einer Flasche Bier in der Hand einen Unfall baue und das andere wäre, wenn ich den Wagen auf das Dach stellen würde. Ich hatte keines von beiden vor, war aber beruhigt, dass er das ganze so locker sah. Auf so Inseln gibt es immer wieder Kratzer und wenn man dann sein Auto bei Hertz oder Avis mietet, sind die unter Umständen sehr pingelig.

An Tahiti angegliedert liegt die Schwesterinsel Tahiti-iti und es gibt eine Strasse um Tahiti herum und eine Strasse, welche auf beiden Seiten von Tahiti-iti der Küste entlang führt, aber nicht um dieser herum. So entschieden wir uns, am ersten Tag alles der Südküste entlang bis zum bekannten Surfort Teahupoo zu fahren. Mein Fuss war mittlerweile wieder in Ordnung, aber eine Welle wie Teahupoo zu reiten war völlig ausser Frage. Es finden dort die jährlichen Billobong Pro Surf Contests statt, wo nur noch die besten 10 Surfer jedes Geschlechts surfen. Die Welle gilt als eine der schnellste und gefährlichsten der Welt, da sie unmittelbar auf ein messerscharfes Riff fällt. Wenn sich die mehrere Meter hohe Welle hohl bildet, zieht sie sehr schnell sehr viel Wasser vom davor liegenden Riff ab, und man hat dann vielleicht noch gut einen halben Meter bis auf die ersten Riffspitzen, wenn man nicht mehr aus der Welle herauskommt. Die Welle formt eine fast perfekte Tube und die hinterherkommende Wassersäule kann einem mit Leichtigkeit das Genick oder das Rückgrat brechen (ist schon vorgekommen).

Unterwegs findet man immer wieder kleine Ausfahrten, wo man seine Feldflasche oder Plastikflaschen mit frischem Trinkwasser auffüllen kann. So sieht man sehr oft einen grossen Geländewagen vorfahren, voll mit Petflaschen, die dann in mühsamer Arbeit von den Leuten gefüllt werden. Damit sparen sich die Leute schon einmal ein paar Franken für den Liter Wasser. Wir tun es ihnen gleich.

Die meisten Strandabschnitte sind nahe bei der Strasse. Wir hatten kein Problem das Auto am Strassenrand abzustellen und kurz im Riff schnorcheln zu gehen. Bei 28.5 PK (pointe kilometrique, kilometer point) gibt es einen Park mit Grotten. Unter anderem findet man hier die Maraa Grotte, welche vom Wasser idyllisch in das steil herunter fallende Felsenmassiv gefressen wurde, mit hunderten von Orchideen vorgelagert. Ein Besuch im kleinen und kostenlosen Park lohnt sich allemal, zumal er in liebevoller Mühe hergestellt wurde und einem einen kleinen Einblick in die reichhaltige Pflanzenwelt Französisch Polynesiens gibt.

Teahupoo, unser Zielort für die erste Übernachtung, liegt auf der zweiten Insel Tahiti-iti, welche mit dem Auto gut zu erreichen ist. Auf der U-Strasse entlang beider Küsten von Tahiti-iti sind Supermärkte spärlich und somit dürfte es von Vorteil sein, vorher seine Geschäfte zu tätigen. Die Ladenöffnungszeiten sind meist von 06.00 – 11.00 und von 15.00 bis 18.00 Uhr.

Wir sind mit Baguettes, einem "la vache qui rit" Käse und einem Sirup bewaffnet. Die Baguettes sind sehr schmackhaft und billig und nebst den Grapefruits ein Wahrzeichen von Tahiti und den umliegenden Inseln. Die Franzosen haben wirklich einen wichtigen Teil ihrer Kultur einfliessen lassen, obwohl es mir lieber gewesen wäre, wenn die Spanier die Inseln in Beschlag genommen hätten J. Früchte sind leider auch sehr teuer, aber Abhilfe ist schnell gefunden. Man kann nämlich praktisch überall Früchte pflücken. Dummerweise sind die wenigsten erreichbar oder reif, mit Ausnahme der Mango, Banane, Papaya und der Grapefruit. Natürlich kann man auch jemanden fragen, was Sebnem gemacht hat und kurzerhand später hatten wir drei riesengrosse Grapefruits auf unserem Hintersitz. Zu den Grapefruits muss gesagt werden, dass sie in Tahiti etwas von der klassischen bitteren Form umgezüchtet wurden, da die ersteren von den Bewohner bei der Einfuhr nicht akzeptiert wurden. Dadurch schmecken die Grapefruits auf Tahiti und den umliegenden Inseln fast schon süsslich und sind trotzdem ein perfekter Durstlöscher; eine grosse pro Person reicht für eine Mahlzeit J.

