Wir hatten ja schon vom 25. – 28. April 2008 bei Louise & David übernachtet in Devonport. Es stand uns die zweite Begegnung mit der Familie bevor. Devonport ist eine sehr schöne Nachbarschaftsgegend mit charmanten Einwohnern und ist nur 12 Minuten mit der Fähre von der Innenstadt von Auckland entfernt. Diverse Strände sind in wenigen Minuten zu Fuss zu erreichen.
Von der Coromandel Halbinsel zurückgekehrt bekamen wir gleich die Aufgabe, uns um die Kinder zu kümmern und gucken, dass sie rechtzeitig ins Bett gehen. David und Louise wollten sich wieder einmal einen Abend zu zweit gönnen, was bei dem Arbeitspensum der beiden und der Erziehung ihrer fast schon erschreckend gut erzogenen Energiebündel sehr nachzuvollziehen ist. Obwohl wir eigentlich auch ziemlich erschöpft waren, nahmen wir uns dieser Aufgabe sehr gerne an und warfen uns gleich in das Getümmel der Kinder, in der Hoffnung diese mit frischem Wind und Elan so zu ermüden, dass das zu Bett gehen ein "piece of cake" sein würde. Denkste, die einzigen die nach gut zwei Stunden ununterbrochenem Spielen und herumtollen wirklich bettreif waren, waren wir beide. Die Hunde waren mittlerweile auch schon friedlich in ihrer Kiste unter der Treppe ins Schlafzimmer im oberen Stock der O'Briens eingeschlafen. Connor als der Jüngste der Familie, ist natürlich gerade im Alter, wo er es mit jedem neuen Babysitter versucht, die Regeln zu erweitern. Die beiden Mädels halfen uns jedoch sehr tüchtig, den Rabauken still zu legen. Er fand immer wieder eine Ausrede, um aufzustehen und die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Wir hatten alle Hände voll zu tun mit Vorlesen von Geschichten (Dr. Suess, wie so üblich im englischsprachigen Raum). Zudem waren die Gutenachtgeschichten extrem lang und super kompliziert zu lesen. Wer schon einmal Dr. Suess Geschichten vorgelesen hat, weiss was ich meine. Er spielt gerne mit Wortfragmenten und permutiert diese in scheinbar beliebiger Anzahl zu Wortfetzen, welche es noch knapp in den Webster Diktionär schaffen würden; Zungenbrecher pur, aber sehr zeitkritische Geschichten. Ich frage mich, wieso Dr. Suess Geschichten es eigentlich nie so richtig in den deutschsprachigen Raum geschafft haben. Ich kann mich noch gut an die Märchen der Gebrüder Grimm erinnern, welche mir von meinen Eltern erzählt wurden. Mit meiner damaligen Ex-Freundin aus Kanada, welche Kinderpsychologie studiert hatte und sich länger in der Schweiz über die Erziehung, versuchten wir oft Übersetzungen von Dr. Suess zu finden im Orell Füessli, aber niemand kannte die wirklich. Irgendwann taten dann alle so, als ob sie schlafen würden und just in diesem Moment kamen dann auch die Hausherren wieder nach Hause. Sie waren doch etwas müder als sie dachten. Wir waren erleichtert unseren Job wenigstens halbwegs gut erledigt zu haben und fielen todmüde in unser Schlafgemach.
Am nächsten Morgen fing es an wirklich übel kühl zu werden, jedoch war es immer noch sonnig. Einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Auckland ist sicherlich der Sky Tower. Der Sky Tower ist mit seinen 328 Metern ist höher als der Eiffelturm und der Sydney Tower in Australien und somit der grösste Turm in der südlichen Hemisphäre. An einem klaren Tag kann man über 82 km weit sehen. Der Eintritt bzw. um zum Skydeck/Platform zu gelangen muss ein horrender Eintrittspreis entrichtet werden. Es werden von dort auch abendteuerreiche Aktivitäten wie der Sky Jump angeboten. Uns war das alles etwas zu hektisch so gegen die letzten Tage hin in Neuseeland und so müssen wir gestehen, dass wir nicht allzu viel von der sicherlich interessanten Stadt gesehen haben.
Wir haben uns jedoch entschieden in das Kelly Tarlten Antarktis Zentrum zu fahren und uns die Königspinguine anzugucken, da wir im Moment das nötige Geld für eine Reise zum antarktischen Kontinent leider nicht haben. Das Zentrum war sehr interessant und lehrreich und wir bekamen die Pinguine zu Gesicht, bzw. vor die Linse. Leider musste man in so ein dämliches Gefährt steigen, welches einen automatisch durch die Halle mit computerisiert nachgebautem antarktischen Klima transportierte. Raus durfte man nicht und obwohl es mich reizte, befolgte ich die Anweisungen und verliess das Gefährt nicht. Das Problem nämlich war, dass man durch die Scheiben nicht so optimal fotografieren konnte, da sie sichtlich dreckig waren von den vorhergehenden Gästen, die dachten, dass man eine bessere Sicht bekommen würde, wenn man die ganze Scheibe mit Fingerabdrücken voll pflastert. Wir kriegten jedoch eine Art Luke auf und konnten dennoch einige gute Bilder schiessen, dank unserer neuen Canon 40D mit 300mm Linse.
Auf dem Nachhauseweg wurden wir per Funk aus der Schweiz wieder von Markus auf eine neue Mission geschickt. Markus, der sich wirklich bestens in sehr vielen Orten in Neuseeland auskennt und sichtlich auch ein Geniesser ist, gab uns den Auftrag in seinem Namen eine Tiramisutorte zu organisieren, welche er damals bei seinem Besuch den O'Briens vorbeigebracht hatte diese damit entzückte. Er wollte ihnen wieder eine Freude bereiten, was wir wirklich ausserordentlich aufmerksam fanden und ihn somit in seinem Unterfangen gerne unterstützten. Nachdem wir etwas herumgeirrt waren, fanden wir dann die besagte Michel Gourmet-Konditorei, welche es im Übrigen auch in Australien gibt. Wir kauften die lecker aussehende Tiramisutorte und kauften noch einige Zutaten für unser Essen ein, welches wir für die O'Briens kochen wollten. Wieder einmal hatten wir uns entschieden, überbackene Teigwaren zu machen, da wir ja in Taupo den gefrässigen Rastaman und Ex All Blacks Spieler auch zufrieden stellen konnten. Vor allem wenn man für Kinder kocht, weiss man ja nie so recht, ob die dann auch etwas exotisches essen würden und mit Pizza oder Pasta basierten Gerichten gewinnt man praktisch immer. Irgendwie gelang uns das Essen dieses Mal wieder ziemlich gut, was vermutlich auch an dem unglaublich guten Herd lag, den die O'Briens installiert haben. Eine Küchenkombination der Marke Smeg (bitte keine Kommentare unter der Gürtellinie bezüglich des Namens) mit einem äusserst funktionalem Gasherd, welcher professionellen Küchen vermutlich das Wasser reichen könnte. Ich habe mich richtig in diese Küchenmarke verliebt, nicht nur weil sie so intelligente Herde baut, sondern weil das Design sehr schlicht (die Abwaschmaschine ist fast schon futuristisch mit kaum sichtbaren funktionalen Druckknöpfen ohne Beschriftung) gehalten ist, äusserst modern wirkt und die Kombination gut zu reinigen ist.
Das Essen mundete allen und sogar der etwas heiklere Connor verschlang nach anfänglichem Misstrauen zwei Teller, sehr zum Erstaunen seiner Eltern. Und dann kam mit der Tiramisutorte noch den Höhepunkt dieses kulinarischen Wir genossen jeden Bissen dieser wirklich vorzüglich gemachten Torte, obwohl ich zugeben muss, dass sie geschmacklich doch sehr vom traditionellen Tiramisu abweicht. Vielen herzlichen Dank hier nochmals an Markus für die Idee und auch das Sponsern dieses Desserts. Da es auch gleich unser letzter Abend in Neuseeland ist, möchte ich es nicht missen, mich auch im Namen von Sebnem nochmals ganz herzlich bei Markus (dem Basketballtrainer von Sebnem, deren Mannschaft letzte Saison in die zweite Liga aufgestiegen ist) für seine Hilfe, Unterstützung, Begleitung und wertvollen Tip(p)s zu bedanken. Ohne ihn hätten wir wohl einige unnötig zeitintensive Dinge gemacht und hätten kaum die Möglichkeit gehabt so viele Facetten dieses wunderschönen Landes zu sehen. Markus hat uns praktisch tagtäglich begleitet; wir hatten manchmal das Gefühl er hätte sich sogar unserer Zeitzone angepasst :). Wir verstehen jetzt viel besser, weshalb er so fasziniert von diesem Land ist und schliessen uns dieser Faszination uneingeschränkt an. Natürlich müssen wir zugeben, dass wir auch unglaubliches Glück hatten mit dem Wetter hier in Neuseeland um diese Herbstzeit herum; mit wenigen Ausnahmen hatten wir immer wolkenlosen Himmel und Sonnenschein bei angenehmen spätsommerlichen Temperaturen und liefen praktisch immer in den Sandalen und mit T-shirt herum.
Am letzten Tag schlug das Wetter dann wirklich um auf Winter und wir freuten uns in ein paar Stunden auf Fidschi zu landen, wo es sicherlich mindestens 25° Grad sein würde. Den Morgen verbrachten wir noch mit der Familien O'Brien und assen noch zu Mittag mit ihnen, bevor wir uns dann gegen Uhr aufmachten Richtung Flughafen. Der Abschied fiel uns etwas schwer, da wir sehr viel Spass hatten bei der Familie und uns wirklich gut mit ihnen verstanden. Zudem machte sich wieder so eine Art komisches Gefühl bemerkbar. Ein Gefühl, dass nur jemand verstehen kann, der lang gereist ist. Obwohl vor uns die Fidschi Insel lagen (eventuell eine Traumdestination vieler Leute), waren wir nicht sonderlich gerührt von dieser Tatsache, sondern hofften nur darauf, dass wir nicht allzu viele Probleme haben werden eine Unterkunft zu finden, wenn wir wieder einmal spät am Abend ankommen würden.
Die wenigen Bilder (weiss eigentlich nicht einmal so genau wieso) sind hier zu finden: