Nach einem sehr angenehmen Flug von Calama nach Santiago, wobei Sebnem und ich das erste Mal nicht zusammensitzen konnten, versuchten wir von Flughafen aus Richtung dem von Sebnem ausgesuchten Hostal Americano zu gelangen. Die Adresse dieses sehr empfehlenswerten Hotels lautet:
Centro Brasil, in der Nähe der Metrostation Santa Ana
Wieder einmal hatten wir die Chilenen in unserer Naivität unterschätzt, indem wir dachten die Taxis nehmen uns mit. Und wieder einmal waren die vielen Gepäckstücke und das Surfbrett das Thema des Tages. Wir erkundigten uns über andere Fortbewegungsmittel und stossen bald schon auf die Metro, welche sich nicht weit vom Flughafen befindet. Um diese zu erreichen muss man zuerst einen Bus stadteinwärts nehmen und dann bei einer der Metrostationen umsteigen.
Wir hatten auch eine Stadtkarte (es gibt so ein paar Dinge, welche wir mittlerweilen beim Eintreffen in ein neues Land oder eine neue Stadt schon im Voraus organisieren) und die Metrostationen waren im Prinzip auch darauf eingezeichnet. Das Problem mit den meisten Stadtkarten dieser Welt ist, dass sie wohl viele oder sogar alle Strassen eingezeichnet haben, aber äusserst selten findet man auf solchen Karten Hausnummerintervalle (zum Beispiel: Strasse x kreuzt Strasse y und in westlicher Richtung sind die Hausnummern 1600 – 1700 und in nördlicher Richtung 300-350 oder so). Lobende Ausnahmen sind zum Beispiel die Stadtkarten von Buenos Aires oder Lima. Der Vorteil ist offensichtlich: Wenn wir im Beispiel an die Compañia N°1906 wollen und entlang/parallel/in näherer Umgebung dieser Strasse fünf Metrostationen im Abstand zwischen 300 Meter bis einem Kilometer liegen, wir mit knapp 60kg Gepäck beladen sind und es draussen Mittag ist mit 30° Celsius sind, dürfte es einleuchten, dass man sich wünscht, zu wissen, welche Metrostation am nächsten zum Zielort liegt. Wie oben erwähnt, hatten wir diesen Luxus nicht, dafür sahen wir einen nicht unbeträchtlichen Teil der Stadt mit unserem Gepäck schleppend. Was auch eine hilfreiche Information ist, ist ein Massstab, damit man die Distanzen abschätzen kann. Natürlich kommt jetzt sicher so ein lesender Schlaumeier auf die gloriose Idee uns vorzuschlagen, man solle doch jemanden fragen, am besten noch die Taxifahrer. Meine Antwort schlichtweg: Good luck, gringo!
Santiago hat meiner Meinung nach ein ausgezeichnetes bargeldloses Ticketsystem. Eine unpersönliche Magnetkarte namens BIP! genügt als Zahlungsmittel für alle öffentlichen Verkehrsmittel. Die Karte kostet initial 1100 chilenische Pesos (USD 2.20$) und kann so weit ich weiss fast beliebig aufgeladen werden. Leider hatte ich meinen Kartenleser nicht dabei, ansonsten hätte ich sie selber aufgeladen (dürfte höchstens ein simples CRC Design sein, um das Ding zu knacken; falls jemand Lust hat, das System zu hacken, kann er sich bei mir melden und ich stelle ihm/ihr die Karte zur Verfügung) J. Steigt man in einen Bus oder in die Metro ein, hält man das Ding kurz so oft an den Leser, wie Personen fahren wollen. Damit kann man dann maximal 2 Stunden (Metrolinienwechsel sind beliebig viele erlaubt während dieser Zeit) im gleichen Gefährt fahren. Eine Fahrt kostet unisono 380 Pesos (80 Rappen), egal ob man eine Station fährt oder sich zum Auskurieren eines Suffs in die bequeme Metro legt. Ich wünschte es gäbe dieses System in der Schweiz, ohne den idiotischen Tarifdschungel; GA hatte ich, aber das ist nicht das gleiche Prinzip.
Ein weiteres sehr gutes soziales System, welches mir an dieser Stelle gerade einfällt und ich kontextlos beschreiben möchte, ist das semi-automatische anonyme Spenden von Rundungsfehlern beim Einkauf an eine gemeinnützige Institution. In vielen Ländern und Städten Südamerikas, wo es etwas bessere Einkaufscenter gibt, wird man am Ende des Einkaufs bei einem Betrag, welcher nicht auf die kleinste oder zweitkleinste Einheit der landestypischen Währung passt, gefragt, ob man die Rundung auf die nächst höhere Einheit einer Organisation spenden will. Bejaht man dies, werden zum Beispiel x cents zur Rechnung hinzuaddiert. Vielleicht etwas kompliziert erklärt, aber wenn ich eine Tomate einkaufen gehe, welche 0.17 was auch immer für eine Währung kostet, dann werde ich gefragt, ob ich 0.03 der Währung spenden möchte und kriege dann bei 1.00 der Währung 0.80 der Währung zurück.
Das mag als wenig erscheinen, aber wenn das genügend Leute machen, dann sieht man zum Beispiel Ende Jahr in einer chilenischen Zeitung, dass Ripley dieses Jahr USD 16'780$ an eine gemeinnützige Institution in Chile zur direkten und schnellen Hilfe im Erdbebengebiet gespendet hat (fiktives Beispiel). In der Schweiz fände ich so ein System auch vorteilhaft. So hätten wir in gewissen Sparten bessere Preispolitik und Strahm käme bei der Endrechnung des Warenkorbes etwas mehr ins Schwitzen J. Ich bin herb abgeschweift … zurück zur wunderschönen Stadt Santiago.
Angefangen hat unsere Reise zum Hotel mit dem Auffinden des Busses. Es gibt eigentlich nur einen grünen Bus, den man nehmen will Richtung Stadtzentrum und der befindet sich am Kopf der Taxi- und Bushaltestationen. Eine weitere Möglichkeit wäre für uns gewesen, den Service einer privaten Shuttle Gesellschaft zu buchen. Nachdem wir die Preise (ich meine es war so im Bereich von USD 20$ pro Person; aber ich verdränge solche Undinge mittlerweilen sehr schnell) gesehen hatten und einer sogar noch gemeint hat, dass man das Surfbrett nicht transportieren kann, haben wir uns freundlich von diesen etwas Höhenluft schnuppernden Leuten verabschiedet.
Dem Buschauffeur und seinem überaus freundlichen Helfer war es hingegen egal, was wir alles mitschleppten, solange nichts in seinem Bus zurück bleiben würde und wir nicht den ganzen Bus in Beschlag nehmen würden. Hilfsbereit öffnete er die hintere Türe, welche nur zum Aussteigen gedacht ist, und wir luden unser Gepäck auf die hintersten Sitze. Die Fahrt war adäquat billig. Wir kamen unterwegs noch ins Gespräch mit einem "Pärchen", wobei er aus Spanien war (Sevilla glaub ich) und sie aus Santiago. Er war zu Besuch eines Mathematiksymposiums in Santiago und war sehr erstaunt, dass ich ziemlich genau wusste, um was es beim Symposium ging; aber schliesslich unterrichtete ich während meiner zweiten Studienzeit lineare und abstrakte Algebra und kryptographische Systeme an der Fachhochschule Zürich.
Wir stiegen an der falschen Metrostation aus, eine weiter hätte uns einen langen Fussmarsch erspart. So liefen wir los Richtung unserer Zieldestination. Und wir liefen und liefen und liefen und machten Pausen und liefen und liefen (durch das Künstlerviertel: Gruss an dieser Stelle an den Martin, der Freund meiner Schwester und beides talentierte Vollblutmusiker; Martin war vor rund zwei Wochen in Chile, wo er zwei Konzerte gab, aber wir verpassten ihn, da wir noch im Altiplano von Bolivien rumlungerten) und kamen dann endlich bei der Compañia Strasse an. Zu unserem Pech waren wir etwa 14 Blocks zu weit vorne. Sebnem, die vorher noch ziemlich motiviert und tapfer vor mir stapfte fand das gar nicht lustig und ich war auch schon ganz ausser Atem und verschwitzt. Wir entschieden uns für den Rest der Strecke ein Taxi zu nehmen oder ein Auto zu klauen. Zum Glück für den Camaro an der Ecke kam gleich ein Taxi, welches uns sogar mit dem Surfbrett mitnahm; aber nur weil er nur noch 14 Blocks einer Strasse entlang fahren musste. Wir kamen dann nach einer kurzen Fahrt beim Hostel Americano an und es machte uns gleich einen sehr guten Eindruck. So relaxed, klein und mit super freundlichem Empfang. Wir fühlten uns sogleich sehr wohl. Das Doppelzimmer war geräumig mit sehr schönem Bad. Im hinteren Teil des Hotels befindet sich ein grosszügiger Garten mit Sitzplatz und einem grossen Grill, den ich dann noch persönlich unter Probe stellte. Wir hatten gratis und offiziell WiFi Zugang (für einmal mussten wir es uns nicht erkämpfen) sogar vom Zimmer aus und Zugang zur Küche, falls wir selber kochen wollten; was wir auch mehrmals taten im Verlauf unseres Aufenthalts. Das Frühstück war inbegriffen und wir bezahlten mit USD 32$ etwas mehr, als wir uns mit USD 30$ als Ziel gesetzt hatten, aber das war es uns schon wert.
Da wir schon in Calama ziemlich gefaulenzt hatten, waren wir wieder mit etwas mehr Tatendrang unterwegs. Wir machten uns noch auf eine kleine Erkundungstour und assen im nahegeliegenen Park "Brasil" (einem der unzähligen Parks dieser supergrünen Stadt). Schon auf unserer kleinen Tour um die Häuserblocks sahen wir viele ältere und historische Gebäude. Dummerweise ist keiner von uns eine Historiker noch irgendwie speziell mit Kulturgeschichte bewandert, darum können wir Euch hier nicht näher beschreiben, was für Epochen da genau in diesen Gebäuden zum Vorschein kommen, aber imposant sind sie ohnehin auch für uns Laien.
Die weiteren Tage verbrachten wir mit Wanderungen in der Stadt und etwas ausserhalb der Stadt zwecks aussichtslosen Autokaufs. Jaja, man liest richtig, wir wollten uns ein Auto kaufen und damit den Rest unserer Zeit in Südamerika bis Februar rumsausen. Viele Leute, welche ein Auto in Südamerika gekauft haben zu diesem Zweck, und auch Lonely Planet haben uns empfohlen, den Autokauf möglichst in Chile zu erledigen. Die Angebote sind wirklich verlockend und es gibt überaus viele Autohändler in Santiago, aber schlussendlich fanden wir dann doch nichts in unserer Preisklasse (bis 2000 CHF inkl. Zollpapiere, Zulassung und RUT Gebühr) und es wurde uns zu blöd. Was wir aber hier loswerden möchten, sind zwei Hinweise: Wir dachten, als Schweizer sollte man sicherlich zum Automotriz Suiza fahren und dort werden sie geholfen. Denkste, recht unfreundlich und mit einem bitteren Nachgeschmack hinterlassend wurden wir belehrt. Dafür war die Garage gleich nebenan super freundlich und der Autoverkäufer rief sogar extra die Behörden (in Chile herrscht existenzielle Bürokratie und auch wenn wir ziemlich gut Spanisch sprechen, reicht es für die Landsbürokratie nicht mehr aus) für uns an, um heraus zu finden, wie der Ablauf zur Erlangung einer RUT (eine RUT benötigt man in Chile, sobald man sich zum Beispiel ein Auto oder ein Stück Land kaufen möchte) für Touristen wäre.
Wie gesagt, haben wir uns den Rest der Zeit mit Spaziergängen verbracht. Es gibt so vieles zu sehen in dieser Stadt, alleine alle Parks zu besuchen würde ein paar Tage dauern. Die Stadt ist super grün (ähnlich wie Canberra in Australien), modern und sauber. Im Zentrum der Stadt findet man um die Parlamentsgebäude und den vielen Gerichtsgebäuden noch eine Unzahl an weiteren historischen Gebäuden. Am Sonntag war zudem ein Teil der grossen Strasse im Stadtzentrum auf einem guten Stück gesperrt für die Motion "gesunde Stadt, gesunde Luft". Aktivitäten wie Folklore tanzen, Klettern und die Pfadfinder waren präsent. Zudem kamen wir gerade in den Tagen des wichtigsten Fests der Stadt, dem "Teleton '07". Ein Besuch des Cerro Santa Lucia und des Cerro San Cristobal (Metropolitano) gehört ins Pflichtenheft beim Besuch Santiagos. Vorallem der Cerro Santa Lucia in der Stadtmitte ist einfach nur eine Schönheit mit den wasserfallartigen Springbrunnen und den massiven Bauten darum herum. Antike breite Treppen führen vom Eingang unten in den oberen Teil des Parks auf dem Hügel, vorbei am Wasserfall auf den Aussichtspunkt. Überall liegen grosse Steine oder teile des unterliegenden Felsens wurden freigeschaufelt; schattenspendende Bäume dürfen natürlich nicht fehlen.
Der Cerro San Cristobal Park ist eigentlich ein Konglomerat aus Parkanlagen mit verschiedenen Themata und einem Wald und ist wohl einige Quadratkilometer gross. Auf dem Hügel befinden sich zwei prestigeträchtige alte Bäder. Der Zugang erfolgt über die Hochseilbahn oder mit Taxis zum fixen Preis oder zu Fuss. Wir entschieden uns, die weiter entfernte (6km vom Fuss des Hügels) Badeanstalt zu besuchen und stiegen zusammen mit zwei Lokalen in ein Taxi. Eigentlich wollten wir die Schwebebahn nehmen, aber die war gerade an diesem Tag nicht geöffnet, da sie einen Geburtstag feierten. Als wir oben ankamen war ich schon von der äusseren Architektur des Schwimmbades positiv überrascht. Alles ist aus schönen schwarzen Natursteinen (dummerweise bin ich auch kein Geologe, sonst würde ich schon hinschreiben, was für Steine das sind) gemauert, die Wiese in einem top Zustand, überall Wassersprinkler und im Allgemeinen machte die Anstalt den Anschein einer sehr prunkvollen Privatanlage. Gemäss den Eintrittspreisen und der Tatsache, dass sich vielleicht 7 Leute im Bad befanden, dürfte dies auch der Fall sein. Ein Eintritt pro Person kostet nämlich USD 12$. Das Bad befindet sich wirklich zu oberst auf dem Berg und man hat eine wunderschöne Aussicht auf Santiago. Das Badegelände ist relativ klein, viel mehr als 100 Personen dürften da keinen Platz finden. Es befindet sich ein einziges Becken in der Badeanstalt, welches jedoch sehr zum Baden einlädt. Baden wollte ich auch, aber wir Spassvögel hatten wieder einmal die Badehosen nicht eingepackt; vor allem das wunderschöne Bikini von Sebnem, in welchem sie auf den Galapagos Inseln alle weiblichen Tiere eifersüchtig machte. So entschieden wir uns nach der Besichtigung der Anlage, uns wieder zu Fuss auf den Rückweg zu machen und anstatt dessen die anderen Parkanlagen zu besuchen.
Es ist ein sehr schöner Weg den Hügel hinunter, meist waldig, dünn besiedelt, dafür mit den verschiedensten endemischen Pflanzenarten. Wir besuchten die Parkanlage Jardin Mapulemu, in welcher die Regierung von Santiago versucht gefährdete endemische Pflanzen gezielt wieder zu züchten. Wir staunten nicht schlecht, wie viele medizinische Bäume es alleine in Chile gibt und nahmen vom Molle Baum ein paar Blätter mit, da sie so gut rochen; der Plan war es einen Tee zu kochen. Angeheitert vom Blätterklau eines nicht mehr so gefährdeten Baumes spazierten wir die ganze Anlage hinunter, in der Hoffnung weiter unten auf den japanischen Garten zu treffen. Wir kamen noch bei einem Tümpel mit Gänsen an, wo vor allem eine weisse Gans mich sofort ins Herz geschlossen hatte. Wir rannten ein paar Runden um das Gehege und ich liess mich ein paar Male beissen vom lieben Tier und dann entschieden wir, dass wir die Tiere wieder in Ruhe lassen würden. Irgendwie kam dabei ein spezieller Hunger auf, aber wir wollten ja nicht alles mitnehmen, was im Park so herumschleicht oder wächst.
Was wir jedoch mitnahmen waren die so genannten Ciruelas Früchte (Pflaumen, wie es sich später herausstellte), welche ich per Zufall entdeckte. Wir suchten den japanischen Garten und entschieden uns bei der zentralen Nadelkurve, wo sich dieser befunden hätte, eine grosse Abkürzung über die Böschung auf den weiteren Verlauf der Strasse zu gelangen. Den japanischen Garten verpassten wir vorerst, dafür entschieden wir uns einfach querbeet durch das Gelände zu marschieren. Nicht weit weg von der Strasse im Gebüsch fanden wir nebst den vielen öffentlichen Freilufttoiletten ein paar strauchartige Bäume, welche grüne, leicht gelbliche und einige rote Früchte trugen, ein bisschen grösser als eine Kirsche und etwas kleiner als eine Mirabelle. In Afrika und Asien habe ich gelernt, dass wenn etwas nicht sonderlich grässlich schmeckt, wenn man es in den Mund steckt, dann kann man es höchstwahrscheinlich essen. Ich erweiterte diese Weisheit auf Südamerika und steckte mir so eine Frucht in den Mund. Und zu meinem Erstaunen war sie sehr schmackhaft, süsslich sauer und von hoher Konsistenz, sehr fruchtig und mit einem kleinen harten Kern in der Mitte. Noch bevor wir fertig diskutiert hatten, ob wir vielleicht nur ein paar wenige dieser Früchte essen (in der wirren Hoffnung, dass Magenverstimmungsdauer proportional zur Anzahl gegessener Früchte sei), hatte sich Sebnem schon 3-4 in den Mund geschaufelt J. So fingen wir an, den Baum abzugrasen und bei jeder Frucht schauten wir uns an, und fragten uns, ob sie vielleicht doch schädlich sei. Ich entschied mich, unseren Rucksack mit ein paar Kilo dieser Frucht zu füllen und dann jemanden zu fragen, was es denn wirklich sei. Das taten wir dann auch und liefen wieder zurück auf die Strasse, dieses Mal jedoch um die Nadelkurve herum und trafen alsbald auch auf den kleinen japanischen Garten. Wir schossen ein paar Fotos und machten uns auf den Weg weiter hinunter Richtung alternativen Ausgang. Unterwegs trafen wir einen Parkangestellten, welcher uns freundlicherweise aufklärte bezüglich der Frucht und sich freute, dass wir so viele davon gefunden haben. Er erklärte uns, dass alles im Park von der Regierung bezahlt allen zur Verfügung stehe und wir kein schlechtes Gewissen haben müssen, weil wir einen halben Rucksack voller Früchte mitnahmen; das hatte ich sowieso nicht.
Wir fuhren zurück ins Hotel und kochten uns etwas Feines. Wir kochten eigentlich jeden Tag im Hotel, da es uns um einiges günstiger kam und wir dann auch etwas hatten, das wir gerne assen. Die meisten Leser wissen das vielleicht nicht, aber wir sind hervorragende Küchenmeister J. Eines der Gerichte, welches auf dem folgenden Foto ersichtlich ist, ist an die Anlehnung meiner Kindheit im Sommer im Garten meiner Eltern entstanden. Meine Mutter ist eine hervorragende Köchin verschiedener Gerichte aus unterschiedlichen Ländern, vor allem aber Schweiz, Italien (Sizilien) und China. Mein Vater kocht nicht so oft, aber im Sommer feuert er den Grill an und dann gibt's köstliche Festmahle. Eine typische sizilianische Spezialität, welche wir Kinder oft im Sommer aufgetischt bekamen, ist eine Mischung aus Zucchetti und Kartoffeln, gedünstet mit viel Pfeffer und Zwiebeln in der Bratpfanne. Frisch aus dem Boden des Gartens geschaufelt kann man dieses sehr einfache Gericht an Geschmack nicht mehr überbieten. Dazu gab es meistens in Olivenöl und Knoblauch eingelegte auf dem Feuer "gebratene" und geschälte gelbe und rote Peperoni (Paprika, wie viele Leute auch fälschlicherweise, aus Sicht eines Sizilianers, zu sagen pflegen). Das gab's bei uns auch, denn ich schmiss den Grill an und grillierte zwei Steaks und die Peperoni und Sebnem bereitete einen schmackhaften Tomaten Gurken Salat zu. Die Peperoni benötigen sehr viel Zeit auf dem Feuer, gut eine halbe Stunde. Die äussere Haut der Peperoni muss schwärzlich und voll mit Blasen sein und die Konsistenz in sich zusammen sacken. Dann schält man die Dinger, solange sie noch heiss sind und wirft sie zusammen mit sehr viel in Scheiben geschnittenem Knoblauch und relativ viel Olivenöl in einen Topf. Etwas Salz hinzu und fertig ist die Beilage, welche man gut 2-3 Tage im Kühlschrank aufbewahren kann. Zusätzlich kochten wir uns am Vorabend noch Teigwaren und hatten ein paar gekochte Broccoli übrig. Wir entschieden uns, eine Rahmsauce ("crema de leche", für andere Reisende) mit frischen Champignons zu machen und am Schluss die Broccoli hinzuzufügen. Das gab einen weiteren schmackhaften Teller für uns beide. Und so kochten wir jeden Tag etwas, was auf unserer Wunschliste stand und wir im Restaurant nicht bekommen konnten; zumindest nicht in unserer Preisklasse. In Chile lohnte es sich für uns das erste Mal wirklich selbst zu kochen. Egal wie viel Resten man hat, auf den Preis eines Mahls im Restaurant kommt man nicht. In Bolivien selbst zu kochen, ausser vielleicht einen Salat, ist unserer Meinung nach nicht preisgünstiger.
Wieder einmal waren wir in Aufbruchstimmung und wir wollten eigentlich nach La Serena fahren, wo auch schon Martin war und ein Konzert gegeben hatte. Es gibt in La Serena und in der Umgebung von 30 Kilometer davon gute Surfspots. Nach dem Wellencheck und dem Schock der meteorologischen Verhältnisse und natürlich auch den unglaublich hohen Preisen, entschieden wir uns weiter Richtung Argentinien zu fahren. La Serena und der ganze Küstenabschnitt, welcher gut in einem Tag per Bus erreichbar war, hätte uns mit 15° - 20° Celsius erwartet. Das konnten wir uns beim besten Willen nicht mehr vorstellen, zumal es hier in Santiago de Chile, immer schön um die 30° Celsius war. Wir checkten kurz die Temperaturen und den Wetterbericht einiger Städte in Argentinien und fanden ein Hoch über Mendoza; wie passend, das liegt ja gerade auf dem Weg. Die Temperaturen waren mit 35° Celsius in diesem Gebiet angegeben. So langsam wird es wärmer. Das ist das schöne, wenn man in Zentralafrika reist oder allgemein in der Nähe des Äquators in Afrika, man kann monatelang mit 35°-45° schönem Wetter rechnen und muss nicht frieren.
Wir kauften uns ein Ticket bei der Tour Bus Gesellschaft, welche eigentlich wirklich zu empfehlen ist, und fuhren los Richtung Argentinien. Unser Aufenthalt in Chile war sehr kurz, nur zwei Wochen, aber bedingt durch die hohen Preise und dem suboptimalen Wetter entlang der Küste waren wir gezwungen weiter nach Argentinien zu fahren. Die Fahrt selbst war mit 6 Stunden nach Mendoza eher kurz und schon nach kurzer Zeit kamen wir ins Gespräch mit den sehr interessierten Argentiniern und Chilenen und erzählten ein bisschen von unserer Reise. Der Grenzübergang ist sehr gross und es gibt vermutlich zu keiner Zeit grössere Wartezeite an der Grenze. Was vielleicht erstaunen mag, wenn man diese Strecke einmal selbst fahren möchte, ist die Tatsache, dass der eigentliche Grenzübergang mit den Zöllnern und Polizeibeamten, wo man den Eintritts- und Austrittsstempel kriegt, sehr weit innerhalb argentinischen Territoriums ist. Man passiert die politische Grenze auf einem Pass in den Anden und fährt dann noch gut eine halbe Stunde, bis man beim eigentlichen Grenzübergang mit obligatorischem Stop(p) ankommt.
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