Bei Teahupoo haben wir eine Unterkunft bei La Vague Bleue, Tauhanihani Village Lodge gefunden direkt am Meer für 6000 CFP. Sehr basic und ziemlich schmutzig, obwohl dies wohl ein Produkt der Nebensaison war. Da ich ein Surfer war, haben wir die Unterkunft, welche ansonsten anscheinend 7000 CFP pro Person kostet (inklusive zwei Mahlzeiten), zu diesem Preis bekommen. Der Grund dafür ist, dass die liebe Frau eine Mutter von einem berühmten tahitianischen Prosurfer ist und dieser immer wieder irgendwelche Leute zu sich nach Hause einlädt während des Billabong Pro Contest. Zudem ist der eine Sohn eng im Geschäft mit dem Hause "infinity surfboards", welches eine bekannte und erfolgreiche Surfbrettmarke in Los Angeles, Kalifornien, ist. Die Frau offeriert gratis Kayaks an Surfer, um zur Teahupoo Welle zu fahren. Am nächsten Morgen hat sie mir noch die Adresse ihres Sohns auf der Insel Mo'orea gegeben, da Sebnem und ich uns entschieden hatten, diese Insel als nächstes zu besuchen. Da ich aber nicht so sicher war, ob ich überhaupt in Tahiti surfen kann, haben wir mein Surfbrett zusammen mit anderen Dingen in der Heiti'are Inn Unterkunft gelassen. Zwei Dinge haben uns noch sehr gestört, eines war die elende Moskitoplage und das zweite sind die blöden Hühner und Hähne, die es auf Tahiti überall gibt und immer nach Essen betteln.

Am zweiten Tag sind wir dann den nördlichen Teil der Tahiti-iti und der Tahiti Insel gefahren. Im Allgemeinen war diese Fahrt weniger spektakulär als die am ersten Tag. Uns gefällt der Streckenabschnitt von Faa'a nach Teahupoo um einiges besser als der andere Streckenabschnitt.

Wir kamen gegen Abend des zweiten Ausflugtages wieder beim Heiti'are Inn Hotel an und bereiteten uns auf die Überfahrt per Schiff zur Insel Mo'orea vor, nachdem wir vergebens ein billigeres Hostel gesucht hatten und für drei Stunden in einen unsäglichen Verkehrsstau in Papeete gelangten. Dabei reduzierten wir unsere Bagage auf einen Backpack und zwei Rucksäcke, um leichter reisen zu können. Der eine Assistent von Robert hat uns dann freundlicherweise am nächsten Morgen nach dem lockeren Abliefern des Autos noch zum Hafen gefahren und uns gezeigt, wo man die Tickets für die 40-minütige Überfahrt zur Insel Mo'orea kaufen konnte. Fünf Minuten später waren wir auf dem Kahn mit ein paar wenigen Touristen und freuten uns auf die neue Insel. Hier noch ein Hinweis: Man wird aufgefordert seine grossen Koffer oder Backpacks in so Kollis zu schmeissen, welche dann in den Schiffsbauch verstaut werden. Aber meiner Erfahrung nach würde ich alles mitnehmen, dann kann man beim Anlegen schnell aus dem Boot raus und ist frei. Zudem kann man sich als erster orientieren und auf den wartenden Bus hasten und einen Platz ergattern J.

Was so alles auf der Überfahrt geschah und wie wir zu unserer Unterkunft gelangten folgt in einem separaten Bericht über Mo'orea. Hier sind aber die Bilder der Tahiti-Rundfahrt: