Wir noch kurz erwähnt im vorhergehenden Bericht, dachten wir, dass wir locker eine Unterkunft finden werden. Jetzt reisen wir schon über ein Jahr herum und trotzdem rasseln wir immer wieder zu den ungünstigsten Zeitpunkten in ein Gebiet hinein. In Darwin ist im Moment gerade Höchstsaison und zudem ist dieses Wochenende noch das Darwin Derby. Letztes Wochenende war auch schon ein sehr wichtiger Event. Jedenfalls resultierte dieser Umstand darin, dass sämtliche Hostels und Motels in einem grossen Umkreis komplett ausgebucht waren. Kein Problem, wir sind ja self-sufficient und können einfach in einen Caravanpark fahren und uns irgendwo an einem kleinen Platz verkriechen. Denkste, auch die Caravanparks waren voll, und damit meine ich nicht, alle powered sites eines Caravanparks, nein, sogar die schlichtesten Zeltplätze ohne Strom waren komplett ausgebucht. Dies führte einerseits dazu, dass die Preise fast ins Unermässliche stiegen und viele Leute immer noch unterwegs auf der Strasse waren, um eine Unterkunft zu finden.
Gute 15 Minuten von Darwin entfernt fanden wir dann noch durch einen Tip(p) den Free Spirit Resort Caravanpark, welcher genau noch eine powered site für AUD 38.00$ frei hatte. Das ist der höchste Preis, den wir bisher je für eine Übernachtung in einem Caravanpark bezahlt hatten und für das Internet hätten die Besitzer noch zusätzlich horrende Preise verlangt. Der Platz war übel, gerade vor der Dusche, zur Schau gestellt für alle vorbeiziehenden Leute, auf dem Weg zur Toilette. Ärgerlicherweise schien neben uns noch so eine Halogenlampe, die den Leuten die ganze Nacht hindurch den Weg zum Toilettenblock erleuchtete und unser Wagen in ein Sportstadium verwandelte. Da wir bis jetzt meistens ziemlich alleine mit genügend Abstand zu den Nachbarn übernachten konnten, hatten wir nie darüber nachgedacht, wie wir so etwas wie einen Vorhang basteln wollten. Diese erste Nacht in Darwin gab uns genügend Zeit, um mit einigen Prototypen eines Vorhangs zu experimentieren. Irgendwann hatten wir dann eine Art Dunkelraum kreiert und konnten vermindert belästigt einschlafen.
Da wir am späteren Samstagnachmittag in Darwin angekommen sind, gab es nicht mehr viel zu tun über das Wochenende, zumal der Montag auch noch ein Festtag war. Unsere grösste Priorität ist es, das Auto zu verkaufen; sofern möglich. Falls dies nicht klappt, müssen wir um einen Einstellplatz Umschau halten. Jedenfalls fuhren wir fast schon ziellos umher auf der Suche nach einigen Autohändlern und einer besseren Übernachtungsmöglichkeit. Bei den einzelnen Autohändlern, welche man am Weg zwischen Palmerston und Darwin antrifft, bekamen wir die ernüchternde Wahrheit zu spüren: Obwohl man hier in den Northern Territories besser mit einem Diesel Motor fährt (wegen den Problemen des Benzinschnüffelns der Aborigines), gelten hier die gleichen raffgierigen Gesetze der Autohändler. Es wird höchstens der red book Wert eines Autos bezahlt, unabhängig davon, ob man einen praktisch neuen Motor drin hat oder eine Blockwinde oder ein roof rack oder brandneue Batterien. Alle zusätzlichen Features erhöhen den Preis nicht, es kommt auch praktisch nicht darauf an, ob man jetzt irgendwo Rost hat oder nicht. Solange der Motor startet und das Auto von fünf Meter aus visuell einigermassen als Gefährt erkennbar ist, wird es gekauft und dann für mindestens den doppelten Preis wieder verkauft. Das Maximumgebot welches wir kriegten waren dann etwa AUD $5000 – $6000. Im Notfall würden wir es unter Umständen für diesen Preis verkaufen, aber wir wollten zuerst versuchen, ein paar Flugblätter in der Stadt in Hostels und anderen designierten Orten aufzuhängen. Für heute jedoch war Schluss und unsere Moral war ziemlich auf ihrem Tiefpunkt, da niemand den wirklichen Wert unseres Autos wertschätzte. Wir machten uns auf den Weg, um nach einer neuen Unterkunft zu suchen.
Nun, beim folgenden Abschnitt haben wir uns lange überlegt, ob wir ihn überhaupt schreiben sollen, denn was folgt, würde ich als den schwärzesten Moment unserer Reise bezeichnen. Nichtsdestotrotz ist er Teil unserer Reise und durch das Beschreiben dieses horriblen Unfalles für mich eine Art therapeutische Erleichterung. Kurz gesagt: Wir hatten einen üblen Zusammenstoss mit einem Motorradfahrer, wobei wir nichts falsch gemacht hatten, sich jedoch unser Gefährt durch seine Ausstattung und Gewicht als sehr übel für den sich nicht korrekt verhaltenden und auch nicht strassengerecht gekleidet und geschützten Motorradfahrer auswirkte; er lebt noch, aber leider dürfen wir nicht wissen, wie es ihm geht oder wie er heisst. Die einzigen Dinge, um die wir uns zu kümmern haben gemäss der Polizei sind, dass wir unschuldig sind und nichts dafür konnten und uns vom Schock erholen versuchen. Aus Sicherheitsgründen wird uns weder der Name noch der Zustand des Verunfallten ausgehändigt.
Wir waren auf einer doppelspurigen Strasse für unsere Richtung auf rechten Strassenseite (welche normalerweise zum Überholen benutzt wird) und wollten links in eine Einfahrt fahren. Ich habe kurz nach Hinten geblickt und weit weg einen schwarzen Wagen gesehen und sonst nichts und habe begonnen, langsam zur linken Spur zu wechseln, um dann links einzubiegen. Also ich nochmals einen Blick zurück werfen wollte, hörten wir einen massiven Knall auf Sebnem's Seite und sahen (zumindest für mich so vorgekommen) im Zeitraffer einen Motorradfahrer neben uns das Gleichgewicht zu verlieren, da er in unseren Wagen geprallt war. Der Motorradfahrer wurde aus dem Gefährt geschleudert und traf, da er mit einer solch hohen Geschwindigkeit unterwegs war, unserem Auto entlang taumelnd auf den Strassenrand auf und rollte zusammen mit dem nach fliegenden Motorrad dem Strassenrand entlang und stiess frontal in die gut 15 Meter weiter entfernte Geschwindigkeitstafel hinein. Er blieb liegen und das war für uns der schlimmste Moment, denn wir wussten nicht einmal recht, was genau passiert war. Wie bogen links ein und ich stoppte den Motor, stieg aus dem Auto und rannte zum verletzten Körper, der regungslos am Boden liegen blieb. Sofort stiegen neben mir noch die Insassen des schwarzen Autos aus, welche alles beobachtet hatten und ihrerseits schon fast mit dem an ihnen vorbeirasendem Motorradfahrer zusammen gestossen waren und die Frau kam zu mir und sagte mir sofort, dass ich nichts dafür konnte, weil er auf der falschen Strassenseite viel zu schnell an mir vorbeifahren wollte. Der Fall sei klar und ich solle mir keine Sorgen machen. Aber wie konnte ich mir keine Sorgen machen; da lag ein Mann regungslos am Boden und reagierte überhaupt nicht auf meine Fragen, atmete nicht! Glücklicherweise folgten uns auch noch eine Ärztin und ein Krankenwagen und diese waren somit innerhalb einer Minute an Ort und Stelle. Der Fahrer des schwarzen Autos rief die Polizei an, währenddem die Notärzte versuchten den Zustand des Verunfallten zu eruieren und stabilisieren. Sebnem war mittlerweile verständlicherweise im Schockzustand. Wir beide waren noch nie direkt in einen Autounfall verwickelt, wo jemand verletzt oder eventuell sogar getötet wurde. Wir sahen uns an und wussten einfach, dass wir es uns niemals verzeihen könnten, wenn wir diesen Menschen, schuldig oder nicht, auf dem Gewissen hätten. Der Gedanke daran verlieh mir weiche Knie und es wurde mir übel. Der Körper bewegte sich immer noch nicht und unterdessen traf die zweite Ambulanzeinheit ein, gefolgt von der Feuerwehr. Langsam konnte ich das Ausmass des Übels sehen: der Helm des Fahrers, welcher nicht korrekt angemacht war, lag auf der anderen Strassenseite, der Mann flog aus beiden Schuhen heraus direkt in die Stange hinein. Die Notfallhelfer der Ambulanz befanden nach kurzer Zeit, dass der Mann noch am Leben sei und zum Glück nicht gelähmt, denn sie drehten ihn ziemlich abrupt auf den Rücken, um ihn mit dem Gerät zu beatmen. Die Ansicht des arg zugerichteten Mannes war ein Bild, das wir nie wieder vergessen werden: Eine klaffende Wunde am Kopf, vermutlich komatös, sicherlich eine offen gebrochene Rippe und vermutlich beide Beine und die Arme gebrochen. Ich sorgte mich um Sebnem, welche dummerweise alles mit ansehen musste und in einem sehr emotionalen Schockzustand war. Als die Ärzte die Beatmung ansetzten und die vitalen Signale auf dem Monitor lautstark und regelmässig ertönten, war ich zumindest hinsichtlich des Zustands des Verletzten sehr erleichtert. Er würde es sicherlich schaffen, auch wenn die Verletzungen aus meiner Sicht vermutlich länger dauern würden, um zu heilen. Ich fragte die Helfer mehrere Male nach dem Zustand des Mannes und wohin sie ihn bringen würden, bekam aber keine Antwort. Mittlerweile hatte sich auch die Polizei eingefunden und sich um eine Erklärung des Hergangs bemüht. Nachdem ich ihnen alles erzählte, die Leute des schwarzen Wagens einen ausführlichen Bericht gaben und sie sich die Situation anschauten, war es auch für die Polizei ein klarer Fall: Officer Wolfe kam direkt auf mich zu und versicherte mir, dass ich nichts dafür könne und mich nicht schuldig fühlen solle. Das ist einfacher gesagt als getan; Sebnem war unterdessen in Betreuung einiger Feuerwehrmänner, welche tagtäglich solche Szenen miterleben müssen und sehr feinfühlig und verständnisvoll versuchten mir ihr zu sprechen. Die Feuerwehleute waren wirklich sehr sehr professionell und verständnisvoll und haben massiv dazu beigetragen, dass wir uns schneller vom Schock erholt haben. Ich musste währenddessen einen Alkoholtest abliefern, welchen ich logischerweise mit 0.0 Promille bestand. Ich fragte nach dem Namen des Verunfallten, aber niemand wollte diesen mir geben; aus Sicherheitsgründen, wie es hiess. Da Sebnem verständlicherweise immer noch im Schockzustand war und auch ich noch nicht wirklich alles verdauen konnte, riefen die Feuerwehrleute den psychiatrischen Dienst des nahe liegenden Spitals an, damit wir professionelle emotionale Unterstützung bekommen können. Der Verletzte war schon auf dem Weg ins Spital, als wir auch Richtung Spital fuhren. Dort angekommen wurden wir von zwei Psychologen empfangen und die sprachen kurz mit uns über unser Erlebnis. Wir versuchten abermals den Namen des Verletzten zu erfahren, damit wir uns über seinen Zustand erkunden konnten, aber auch hier keine Chance. Wie es sich im Nachhinein herausstellte, werden wir wohl nie erfahren, wie es dem armen Mann ergangen ist und wie sein Zustand ist. Das hat uns schon sehr mitgenommen, wir verstehen jedoch auch diese Schutzmassnahme für beide Seiten. Die beiden Frauen gaben uns dann noch einen Hinweis bezüglich der Unterkunft, da wir ja ursprünglich auf dem Weg waren eine Unterkunft zu finden. Sie meinten, dass wir der Lee Point Strasse entlang zum Strand fahren und dort sicherlich gratis übernachten können; wir sollten uns dann etwas Zeit nehmen und am Strand entlang spazieren, um auf andere Gedanken zu kommen. Etwas mulmig war es mir schon, wieder auf der Strasse zu sein und an diesen Ort zu fahren. Aber wenigstens wusste ich, dass obwohl vermutlich schwer verletzt, der Verunfallte noch lebt. Die Erleichterung kann man nicht mit Worten beschreiben.
Auf dem Weg Richtung Strand fuhren wir dann am Lee Point Caravan Park vorbei, bei welchem wir dann prompt noch einen Platz fanden. Es ist der grösste Caravan Park und einer, der immer als letztes gefüllt ist. Wir entschieden uns daher, hier zu bleiben, was im Nachhinein dann auch das Zuhause bis zum Ende unseres Australienaufenthaltes sein würde. Wir bekamen eine powered site und nachdem ich dem Portier unser Erlebnis erzählte, brachte er uns an einen sehr ruhigen Ort. Die Leute hier hatten sehr viel Verständnis für unsere Lage und waren wirklich sehr nett und einfühlsam zu uns; etwas, was bei den Australiern meistens eher selten zu finden ist.
Sebnem ging es immer noch nicht so wahnsinnig gut und das Schlafen im engen Auto ohne Privatsphäre oder einen Ort, wo man sich hätte zurückziehen können war nicht gegeben. Also entschieden wir uns wenigstens für die nächsten drei Tage uns eine Cabin für AUD 80.00$ zu leisten. Es sind basic Unterkünfte in einem moderat grossen Raum, mit Fernseher, Air Conditioning, Kühlschrank, Toaster, Sofa, ein Queen-size Bett und eine Mikrowelle. Wir entschieden uns also ab dem nächsten Tag in so eine Cabin zu ziehen und bekamen prompt die letzte solcher Unterkunft mit der Nummer 10, direkt vor dem Toiletten- und Duschenblock. Wir bauten vor der Tür unsere Campingküche auf und fühlten uns alsbald sehr viel wohler. Schon beim Bezug der Cabin 10 lernte ich Marie und die kleine Kirrilee kennen, welche die lokalen Cabins reinigten. Es stellte sich heraus, dass aus dieser kleinen Bekanntschaft eine ziemlich enge Freundschaft zu einer ungewöhnlichen Familie entstand, welche dort im Caravanpark lebte und arbeitete. Die wirklich sehr nette und hilfsreiche Familie May, eine Mischung aus schottischem und australischem Blut, besteht aus dem Hausherren und Workaholic Peter, der ebenfalls hart arbeitenden Marie aus Schottland und den witzigen und aufgestellten Kindern Lorn (10 Jahre alt), Kirrilee (gerade 7 Jahre alt geworden) und Timor (5 Jahre alt und das grösste Schlitzohr). Nachdem Peter und ich ein paar Sätze ausgewechselt hatten und uns gleich auf der gleichen Wellenlänge befanden, – ich würde sagen Peter ist noch sarkastischer veranlagt als ich – erzählte ich Peter das kleine Dilemma welches wir mit unserem Auto hatten. Wir hatten schon Flyers gebastelt und diese in den Hostels aufgehängt und ein "For Sale" A4 Blatt an unsere Rückscheibe gehängt, hatten aber kleine Hoffnung, das Auto noch über eine Privatperson loszuwerden innerhalb einer knappen Woche. Wir hätten es einfach für AUD $5000 an einen Dealer verhökert oder noch versucht es im Caravanpark abzustellen. Peter hörte mir aufmerksam zu und meinte dann so nebenbei und locker: "Leave it with me, I'll sell the car for you!". Nicht sicher, ob er jetzt wieder einen seiner sarkastischen Bemerkungen offenbarte, fragte ich ihn halb verwundert halb witzelnd nach. Peter jedoch war es sehr ernst und er meinte, nachdem wir uns gut 15 Minuten gekannt hatten, dass er uns sehr gerne helfen würde den Wagen zu verkaufen, nur schon aus dem Grund, weil es ein gesuchtes und sehr sehr gutes 4x4 Auto ist. Mir blieb der Kinnladen verdutzt hängen und ich fragte abermals, ob er einen Witz mache. Peter war es ernst. Er offerierte mir den Wagen dem Minimum entsprechend zu pflegen, ihn immer wieder zu starten und damit herumzufahren und das Wichtigste, ihn für einen guten Preis zu verkaufen. Hier oben in Darwin sind die Leute auf Diesel betriebene Motoren angewiesen, vor allem in den Aborigine Communities, da sie oft Probleme mit Benzin schnüffelnden Eingeborenen hatten. In gewisse Gebiete kann man nur mit Dieselmotoren fahren und somit treibt dies den Preis unseres Wagens in die Höhe. Peter nannte uns eine Zahl, für welche er gedenkt unseren Wagen zu verkaufen, aber solange es nicht passiert ist, werden wir nichts verraten. Eigentlich wären auch AUD $ 5000 in Ordnung, denn dann wären wir immer noch sehr billig gereist in den drei Monaten in Australien und für was wir gesehen und erlebt hatten. Hinzu kommt, dass ich eine alte Steuerrechnung bekommen habe, welche unser momentanes Budget übersteigt :). Aber wir sind ja schon bald wieder in der Schweiz und dann sehen wir weiter. Wir haben ja brav unsere Steuern bezahlt, die Krankenkasse und alle Versicherungen. Das sind bei vielen Reisenden, die wir getroffen hatten, oft stark unterschätzte Kostenfaktoren. Bei uns summiert sich dies auf sicher 700-800 Franken im Monat extra, die wir dazu rechnen müssen. Der langen Rede kurzer Sinn: ich nahm das Angebot an und musste natürlich sofort Sebnem davon erzählen, die mir zuerst auch nicht so recht Glauben schenken wollte.
Nun, wir waren auf jeden Fall sehr erleichtert, denn ein grosses Problem hatte sich schon fast von selbst gelöst. Was noch blieb in den restlichen Tagen, war unser Gepäck von sicherlich 80kg herunter zu kriegen auf 40kg. Verbrennen wollten wir unsere Kleider, Schuhe und den auf eine halbe Bibliothek angewachsenen Bücherstapel nicht und somit entschieden wir uns, alles etwas zu sortieren und per Seefracht nach Hause zu schicken. Wir schmissen alle Winterkleider, die Wanderschuhe, Kletterschuhe, Bücher, CDs und andere Utensilien in unser Auto und fuhren abermals nach Darwin, um einer der door-2-door Frachtfirmen nach dem Preis anzufragen. Ehrlich gesagt bin ich mir bis heute noch nicht sicher, wie diese überhaupt überleben können, denn nachdem wir uns nach dem Preis für 40 kg Fracht erkundigt hatten, mussten wir zuerst einmal herzhaft lachen: zwischen AUD $1600 und AUD $1900 per Flugfracht, Seefracht sei unmöglich. Die eine Firma wollte sogar noch AUD $400 extra, weil wir das Gepäck zur Inspektion nach Brisbane hätten verschicken sollen. Ich fragte dann die lokale Frachtexpertenfirma gegenüber der lokalen Post noch, wie der Service denn zu vergleichen wäre zwischen ihnen und der australischen Post? Sichtlich angegriffen von meiner sehr unhöflichen Frage und meiner Frechheit überhaupt den Versuch zu starten, die beiden Kuriere zu vergleichen, meinte die Dame nur: Da gibt es keinen Vergleich, die Post versendet Briefe und wir professionell Pakete. Wir versuchten uns Glück sodann motiviert bei der hiesigen Post und durften nicht so sehr zu unserem Erstaunen erfahren, dass die Post nicht nur Briefe verschickt, nein, man wird es kaum glauben, sie versendet auch Pakete mit maximal 20kg Gewicht pro Paket. Der Preis: ungefähr AUD $160.00 bis AUD $180.00 per Paket und auch nicht weniger erstaunlich war, dass Seefracht natürlich möglich wäre. Es dauert halt einfach zwei bis drei Monate, aber das macht uns nichts aus. Wir entschieden uns offensichtlich für die Post, kauften jedoch die viel robusteren Boxen bei der "Konkurrenz" ein. Der Post war dies völlig egal und die Damen dort reagierten auch völlig gelassen und unkompliziert. Als wir das erste Paket fertig verschnürt hatten, wog es auf der Waage 18.35 kg; optimal. Wir machten uns an das zweite und wogen es: 19.68 kg. Was für ein Glück :). Leider mussten wir das zweite nochmals öffnen, da Sebnem ihre Parfümflakons eingepackt hatte und wir nicht wussten, dass dies nicht möglich ist. Gut 10 Minuten später waren wir dann fertig, um gut AUD $ 400.00 und der Hälfte unseres Gut und Habens erleichtert.
Die folgenden Tage verbrachten wir hauptsächlich mit einigen Fahrten in der Gegend herum, dem Sonnen am kleinen Swimmingpool in der Caravanpark Anlage, dem Spielen und Unterrichten der Kinder und dem Besuch des wichtigsten Markts, dem Mindil Beach Market. In Darwin herrschen eigentlich immer etwa 30° C und somit sehr angenehmes Wetter. Man muss sich überhaupt keine Gedanken über die Kleidung machen. Einfach aufstehen, Badehose anziehen und raus in den Sonnenschein.
Am 5. August hatten Marie und die kleine Kirrilee beide Geburtstag und Peter lud uns spontan ein, mit ihnen beim Wharf essen zu gehen, da die Kinder uns schon sehr in ihre Herzen geschlossen hatten. Wir sagten zu und folgten der Familie und zwei weiteren älteren Besuchern des Caravanparks, die die Familie kannte, zum Hafengelände in Darwin. Wir assen Fisch (jaja, Sebnem ist immer noch fischsüchtig; sie hat Fisch schon fast vor die Bratwurst mit Zwiebelsosse auf der Liste der Lieblingsessen gesetzt) und genossen einen lustigen und relaxten Abend in einer illustren Runde. Zurück wollten die Kinder unbedingt mit unserem Wagen fahren und so füllte sich unser Wagen mit den Kindern, bevor überhaupt irgendjemand intervenieren konnte. Uns war es wegen dem erst kürzlich geschehenen Unfall etwas mulmig zu Mute, in der Nacht mit fremden Kindern in Darwin herumzukurven, aber wenn etwas passieren muss, passiert es natürlich. Wir kamen erwartungsgemäss heil an luden die Familie noch zu uns ein, um Kirrilee mit einem Schokoladenkuchen und einer lustigen Geburtstagskarte zu überraschen. Sie freuten sich sehr und wir verputzten die halbe Torte. Danach fielen wir todmüde ins Bett, denn wir hatten uns fast den ganzen Tag um die Rasselbande gekümmert; und diese Kinder sind überaus aktiv :).
Am nächsten Tag entschieden wir uns, unser Air Conditioning System zu reparieren und bekamen von Peter den Tip(p) in die Winnellie Gegend zu fahren. Per Zufall fanden wir dann einen kleinen A/C Reparaturshop mit unglaublich netten Mechanikern, welche das Problem mit ihren professionellen Geräten sofort fanden. Die Gasleitungen für das flüssige Gas im Rotor des A/C Systems waren durch das 4WD Fahren beschädigt und es floss alles Gas aus. Somit musste das Ventil repariert werden und wir mussten die Trommel mit neuem Gas auffüllen. Kein billiger Spass. Gut AUD $150.00 wurde uns verrechnet, dafür war es jetzt aber ein für alle Male gefixt. Bezüglich des Luftschlauches konnte mir der gute Mann auch nicht weiterhelfen und so bleibt dieses Problem erhalten. Falls sich jemand für das Auto interessiert und das bemängelt, dann kann er ja einfach AUD $150.00 vom Verkaufspreis abziehen. Wir fuhren wieder zurück und kochten uns etwas Feines. Danach fuhren wir noch unter die Bedachung beim Eingang, wo man gratis den Wireless Internetzugang benutzen kann. Praktisch jeden Abend finden sich dort die jungen Leute mit ihren Autos und Laptops ein und benutzen den Zugang. Witzigerweise sind es ausschliesslich Deutsche und wir, die das Angebot zu nutzen wissen. Das zeigt auch wieder einmal, dass wir in Europa einfach schon gewohnt sind, Wardriving zu benutzen; jeder normale Mensch macht das heutzutage in Europa. In Australien sind die Leute über diese hier neue Form des "Internetmissbrauchs" empört und man spricht in der Politik und den Medien von möglichen Lösungen dieser unverschämten Missbräuche; anstatt, dass man gegen die Oligopolstellungen der Internetanbieter gehen würde, um dem Konsumenten faire Preise zu garantieren. Das gleiche Dilemma widerspiegelt sich im Bereich GPS. Für die Australier eine relativ neue Technologie (im Bereich Unterhaltungselektronik kann man im Grundsatz davon ausgehen, dass Australien gut 1-2 Jahre hinter Europa und Asien ist), gibt's hier von einem Tochterarm der Telstra Kommunikationsfirma eine Monopolstellung was das Anbieten von topologischem und rein geographischem Kartenmaterial betrifft. Die Firma bestimmt im Markt, auf welchen Geräten ihre Australienkarte läuft. Man kriegt lausige Navman GPS Empfänger (zumindest suggerieren das die unzähligen negativen Beiträge im Internet hinsichtlich dieser Marke) oder bei den bekannten Tomtom oder Garmin kriegt man Vorkriegsmodelle, bei welchen man in Europa schon gar keinen Support mehr kriegt. Wir haben uns ja auch ein GPS Gerät gekauft aus zwei Gründen: Einerseits spart man sich in den grossen Städten auf der Suche nach einer bestimmten Adresse unter Umständen sehr viel Zeit und vor allem Geld in Form von gespartem Benzin, andererseits kann man mit GPS Koordinaten versehene Topokarten gut ausmessen und Fixpunkte anfahren, wenn halt wieder einmal eine Strasse nicht genau nach Landkarte verläuft. Drittens kann man halt so Fragen wie, wo ist der nächste ANZ Bankomat oder die nächste Caltex Woolworth Tankstelle meistens akkurat beantworten. Leider wirkt sich hier die Monopolstellung der Firma, welche dieses elektronische Kartenmaterial zur Verfügung stellt, ziemlich negativ auf die Qualität der Dienstleistung aus. In ACT und NSW und dem Süden von QLD waren die Angaben sehr genau, jedoch wenn man mehr in den Norden fährt (ausgenommen Cairns oder Rockhampton) wird das System oftmals aus dem Konzept geworfen. Beim Kauf versuchte ich bei den verschieden Anbietern von GPS zu erklären, dass es für mich wichtig wäre, wenn ich eine Bluetooth-Anbindung hätte, damit ich die WGS84 Daten direkt über eine Pipe in den OziExplorer oder Google Earth speisen könnte. Solche Funktionalität wurde kürzlich erst mit dem Tomtom 720 (soweit ich mich erinnere) und den erst kürzlich in Australien erhältlichen Garmin Geräten zur Verfügung gestellt. Die Leute schauten mich meistens nur verdutzt an und meinten, dass ich so eine Funktionalität überhaupt nicht gebrauchen könne. Die Australier glauben nicht an Kartenlesen und verirren sich lieber einmal mehr, weil sie es unterschätzt haben, dass seit ihrer Kindheit vermutlich rund 1'000'000 Kilometer mehr Strassen hinzugekommen sind. Mit dem OziExplorer und einer 600MB grossen 1:250000 gerasterten Mappe von ganz Australien hätte ich die einzige Albinoameise irgendwo im Ghetto draussen gefunden. Aber für eine banal Funktionalität mehr als AUD $600 zu bezahlen lag uns einfach nicht, zumal wir die gleichen alten Geräte in der Schweiz schon für mindestens die Hälfte weniger gekriegt hätten. Leider liess sich unser simpler Tomtom nicht ohne Weiteres modifizieren, um die Datenpunkte über eine Schnittstelle herausdumpen zu lassen. Ich habe es jedoch geschafft, eine Linux console zu installieren und einen Event-Treiber, welcher bei USB-Schnittstellenverbindung über das sysfs den SIRF-III Empfänger Memory Bereich ausspuckt. Wenn ich noch mehr Zeit gehabt hätte, hätte ich vermutlich die Speicheraufschlüsselung knacken können und mit einem gezielten Ausschneiden gewisser Hexwerte aus dem Zahlenstrom des SIRF-III Chips die GPS Koordinaten Realtime auf unseren Laptop übertragen können. Somit wäre das Geräte extrem nutzbar gewesen. Umgekehr war es auch nicht so einfach, wie wir es uns dachten. Wir wollten nämlich alle von uns mühsam eingetippten "points of interests" im Google Earth über den Routen Exportmechanismus ins hauseigene Tomtom Format konvertieren und dann als Route oder Waypoints oder POIs speichern. So einfach war dies aber nicht, denn zuerst muss man das KML Format mit GPSbabel in ein von Tomtom erkennbares Format umwandeln. Leider funktioniert GPSbabel in dieser Hinsicht etwas ungeschickt und produziert zwar lesbare Dateien, füllt jedoch die einzelnen Felder falsch oder schlecht aus. Irgendwann haben wir es dann über ziemlich komplizierte Konvertierungsstufen geschafft, unsere POIs auf unseren Tomtom zu übertragen. Nun kommt aber das Problem mit der Software des Navigators, welche in meinen Augen schlichtweg nur Scheisse ist. Ich weiss ja nicht, ob die Software, welche im Übrigen zumindest bei den Tomtom Geräten unter Linux läuft, von Studenten geschrieben worden ist, oder ob man den Programmieren ungenügend Geld bezahlt hat, aber ich bin mir sicher, dass keiner der Entwickler ihre Software im praktischen Umgang über ein paar Tausend Kilometer hinweg in Australien getestet haben. Back-tracking an einen zuvor gesetzten beliebigen POI funktioniert überhaupt nicht. Strassen, welche beidseitig "stopping bays" auf gleicher Höhe besitzen, werden als Nebenstrassen erkannt und die gesamte noch zu fahrende Strecke bis Ziel abgehakt und man wir angewiesen sich leicht links oder rechts zu halten, obwohl die Strasse nicht noch mehr geradeaus gehen könnte. Möchte man die Software dazu benutzen rückwärts die schon gefahrene Strecke zu messen, weil man über zwei von drei Punkten weiss, wie gross die Distanz ist, aber nicht über alle Punkte, dann ist das Gerät extrem verwirrt und hüpft mit der Anzahl Kilometer vom Ursprungsort bis zur momentanen Position wie wild herum. Der Kompass funktioniert nicht mehr, wenn man für eine Zeit die Verbindung zu den Satelliten verliert. Ich könnte beliebig weiterfahren mit den Defekten dieser Software, aber den Leuten hier scheint dies egal zu sein oder sie verstehen es schlichtweg nicht. Glücklicherweise haben wir ja noch den Kompass, den mir Marco Demarmels damals kurz vor meiner Abreise zu meinem Geburtstag geschenkt hatte. So, ich bin wieder einmal abgeschweift. Na, jedenfalls haben wir und andere ziemlich schnell herausgefunden, wo man gratis ins Internet gelangen konnte und wussten das auch zu nutzen mit der Aktualisierung unserer Bilder und den Berichten; so dass wir jetzt fast aktuell sind und viele fehlende Berichte auch noch hoch laden konnten.
An Donnerstagabend wurden wir von Peter und seiner Familie eingeladen, sie an den Mindil Beach Market zu begleiten. Für viele Leute ist man nicht in Darwin gewesen, wenn man nicht diesen Markt gesehen hat. Für uns so eine Art Jahrmarkt, war es schon ein interessantes Spektakel, zumal es viele indonesische und asiatische Küchen zur Auswahl gab und einige Streetperformer ihr Bestes gaben, und um die Gunst der Zuschauer zu buhlen. Einer dieser Performer ist die Gruppe EmDee, welche das traditionelle Didgeridoo Instrument mit digitalen Sounderzeugern, Synthesizern und einen ziemlich einfach ausgestattetem Schlagzeug zu einem Drum'n'Bass Ensemble mixen. Vermutlich, an den Namen der Perfomer an, sind es ursprünglich Deutsche, welche aber schon sehr lange in Australien leben müssen. Der Didgeridoo-Spieler hat sogar die lokalen Aborigines in den Bann gezogen, denn er beherrscht das Instrument unglaublich gut. Der Schlagzeuger ist nicht schlecht, aber meiner Meinung nach noch etwas zu wenig einfallsreich und hat wenig Interpretationserfahrung im Drum'n'Bass Umfeld. Ich bin in den 90er Jahren nebst anderen Stilrichtungen mit Jungle, Drum'n'Bass und Downtempo in ihrer Blütezeit aufgewachsen und sehr anspruchsvoll, wenn es um diese meist vom Bossanova abgeleiteten Beats kommt. Ich habe mir aber dennoch eine CD gekauft, denn ich fand die Jungs echt Klasse und wollte sie absolut unterstützen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich sie schon einmal gesehen hatte vor ein paar Jahren, entweder in Melbourne oder in Ottawa an einem Musikfestival. Wir genossen den Abend sehr und kamen natürlich auch in den Genuss des Sonnenuntergangspektakels am Strand, wo sich jeden Tag in dieser Hochsaison vermutlich Hunderte von Leuten treffen und die Sonne im Meer versinkend beobachten und fotografieren. Genau das haben wir auch getan und haben uns dann einen Happen gegönnt. Die May Familie verabschiedete sich alsbald und wir gingen nochmals den zweiten Promo Auftritt der EmDee Band zuhören. Dieses Mal ergatterten wir uns den vordersten Platz und genossen die fünf Stücke, welche das Duo (manchmal ist noch eine Stimme mit dabei) absolut perfekt performten. Den meisten Leuten unabhängig des Alters schien es zu gefallen und die Eingeborenen zeigten ihre Tanzkunst; wenn auch etwas betrunken :). Wir fuhren nach der Vorstellung auch nach Hause ins Bett.
Wir mussten am nächsten Tag wieder einmal unsere Behausung wechseln, da wir uns ja schon am ersten Tag in der Cabin entschieden hatten, die restlichen Tage in dieser Behausung zu verbringen. So mussten wir von Cabin 10 in Cabin 3 zügeln, wo wir prompt auf sehr lustige aber auch ziemlich rassistische Nachbarn trafen. Da wir sowieso die nächsten zwei Tage praktisch nur am Pool verbrachten, liess uns das kalt. Wir genossen die Sonne und bereiteten uns langsam für unsere Weitereise nach Bali vor. Praktisch alles war erledigt, wir hatten jemanden gefunden, der uns um das Problem des Autoverkaufs erleichtert hatte und wir hatten unser Gepäckgewicht um die Hälfte reduziert.
An einem Tag kamen dann die Kinder schon am Vormittag bei uns vorbei und wir wunderten uns, weshalb sie denn nicht in der Schule waren. Streik, war die kurze aber prägnante Antwort. Nach ein paar weiteren Nachforschungen fanden wir heraus, dass die Lehrer für mehr Lohn streiken. Da wir es nicht durchgehen lassen konnten, dass die Kinder einfach keinen Unterricht geniessen, haben wir kurzerhand eine Schulstunde für alle drei Levels organisiert und ich habe mit ihnen ihre Hausaufgaben gemacht, welche sie in Paketen zu je einer Woche Hausarbeit bekommen. Da sie in Darwin immer noch relativ kleine Klassen haben, hatten alle ähnliche Hausaufgaben, aber unserer Meinung nach absolute nicht dem Alter entsprechend. Der 10 Jahre alte Lorn zum Beispiel musste bis zur Fünferreihe alle Reihen aufschreiben und auswendig lernen, wobei eine Reihe bis 12x der respektiven Reihe geht; also in seinem Falls bis 12x5. Ich mag mich da ja etwas weit aus dem Fenster hinaus lehnen, aber soweit ich mich erinnere, konnten wir im Alter von 10 Jahren sicherlich schon bis 1000 rechnen und hatten die Division von Hand durchgenommen. Die Hausaufgaben generell waren von lausigster Qualität und hatten meiner Meinung nach weder erzieherischen Wert noch irgendwelchen Bildungswert. Es hat mich schon etwas schockiert und ich konnte den Streik nicht so ganz nachvollziehen. Ich habe dann die Aufgaben etwas erweitert und alle drei so lange sitzen lassen, bis sie die Aufgaben erledigt hatten. Erst dann erlaubten wir es ihnen, wieder im Swimmingpool zusammen den Nachmittag zu verbringen und zu spielen. Am Abend kam Peter zu mir und meinte bloss, dass die Kinder von jetzt an bei mir die Hausaufgaben machen wollen :).
Am Sonntagmorgen bekam ich noch ein Telefon der Polizei, welche von mir noch ein Statement benötigte und Sebnem und ich fuhren deshalb noch einmal nach Darwin zur Polizeistation. Dort wurde ich schon von Andrew Wolfe erwartet und wir schrieben den Polizeibericht hinsichtlich des Unfalls. Er versicherte mir nochmals, dass mich wirklich keine Schuld trifft und die Sache damit gegessen sei. Mich jedoch interessierte das Schicksal des Verunfallten und so versuchte ich ihn solange zu bearbeiten, bis er mit den Informationen herausrückte. Der Mann habe keine Familie oder Nachkommen, ist in den 40er Jahren und hatte in den letzten zwei Jahren mehrere Motorradunfälle wegen zu schnellen Fahrens. Die Schwester des Verunfallten war erst vor kurzem in Darwin, denn die Angehörigen wohnen in QLD und NSW. Sie verstand die Situation anscheinend und ist sehr wütend auf ihren Bruder. Als ich mich über den Zustand des Mannes erkundigte, stockte Andrew ein wenig. Er sagte mir, dass der Mann solch schwere Verletzungen davon getragen hatte, dass sie ihn nicht mehr im Spital in Darwin behandeln konnten und ihn vor drei Tagen nach Brisbane geflogen hatten. Es ist bei Bewusstsein, jedoch hat er sich erhebliche Knochenbrüche (ich möchte hier nicht ins Detail gehen) zugezogen und dummerweise das Genick gebrochen. Es besteht die Chance, dass er für immer gelähmt sein könnte. Man kann es im Moment nicht sagen. Etwas betrübt über den Ausgang der Sache verabschiedete ich mich und Sebnem und ich fuhren wieder zurück in den Caravanpark. Es nahte der Moment des Abschieds und wir erledigten am Sonntagnachmittag noch alle Formalitäten mit Peter und tauschten unsere Adressen aus. Das war es dann auch schon: ich drückte ihm die Autoschlüssel in die Hand und er fuhr uns zum Flughafen mit unserem Auto. Wir sind sehr gespannt zu hören ob und für wie viel er den Wagen loswerden kann. Wir waren drei Stunden zu früh am Flughafen, weil wir ja wieder einmal die Sache mit dem Surfbrett richten mussten. Zu unserem Erstaunen interessierte sich der Angestellte überhaupt nicht für unsere Fracht uns somit waren wir in 5 Minuten durch die Abfertigung. Jetzt hiess es Abwarten auf den Flieger Richtung Bali. Zum Glück fanden wir auf dem Flughafen noch gratis Internetzugang und konnten unsere letzten Problemchen per Email lösen und die Bilder von Darwin noch hoch laden.
Ich vermisse Australien schon jetzt, denn irgendwie ist es für mich immer noch ein magisches Land von ungeahnter Schönheit. Ich bin dieses Mal jedoch sehr enttäuscht worden von der Politik und der Art vieler Australier und frage mich schon, ob ich mich wirklich ins System einpassen könnte. Wir werden die Immigrationsmöglichkeit nach Australien nicht aufgeben, aber legen die Idee für den Moment auf Eis. Uns reizt nach der ganzen Reiserei viel mehr ein Arbeitsangebot in Südamerika, der Schweiz mit firmenbedingten Auslandsaufenthalten oder in Asien. Leider habe ich es wieder nicht geschafft, meine weiteren Verwandten in Perth zu besuchen. Hätten wir das Auto verkaufen können, wären wir kurz nach Perth geflogen, um meinen Onkel zu besuchen, den ich noch nie in meinem Leben (soweit ich mich erinnere) getroffen habe. Aber jetzt geht es zuerst nach Asien und den Start machen wir mit Indonesien oder genauer gesagt mit Bali. Wir haben noch überhaupt keinen Plan, ausser, dass wir wieder mehr surfen wollen und möglichst weg vom Touristenstrom :).
Die Bilder unseres Aufenthaltes in Darwin möchten wir natürlich niemandem vorenthalten: